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2. Parsons

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Vielfach herrscht nun die Vorstellung, die parsonssche Theorie sei diesem Strukturfunktionalismus ohne Schwierigkeiten zuzuordnen. Ich selbst habe es in den 60er-Jahren auch so gesehen. Tatsächlich hat Parsons diese Version jedoch nie wirklich akzeptiert. Er hat sich später, vor allem in den 60er-Jahren, ganz offen vom Strukturfunktionalismus abgewendet und hat seine eigenen Theoriebemühungen davon unterschieden. Aber auch das ist nur begrenzt richtig. Parsons hatte in den späten 40er-Jahren und in der Phase seines Schaffens, die zu dem Buch The Social System (1951) geführt hat, dazu beigetragen, dem Strukturfunktionalismus die theoretische Rechtfertigung zu geben, auch wenn er selbst ihn immer als die »zweitbeste Theorie« charakterisiert hatte. Parsons hatte in Harvard Forschungen angeregt und zum Teil auch in sein eigenes Werk übernommen, die der Frage nach den Bestandsvoraussetzungen sozialer Systeme nachgingen. Er hat sich im Rahmen von strukturfunktionalen Überlegungen bemüht, Probleme der Devianz, der Beschränkungen sozialer Kontrolle, der Wertwidersprüche und so weiter in seine Theorie einzubauen. Er hat also Entscheidendes zur Förderung dieses Strukturfunktionalismus beigetragen. Dennoch ist es, glaube ich, verkehrt, Parsons umstandslos diesem Systemtrend einzuordnen, denn sowohl in seiner Anfangsphase, markiert durch das Buch The Structure of Social Action von 1937, als auch gegenüber der Entwicklung, die in den 50er-Jahren mehr und mehr dominiert, hat Parsons eine unabhängige und eigenartige Version von Systemtheorie entwickelt.

Ich möchte das in einer knappen Skizze versuchen zu zeigen. Man kann das Gesamtwerk von Parsons als einen quasi endlosen Kommentar zu einem einzigen Satz begreifen, und dieser Satz heißt: »Action is system«, Handlung ist System. Ich weiß nicht, ob dieser Satz in den gedruckten Arbeiten von Parsons irgendwo zu finden ist. Ich kenne ihn als eine mündliche Äußerung,1 aber er scheint mir und schien mir immer die Quintessenz der parsonsschen Botschaft zu sein. »Action is system!« In einem beliebten Spiel bittet man Theoretiker, die Quintessenz ihrer Theorie in einem Satz zum Ausdruck zu bringen; wenn Parsons so gefragt worden wäre, hätte er, so verstehe ich ihn, antworten müssen, »Action is system.« Das ist insofern bemerkenswert, als in der nachparsonsianischen Zeit die Handlungstheorie mit Rückgriff auf Max Weber oder auch mit verschiedenen Figuren des rational choice wieder Mode geworden ist und dass sich von dort aus ein Kontrastprogramm zur Systemtheorie entwickelt hat oder auch eine Kontroverse, so als ob Handlungstheorie und Systemtheorie verschiedene, wie man sagt, »Ansätze« seien, die miteinander nicht vereinbart werden könnten. Die Handlungstheorie sei eher subjektorientiert, eher individuumorientiert, eher in der Lage, psychische, auch körperliche Zustände in die Soziologie aufzunehmen, die Systemtheorie hingegen sei eher abstrakt, vielleicht eher in der Lage, Makrostrukturen abzubilden. Die Vorstellung jedenfalls, die von einigen Handlungstheoretikern geäußert wird, ist die, dass Handlung und System unvereinbare Paradigmen sind. Wer immer das behauptet, sollte dazu gebracht werden, Parsons zu lesen. Vielleicht ist das keine endgültige Antwort auf das Problem, denn man kann natürlich die parsonssche Theorie als solche für unakzeptierbar halten und fällt dann und mit dieser Ablehnung zurück auf, sagen wir, Max Weber und ähnliche Grundlagen. Immerhin hat Parsons ganz klar gesehen – und hat versucht, eine Theorie zu entwickeln, die darauf reagiert –, dass man Handlung und System nicht trennen kann oder, anders gesagt, dass Handlung nur als System möglich ist.

