Читать книгу Auch ein Pechvogel findet mal ein Korn - Noemi Wüthrich - Страница 5

Freundinnen und Zombies

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Am Morgen wurde Sarah von ihrem Kater geweckt, welcher quer über ihrem Gesicht lag.

»Tim!«, kreischte sie und stieß das dicke Tier von sich. »Was soll das?!«

Der Kater miaute jedoch nur kurz, hüpfte vom Bett und trottete dann gemütlich aus dem Zimmer. Sarah wischte sich die Katzenhaare vom Gesicht, schaute auf ihren Wecker und stellte fest, dass sie eine Stunde zu früh dran war. Trotzdem wuchtete sie sich mühsam aus dem Bett und ging in die Küche.

»Du manipulatives, dickes Ding, du! Legst dich aus Protest auf mein Gesicht, damit ich wach werde und dir dein Frühstück serviere«, meinte Sarah kopfschüttelnd zu Tim und kippte Trockenfutter in sein Fressnapf. Tim schlich freudig um Sarahs Beine und schnurrte, in der Hoffnung, dass Sarah diesmal den Fressnapf bis obenhin füllen würde. Sie stellte den vollen Napf auf den Boden und keine Millisekunde später fiel der Kater darüber her.

»Warte nur, Bürschchen. Dich setze ich bald komplett auf Diät. Wenn es so weitergeht, muss ich dich ja demnächst durch die Wohnung rollen, weil du zu fett zum Gehen bist!«, sagte Sarah auffordernd zu Tim, den es aber herzlich wenig interessierte und genüsslich sein Katzenfutter herunterschlang. Sarah verdrehte die Augen und ging zurück ins Schlafzimmer.

Gute drei Stunden später traf sie sich mit ihren zwei engsten Freundinnen in der Stadt. Sarahs Schicht in der Kindertagesstätte begann erst am Nachmittag und so hatte sie am Vormittag Zeit, etwas mit ihren Freundinnen zu unternehmen.

»Hallo, Sarah. Wie geht es dir?« Barbara umarmte ihre Freundin. Doch Sarah kam gar nicht erst zum Antworten, schon klingelte aus Fionas Handtasche in ohrenbetäubendem Lärm ihr Smartphone (Klingelton: Like a virgin von Madonna, unpassender ging es gar nicht).

»Hi, Süße.« Fiona hauchte Sarah schnell drei Küsschen auf die Wangen. »Sorry, da muss ich ran, ist bestimmt wichtig«, meinte Fiona und ging ans Telefon.

»Ja bitte? … Tom! Ist die Lieferung endlich gekommen?!…« Mit einem Wink machte sie den anderen beiden Frauen klar, dass es einen Moment lang dauern würde. Und einen Moment bedeutete bei Fiona immer etwa eine Viertelstunde.

Zwanzig Minuten später (Fiona hatte sich mal wieder selbst übertroffen) verabschiedete sie sich endlich von ihrem Anrufer und meinte biestig: »Sind doch alle nur nutzlose Idioten! Immer muss ich alles selbst in die Hände nehmen.« Sie verdrehte ihre stark geschminkten Augen und stemmte protestvoll ihre schön manikürten Hände in die Hüpften.

Sarah hatte Fiona Haller vor gut fünf Jahren in einem Fitnesskurs kennen gelernt. Fiona war dort um ihren, Zitat: »scheußlich dicken Beinen« Fett abzutrainieren, und Sarah, um ihren »scheußlich dünnen Beinen« Muskeln anzutrainieren. Sarah und Fiona waren eigentlich so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Mit ihrer Größe von 1.76 m, ihrem athletischen Körper, der schwarzen Lockenpracht und den stahlblauen Augen war Fiona eine Erscheinung. Sarah daneben wirkte eher unscheinbar. Sie war mit 1.68 zwar nicht unbedingt klein, aber schien durch ihre eher magere Gestalt, ihren schlaksigen Gang und ihre braunen, schulterlangen Haare beinahe uninteressant. Auch charakterlich waren Sarah und Fiona gänzlich unterschiedlich. Fiona war laut, impulsiv und direkt, Sarah hingegen eher ruhig, zurückhaltend und unsicher. Während Sarah ein schlichtes, unspektakuläres Leben führte und als Kinderbetreuerin arbeitete, betrieb Fiona, nach eigenen Angaben, ein bekanntes Modelabel als selbsternannte Modedesignerin. Eigentlich war sie die Abteilungsleiterin einer Boutique im hiesigen Einkaufszentrum, aber jeder Mensch brauchte halt seine Motivation. Also machte sie es zu ihrem Job alle Angestellten herumzukommandieren und sie zusammenzustauchen, wenn nicht alles so klappte, wie Fiona das gerne gehabt hätte.

