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Kapitel 3

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Ayden konnte noch immer nicht fassen, dass es nun soweit war. Dass der Tag gekommen war, an dem er Vincent erneut gegenübertreten würde. Vincent, der Aydens Mutter über Jahre gefangen gehalten und Experimente an ihr durchgeführt hatte. Ayden hatte die letzten Wochen über öfter zu seiner Mutter gesprochen und ihr versichert, dass es ihm gut ging, er sie vermisste und alles daransetzen würde, sie zu finden. Dass Vincent ihre beste Chance war, dieses Versprechen auch zu halten, lag ihm schwer im Magen. Aber ohne Vincents Antworten zu ihren zahlreichen Fragen, standen sie bei null.

Und so kam es schließlich dazu, dass Nathan und Ayden am heutigen Abend an Vincents Anwesen vorfuhren. Der runde Vorplatz mit einem quadratischen Brunnen in der Mitte war schwarz gepflastert, wodurch die strahlend weiße Hauswand noch mehr zur Geltung kam. Das dreistöckige Gebäude war viel zu groß für eine Person, aber nachdem Ayden Vincent kennengelernt hatte, kam es ihm nicht so vor, als würde Vincent das in irgendeiner Weise interessieren.

Vincents Zuhause schrie Protz. Es lag auf einer Anhöhe, die auf das Haus zuführende lange, serpentinenartig verlaufende Zufahrt geschmückt von Zypressen. Vom Rondell aus führten breite Marmortreppen mit weißem Geländer zur überdimensional großen, hölzernen Haustür. Die vielen bodenlangen, rahmenlosen Fenster verhinderten nur durch Gardinen den direkten Einblick ins Innere.

Von den Balkonen, welche die oberen zwei Stockwerke komplett umschlossen, hingen unzählige Kletterpflanzen zu Boden hinab wie grüne Vorhänge. Das gesamte Gebäude war umgeben von Hecken, Büschen, Bäumen und anderen Pflanzen, die das moderne, fast sterile Äußere etwas ausglichen. Weil es mittlerweile dämmerte, erstrahlten die Auffahrt, der Vorplatz und auch das Haus durch im Boden platzierte Spots in hellem Licht. Ayden musste gestehen, dass Vincent keinen schlechten Geschmack hatte. Das moderne, verglaste Haus fügte sich perfekt in die Natur ein, stach aber trotzdem noch als Unikat heraus.

Nachdem Nathan vom Motorrad abgestiegen war, hängte er seinen Helm über den Motorradlenker und nahm Ayden bei der Hand. »Bist du bereit?«, fragte Nathan und verschränkte ihre Finger ineinander.

»Ich denke schon, ja«, antwortete Ayden nickend und stieg mit Nathan die Treppen zur Haustür empor. Nathan klingelte und keine drei Sekunden später öffnete sich die breite Haustür nach innen. Vor ihnen stand aber nicht Vincent.

»Einen schönen guten Abend, Herr Pierce. Ihr Bruder möchte Sie gerne auf der Terrasse empfangen. Wenn Sie mir bitte folgen würden?« Ein Angestellter, angezogen wie ein vornehmer Butler, bat sie herein und deutete ihnen, mitzukommen.

»Dieses dekadente Arschloch«, flüsterte Nathan augenrollend, woraufhin Ayden nur belustigt den Kopf schüttelte. Während sie die drei Stockwerke hohe Galerie durchquerten, sah Ayden sich unauffällig um. Das Foyer war geräumig, da es bis unters Dach reichte und als direkter Durchgang zur Terrasse diente. Ein bisschen Dekoration, warm leuchtende Lichtquellen und ein handgeknüpfter, beigefarbener Teppich auf den weißen Fliesen. Die Einrichtung ließ keine Rückschlüsse auf Vincent ziehen. Es sah aus wie das typische Kataloghaus.

Die gewaltige Front zur Terrasse war lückenlos verglast und ließ einen weiten Blick auf die tausenden, flimmernden Lichter der nächstgelegenen Stadt zu. Die automatisierte Glastür vor ihnen öffnete sich, woraufhin sie zu Vincent auf die Terrasse traten. Vincent stand mit dem Rücken zu ihnen auf den beigefarbenen Marmorfliesen vor einem langgezogenen Infinity-Pool. Das Licht im Pool ließ diesen hell schimmern und strahlte eine geradezu unpassend beruhigende Atmosphäre aus.

Vincent trug eine Anzughose und ein weißes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellenbogen zurückgekrempelt hatte. Dazu die Lackschuhe, die er auch schon bei seiner ersten Begegnung mit Ayden getragen hatte. Mit einer Zigarette in der Hand drehte Vincent sich zu ihnen um, die Finger geschmückt von mehreren Ringen und sein Handgelenk von einer silbernen Armbanduhr. Vincent breitete in einer mehr oder weniger willkommen heißenden Geste die Arme dramatisch zu den Seiten hin aus.

»Na da seid ihr ja! Schön, dass ihr gekommen seid!«, tönte Vincent und zog wieder an seiner Zigarette, als er merkte, dass weder Nathan noch Ayden einen Schritt auf ihn zumachten. »Und, Nate? Was sagst du? Du hast mein neues Haus ja noch gar nicht gesehen!«

»Können wir den ganzen Small-Talk bitte einfach überspringen?«, seufzte Nathan angestrengt und fuhr sich ungeduldig durch die Haare. »Du weißt, dass wir nicht hier wären, wenn wir es hätten vermeiden können. Wir haben Fragen, du hast Antworten und bekommst dafür unsere Hilfe. Das ist der Deal.«

»Deine Arme sind ziemlich schnell verheilt«, rutschte es Ayden heraus, während er Vincent gründlich musterte.

»Das stimmt. Phönix sei Dank.« Vincent ging ein paar Schritte auf Ayden zu und blieb erst kurz vor ihm stehen. Ayden verlagerte sein Gewicht auf ein Bein und verschränkte die Arme voreinander. Er merkte sofort, wie Nathan neben ihm direkt ein paar Zentimeter größer wurde und sich dessen Muskeln reflexartig anspannten, was auch Vincent nicht entgangen war. »Ganz ruhig, Nate. Wie du sagtest. Wir haben einen Deal und zu dem gehört auch, dass ich ihm nichts antun werde.«

»Sehe ich so aus, als würde ich dir auch nur ansatzweise über den Weg trauen?« Nathan legte den Arm um Aydens Taille und zog ihn an sich.