Der Ausgangspunkt für diese These war für Parsons zunächst einmal eine Bestandsaufnahme soziologischer Theorie, das heißt der Versuch zu erkennen, ob bei so verschiedenen Klassikern wie etwa Max Weber, Émile Durkheim, Alfred Marshall oder Vilfredo Pareto etwas Gemeinsames zu finden ist. Das Ergebnis war in der Tat, dass die Gemeinsamkeit in Zusammenhängen zwischen Systembildungen, übergreifenden Ordnungen einerseits und Handlungen als basalen Operationen andererseits zu finden sei. Parsons bezieht, wenn man das sehr vergröbert sagen darf, die Handlungskomponente seiner Theorie aus dem Werk von Max Weber und die Systemkomponente seiner Theorie aus dem Werk von Durkheim. Er weist aber zugleich nach, dass Weber Systemkomponenten in sein System aufnehmen musste und andererseits Durkheim nicht umhinkam zu fragen, aus welcher Art von Material denn Gesellschaften gebildet seien. Es gibt endlose Kontroversen darüber, ob diese Interpretation von Klassikern nicht sehr eigenwillig gewesen ist und ob sie den ursprünglichen Autoren wirklich gerecht wird. Darüber kann man streiten, aber das ist mehr oder weniger uninteressant und nur für eine Geschichte der Soziologie interessant. Interessant ist für uns, wie, mit welchem Begriffsapparat, mit welchen begrifflichen und methodischen Bemühungen Parsons erreichen kann, den Eindruck zu erwecken, sagen wir einmal vorsichtig, dass es sich um ein und dieselbe Theorie handelt.

Parsons geht davon aus, dass Handlung, die einzelne Handlung, der unit act, eine emergent property, eine emergente Eigenschaft der Realität schlechthin sei. Dass es, mit anderen Worten, Komponenten gebe, die zusammenkommen müssten, um Handlungen zu ermöglichen. Die Aufgabe des soziologischen Analytikers wäre dann, diese Komponenten zu identifizieren und von dort aus eine analytische Theorie des Handelns zu entwerfen. Parsons spricht von »analytischem Realismus«, und er meint damit, dass insofern ein »Realismus« vorliege, als es um die Emergenz wirklichen Handelns gehe. Es gehe nicht um eine begriffliche Konstruktion, sondern um eine Theorie, die den Bedingungen der Möglichkeit des Handelns Rechnung trage und insofern auf alle Fälle ansprechen könne, in denen Handlung als Handlung vorkommt. »Analytisch« wäre diese Theorie insofern, als sie Komponenten des Zustandekommens von Handlung identifiziert, die nicht ihrerseits wiederum Handlungen sind. Sie zerlegt gewissermaßen das Phänomen Handlung in Einzelelemente, die als solche nicht in die Kette von Handlungen oder in ein System, das aus Handlungen besteht, als eine Minihandlung unter anderen eingefügt werden können.

Die Begriffe, mit denen diese Analyse durchgeführt wird, variieren etwas. Zunächst einmal geht es im Anschluss an eine Bemerkung von Max Weber um die Differenz von Zweck und Mittel: Für ein primäres Handlungsverständnis, nicht für spätere strukturelle und so weiter Analysen ist es nötig, zunächst einmal Zweck und Mittel zu unterscheiden: Wozu setzt ein Handelnder (1) sein Handeln ein, was will er (2) damit erreichen – zwei Komponenten. Das führt aber außerdem auf die Frage, welches Normschema der Wahl von Zwecken und der Zulassung von Mitteln zugrunde liege. Diese Frage war Parsons durch Durkheim diktiert, das heißt durch die Annahme, dass die Gesellschaft primär eine moralische Einheit sei, also nur möglich sei, wenn genügend moralischer Konsens zustande komme könne. Das wiederum heißt, dass sowohl die Wahl der Zwecke als auch die Limitation von Mitteln nicht allein dem Handelnden überlassen bleibe, sondern dass es soziale Vorgaben gebe, etwa die berühmten nichtvertraglichen Grundlagen der Verträge. Eine Gesellschaft ist, bevor jemand in ihr handeln kann, immer schon moralisch oder über Werte oder über normative Symbole integriert. Sie ist anders als System nicht möglich. So jedenfalls dieser Ausgangspunkt von Parsons. Es geht, mit anderen Worten, nicht nur um eine Optimierung des Zweck-Mittel-Verhältnisses, sondern auch um die Bedingungen der Möglichkeit und die Freiheitsgrade, die dem Individuum oder anderen Bereichen einer sozialen Ordnung für ein solches Arrangieren von Zwecken und Mitteln erlaubt sind.

