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Das Unterscheidend-Menschliche

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Der Blick auf die Menschheitsgeschichte und die neueren Ergebnisse der Verhaltensforschung zeigen, dass es Mühe macht, ein trennscharfes Kriterium zwischen Tier und Mensch zu finden. Meist werden heute folgende Kriterien genannt:

 Werkzeuggebrauch. Doch inzwischen haben Experimente mit Affen ergeben, dass sie längere Kausalitätsketten überblicken können und geschickt Hilfsmittel benutzen, um ans Ziel zu gelangen. Bei Darwinfinken konnte beobachtet werden, dass sie künstlich ihren Schnabel mit einem gefundenen bzw. gesuchten Hölzchen verlängern, um an die Nahrung heranzukommen.

 Werkzeugherstellung. Auch Anfänge einer Werkzeugherstellung konnten bei Schimpansen festgestellt werden: Sie spitzen Zweige zu, um mit ihrer Hilfe Termiten zur Nahrung aus ihrem Bau herauszuholen.

 Sprache. Eine sehr differenzierte Informationsweitergabe kennen die Bienen. Versuche, in Kommunikation mit Schimpansen zu treten, haben ergeben, dass sie in der Lage sind, etwa 150 bis 200 „Wörter“ zu behalten und sie sinngemäß und richtig zu „beantworten“. Sie verstehen den Konditionalsatz: „Wenn du die Banane auf den Teller legst, dann kriegst du eine Tafel Schokolade.“ Aus ihren Reaktionen ist ersichtlich, dass sie auch in der Lage sind, Abstraktionen zu verstehen wie: „Dieses ist ein Symbol für …“ Was ihnen freilich (noch?) fehlt, ist die wirkliche Sprache, die Lautbildung, die der Mensch durch eine Veränderung des Kehlkopfes erreichen konnte.

 Bewusstsein. Tiere besitzen durchaus ein Bewusstsein („Ich“ weiß), wenn auch kein reflexes Selbstbewusstsein („Ich“ weiß, dass ich weiß).

 Ichbewusstsein. Auch hier haben Versuche mit Affen ergeben, dass sie in der Lage sind, sich in einem Spiegel nach längerem Hinsehen wiederzuerkennen. Es ist also zumindest ein optisches Ichbewusstsein anzunehmen.

 Geist und/oder Instinkt. Hier ist wohl das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zu sehen. Doch ist auch hier Vorsicht geboten. Denn was ist eigentlich „Geist“? Und besitzt der Mensch keine Instinkte? Hat ein Affe nicht mehr „Geist“ als ein Spulwurm? Und ist nicht auch unter Menschen die „Geisthaftigkeit“ keineswegs einheitlich und gleichmäßig ausgeprägt?

 Religiöse Aspekte. In jüngster Zeit werden vor allem (anfängliche) religiöse Aspekte als Kriterien herangezogen. So verraten bestimmte Bestattungsriten (etwa beim Neandertaler, 70.000–80.000 v. Chr.), dass offenbar ein Transzendenzbewusstsein (oder vielleicht genauer: der Glaube an ein nach-todliches Weiterleben) zwar bei Menschen, nicht aber bei Tieren feststellbar ist: Der Tote wird nach der aufgehenden Sonne ausgerichtet, Bärenschädel und Nahrungsbeigaben werden um den Toten herum gelegt, Steinabgrenzungen markieren das Grab, selbst Blumen werden aufs Grab gelegt.

Die großen Themen des christlichen Glaubens

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