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Vermögensplanung

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»Al­ter, da sind wir bei Star­bucks, Mom wie­der voll pein­lich mit ih­rem Fil­ter­kaffee, und auf ein­mal steht da Marc Eden ne­ben mir und la­bert mich an. Marc Eden! Kannst du das glau­ben?« Wäh­rend er sei­ner Zwil­lings­schwes­ter von dem Hö­he­punkt des Tages be­rich­te­te, leuch­te­ten Ma­ri­us’ Augen, als hät­te er den All­mäch­ti­gen höch­stper­sön­lich ge­se­hen. Da­bei war er vor­hin sehr klein­laut und fand es gar nicht mal so toll, wie er von ihm an­ge­spro­chen wur­de.

»Nenn Ama­lia nicht Al­ter, Ma­ri­us!«, fuhr An­ni da­zwi­schen. »Was ist heu­te nur los mit dir?« Kopf­schüt­telnd stand sie in der Kü­che und wuss­te nicht, was sie am meis­ten auf­reg­te. War es ihr Sohn, der schein­bar von allen gu­ten Geis­tern ver­las­sen war, oder der Löf­fel, der in ei­nem an­ge­trock­ne­ten Jog­hurt­be­cher kleb­te, an dem wie­der­um ein be­nutz­tes Taschen­tuch hing. Gro­ßer Gott, das hier war ein ver­damm­ter Schwei­ne­stall, an­ders konn­te sie sich das kaum er­klä­ren. Ih­re Tochter stand an den Kühl­schrank ge­lehnt und be­ob­ach­te­te un­be­ein­druckt das Schau­spiel, wäh­rend sie ei­ne Ba­na­ne aß.

»Außer­dem hat er dich nicht bloß an­ge­spro­chen, er hat dich ge­rügt und da­rauf hin­ge­wie­sen, dass du dich an­stän­dig ar­ti­ku­lie­ren sollst!« In­ner­lich ju­bel­te sie, als sie an die­sen Mo­ment zurück­dach­te. Der Typ hat­te solch ein Selbst­ver­trauen, dass selbst sie kurz in­ne­hielt, um ihn an­zu­schau­en.

Zu­erst fie­len ihr sei­ne Tä­to­wie­run­gen auf. Lan­ge ver­schnör­kel­te Aus­läu­fer sah man un­ter dem Ja­ckett her­vor­lu­gen. Am Hals konn­te man das Por­trät ei­nes Man­nes er­ah­nen, wäh­rend sei­ne Haa­re zu ei­nem un­or­dent­li­chen Kno­ten am Hin­ter­kopf zu­sam­men­ge­bun­den waren. Er war groß, stolz und hat­te sie schon selbst­be­wusst er­wähnt? Den knall­har­ten Ge­schäfts­mann, der er war, nahm man ihm oh­ne mit der Wim­per zu zu­cken zu ein­hun­dert Pro­zent ab. Dass er das war, wuss­te An­ni wie­der­um, weil man Marc Eden, den Ent­wi­ckler der die an­ge­sag­tes­te Mu­sic-App ge­schaf­fen hat­te, in Köln ein­fach kann­te. Für die ei­nen war er der be­gehr­te Jung­ge­sel­le, für die an­de­ren ein Mann, den man aus den Tratsch­spal­ten di­ver­ser Zei­tun­gen, in de­nen er immer mal wie­der mit ir­gend­wel­chen Schön­hei­ten ab­ge­lich­tet wur­de, kann­te. Für ih­ren Sohn war er wei­taus mehr. Er sam­mel­te so­gar Ma­ga­zi­ne, in de­nen The God­fat­her of IT-Mist ein In­ter­view nach dem an­de­ren gab, sta­pel­te sie fein säu­ber­lich in sei­nem Regal, wenng­leich der Rest des Zim­mers ei­nem Trüm­mer­feld glich.

»Aber er hat mich an­ge­spro­chen, das ist der sprin­gen­de Punkt!«, triump­hier­te Ma­ri­us, hiev­te sich zeit­gleich mit den Hand­bal­len auf die Ar­beits­flä­che der Kü­chen­zei­le und nahm ei­nen Schluck aus der Spru­del­fla­sche. Nun gut, wenn er das so se­hen woll­te, bit­te.