Trotz all der Unterschiede verstanden sich Sarah und Fiona, auf eine sich neckende Art, erstaunlich gut und auch ihr gemeinsamer Wunsch nach einem eigenen Kind verband die beiden Freundinnen.

»Sarah, Schätzchen, bist du schwanger? Du siehst irgendwie … aufgedunsen aus«, Fiona fasste an Sarahs Bauch.

»Fiona!«, rief Barbara empört. »Sarah ist doch nicht aufgedunsen!« Sie schaute zu Sarah. »Du bist nicht dick. Im ernst, schau mal mich an, dann weißt du was dick ist.« Barbara war etwas rundlich, aber sie hatte schließlich auch zwei Kinder zur Welt gebracht. Jedoch bemerkte kaum jemand ihre etwas ausgeprägtere Weiblichkeit, denn wenn man sie ansah, fiel einem direkt ihr wunderschönes Gesicht auf. Die feinen Gesichtszüge, die hohen Wangenknochen, die vollen Lippen und die großen Augen ließen ihr Gesicht erstrahlen und lenkten gekonnt von ihren paar Pfunden zu viel auf den Hüften ab.

Sarah und Barbara kannten sich schon seit der Vorschule und obwohl sich ihre beiden Leben seit dem Schulabschluss in komplett unterschiedliche Richtungen bewegt haben, waren sie auch heute noch gut befreundet.

»Nein, ich bin nicht schwanger«, sagte Sarah gelangweilt, weil Fiona jedes zweite Mal, wenn sie sich trafen, diese Behauptung anstellte.

»Von wem sollte ich denn bitte schwanger sein? Es gibt ja nicht einmal wirklich einen Mann in meinem Leben«, meinte sie dann und band sich ihre Haare zu einem lockeren Zopf zusammen.

»Mach dir keine Sorgen. Du bist erst siebenundzwanzig. Du bist schön, intelligent und du hast noch genügend Zeit dich zu verlieben und eine Familie zu gründen«, versuchte Barbara sie aufzumuntern.

»Aber schlepp uns ja nicht wieder so ein Trottel wie Denis an!«, schaltete sich Fiona ein. »Der war der letzte Abschaum. Wie konntest du dich bloß in so einen nichtsnutzigen Rüppel verlieben?«

»Er war gar nicht so schlimm, wie du immer behauptest, Fiona. Er konnte sehr liebevoll sein.«, Sarah nahm ihren Ex-Freund in Schutz.

»Das habe ich gemerkt, als du bei mir zu Hause warst und dir die Augen aus dem Kopf geweint hast, weil er dir während eines Streites ein altes Brot an den Kopf geworfen hat!«, meinte Fiona höhnisch.

»Das war nicht böse gemeint. Er hatte halt einfach vergessen, dass ein drei Tage altes Brot hart wird!«, protestierte Sarah und rieb sich anschließend am Kopf, weil sie sich daran erinnerte, wie sich das doch sehr harte Brot damals fast ein Loch durch ihren Schädel bohrte.