»Was bleibt dir anderes übrig?« Vincent stellte sich nun aufrecht vor Nathan und platzierte seine Hand auf Nathans Schulter. »Wir wollen dasselbe, nämlich das Portal öffnen. Wenn ich euch hätte umbringen wollen, hätte ich das mit der Hilfe unserer Eltern bereits getan, glaub mir. Ich habe dich nie ernsthaft verletzt oder dich für meine Forschung benutzt. Und weißt du, wieso?« Vincent intensivierte den Druck auf Nathans Schulter. »Weil du mein Bruder bist.«

»Spar dir diesen sentimentalen Schwachsinn. Wir wissen beide, dass das mit Sicherheit nicht der Grund ist. Geschwisterliebe war bei uns scheinbar zu keinem Zeitpunkt vorhanden, auch wenn ich in unserer Kindheit noch davon ausgegangen bin.« Nathan schüttelte Vincents Hand ab und rempelte seinen Bruder an, als er an ihm vorbei ging. Vincents Blick folgte ihm interessiert, bis Nathan am Rande des Pools stehenblieb. »Du hasst mich so sehr, wie ich dich hasse. Das ist das einzige Gefühl, was uns in irgendeiner Weise verbindet. Hass.«

Vincent zog erneut an seiner Zigarette und blies den Rauch in die kühle Abendluft. »Ich weiß, dass das für dich den Anschein macht. Wir hatten nie dieselben Ziele und auch die Methoden, mit denen wir unsere Ziele erreichen, unterscheiden sich immens. Aber als wir noch klein waren, habe ich mich um dich gekümmert. Ich habe dich zugedeckt, bei dir geschlafen, wenn du einen Albtraum hattest und ich habe dir den verdammten Löffel in den Mund gesteckt und dich gefüttert.«

»Du hast mir alles im Gesicht verteilt.«

»Ich bin ja auch nicht dafür zuständig, dir beizubringen, wie man richtig isst!«, entgegnete Vincent empört.

Unbewusst fing Ayden an zu schmunzeln. In diesem Moment blendete er unwillkürlich aus, was Vincent für ein Mensch war. Zu was er fähig war. In diesem Moment hörten sie sich wahrhaftig an wie Geschwister. In diesem Moment wirkte alles ein bisschen normal.

»Okay, lass es mich so sagen, Vince. Wir waren Geschwister, bis du angefangen hast einen Höhenflug nach dem anderen zu bekommen und so zu denken, wie es ein narzisstischer Psychopath tun würde. Du hast mit zwanzig Jahren Aydens Mutter angegriffen, mich in dem Glauben gelassen, sie wäre tot und sie verschissene sieben Jahre lang gefoltert. Du hast Experimente an Menschen und Tieren durchgeführt, weil du dein sogenanntes Ziel verfolgst. Weil du zu Höherem bestimmt bist.« Mit einem gereizten Unterton äffte Nathan Vincent nach und schüttelte den Kopf. »Ich hätte immer gerne einen normalen Bruder gehabt. Ich hasse das Wort „normal“, aber hier passt es. Alles wäre normaler gewesen als das, was du für richtig hältst. Du kannst sagen, was du willst. Dass du dich um mich gekümmert hast, mich nicht abgrundtief hasst. Aber all das ist egal, weil ich dich ohne zu zögern in deiner Arena getötet hätte, wenn Ayden es von mir verlangt hätte.«

»Hättest du nicht«, erwiderte Vincent unbeeindruckt.

»Wie bitte?« Nathan ballte seine Fäuste und ging langsam auf Vincent zu.

»Du hättest es nicht getan. Weil du nicht so bist.« Ayden wollte nichts weniger, als Vincent zuzustimmen. Aber hierbei hatte er recht. Nathan hatte in der Arena zwar so ausgesehen, als würde ihn nichts zurückhalten können, aber dass Nathan Vincent am Ende wirklich getötet hätte, bezweifelte mittlerweile auch Ayden. Nathan war kein rachsüchtiger Mensch und so sehr er seinen Bruder wohl verabscheute; Mord war eine Liga, in der Nathan nicht mitspielte. Und das konnte Ayden ihm nicht verübeln. »Nate, wir sind in zwei verschiedene Richtungen abgedriftet. Aber ich weiß, dass du kein schlechter Mensch bist.«

Nathan packte Vincent ohne Vorwarnung am Hemdkragen und zog ihn zu sich. »Du kennst mich nicht, also hör auf so über mich zu sprechen, als würdest du es tun! Du hattest nie ein nettes Wort für mich übrig, also fang jetzt nicht damit an! In der Arena hast du mir noch gesagt, du würdest mich töten, wenn ich mich dir nicht anschließe. Du hast mich verspottet, weil ich Yuki nicht retten konnte. Du hast gesagt, du würdest zur Not mit unseren Eltern gegen uns kämpfen. Du hast deine Experimente auf mich und Ayden losgelassen. Und du warst dir so sicher, dass Ayden mich aufgrund unserer Vergangenheit verlassen würde und doch ist er bei mir geblieben. Du kennst uns kein bisschen, Vincent.«

»Ich habe gesagt, dass du nicht lebend rauskommst, Nate. Nicht, dass ich dich töten würde«, korrigierte Vincent ihn, während er seine Handflächen defensiv in die Höhe hielt.

»Was macht das bitte für einen Unterschied?«, fuhr Nathan seinen Bruder aufgebracht an. »Schön, du würdest dir deine eigenen Finger nicht schmutzig machen, das war anzunehmen. Auftragsmord ist deshalb aber trotzdem Mord.«

»Meine Güte, Nate.« Vincent schubste Nathan von sich und zupfte seinen Hemdkragen zurecht. »Ich hatte zu keinem Zeitpunkt vor, euch zu töten. Vielleicht war ich zu naiv, zu denken, dass du mir vielleicht wirklich freiwillig helfen würdest und habe deshalb diesen Satz gesagt. Natürlich war mir klar, dass dich Nummer 4 und 7 nicht lange aufhalten würden, sie waren ja nicht auf Feuer trainiert. Wäre Yuki nicht auf den Wolf losgegangen, wäre sie auch nicht gestorben.«

Abrupt hob Ayden seinen Kopf und sah Vincent, welcher neben ihm stand, fassungslos an. Ohne ein Wort zu sagen oder es anderweitig anzukündigen, erschuf Ayden einen spitzen Eiszapfen und ließ diesen blitzschnell in Vincents Richtung schießen. Bevor Vincent überhaupt reagieren konnte, vibrierte das Stück Eis zwischen seinen Augen schon gefährlich, keinen Zentimeter davon entfernt, Vincents Schädel zu durchbohren. »Sag noch ein einziges Mal, dass meine Mutter selbst schuld an ihrem Tod hat und ich bringe dich auf der Stelle um«, fauchte Ayden. »Ich ziehe das durch, glaub mir.«

»Dir ist bewusst, dass du sie dann nie wiedersiehst?«, antwortete Vincent, der trotz seiner überheblichen Art aber längst nicht mehr so souverän wirkte, wie noch vor ein paar Sekunden. Ayden ließ die Spitze des frostigen Pfeils noch stärker erzittern, begleitet von einem beunruhigenden Klimpern, woraufhin Vincent mit erhobenen Händen schnell einen Ausfallschritt zur Seite machte. »Ist okay, beruhig dich.«

»Ich fange jetzt mit den Fragen an, dass ich dich nicht länger ertragen muss, als es nötig ist.«

»Liebend gerne. Das Essen braucht noch etwas, wollen wir uns in der Zwischenzeit dort hinsetzen?« Vincent deutete auf ein großes Rechteck im Marmorboden der Terrasse, in dem sich ein im Boden eingelassenes, großes Sofa befand, dessen Lehne bündig mit der Oberfläche der Terrasse abschloss. »Das Gespräch könnte länger dauern, als ihr denkt.«

Nathan und Ayden folgten Vincent widerwillig zur Liegelandschaft und setzten sich ihm gegenüber auf die weichen Polster. In der Mitte befand sich in einem rechteckigen, länglichen Block ein Lagerfeuer, das Vincent mit einer gekonnten Handbewegung entfachte und seinen Zigarettenstummel darin entsorgte. Vincent breitete seine Arme über die Sofalehnen aus, überschlug die Beine und blickte sie beide durchs lodernde und knisternde Feuer hindurch an. »Schieß los, was möchtest du wissen?«

»Wie lange bist du schon hinter deinen sogenannten Zielen her? Und wie kamst du auf die Idee, meine Mutter anzugreifen und für Experimente zu benutzen?« Ayden saß etwas zusammengekauert zwischen Nathans Beinen, während Nathan die Arme um ihn geschlungen hatte.