»Gott, Ma­ri­us. Komm mal wie­der klar«, ent­geg­ne­te Ama­lia be­lus­tigt. »Hof­fent­lich träumst du heu­te Nacht nicht von dei­nem Zu­cker­berg 2.0.«

»Halts Maul, Sis! Du hast doch kei­ne Ah­nung. Geh mit dei­nen Bar­bies spie­len.«

»Hey, Leu­te! Jetzt ist Schluss hier. Habt ihr für die Deutsch­ar­beit ge­lernt?« An­ni war­te­te nicht auf Ant­wort, denn die­sem Ge­zan­ke durf­te man er­fah­rungs­ge­mäß kei­nen Raum zum Rei­fen ge­ben, sonst schau­kel­te sich das pu­ber­tä­re Rum­ge­strei­te im Nu zu ei­nem mons­trö­sen Klein­krieg hoch. »Geht ler­nen, da­mit ver­bringt ihr eu­re Zeit we­nigs­tens sinn­voll!«

Auch wenn die zwei sie ak­tu­ell an den Ran­de ei­nes Ner­ven­zu­sam­men­bruchs trie­ben, eins funk­tio­nier­te immer. Ih­re Kin­der waren wiss­be­gie­rig und ehr­gei­zig, was sie oft­mals frei­wil­lig hin­ter ih­re Schreib­ti­sche be­weg­te und zum Ler­nen an­imier­te. Das er­spar­te An­ni ei­ne Men­ge un­schö­ner Mo­ti­va­tions­ar­beit, wenn sie da­ran dach­te, wie häu­fig sich die an­de­ren Müt­ter da­rüber be­schwer­ten.

Ama­lia ging zum Kü­chen­tisch, um dort ih­re Ba­na­nen­scha­le ab­zu­le­gen, und ver­ließ den Raum. Kopf­schüt­telnd stand An­ni da und be­trach­te­te den Tisch mit gro­ßen Augen. Ja, war es denn zu fas­sen? Der Müll­ei­mer be­fand sich ge­nau an je­ner Stel­le, wo sie zu­vor ge­stan­den hat­te und dann wun­der­te sie sich, wa­rum sie in letz­ter Zeit so aus­ge­laugt war? »Ama­lia, räum dei­nen Müll weg. Manch­mal fra­ge ich mich, wie ihr bei­de es aufs Gym­na­si­um ge­schafft habt. Das ist doch un­glau­blich!«, rief sie in den Flur und war­te­te, bis ih­re Tochter zurück­ge­kehrt war, die Auf­ga­be er­le­digt hat­te und wort­los die Trep­pen her­auf­lief.

Als An­ni letz­tend­lich zwei Türen zu­knal­len hör­te, wuss­te sie, dass sie jetzt min­des­tens ein paar Stun­den Ru­he ha­ben wür­de. Er­mü­det stütz­te sie sich an der Tisch­kan­te ab und at­me­te tief durch.

An­ni war nor­mal­er­wei­se ei­ne Po­wer­frau. Sie re­gel­te Haus­halt, Kin­der, war über­aus en­ga­giert in der Dorf­ge­mein­schaft und ging re­gel­mä­ßig zur Kir­che. Zu­dem ar­beit­ete sie im Back­of­fi­ce, in­klu­si­ve der Buch­hal­tung, in der Fir­ma ih­res Man­nes, der Ver­mö­gens­be­ra­ter war. An­ni war mit ihm liiert, seit sie sich beim Schwimm­un­ter­richt in der Schu­le un­ster­blich in­ei­nan­der ver­liebt hat­ten.

Heu­te noch hat­te sie das Bild vor Augen, wie er mit sei­nen Klas­sen­ka­me­ra­den am Be­cken­rand stand und sich über ir­gend­et­was amü­sier­te. Sein La­chen be­wirk­te, dass sich klei­ne Grüb­chen auf den Wan­gen bil­de­ten, die sie um­hau­ten. Zwan­zig Jah­re war das her und na­tür­lich hat­te sich die Fas­zi­na­tion um Cons­tan­tins Grüb­chen ge­legt. Sie ver­brach­ten so viel Zeit mit­ein­an­der, wie es für ei­ne Un­ter­neh­mer­fa­mi­lie mög­lich war. Zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen war das nicht un­be­dingt oft. Wenn er mal wie­der auf Ge­schäfts­rei­se war, waren zum Aus­gleich die Dorf­frau­en, die sie mehr­mals wö­chent­lich sah, für sie da. An­ni hat­te alles, was ei­ne Bil­der­buch­fa­mi­lie aus­mach­te. Sie hat­te tol­le Eltern, Schwie­ge­rel­tern, groß­ar­ti­ge Kin­der, wenn sie manch­mal auch ein biss­chen nerv­ten, und ei­nen treu­en Ehe­mann.