»Selbst wenn er es vergessen haben sollte, wirft man doch nicht mit Broten!«, rief Fiona entsetzt. »Sei nicht so naiv, Sarah. Dieser Mann war einfach ein Nahrungsmittel- und Menschen misshandelnder Wüstling!«

»Leute, nicht streiten! Ich habe heute weder Lust noch Zeit, um mir eure Zankereien anzuhören«, ging Barbara dazwischen. »Ich muss um zwölf Uhr Johnny von der Schule abholen. Er war im Ferienlager.« Sie schaute auf ihre zartrosafarbene Armbanduhr. »Ach, war das herrlich eine Woche lang kein Chaos zu Hause zu haben. Es war so schön ruhig mit Emma und Till alleine. Sogar Till war froh, Johnny nicht jede freie Minuten mit Fußballspielen, Legoturmbauen oder Carrerarennenfahren unterhalten zu müssen.« Barbara wurde nachdenklich. »Ach, wie die Zeit vergeht. Zuerst sind sie klein und süß und dann plötzlich werden sie zu lauten, trotzigen Rackern.«

»Ach, jetzt mach mal halblang!«, meinte Fiona. »Sei froh, dass du zwei Kinder und einen tollen Mann hast! Schau mich an, ich bin Ende dreißig, entdeckte erst kürzlich meine wachsenden Krähenfüße neben den Augen, und was noch viel schlimmer war, die ersten Haare auf meinen Nippeln!«, sagte Fiona empört. »Ich würde einen Freudentanz aufführen, hätte ich so einen tollen und verständnisvollen Mann wie du«, meinte Fiona. »Typen aufreißen ist ja nicht mal das Problem. Aber wenn sie dann merken, dass ich mehr als nur Sex möchte, dann sind sie schneller weg als sie gekommen sind. Ich denke ihr wisst was ich meine.« Fiona zog ihre rechte Augenbraue hoch und stieß anschließend einen tiefen Seufzer aus. »Und dann stehe ich wieder alleine da, ohne Mann und ohne Kind. Versteht ihr, ich brauch nicht mal `nen Mann, um das Kind aufzuziehen. Das könnte ich ohne Probleme alleine regeln, aber ich brauche einen Mann damit ich überhaupt erst ein Kind bekomme.« Fiona war plötzlich ganz unfionahaft nachdenklich.

»Wie wäre es denn mit einer Samenbank?« Fiona und Sarah schauten beide überrascht zu Barbara, weil ausgerechnet von ihr dieser Vorschlag kam.

»Ich mein ja nur …«, Barbara schoss Röte ins Gesicht.

»Tolle Idee«, meinte Fiona spöttisch. »Dann gehst du mit deinem Kind durch die Stadt und plötzlich siehst du einen Penner an der Straßenecke, dem dein Kind äußerst ähnlich sieht. Was denkst du dann: `Oh mein Gott, der könnte der Vater meines Kindes sein!`« Fiona rümpfte ihre Nase. »Nee, das ist nichts für mich. Ich möchte dann schon wissen, von wem das Kind ist.«

»Komm schon, das sieht dir gar nicht ähnlich, du bist doch sonst immer so spontan«, stichelte Sarah. »Du könntest doch lässig in eine Samenbank spazieren und dir ein Reagenzglas mit Samen von einem Mann schnappen, in dessen Akte steht, dass er gut gebaut, intelligent und humorvoll ist«, witzelte sie.

»Na, super, das wäre dann eine Mischung aus Arnold Schwarzenegger, Albert Einstein und dem Mickey Mouse!« Fiona lächelte fade. »Nein, ernsthaft Mädels, ich merke langsam, dass meine biologische Uhr am Ablaufen ist.« Um sich ihre Bedrücktheit nicht so sehr anmerken zu lassen, zückte sie einen Spiegel aus ihrer Handtasche und zog sich, jetzt wieder ganz fionahaft, mit rotem Lippenstift ihren Schmollmund nach.

»Es ist irgendwie schon komisch«, meinte Barbara, »Ihr wünscht euch beide sehnlichst Kinder, und ich, die eigentlich nie Kinder wollte, hat zwei davon!« Sie lachte. »Aber ich muss sagen, auch wenn es manchmal sehr anstrengend ist mit ihnen, bereichern sie mein Leben ungemein. Und ich bin mir sicher, dass es irgendwann auch bei euch beiden klappen wird!« Barbara lächelte, dann hakte sich bei ihren Freundinnen unter und so schlenderten sie gemeinsam in das nächste Café.

Barbara bestellte sich einen Espresso, Sarah einen Milchkaffee und Fiona, wie immer brauchte sie natürlich eine Extrawurst, einen Kaffee mit einem kleinen Löffel braunem Zucker, zwei Löffeln Sojamilch, und auf dem Sahnehäubchen einen Hauch Schokoladenstreusel.