»Seit zehn Jahren interessiere ich mich für die Geschichte der Gestaltwandler und habe deshalb auch nach Hinweisen gesucht, die unsere Existenz in irgendeiner Weise beweisen und erklären könnten. Ich habe damals von einer anderen Gestaltwandlerin Wind bekommen. Sie hat mir von den Portalen erzählt und meinte, dass ihre Mutter, als diese verstarb, durch ein Portal verschwunden ist. Und sie weiß auch, dass es möglich ist, als Sterblicher durch die Welten zu wandeln.«

»Woher sollte sie das wissen?«, fragte Nathan verwundert.

»Weil ihre Mutter das vor ihrem Tod getan hat, um ihren Mann zu besuchen. Ihre Mutter hat ihr am Sterbebett anvertraut, dass jeder Gestaltwandler in der Lage dazu sei, ein Portal zu öffnen, nachdem er einen Portalstein erschaffen hatte. Anscheinend kam sie aber nicht mehr dazu, zu sagen, wie man diesen Portalstein erschaffen kann«, seufzte Vincent.

»Bist du dir sicher, dass sie es dir vielleicht einfach nur nicht sagt?«, fragte Nathan skeptisch. »Wie dämlich ist das denn? Warum hat sie ihre Tochter nicht früher eingeweiht und ihr damit ermöglicht, ihren Vater auch zu besuchen? Sorry Vincent, aber du klingst wirklich extrem naiv.«

»Meinst du, diese Fragen habe ich ihr nicht gestellt?«, keifte Vincent zurück. »Sie hatte selbst keine Antwort darauf. Natürlich frage ich mich, warum sie ihr erst am Sterbebett dieses Geheimnis anvertraut hat. Und ja, mir ist bewusst, dass es ein verdammt bescheuerter Zufall ist, dass sie die wichtigste Information nicht übermitteln konnte. Aber meine Bekannte klang extrem verzweifelt und ich bin mir sicher, dass die Infos, die wir haben, trotzdem stimmen.« Vincent wandte seinen Blick von Nathan ab und stattdessen Ayden zu. »Und um auf die Frage zurückzukommen, wie ich auf deine Mutter gestoßen bin. Ich wusste von euch, seit Nathan euch das erste Mal beobachtet hat.«

»Bitte was?« Nathans Muskeln verkrampften sich schlagartig, wodurch er Ayden vor sich fast erdrückte.

»Ich habe dich verfolgen lassen, unseren Eltern aber nie etwas davon erzählt. Nach ein, zwei Jahren wurde mir dann klar, dass das meine einzige Chance ist. Ich konnte nicht mehr länger warten und habe unsere Eltern vom militärischen Vorteil überzeugt, den Gestaltwandler als Waffen haben könnten, und sie waren sofort Feuer und Flamme. Es hat sie kein bisschen tangiert, wie viel der Bau des neuen Gebäudes kosten sollte. Ich hatte völlig freie Hand und durfte alles planen und umsetzen.« Vincent konnte sich ein müdes Lachen nicht verkneifen. »Und da ich meine Informantin nicht für meine Experimente nutzen konnte, aber zu diesem Zeitpunkt keine anderen Gestaltwandler in der Hinterhand hatte, blieben mir nur die Füchse. Es waren ja die einzigen, von denen ich sonst noch wusste.«

»Warum, Vincent? Du hast dann ja wohl auch gesehen, dass ich sie gerne beobachtet habe.«

»Nein.« Vincent schüttelte den Kopf. »Du wurdest beschattet, aber ich habe nur übermittelt bekommen, dass du sie beobachtest. Was deine Beweggründe waren, war mir nicht klar und zu diesem Zeitpunkt auch egal. Als ich Aydens Mutter schon attackiert hatte, habe ich erst realisiert, dass du ihnen zu Hilfe kommen wolltest. Ich fand es besser, dich in dem Glauben zu lassen, sie sei tot, als dir die Wahrheit zu sagen. Ich wusste dann ja, dass du nicht gutheißen würdest, was ich vorhatte.«

»Das war's dir wirklich wert?«, fragte Nathan ungläubig. Der Schmerz über den Verrat seines Bruders zeichnete sich auf Nathans Gesicht deutlich ab. »Ich bin ausgezogen, weil ich dir nicht mehr in die Augen sehen konnte! Du hast Aydens Mutter sieben Jahre lang dort festgehalten, seinen Vater herangekarrt und sie foltern lassen. Wofür? Um am Ende ein paar Experimente heranzuzüchten, die ich mit einem Fingerschnipsen töte? Das war dein Masterplan?«

Vincent stieß einen tiefen Seufzer aus und lehnte sich nach vorne. Seine Ellenbogen ruhten auf seinen Knien, während er sprach. »Nein, das war nicht mein Masterplan. Es war aber gut zu sehen, wie stark du mittlerweile bist. Die Experimente waren nie dazu da, gegen dich zu kämpfen, sondern um Aydens Mutter zu stärken.«

»Willst du mich verarschen?«, knurrte Ayden Vincent an. »Meine Mom war halb tot, als ich sie gefunden habe! Du tust gerade so, als hättest du gute Intentionen gehabt, obwohl du einfach nur ein abscheuliches, menschenverachtendes Arschloch bist!«

»Sie wollte ja nicht kooperieren!«, brüllte Vincent zurück, fing sich aber nach einem tiefen Atemzug schnell wieder. »Sie wollte nicht essen und war kein Stück dazu bereit, mit mir zusammenzuarbeiten. Ich konnte sie aber natürlich auch nicht mehr freilassen. Ich dachte, dass dein Vater eine Hilfe für sie wäre, aber er hat alles nur schlimmer gemacht.« Vincent fuhr sich mit seinen Fingern durch die zurückgegelten, schwarzen Haare und ließ sich gegen die Rückenlehne fallen. »Er hat nichts von meinen Plänen gewusst, sondern dachte, wie unsere Eltern auch, dass wir die Kräfte extrahieren, um Waffen daraus zu machen. Deshalb entstanden überhaupt erst Nummer 4 und 7. Er war begeistert von der Idee, deiner Mutter die Kräfte zu entziehen und ich dachte, dass es besser wäre, jemanden mit ihr arbeiten zu lassen, den sie kannte. Mir gegenüber hat sie sich ja nur verschlossen.«

»Vincent, du klingst gerade wirklich nicht wie ein besonders intelligentes Mastermind«, warf Nathan schließlich ein. »Wer würde es denn gut finden, vom eigenen Ehemann tagtäglich gefoltert und als Monster beschimpft zu werden? Du kannst mir doch nicht sagen, dass du bei ihrer ersten Begegnung nicht gemerkt hast, dass sie sich sicherlich nicht freut, ihn zu sehen.«