»Hi.« Cons­tan­tin trat hin­ter sie, gab ihr ei­nen Kuss aufs Haar und setz­te sich an den Kü­chen­tisch.

»Hal­lo«, grüß­te sie ihn mü­de. »Wie war dein Tag?«

»An­stren­gend! Die­ser Meier ist so ein Idi­ot. Er ist ab­so­lut be­ra­tungs­re­sis­tent«, sag­te er und blick­te An­ni nach Zu­stim­mung su­chend an.

»Ein un­sym­pa­thi­scher Kerl«, be­stä­tig­te sie, drück­te ei­nen Espres­so aus dem Kaffee­voll­auto­ma­ten und stell­te ihn auf dem Tisch vor ihm ab.

»Aber was bringt es? Er be­zahlt nun mal an­stän­dig und auch wenn ich weiß, wie du die­se ab­ge­dro­sche­nen Sät­ze ver­ab­scheust: Der Kun­de ist Kö­nig!« Er pus­te­te in die Tas­se, nipp­te vor­sich­tig an dem hei­ßen Ge­tränk, und stell­te sie mit ei­nem schmerz­ver­zerr­ten Blick wie­der ab, wäh­rend er sich die ver­brann­te Lip­pe rieb. Skep­tisch be­äug­te er An­ni kurz da­rauf. »Alles okay? Du siehst mü­de aus!«

»Das bin ich. Viel­leicht ist ei­ne Er­käl­tung im An­marsch, wer weiß?«, er­wi­der­te sie und spür­te in der Tat die­se aus­lau­gen­de Schwe­re, die sie seit ei­ni­gen Ta­gen be­glei­te­te.

»Leg dich hin. Ich mach hier Klar­schiff!« Mit ei­ner aus­laden­den Be­we­gung zeig­te er auf die voll­ge­stell­te Kü­chen­zei­le, was er nicht nä­her er­läu­tern muss­te.

Ent­schul­di­gend hob An­ni die Schul­tern. Es brauch­te kei­ne weite­re Er­klä­rung, schließ­lich wuss­te Cons­tan­tin, wel­ches Pen­sum An­ni tag­täg­lich er­füll­te und was für Schwei­ne in punc­to Sau­ber­keit ih­re Kin­der waren. Er stand schon immer hin­ter ihr und wür­dig­te, was sie tat.