Als alle ihren Kaffee hatten, berichtete Sarah an von ihrer amüsant-peinlichen Begegnung mit ihrem Traummann.

»Ihr könnt euch nicht vorstellen wie witzig das war! Ich weiß nicht wann er bemerkt hatte, dass er von ein paar Blättern Klopapier verfolgt wurde. Vielleicht kleben sie ihm ja jetzt noch am Schuh!« Die Freundinnen mussten lachen. »Trotzdem, bei ihm sah es fast schon wieder sexy aus. Ihn kann einfach nichts entstellen«, schwärmte Sarah und nahm einen Schluck von ihrem Milchkaffee. »Wisst ihr, ich war immer fest davon überzeugt, dass peinliche Dinge nur mir passieren können! Aber wie es aussieht hat es Gott nochmals gut mit mir gemeint und mir einen Gleichgesinnten geschickt.« Sarah sah nach oben und dankte Gott im Stillen. »Das ist doch die Basis für jede Beziehung, dass man Gemeinsamkeiten hat.« Sarah lächelte fröhlich.

»Süße, eure Tollpatschigkeit ist auch schon eure einzige Gemeinsamkeit. Und erst noch eine Unvorteilhafte! Und überhaupt: Weiß er eigentlich, dass du existierst?«, fragte Fiona stirnrunzelnd und nippte dann an ihrem Extrawurst-Kaffee, möglichst so, dass ihr Lippenstift unbeschadet blieb.

»Nun, … ich weiß nicht so recht. Kann schon sein.« Sarah dachte an ihre Niesattacken im Kaffeehaus. »Ich gehe immer ins Nanni`s Kaffeehaus, weil ich weiß, dass er oft dort ist.« Dann kam sie wieder ins Schwärmen. »Er ist einfach so unglaublich attraktiv, und obwohl ich geradezu nichts von ihm weiß, finde ich ihn wahnsinnig anziehend.«

»Wieso hast du ihn noch nie angesprochen?«, wollte Barbara wissen.

»Ich habe einfach irgendwie Angst vor einer Abfuhr. Ich meine, er könnte verheiratet sein, oder Kinder haben …«

»… Oder schwul sein, oder ein Massenmörder …«, meinte Fiona spöttisch. Barbara funkelte Fiona warnend an und meinte dann zu Sarah: »Aber wenn du nie mit ihm sprichst, wirst du es auch nie herausfinden. Kneif dir mal selbst in den Po und zeig was du drauf hast. Geh zu ihm und verwickle ihn in ein Gespräch. Du wirst sehen, er wird dir schon nicht gleich den Kopf abreißen …«

»Es sei denn, meine Theorie mit dem Massenmörder stimmt.«, grinste Fiona. »Ich mache ja nur Witze«, sagte sie dann rasch, als Barbara sie erneut warnend anfunkelte.

»Ob er verheiratet ist, lässt sich ja relativ einfach herausfinden. Schau einfach, ob er einen Ehering trägt. Falls ja, kannst du dich immer noch geschickt aus der Affäre ziehen«, meinte sie dann.

»Hmm, ich glaube nicht, dass ich so geschickt bin. Zudem habe ich euch einen klitzekleinen, peinlichen Zwischenfall meinerseits verschwiegen.« Sarah erzählte ihren Freundinnen von ihrer Pflanzen-Rotz-Popel-Aktion. Die Frauen mussten so sehr lachen, dass ihnen Tränen über die Wangen liefen.

»Das ist ja wieder mal typisch Sarah«, lachte Fiona. »Ich dachte die Aktion von deinem Traummann mit der Klopapierschleppe ist schon peinlich, aber du schaffst es mal wieder, alle Peinlichkeit zu übertreffen!« Sie tupfte sich mit der Serviette eine Träne von der Wange. »Man könnte fast meinen, in Fettnäpfchen zu treten ist dein Hobby. Allerdings solltest du dir lieber einen etwas normaleren Zeitvertreib suchen, denn dieses Hobby tut sich nicht so gut im Lebenslauf.«

»Ha-ha, sehr witzig, Miss-Extrawurst.« Sarah streckte Fiona spielerisch die Zunge heraus.