Die Fragestellung, die auf diese Weise in die Theorie eingeht, muss man oder kann man wissenssoziologisch vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise sehen, auf die Parsons mit seiner Theorie reagiert. Parsons hat sich immer sehr betont gegen eine rein utilitaristische Begründung von Soziologie gewandt. Seine Frage war: Mit welchen Werten beschränkt die Gesellschaft die individuelle Wahlfreiheit in der Kombination von Zwecken und Mitteln?

Dies führt nun auf ein weiteres Problem, nämlich die Frage, wie eigentlich der Handelnde selbst, der »actor«, in diesen Kontext der Handlungstheorie eingeht. Wenn man vom Handlungsbegriff ausgeht, würde man annehmen, der Handelnde ist derjenige, der handelt; ohne Handelnde kommt keine Handlung zustande. Handlung ist in gewisser Weise ein Ausdruck einer Äußerung des Willens von Handelnden und insofern subsidiär. Bei Parsons sieht die Sache umgekehrt aus. Parsons stellt sich vor, dass Handlung zustande kommt, wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, also wenn Zwecke und Mittel unterschieden werden können, wenn es kollektive Wertvorgaben gibt und wenn ein »actor« zur Verfügung steht, um die Handlung durchzuführen. Der Handelnde ist nur ein Moment im Zustandekommen von Handlung. Er ist gleichsam akzidentell vorhanden. Es könnte auch jemand anderes diese Handlung durchführen, aber irgendeine Handlungsbereitschaft, irgendeine Konkretisierung von Handlungspotenzial muss in der Gesellschaft vorhanden sein, damit Handlung zustande kommen kann. Es wird also nicht die Handlung dem Handelnden untergeordnet, sondern der Handelnde der Handlung. So weit die Ausgangslage im Buch The Structure of Social Action von 1937.

Parsons hat sich dann als Soziologe in den 40er- und frühen 50er-Jahren zunächst einmal der Theorie sozialer Systeme zugewandt und ist ebendeshalb in die Nähe zum Strukturfunktionalismus geraten, aus der sich seine Theorie nur sehr allmählich wieder freigearbeitet hat, und zwar, wie ich meine, mit einem Rückgriff auf die generelle Vorstellung, »Action is system«. Das Ergebnis liegt in den berühmten und berüchtigten Kreuztabellen vor. Parsons stellt sich vor, dass es vier Komponenten gibt, die zusammenwirken müssen, damit eine Handlung entsteht. Er konstruiert, das ist seine Theorietechnik, diese vier Komponenten durch Kreuzklassifikation, das heißt durch eine Gegenüberstellung von zwei verschiedenen Variablen. Die eine Variablenreihe, das ist in der schematischen Darstellung die Horizontale, unterscheidet »instrumental« und »consummatory«. »Instrumental« bezeichnet die Mittel des Handelns. »Consummatory« bezeichnet den befriedigenden Zustand, der erreicht werden soll, also das Erreichen des Zweckes. Damit ist nicht die bloße Vorstellung eines Zweckes gemeint, sondern konsumatorisch ist das, was eintritt, wenn der Zweck erreicht ist, wenn eine befriedigende Lage, fast sollte man sagen: eine Perfektion des Systems zustande gekommen ist. Die Achse »instrumental«/»consummatory« präsentiert also die Handlungskomponente des Satzes »Action is system«. Die andere, die vertikale Variablenreihe, unterscheidet »external« und »internal«, also die Außenbeziehungen des Systems und die internen strukturellen Gegebenheiten. Das ist die systemtheoretische Seite des Paradigmas »Action is system«.