»Ja, das habe ich gemerkt. Ich habe ihn trotzdem dortbehalten, weil ich ihn sonst entweder hätte töten müssen, weil er zu viel wusste, oder andererseits die Gefahr bestanden hätte, dass er nach Ayden sucht, um ihn zu mir zu bringen. Ich habe ihm zwar erzählt, dass Ayden sich in unserem Umfeld rumtreibt, aber hatte dadurch auch die Kontrolle darüber, ob er dich auf eigene Faust sucht, oder nicht. Ich habe ihn glauben lassen, dass ich Ayden zu ihm bringen würde. Glaub mir, Nate, ich habe Ayden damals selbst nicht mehr gesucht. Ich hätte ihn zwar gut gebrauchen können, aber mir hat es schon gereicht, wegen Yuki von dir gehasst zu werden. Als du damals zu Asche zerfallen bist, ist mir ja klar geworden, dass du eine Bindung zu ihnen aufgebaut hattest. Ich verfolge mein Ziel, ich habe Yuki und auch andere Tiere benutzt und ich habe dich nicht so behandelt, wie es ein Bruder tun sollte. Und ich denke, daran wird sich in der Zukunft nicht wirklich viel ändern. Ich habe dich nie in diese Dinge eingeweiht, weil ich weiß, dass du nicht bist wie ich. Du denkst nicht wie ich und das ist gut so. Es ändert aber nichts an meiner Sicht auf die Welt.«

»Warum hast du mir dann die Wahrheit über Nate gesagt?«, wollte Ayden von Vincent wissen. »Warum bist du gekommen und hast es mir erzählt, wenn du mich doch eigentlich in Ruhe lassen wolltest? Warum hast du Kyla überhaupt dazu gebracht, dir von mir zu erzählen?«

»Weil unsere Eltern dich sonst vielleicht vor mir gefunden hätten«, antwortete Vincent und setzte sich dann aufrecht hin, da drei Angestellte mit großen, silbernen Tabletts, die sie auf ihren Händen balancierten, auf sie zusteuerten. Die länglichen Servierplatten wurden rund um das Lagerfeuer herum platziert, dass jeder von ihnen Zugriff darauf hatte. Obwohl Ayden eigentlich seinem Hunger und Durst nicht hatte nachgeben wollen, nickte er schließlich, als ihm ein Butler ein Glas Wasser anbot und griff nach einer der Schnitten auf dem Teller, um sie sich direkt in den Mund zu schieben. Eine zweite Portion bot er Nathan an, der allerdings den Kopf schüttelte, woraufhin Ayden das Brot selbst aß. Als die Angestellten den Außenbereich wieder verlassen hatten, sprach Vincent weiter. »Ich hatte gehofft, du würdest freiwillig zu mir kommen. Das, was ich Kyla versprochen hatte, war keine Lüge. Ich wollte dich aus der Stadt schaffen.«

»Wieso?« Nathan strich Ayden durch die Haare und drückte ihn daraufhin wieder fest an sich. Fast so, als hätte er Angst davor, dass Vincent ihm Ayden jede Sekunde entreißen wollen würde.

»Weil ihr keine Zukunft habt. Beziehungsweise, weil ich keine gute für euch gesehen habe. Irgendwann wäre das alles mit euch sowieso rausgekommen. Ich war der Einzige, der Gespräche mit deinem Vater geführt hat, Ayden. Ich war es auch, der deinen Namen und deine Erscheinung vor unseren Eltern geheim halten konnte. Aber als ich erfahren habe, dass zwischen euch nun wirklich etwas läuft, wurde mir die Sache zu heiß.« Vincent nahm einen Schluck Wein aus seinem Glas und schwenkte es in seiner Hand umher. »Ich dachte wirklich, dass ihr leichter zu beeinflussen wärt und der Vertrauensbruch reichen würde, um euch auseinanderzubringen. Weil es besser für euch gewesen wäre.« Ayden drehte sich mit dem Kopf zu Nathan um, der Vincent mit kaum merklich glasigen Augen ansah, aber kein Wort hervorbrachte. »Mom hat mich vorhin angerufen und gemeint, dass du verlobt wärst und ist ziemlich ausgerastet. Ausrasten ist allerdings wirklich untertrieben. Ich glaube, sie war beim Telefonat schon dabei, dich zu enterben, wenn das nicht sowieso schon längst passiert ist. Am Ende ist ihre Temperatur so rasant angestiegen, dass ihr Handy den Geist aufgegeben hat.«

»Und was denkst du?«, fragte Nathan schließlich.

»Ist meine Meinung hierbei wirklich wichtig?«, entgegnete Vincent mit hochgezogener Augenbraue. »Du weißt, wie ich denke. Ich halte nichts von Beziehungen. Am Ende ist ein Partner nur eine Schwäche. Ein Anhängsel, das einen selbst verwundbarer macht. Warum sollte ich mich durch so etwas Triviales schwächer machen lassen, als ich es in Wirklichkeit bin?«

»Weil man dadurch nicht schwächer, sondern stärker wird«, erwiderte Ayden, während er mit seiner Fingerkuppe über jeden einzelnen Knöchel an Nathans Hand fuhr. »Weil man für den anderen automatisch mehr gibt, als man für sein eigenes Leben geben würde. Und wenn das beide für den anderen machen, ist man zusammen, aber auch jeder für sich stärker, als man es zuvor alleine war.« Nathan drückte Ayden fest und setzte ihm von hinten einen Kuss auf die Wange. Vincent starrte währenddessen in sein Weinglas und schwenkte noch immer die blutrote Flüssigkeit darin umher.

»Da mag was dran sein, ja. Für mich bleibt es trotzdem eine Art der Schwäche.« Vincent sah wieder auf und warf ihnen einen Blick zu, in dem keinerlei negative Emotion lag, sondern nahezu beängstigende Aufrichtigkeit. »Ich für meinen Teil wünsche euch trotzdem alles Gute zur Verlobung und wenn ich ganz ehrlich sein soll, glaube ich auch, dass das zwischen euch hält. Obwohl euch bewusst sein sollte, dass unsere Eltern alles daransetzen werden, um das zu ändern.«

»Das werden sie nicht schaffen«, entgegnete Nathan bestimmt. »Mich haben die Frauen, die ihr mir vorgesetzt habt, noch nie interessiert. Wenn du jetzt sagst, dass dir das noch nicht aufgefallen ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter.«

»Blöd bin ich auch nicht, Nate. Natürlich ist mir das aufgefallen«, lachte Vincent. Sein Lachen klang nicht mehr so verbittert und böse, sondern überraschenderweise ein wenig gelöster. Ausgelassener. »Aber hätte ich da nicht mitgemacht, wäre meine Deckung irgendwann aufgeflogen. Ich weiß, du glaubst es mir immer noch nicht, aber ich wollte dich schützen. Es war und ist in Ordnung für mich, dass du mich verabscheust, aber deshalb verabscheue ich dich noch lange nicht. Ich werde auch am Wochenende auf der Gala den ekelhaften Bruder mimen, der dich zur Schnecke macht, weil das nun mal mein Image ist.« Vincent zuckte mit den Achseln und lehnte sich vor, um nach etwas zu essen zu greifen.