»Auf jeden Fall bin ich mir nicht sicher, ob er das Ganze mitgekriegt hatte oder nicht. Und wenn ich ihn jetzt anspreche und er mich erkennt und fragt: »Bist du nicht die, die eine Pflanze angerotzt hat und anschließend nicht merkte, dass ihr ein fetter Popel an der Nase hing?«. Was ist dann?! Ich würde sterben.«

»Dann sagst du einfach: »Bist du nicht der, der die ganze Zeit mit einem ultrapeinlichen Klopapierstreifen am Schuh durch die ganze Stadt gelatscht ist und nichts gemerkt hat?« «, antwortete Fiona schlagfertig und die Frauen brachen erneut in Gelächter aus.

Um halb zwölf verabschiedete sich Barbara von ihren Freundinnen und fuhr zu Johnnys Schule, um ihn nach der Rückkehr vom Schullager abzuholen. Sarah und Fiona unterhielten sich noch eine Weile über Mr. Perfekt. Um zwölf Uhr musste auch Sarah gehen, weil sie am Nachmittag in der Kindertagesstätte arbeitete.

Als Sarah die Tür zur KiTa öffnete, stürmte ihr Eric entgegen.

»Sarah, du musst mich retten!«, meinte er spielerisch verzweifelt. »Die Kinder haben sich alle in Zombies verwandelt und wollen mich auffressen!« Er zog an seinen strubbeligen, blond gefärbten Haaren und rollte theatralisch mit den Augen.

Sarah grinste und meinte dann: »Hey, du Spaßvogel, gibt es auch noch wichtigere Neuigkeiten, als menschenfressende Kinder und deine angeknabberten Extremitäten?«

»Oh, ja, ich kann dir von einem besonders gefährlichem Zombie berichten!«

Sarah zog fragend ihre Augenbrauen hoch.

Eric wurde ernster und erzählte Sarah von einem Neueintritt.

»Heute früh ist ein neues Kind in die KiTa gebracht worden. Der Junge heißt Lukas. Er ist fünf und unglaublich … zeitaufwändig! Aber du wirst schon sehen.« Eric sah auf seine silberne Armbanduhr. »Ich habe leider keine Zeit für eine vertiefte Ausführung seines Charakters, aber mach dich auf etwas gefasst. Tschüssi!« Eric drückte Sarah kurz an sich, schnappe seine limettengrüne Jacke und stürmte die Tür hinaus.

Eric Lorenz war ein humorvoller und liebenswerter Sozialpädagoge, welcher schon lange in der Kindertagesstätte arbeitete und genau wusste, wie er mit den kleinen Persönlichkeiten umzugehen hatte. Er war früher, nach seinem sozialpädagogischen Studium, in einem Heim für behinderte Kinder tätig und hatte über die Jahre sehr viel Erfahrung gesammelt. Das machte aus ihm mitunter einen ausgezeichneten Kinderbetreuer. Leider hatten manche Eltern anfangs Probleme mit ihm, weil sie befürchteten, dass Erics Homosexualität sich auf ihre Kinder übertragen könnte. An einen Elternabend wollte mal eine Mutter von einem neueingetretenen Jungen wissen, ob Eric tatsächlich schwul sei. Seine Antwort war: »Ja, aber nur Donnerstags. Und keine Angst, an diesem Tag arbeite ich nicht!« Bedauerlicherweise verstanden nicht alle Eltern seinen Humor. Aber wenn Eric ihnen dann seinen beruflichen Werdegang aufzeigte, wurden sie meist etwas entspannter. Und schließlich war das Eis dann meist gebrochen, wenn die Eltern sahen, wie gut Eric mit ihren Kinder umgehen konnte, wie einfühlsam und geduldig er war, und dass die Kinder ihn bereits nach wenigen Minuten ins Herz geschlossen hatten.

Als sich die Tür hinter Eric schloss, hängte Sarah ihre Jacke in die Garderobe und ging dann, gespannt auf den "neuen Zombie", zu den Kindern in den Spielraum.

Auch ein Pechvogel findet mal ein Korn

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