»Bin im Bett!«, sag­te sie, warf ihm ei­nen dank­ba­ren Blick zu und ließ die chao­ti­sche Kü­che mit ih­rem geord­ne­ten Ehe­mann im Ein­klang zurück. Schnell ent­le­dig­te sie sich ih­rer Kla­mot­ten, putz­te sich die Zäh­ne, zog sich ein viel zu gro­ßes Shirt über, wel­ches sie zum Schla­fen ger­ne trug, und floch­te sich ih­re fast hüft­lan­gen Haa­re zu ei­nem Zopf. Als sie end­lich die küh­len Bett­la­ken auf ih­rer Haut spür­te, merk­te sie, wie sich zu­min­dest ih­re Mus­keln ent­spann­ten und sie lang­sam run­ter­fah­ren konn­te. Das Kis­sen un­ter ih­rem Kopf mit den Hän­den zu­recht­ge­rückt, be­trach­te­te sie akri­bisch die Zim­mer­de­cke, wäh­rend sie den Tag Re­vue pas­sie­ren ließ: Sie weck­te die Kin­der, fuhr ins Büro, koch­te für Ama­lia ve­ge­ta­risch, für Ma­ri­us fleisch­hal­tig und räum­te das Haus auf, wie je­den Tag. Da­rauf­hin fuhr sie mit ih­rem Sohn in die Stadt, denn er brauch­te drin­gend ein Zu­be­hör­teil für sei­nen Lap­top, oh­ne das sein Le­ben schein­bar spä­tes­tens am Abend sinn­los ge­we­sen wä­re. Dass ein Weg bis in Kölns In­nens­tadt im Feie­ra­bend­ver­kehr ei­ne Stun­de dau­er­te, ver­such­te sie, zu ver­drän­gen. Denn die­sen Weg muss­ten sie immer­hin zwei­mal fah­ren, um nach Hau­se zu kom­men. Und dann woll­te sie sich ein­fach nur ei­nen Kaffee ge­neh­mi­gen, da tick­te ihr Sohn wort­wört­lich aus, weil sie auf die­sen IT-Gu­ru tra­fen. Wie er sie ge­nannt hat­te: »Rot­schopf und Super­man«, mur­mel­te sie lei­se vor sich, be­vor über ih­re Lip­pen ein Lä­cheln husch­te. Er war wirk­lich süß. Nein, das pass­te nicht. Er war eher se­xy, ja. Sei­ne gan­ze Hal­tung strotz­te vor Selbst­be­wusst­sein und die­ses ge­wis­se Fünk­chen Ar­ro­ganz stand ihm außer­or­dent­lich gut. Ei­ne Gän­se­haut über­zog ih­re Ar­me. Er war auf ei­ne Art un­nah­bar und den­noch war er, den sie nor­mal­er­wei­se nur von ge­druck­ten Zei­tungs­fotos kann­te, für An­ni heu­te wahr­haf­tig greif­bar. Er hat­te es ge­schafft, sie zum Lä­cheln zu brin­gen, und auto­ma­tisch frag­te sie sich, wann Cons­tan­tin das zum letz­ten Mal fer­tig­ge­bracht hat­te. Ein un­gu­tes Ge­fühl misch­te sich zu dem zar­ten Krib­beln, was durch den Ge­dan­ken an Marc er­weckt wur­de. Ei­nen sol­chen Ver­gleich hat­te sie noch nie ge­zo­gen, fiel ihr in die­sem Mo­ment auf und gleich­zei­tig auch, dass es schon sehr lan­ge her war, dass sie, bis auf ein net­tes und re­spekt­vol­les Lä­cheln, seit Mo­na­ten nicht mehr mit ih­rem Mann herz­haft ge­lacht hat­te. Die Augen­braue zu­sam­men­ge­zo­gen, roll­te sich An­ni zur Sei­te. Was soll­te sie nun mit die­ser Er­kennt­nis an­fan­gen? War es über­haupt von Be­deu­tung? Klar, war es das. Bis­her exis­tier­te in An­nis Le­ben nur ein Mann und das war Cons­tan­tin, den sie lieb­te. Er war für­sor­glich, hilfs­be­reit, kul­ti­viert und stand für sei­ne Fa­mi­lie ein. Aber ein Bauch­krib­beln gab es ewig nicht mehr.

Das war nor­mal, wenn man be­dach­te, dass sie be­reits seit so lan­ger Zeit ein Paar waren. Der All­tag hat­te sie fest im Griff, da blieb kei­ne Zeit für der­ar­ti­ge Lie­be­lei­en, die auch nur an­satz­wei­se et­was in ihr aus­lö­sen könn­ten. Dass das völ­li­ger Quatsch war, war ihr durch­aus be­wusst und trotz­dem ver­such­te sie sich mit dem Er­geb­nis ih­rer geis­ti­gen Ar­beit zu­frie­den­zu­ge­ben.

Un­wei­ger­lich dach­te sie an Marc, wie er sie, mit sei­ner lo­cke­ren Art, be­stim­mend und über­le­gen vor die­sem däm­li­chen Kaffee­hei­ni ge­ret­tet hat­te. Er konn­te es ein­fach, da war nichts ge­schau­spiel­ert, er war, wie er war. Das Krib­beln kehr­te wie­der in ih­ren Bauch zurück. Er war de­fi­ni­tiv ei­ne Mar­ke für sich und gar nicht so ab­ge­ho­ben, wie er in der Pres­se dar­ge­stellt wur­de. Was hät­te ihr Cons­tan­tin in die­ser Si­tua­tion ge­tan? Er hät­te sie wahr­schein­lich auf­ge­for­dert, et­was an­de­res zu be­stel­len, um kein Auf­se­hen zu er­re­gen, und Ma­ri­us hät­te er eben­falls zu­recht­ge­wie­sen, aber ganz si­cher nicht so cool wie Marc Eden, stell­te sie schmun­zelnd fest. Wenn sie nur da­ran dach­te, wie Ma­ri­us sich in der Schu­le mit dem Tref­fen brüs­ten wür­de, muss­te sie sich ein Auf­la­chen ver­knei­fen. Un­ter den Nerds konn­te er da­mit Ein­druck schin­den, das war Fakt. Nun gut, sie gönn­te ihm sei­nen glanz­vol­len Mo­ment.