»Warum? Was wäre so schlimm daran, ein einziges Mal menschlich zu handeln?«

»Schlimm wäre es vielleicht nicht, aber unglaubwürdig.« Nachdem Vincent heruntergekaut hatte, putzte er sich die Finger an einem weißen Stofftuch ab und legte es bei Seite. »Wenn ich eure Beziehung öffentlich akzeptieren würde, würden unsere Eltern Fragen stellen, und das können wir alle nicht gebrauchen. Ich habe kein Herz für Fremde oder die Weltbevölkerung. Aber für meine Familie. Die Menschen, die mir wichtig sind. Ich würde euch und euren Freunden nichts antun. Nicht nur weil wir einen Deal haben. Ich hätte euch auch so in Ruhe gelassen. Aber ihr wisst, dass ich andere Ziele habe, sobald das Rätsel um die Portale gelöst ist. Ihr könnt euch trotzdem sicher sein, dass eurem engsten Kreis nichts zustoßen wird. Dafür habe ich gesorgt.«

»Kannst du mir erklären, was und wann dich etwas so gebrochen hat, dass du wirklich denkst, man hätte nur eine begrenzte Anzahl an Nächstenliebe zur Verfügung?« Ayden sah Vincent ehrlich interessiert an, weil er sich nicht erklären konnte, warum Vincent dachte, dass er kein Herz für andere Personen haben könnte, die nicht seiner Familie angehörten.

»Das ist jetzt nicht wichtig, nein«, antwortete Vincent abweisend.

»Doch Vincent, das ist es«, entgegnete Nathan.

»Es geht auch dich nichts an, Nate«, erwiderte Vincent schroff. »Es tut absolut nichts zur Sache, warum ich so denke. Fakt ist, dass sich daran nichts ändern lässt und entweder du akzeptierst das und wir arbeiten zusammen, oder-«

»Oder was?«, fiel Nathan ihm ins Wort. »Du hast mir gerade gesagt, dass du uns nichts antun würdest, auch unabhängig vom Deal. Deine Drohung, dass du uns mit der Hilfe unserer Eltern töten wirst, würde demnach nicht mehr ziehen.«

»Wir haben es ihm versprochen, Nate«, murmelte Ayden schließlich. »Er beantwortet unsere Fragen und hört mit den Versuchen auf und wir tun unser Möglichstes und teilen unsere Erfahrungen, die wir sammeln, mit ihm. Das war der Deal. Und du brichst keine Versprechen.«

Nathan grunzte genervt und ließ sich zur Seite auf die Liegefläche fallen. Da Nathan Ayden mit den Armen umklammert hatte, zog er ihn prompt mit sich und vergrub sein Gesicht in Aydens Haaren. Ayden hielt den Blick starr auf Vincent gerichtet, über dessen Gesicht überraschenderweise ein ganz leichtes Lächeln huschte.

»Kann ich nicht jetzt damit anfangen, Versprechen zu brechen?«, quengelte Nathan.

»Du hast auch nicht das Versprechen gebrochen, mich zu beschützen. Also warum dieses?« Ayden drehte sich auf den Rücken und sah in den Sternenhimmel. Er spürte Nathans Nasenspitze an seiner Wange und Nathans Atem, der seine Haut kitzelte. Dann erhob sich Nathan ein Stück und stützte sich auf den Unterarm, um über Ayden hinweg Vincent ansehen zu können, der sie in der Zwischenzeit beobachtet hatte.

»Warum warst du in der Arena so drauf? Warum sprichst du jetzt so mit uns und konntest es dort nicht? Wenn du nie vorhattest, uns zu töten, warum hast du den Wolf und Luchs nicht aufgehalten? Warum hast du gesagt, dass du Ayden und Yuki in Aktion sehen wolltest?«

»Dass ich sie und auch Ayden in Aktion sehen wollte, ist wahr. An sich war es reines Interesse an ihren Fähigkeiten«, antwortete Vincent und lehnte sich zum Lagerfeuer, um mit seinen Fingern darin zu spielen. »Hm, warum ich so überheblich gesprochen habe? Ich schätze, ich war sauer auf dich, dass du anscheinend nicht zu mir gekommen bist, um dich mir anzuschließen. Dass ich Nummer 4 und 7 nicht aufhalten konnte, war aber nicht meine Absicht. Du hast mich sofort fixiert und ich konnte ihren Beschützerinstinkt nicht unterdrücken, weil ich nicht mehr sprechen und meine Arme nicht bewegen konnte. Unter immensem Schmerz bin ich quasi wie gelähmt, Nate.«

Ayden wusste sofort, was in diesem Moment in Nathans Kopf vorging und sah ihm in die Augen, die so leer waren, dass Ayden Angst hatte, Nathan würde gleich irgendeine Dummheit begehen. Er setzte sich auf und nahm Nathans Kopf in seine Hände. »Nate, bitte denk nicht das, was ich glaube, was du denkst. Du bist nicht schuld daran!«

»Aber… Ich… Ich hätte…«, stammelte Nathan und glühte regelrecht auf. Nathans haselnussbraune Augen hatten jeglichen Glanz verloren und wirkten wie ein einziges, großes, schwarzes Loch.

»Er hat dich provoziert und du wolltest uns schützen. Du konntest nicht ahnen, was andernfalls passiert wäre«, versuchte Ayden ihn zu beruhigen.

»Nate«, sprach Vincent seinen Bruder vorsichtig an. »Ich habe dir gesagt, dass du nicht lebend rauskommen würdest. Natürlich dachtest du, dass ich dich, und später auch die anderen, umbringen wollen würde. Aber um ehrlich zu sein war ich extrem überrascht, als du auf einmal aus dem Aufzug gestiegen bist. Ich habe gedacht, dass ich dich alleine vielleicht überzeugen könnte. Aber als wir dann zu fünft waren, wusste ich so schnell keine Lösung. Ich wollte euch ja nicht alle einsperren, und töten erst recht nicht. Aber du konntest das nicht wissen und hast natürlich angenommen, dass ich euch gleich angreifen würde.«

Während Ayden weiter tröstend über Nathans Kopf strich, drehte er sich zu Vincent um, der ihn daraufhin fragend anblickte. »Erklär mir das mit dem Zeitungsartikel. Die Durchsuchung des Gebäudes. Wer war der Informant? Wer wusste von den Wildtierversuchen?«

»Ich war das«, seufzte Vincent gequält und warf den Kopf in den Nacken. »Das war eine ziemlich riskante Aktion, besonders wegen der Erwähnung der Wildtiere. Aber nur dadurch hatten wir erst die gewünschte mediale Aufmerksamkeit. Dass wir Tierversuche machen ist bekannt, trotzdem konnten wir ein bisschen Publicity gebrauchen. Und ob es einem nun passt oder nicht, negative PR ist nicht nur auch PR, sondern dazu noch bessere. Negative Schlagzeilen schlagen viel höhere Wellen, als es positive tun würden. Im Endeffekt regt sich jeder ein oder zwei Tage auf, aber am Ende zählt nur, dass der Name in den Köpfen bleibt. Ich habe dann die Pforten liebend gerne für die Durchsuchung geöffnet und über der Oberfläche lief ja auch alles nach rechten Dingen ab. Unterm Strich hieß es nur, dass wir mit den Tieren, die wir benutzen, vorbildlich umgehen und das war’s. Ein positiver Ausgang für uns und gleichzeitig waren wir vorerst nicht mehr auf dem Radar irgendwelcher Aufsichtsbehörden.«