Wenn man mit diesen Randvariablen eine Kreuztabelle zeichnet, kommen vier Boxen zustande, die von Parsons Namen bekommen. Für diese Benennung gibt es keine deduktive Anweisung, keine klaren methodologischen Richtlinien. Parsons selbst hat in der Anweisung geschwankt, gibt aber auf Anfrage offen zu, dass es nicht um eine logische Deduktion, um ein deduktives Verfahren gehen kann, sondern eher um plausible Benennungen dessen, was letztlich immer verstanden werden muss, wenn man sieht, welche Randvariablen kombiniert werden (Abb. 1).

Bei der Kombination von instrumenteller und externaler Orientierung geht es um das, was Parsons Anpassung nennt, »adaptation«. Das System instrumentalisiert, wenn man so sagen darf, die Außenbeziehungen und versucht, einen Zustand zu erreichen, der als Mittel geeignet ist, befriedigende Verhältnisse zwischen System und Umwelt herzustellen. Im Falle des sozialen Systems ist das für Parsons hauptsächlich die Funktion der Wirtschaft.

Der nächste Fall ist die Kombination von Außenbeziehungen und konsumatorischer Werteverwirklichung. Hier geht es um das, was Parsons »goal attainment« nennt. Es ist wiederum wichtig zu sehen, dass es um einen konsumatorischen Zustand geht, also um das Erreichen der Ziele, nicht nur um die Projektion künftiger Zustände. Während instrumentelle Orientierungen die Zukunft präsentieren, sind konsumatorische Orientierungen gerade gegenwartsbezogen. Handeln muss, anders gesagt, befriedigende Zustände erreichen, oder es unterbleibt. Im Bereich sozialer Systeme wird darin die Funktion von Politik gesehen. Die Politik muss durch ihre Fähigkeit, »to get things done«, wie Parsons sagt, befriedigende Zustände erreichen, oder sie versagt als Politik.

Abbildung 1: Das Handlungssystem im »General Paradigm of the Human Condition«2. A = Adaptation, G = Goal Attainment, I = Integration, L = Latent Pattern Maintenance

Die nächste Box kombiniert »consummatory« und »internal«. Es geht um das Erreichen befriedigender interner Zustände. Dies charakterisiert Parsons als »integration«. Ein System integriert Handeln und damit auch Handelnde, wenn es ihnen befriedigende kombinatorische Möglichkeiten beschafft. Der Begriff »integration« ist in der theoretischen Analyse ziemlich unklar geblieben, und man hat das auch kritisiert. Man hat zum Beispiel unterschieden zwischen der Systemintegration und der sozialen Integration, die Handelnde in das System einführt,3 aber das ist nur eine Kritik der Benennung dieser Boxen. Wenn man sich die theoretische Struktur vor Augen führt, ist klar, dass es in jedem System unter den gegebenen Voraussetzungen einen gegenwärtigen Zustand gibt, der internal realisiert werden muss und als Gegenwart akzeptabel sein muss.

Die letzte kombinatorische Möglichkeit schließlich betrifft »instrumental« versus »internal«. Hier setzt Parsons den merkwürdigen Ausdruck »latent pattern maintenance« ein. Dahinter steht folgende Überlegung: Strukturen müssen dauerhaft verfügbar sein, aber sie werden nicht ständig aktualisiert. Man geht nur hin und wieder zur Bank, um Geld abzuholen. Man liebt nicht unaufhörlich. Man geht nicht immer zur Kirche. Und die Frage ist dann, was inzwischen geschieht oder wie garantiert werden kann, dass Strukturen verfügbar sind und aktiviert, aktualisiert werden können, auch wenn sie in Zwischenphasen latent bleiben. Deshalb das Problem der »latent pattern maintenance«, der Stabilisierung von Strukturen auch im Falle ihrer Nichtbenutzung. Für Parsons charakterisiert dies die Kombination von »internal«, denn es handelt sich um systemeigene Strukturen, und »instrumental«, denn es muss dafür gesorgt werden, dass auch für die Zukunft solche Strukturen verfügbar sind.