An­ni wälz­te sich von ei­ner Sei­te zur an­de­ren, fand kei­ne Ru­he. Ih­re Ge­dan­ken dreh­ten sich im Kreis, lie­ßen sie auf­ge­bracht zurück. Und immer, wenn sie knapp da­vor war, in ei­nen ent­spann­ten Schlaf ab­zu­drif­ten, tauch­ten Marcs Augen vor ih­ren auf und mach­ten sie von der ei­nen auf die an­de­re Se­kun­de wie­der hell­wach. Ge­dank­lich durf­te sie sich die­se ent­glei­sen­den Aus­rut­scher ru­hig er­lau­ben, so­lan­ge Cons­tan­tin das nicht mit­be­kam.

Ein kur­zes Klop­fen er­tön­te an der Zim­mer­tür: »Mom!«, flüs­ter­te Ma­ri­us lei­se, als er nä­her­trat.

»Hm?«, brumm­te An­ni, nicht ge­willt, auch nur ein Wort von sich zu ge­ben. Mü­de, schla­fen, Ge­hirn­gu­lasch … Lasst mich doch alle in Frie­den. In Ge­dan­ken spul­te sie noch mal ei­nen Schritt zurück und er­gänz­te, hei­ßer und schar­fer Ge­hirn­gu­lasch. So weit war es schon mit ihr ge­kom­men, dass sie so ei­nen geis­ti­gen Un­fug fa­bri­zier­te.

»Mom!«, er­klang ei­ne vor­wurfs­vol­le Stim­me.

Ma­ri­us. Ihr Sohn, ach Gott, da war doch was. Wi­der­wil­lig schal­te­te sie das Nacht­licht an. »Was?«, frag­te sie mo­no­ton.

»Meinst du, wir könn­ten mor­gen noch mal zu Star­bucks fah­ren? Wir set­zen uns ein­fach ein biss­chen da­hin und war­ten, viel­leicht kommt Marc Eden ja wie­der. Dann könn­te ich mich rich­tig mit ihm un­ter­hal­ten.«

»Hä?« Er muss­te durch­ge­dreht sein. Und sie gleich mit, denn jetzt war es um ih­re Ar­ti­ku­la­tion ge­sche­hen. Was soll­te man zu solch ei­nem Vor­schlag nur sa­gen? Ihr Sohn woll­te sich in ein Café set­zen, Stun­den dort ver­brin­gen, nur um mög­li­cher­wei­se sein Vor­bild an­zu-tref­fen. »Ma­ri­us, ich sags nur ein ein­zi­ges Mal: Geh so­fort in dein Bett!«

»Al­ter, bleib mal cre­mig. Du gehst ja ab.«

Jetzt setz­te sich An­ni doch auf. »Du glaubst doch nicht ernst­haft, dass ich mei­ne Zeit mit dir ir­gend­wo in Köln ver­ge­ude, nur weil die­ser Eden sich dort ein­mal ei­nen Kaffee ge­holt hat? Fer­nab da­von, dass das to­tal be­scheu­ert ist, weißt du nicht mal, ob er re­gel­mä­ßig da ist oder doch nur spo­ra­disch. Lass mich da­mit ein­fach in Ru­he, okay? Ich möch­te schla­fen.«

»Darf ich denn we­nigs­tens nach der Schu­le da­hin? Ich könn­te mei­ne Haus­auf­ga­ben da ma­chen.«

»Raus!«, for­der­te An­ni schrof­fer, als es ge­plant war und re­gis­trier­te be­ru­higt, dass er die Tür hin­ter sich ge­schlos­sen hat­te. Himmel Herr­gott, wie konn­te man nur in ei­nen der­ar­ti­gen Fan­mo­dus ver­fal­len, das war ja schon fast krank­haft.

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