»Das ist einfach nur krank«, stellte Nathan entsetzt fest und schüttelte fassungslos den Kopf. »Eine Sache interessiert mich aber wirklich brennend. Du bist nicht auf normalem Weg in die Arena gelangt, oder? Wir haben dich nämlich nicht hineingehen sehen.«

»Richtig«, bestätigte Vincent nickend. »Zu eurem kleinen Einbruch habe ich sowieso selbst noch etliche Fragen. Aber ich weiß, jetzt seid erst mal ihr dran. Wie ihr ja vielleicht wisst, können wir aufgrund unserer Blutlinie ähnliche Dinge. Also Nate und ich beherrschen das Feuer in verschiedenen Formen, und Ayden, du dafür das Eis. Aber jeder Einzelne von uns besitzt selbst noch individuelle Fähigkeiten, die nur er oder sie nutzen kann. Und ich…« Vincent spielte erneut mit seinen Fingern im Feuer und sah Nathan intensiv in die Augen. »…kann mich in Rauch aufgehen lassen.«

»Das ist nicht dein Ernst?«, entgegnete Nathan verstört. »Warum wusste ich davon nichts? Du bist damit doch quasi unverwundbar? Warum hast du das in der Arena nicht gemacht?«

»Das funktioniert nicht von jetzt auf gleich«, erklärte Vincent. »Es ist leider keine Fähigkeit, die ich aus dem Affekt nutzen kann. Und man würde mich auch im Tageslicht sehen. Deshalb bin ich immer nachts als Rauchschwade durch die Rohre in die unteren Stockwerke gelangt. Ich nehme mal an, dass irgendjemand von euch die Sicherheitskameras überprüft hat, aber auf denen bin ich in der Dunkelheit als Rauch natürlich nicht sichtbar.«

»Was ist Nates Fähigkeit, die nur er hat?«, fragte Ayden, gefesselt von Vincents Erläuterungen. »Oder kennst du die, Nate?« Nathan schüttelte den Kopf und konnte seine Neugierde auf Vincents Antwort selbst nicht verbergen.

»Das weiß ich leider nicht«, trübte Vincent schlagartig ihre Hoffnung. »Aber ich bin mir sicher, dass ihr das rausfinden könnt. Und vielleicht findet ihr dabei einen Weg, diesen Portalstein zu erschaffen, den wir brauchen. Ich weiß, die Annahme, dass ihr es jetzt einfach schaffen solltet, ist merkwürdig. Aber wir haben ja leider keinerlei Ahnung, wie man an diesen Gegenstand kommt. Und vielleicht lässt er sich auch gar nicht alleine herstellen. Aber je mehr Leute damit experimentieren und ihre Erfahrungen untereinander teilen, desto besser. Ich schlage vor, wir treffen uns mindestens einmal pro Woche und probieren etwas herum. Ich bin zuversichtlich, dass wir auf irgendwas kommen. Es wird dauern, aber es ist nicht unmöglich.«

»Ich vertraue dir nicht, Vincent«, sprach Ayden seine Bedenken aus. »Nate hat mir erzählt, dass du meintest, eure Eltern würden dich schon für einen Verschwörungstheoretiker halten. Das bedeutet für mich, dass du ihnen etwas davon erzählt hast.«

»Das habe ich und es hat sie kein bisschen interessiert.« Vincent legte sich nun selbst auf den Rücken und drehte den Kopf zu Ayden, während er mit ihm sprach. »Nachdem ich durch meine Bekannte von den Portalsteinen erfahren hatte, habe ich natürlich als Erstes unsere Eltern dazu befragt. Ich meine, unsere Urgroßeltern sind ja auch irgendwann mal gestorben, daher war ich mir sicher, dass sie etwas wissen mussten, wenigstens von ihren eigenen Eltern. Genau wie du darüber auch etwas von deiner Mutter erfahren hättest können.«

»Meine Großmutter ist womöglich bei der Geburt meiner Mutter verstorben oder hat sie abgegeben«, erklärte Ayden. »Meine Mom weiß nicht, woher sie kommt und was damals vielleicht passiert ist. Sie kennt ihre Eltern nicht.«

»Okay, dann macht es Sinn, dass du davon nichts weißt. Ich für meinen Teil habe zwar erfahren, dass diese Portale wirklich existieren, weil unsere Eltern es mir dann erzählt haben, aber als ich vorsichtig gefragt habe, ob man auch lebendig dort hineingelangen könnte, haben sie mich angesehen, als wäre ich vom Mond. Sie meinten, ich soll weniger Science-Fiction schauen. Als hätte ich Zeit für sowas.« Vincent lachte müde und sah zum Himmel. »Sie wollten dann auch nichts mehr davon hören und ich habe es für mich behalten und ihnen auch meine ganz persönliche Forschung verschwiegen.«

»Wie haben Mom und Dad auf deine gebrochenen Arme reagiert?«, fragte Nathan, woraufhin Vincent laut auflachte. Dieses Lachen ähnelte Nathans eigenem viel mehr als das, welches Vincent auf der Veranda oder in der Arena zum Besten gegeben hatte. Vincent klang so viel menschlicher und genau das jagte Ayden immense Angst ein.

»Erinnerst du dich an ihre Gesichter, als du als Kind einmal einen Schneemann von draußen ins Haus geschoben hast, weil du nicht wolltest, dass er alleine im Garten stehen muss? Genau so haben sie geguckt«, erzählte Vincent belustigt.

Ayden dachte kurzzeitig, er hätte sich verhört, als Nathan ein kaum merkliches Lachen entkam. Als Ayden sich zu Nathan drehte, riss dieser die Augen schockiert auf und hielt sich die Hand vor den Mund. Nathan warf Ayden einen so reumütigen Blick zu, dass er Nathan nur beruhigend über die Hand streicheln konnte. »Es tut mir leid, ich wollte nicht…«

Kopfschüttelnd lehnte Ayden sich zu Nathan und flüsterte ihm ins Ohr. »Er ist dein Bruder, du hattest auch schöne Zeiten mit ihm. Das ist normal, mach dich nicht fertig. Ich bin nicht böse, wenn du mit ihm lachst.« Bevor Ayden sich allerdings wieder aufsetzen konnte, umschlang Nathan ihn mit beiden Armen und zog ihn auf sich.

»Ich weiß, wenn es von mir kommt, wirkt es nicht gerade überzeugend. Aber ich wollte mich für das mit deiner Mutter trotzdem entschuldigen, Ayden.« Vincent erhob sich und ging ums Lagerfeuer herum. Daraufhin ließ er sich neben Nathan und Ayden auf die Sofapolster fallen und sah auf sie hinab. Ayden setzte sich auf und quetschte sich zwischen Nathans Oberkörper und die Rücklehne des Sofas, da Nathan noch immer längs auf der Liegelandschaft lag. Ayden legte seine Beine über Nathans Bauch und nahm Nathans Hand, während er Vincent weiter zuhörte. »Manchmal wünschte ich, dass ich so positiv über die Welt denken könnte wie ihr. Dass ich euch versichern könnte, niemanden mehr zu verletzen oder euch zu enttäuschen. Aber das werde ich nicht tun, weil es nicht der Wahrheit entspräche. Ich weiß, dass ihr euch an euren Teil der Abmachung halten werdet. Und deshalb halte ich mich auch an meinen.«

»Du hast auch eigentlich keine andere Wahl, nicht? Was hast du gegen uns schon in der Hinterhand?« Ayden wollte nicht überheblich klingen, aber Vincent hatte alle Karten offengelegt und es gab seines Wissens nach nichts, was er noch gegen sie verwenden konnte. Vincent wollte sie allem Anschein nach nicht töten, verletzen, ihren Freunden nichts antun und ihre Beziehung nicht sabotieren. Natürlich könnte er das alles tun und wahrscheinlich würde er es mit Hilfe seiner Eltern auch schaffen, Nathan und Ayden ruhigzustellen. Aber Vincent hatte mehrmals betont, dass er das nicht vorhatte.