Das Ergebnis dieser Überlegung einer Kreuztabelle ist das berühmte »AGIL«-Schema, das Vier-Funktionen-Schema, bestehend aus »adaption« (A), »goal attainment« (G), »integration« (I) und »latent pattern maintenance« (L). Parsons insistiert ganz obstinat, dass es nur diese vier Funktionen geben kann und dass dieses Schema eine Gesamtrepräsentation der Handlungsmöglichkeiten des Handlungssystems erlaubt und dass alles Weitere eine Artikulation dieses Vierersatzes ist. In Spätphasen seines Werkes meint er sogar, dass die Kreuztabelle die »human condition«, die menschliche Situierung in der Welt überhaupt, charakterisieren könne.

Dieses AGIL-Schema ist mithin der parsonssche Kommentar zu der Devise »Action is system« oder die parsonssche Implementation eines Theorieprogramms, das unter diesem Namen vorgestellt werden könnte. Die Theorietechnik ist mithin eine Technik der Kreuztabellierung, eine Technik, die bewusst benutzt wird, um die Geschlossenheit eines Kombinationsraumes zu charakterisieren. Das Schema dieser Technik stellt sicher, dass man nichts übersieht, sondern immer fragen muss, was mit der vierten Box geschieht oder was in der zweiten Box der Fall ist.

Diese Vollständigkeitsgarantie scheint für Parsons in gewisser Weise den Universalitätsanspruch seiner Theorie zu dokumentieren. Wenn alles berücksichtigt worden ist, was für das Zustandekommen von Handlung nötig ist, dann ist eben damit Vollständigkeit und eben damit Universalität der Theorie garantiert. Dann muss alles und kann alles, was über Handlung zu sagen ist, in diese Theorie eingebaut werden. Darin liegt dann in der Tat die Mentalität von Parsons: zu sehen, wie er Anregungen, die er von außen bekommt, in seinem Schema der vier Boxen, der vier Kästchen, unterbringen kann, wie er sie entweder auf die eine oder die andere Funktion verteilen kann.

Wenn wir diese Eigentümlichkeit beachten, können wir sehen, dass Parsons einer der großen Theoriearchitekten ist, der ein eigentümliches Konstruktionsmuster ausprobiert und dann sichtbar machen kann, was man mit diesem Theoriemuster erreicht, wie das Design einer bestimmten Theorie sich auswirkt und wie es mit anderen Theoriemustern, etwa mit einer dialektischen Theorie, kontrastiert. Insofern verdankt man Parsons die Sichtbarkeit einer bestimmten Theoriearchitektur. Und Sichtbarkeit heißt natürlich immer auch, dass man die Möglichkeit erkennt, sie zu kritisieren und zu beurteilen, wie weit man damit kommt und was man damit nicht leisten kann. Es geht, könnte man auch sagen, um einen logischen Raum von Möglichkeiten. Und die Frage ist dann, was uns garantiert, dass alle diese Möglichkeiten auch tatsächlich benutzt werden, dass alle diese Plätze, die das Schema bereitstellt, auch in der Realität besetzt sind. Diese Frage wird noch dringlicher, wenn man sieht, wie das Schema detailliert wird und wie aus vier Boxen sechzehn Boxen und so weiter werden, je nachdem, wie man das System unterteilt. Für Parsons stellt sich diese Frage aber nicht, weil er davon ausgeht, dass immer dann, wenn Handlung zustande kommt, alle diese Boxen besetzt sein müssen. Das eben ist analytischer Realismus, das heißt Realismus in dem Sinne, dass die Theorie zeigt, dass Handlung anders nicht möglich ist.

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