»Ja, ich bin wahrscheinlich nicht der Superschurke, den ihr euch erträumt habt. Und auch wenn ich euch nicht anlüge, behalte auch ich ein paar Dinge für mich.« Vincent legte seinen Arm über die Lehne und sah zwischen Nathan und Ayden hin und her. »Apropos „Dinge behalten“. Dein Vater ist seit eurem Einbruch in der Zelle und ich bin unschlüssig, was ich jetzt mit ihm machen soll. Nachdem unsere Eltern mich in der Arena aufgesammelt haben, sind sie nicht mehr dort runter. Aber auch sie haben mitgekriegt, dass ich das ganze Forschungsteam einen Monat in den Urlaub geschickt habe. Ich habe ihnen zwar gesagt, dass ich wegen der gebrochenen Arme etwas Zeit bräuchte und ich nicht will, dass dort ohne mich geforscht wird, aber das zieht jetzt nach der Gala am Wochenende auch nicht mehr.«

»Ist mir ehrlich gesagt egal, was mit ihm passiert«, antwortete Ayden kühl, reagierte aber nicht auf Vincents überraschten Gesichtsausdruck. »So jemand ist nicht mein Vater.«

»Ayden…«, sprach Nathan ihn an, woraufhin Ayden zu Nathan hinabsah. »Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht, aber… Genauso wie ich niemanden kaltblütig ermorden kann, kannst auch du nicht einfach einen Mord in Auftrag geben.«

»Was bleibt mir denn anderes übrig?«, fragte Ayden daraufhin mit ernster Miene.

»Da hat er nicht ganz unrecht«, stimmte Vincent ihm zu. »Freilassen kann ich ihn nicht, das ist euch denke ich bewusst. Gefängnis könnte ich noch anbieten. Ein geschmiertes natürlich.«

»Was sonst«, brummte Nathan genervt.

»In ein normales Gefängnis kriege ich ihn ohne Verfahren nun mal nicht rein«, erklärte Vincent achselzuckend. »Fakt ist, dass er in Einzelhaft muss, um nicht plappern zu können. Ich könnte ihn im Ausland unterbringen. Da wüsste ich einen Ort, bei dem er sowas wie einen Bungalow mit einer Art Garten-«

»Er soll nicht in den scheiß Urlaub, sondern dort versauern«, entgegnete Ayden patzig.

»Vincent«, sprach Nathan seinen Bruder an. »Ich bitte dich ungern um etwas, aber kannst du ihn bitte einfach, ohne ihn zu töten, wegschaffen und sichergehen, dass er nie wieder in Aydens Nähe kommt?«

Vincent nickte verständnisvoll. »Ich glaube zwar nicht an Karma, aber ich denke, das bin ich euch wohl schuldig. Ich kümmere mich darum.«

»Danke«, murmelte Nathan und streckte seine Hand nach Ayden aus, um ihm die Haare hinters Ohr zu streichen, die ihm ins Gesicht fielen. Nathan fuhr sanft über Aydens verletztes Ohr und lächelte schief. »Ich hasse dich für das, was du Ayden angetan hast, Vincent. Ich wünschte, ich könnte daran glauben, dass in dir wirklich noch ein Stück Menschlichkeit vorhanden ist.«

»Mach dir nicht zu viele Hoffnungen«, sagte Vincent, begleitet von einem müden Lächeln. »Aber wie du halte auch ich meine Versprechen. Wenn ich sage, dass ich euch nichts tun werde, meine ich das so. Und Ayden… Auch das mit deinem Ohr tut mir leid. Ich weiß, du wolltest deine Mutter vor mir schützen und ich habe versucht, dich zu verscheuchen und dich dabei verletzt. Das war nicht meine Absicht, aber das entschuldigt nichts.« Es fiel Ayden tatsächlich schwer, Vincents Gesichtsausdruck zu deuten. Trotz allem, was Vincent Yuki und damit auch ihm angetan hatte, sah er Reue in Vincents Blick. Obwohl er Vincent verabscheute, kam es Ayden so vor, als wäre Vincent sich selbst nicht sicher, ob das, was er tat, richtig war. Aber es schien so, als würde Vincent seine Handlungen nicht hinterfragen. Als würde er nach einem Plan vorgehen, den er zwar nicht selbst uneingeschränkt unterstützte, aber sich ihm trotzdem verpflichtet fühlte. Es sah allerdings nicht so aus, als würde er darüber mit sich reden lassen.

Zugegebenermaßen schmerzte es Ayden, zu sehen, wie weit die zwei Brüder voneinander abgedriftet waren. Die wenigen Dinge, die Ayden nun über ihre frühe Kindheit erfahren hatte, klangen nicht so, als wäre ihr Verhältnis schon immer so angespannt gewesen. Aber er wusste auch, dass es schon vor der Attacke auf seine Mutter zwischen Nathan und Vincent gekriselt hatte. Obwohl Vincent seinen kleinen Bruder des Öfteren eher verhöhnte, machte es den Anschein, als würde er nicht wirklich so über Nathan denken.

»Warum bist du immer so arrogant und verpackst alles hinter herablassenden Worten, obwohl sogar ein Blinder sehen kann, wie wichtig Nate dir ist?« Ayden konnte seine Gedanken nicht mehr für sich behalten. Vincent und Nathan sahen ihn beide entsetzt an und wandten daraufhin ihre Blicke verlegen in entgegengesetzte Richtungen ab.

»Er ist mein Bruder«, antwortete Vincent ernst. »Reicht das nicht?«

»Nur weil man denselben Genpool teilt, schweißt das nicht automatisch zusammen«, entgegnete Ayden. »Manchmal passiert genau das Gegenteil. Dadurch, dass man mit Menschen zusammenleben muss, die vielleicht nicht dieselben Ansichten teilen, entstehen gefährliche Dynamiken, die Menschen voneinander wegtreiben. Und in so einer Dynamik befindet ihr euch. Weißt du, Vincent, deine Antworten sind teilweise so vage oder scheinen sich schon fast zu widersprechen. Angeblich ist dir deine Familie so wichtig, und doch behandelst du Nate wie ein Stück Dreck und verschweigst euren Eltern deine wahren Intentionen. Das passt für mich alles nicht zusammen.«

Vincent legte sein linkes Bein auf seinem rechten Knie ab und fuhr mit seinen Fingern über das polierte Leder seines Schuhs. »Ich kann es euch nicht erklären. Sei dir aber sicher, dass das alles seine Gründe hat.« Etwas geknickt blickte Vincent Ayden an, bevor er sich eine der Silberplatten neben der Feuerstelle schnappte und sie sich in den Schoß legte. »Ganz ehrlich? Es ist echt eine erfrischende Abwechslung, mal nicht alleine oder mit Mom und Dad zu essen.«

»Wenn du nicht so ein Kotzbrocken wärst, müsstest du das auch nicht ständig«, erwiderte Nathan und setzte sich schließlich auf, sodass er zwischen Vincent und Ayden saß. Daraufhin griff Nathan nach einer Melonenscheibe vom Tablett auf Vincents Schoß und reichte eine zweite an Ayden weiter.

»Ihr tut euch das am Wochenende also wirklich freiwillig an?«, fragte Vincent irritiert, bevor er in ein Stück Melone biss.

»Freiwillig kann man das nicht nennen«, antwortete Nathan seufzend. »Mom hat gedroht, bei meiner Uni anzurufen und mein Studium zu beenden. Ich wäre das Risiko eingegangen, aber davor hat Ayden schon zugesagt.«

Zusammen saßen sie in angenehmer Stille nebeneinander auf dem Sofa und verfolgten die Lichtspiele des Lagerfeuers, bis Vincent wieder das Wort erhob. »Warum hast du zugesagt, Ayden?«

»Weil ich hoffe, dass das alles dann ein Ende hat. Was wollen sie schon tun? Wenn sie das Studium danach trotzdem noch sabotieren wollen, wäre das beschissen, ja. Aber ansonsten? Ich habe keine Familie mehr, mit der sie mich erpressen könnten. Und meine Sexualität… Jeder, den ich hier kennengelernt habe, weiß ja, dass ich schwul bin. Und ob sie so weit gehen würden, Nate deshalb etwas anzutun oder ihn bloßzustellen. Ich weiß nicht, sag du es mir?« Ayden rückte ein Stück vor und drehte sich im Schneidersitz zur Seite, dass er Nathan und Vincent im Profil ansehen konnte. In den Augen der Brüder reflektierten die Flammen des Lagerfeuers geradezu hypnotisierend.

Und jetzt sah auch Ayden, dass sie eindeutig Brüder waren. Ihre Gesichtszüge waren sehr markant und ihre Nasen- und Kopfform ähnelte sich ungemein. Nur sah Vincent mit seinen schwarzen Haaren, den fast kohlrabenschwarzen Augen und den ernsten Gesichtszügen automatisch schon furchteinflößender aus als Nathan, der im Gegensatz dazu seine mystische Wärme regelrecht über seine sanften, schokoladenbraunen Augen und sein liebliches Lächeln ausstrahlte.

»Ich denke nicht, dass sie Nate deshalb etwas antun würden, nein«, meinte Vincent nach einem Räuspern. »Aber sie hat…« Nach einer kurzen Pause und einem tiefen Atemzug, fuhr Vincent fort. »Sie hat gesagt, dass Nate es bereuen wird, unsere Familie so zu demütigen und dass sie alle Geschütze auffahren wird, um, ich zitiere, „diese Missgeburt von ihrem Sohn zu entfernen“.«

Die Erdbeere, die Nathan sich gerade an den Mund führen wollte, war keine Millisekunde später nur noch Püree in seinen Händen. Nathan starrte ins Feuer, während seine Augen aufglühten und die Venen unter seiner Haut aufleuchteten. Begleitet von einem tiefen Grollen sprach Nathan, wandte den Blick aber nicht vom Feuer vor sich ab. »Wir gehen da nicht hin, Ayden.«

Ayden ignorierte die Tatsache, dass Vincent direkt neben ihnen saß und schwang sein Bein über Nathan, um sich auf seinen Schoß zu setzen. Ayden nahm Nathans Kopf in seine Hände und drückte ihre Köpfe an der Stirn zusammen. Nathan war scheinbar so voller Wut, dass ihm leise Tränen über die Wangen liefen, während ihre Blicke sich kreuzten. »Wir beide mussten uns das schon mal anhören. Und da sogar mitten ins Gesicht. Was Menschen hinter meinem Rücken sprechen, kann ich nicht beeinflussen. Aber ich will, dass sie mir das am Wochenende ins Gesicht sagt. Meinetwegen kann sie mich anspucken, mir eine scheuern oder mich anschreien. Aber ich werde nicht von deiner Seite weichen und das wird sie sehen. Sie wird sehen, dass all ihre verletzenden Worte trotzdem nichts bringen werden. Du liebst mich, oder?«

»Über alles«, antwortete Nathan mit brüchiger Stimme.

»Du schämst dich nicht für mich, richtig?«, fragte Ayden weiter.

»Es gibt nichts, worauf ich stolzer bin.« Nathans liebevoller Blick ließ es Ayden kalt den Rücken hinunterlaufen.

»Was könnte ich am Wochenende Mögliches tun, um dich zu blamieren?«

»Nichts«, erwiderte Nathan knapp.

»Was hält uns dann auf?«

»Sie wollen und werden dich mit ihren Worten verletzen.« Auch Nathan führte nun seine Hände seitlich an Aydens Gesicht und streichelte mit den Daumen seine Wangen. »Ich will das nicht. Und ich weiß nicht, ob ich mich zurückhalten kann, wenn sie so mit dir umgehen, wie ich es befürchte.«

»Ich werde aber da sein. Ich werde bei dir sein. Direkt neben dir. Und sie werden auch nicht erfahren, wer ich bin, solange Vincent seine Klappe hält.« Ayden warf Vincent einen mahnenden Blick zu, der sich wohl etwas ertappt dabei fühlte, sie die ganze Zeit gemustert zu haben.

»Was denn?«, krächzte Vincent. »Das wäre für mich auch nur kontraproduktiv. Am Ende sperren sie dich ein, ich kann für die nächsten Jahre mit der Portal-Sache abschließen und Nate kann mich wieder nicht mehr leiden.«

»Wieder? Ich kann dich immer noch nicht leiden«, brummte Nathan und wendete den Blick daraufhin wieder Ayden zu. »Aber gut, ich krieg dich von der Idee wohl eh nicht ab. Es ist nur ein Abend, wir schaffen das.« Nathan zog Ayden zu sich und setzte ihm einen kurzen, aber zärtlichen Kuss auf die Lippen, bevor er ihn in einer Umarmung an seine Brust drückte. »Ach ja, Vince. Du hast doch noch deinen persönlichen Schneider, oder?«

»Soll das ein Witz sein?«, vergewisserte Vincent sich erschrocken. »Wer hat den nicht?«

»Wow.« Nathan schüttelte schmunzelnd den Kopf. »Egal. Kannst du dafür sorgen, dass Ayden bis zum Wochenende einen Anzug hat?«

»Mein Schneider kommt morgen Vormittag zu mir«, verkündete Vincent. »Entweder ihr kommt morgen noch mal, oder ihr schlaft direkt im Gästehaus.« Nachdem Vincent Nathans Blick bemerkt hatte, der ihn buchstäblich fragte, ob er nun völlig verrückt geworden war, seufzte Vincent genervt. »Meine Güte, Nate. Ja, ich bin nicht vertrauenswürdig, aber bitte. Du hast sogar die Sachen hier gegessen und bist nicht tot umgefallen. Ich werde euch nichts tun, ich versprech‘s.«

Ayden zuckte mit den Achseln und sah Nathan unbekümmert an. »Irgendwo hat er recht. Mir ist es egal. Es ist schon spät und dann müssen wir den Weg nicht zwei Mal fahren.«

»Auf deine Verantwortung.«

Hidden Spirits

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