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Beratung mit Brian

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Eila ist aufgewühlt.

Die Worte ihrer Großmutter wirkten keinesfalls beruhigend. Die Vorstellung, dass böse Zauberer versuchten, ihre Großmutter zu töten, dringt nur langsam in ihr Bewusstsein. Es ist kaum zu glauben. Es gibt also wirklich Zauberer und vielleicht auch andere magische Wesen? Bisher hatte sie nur in Geschichten davon gelesen. Diese waren meistens sehr aufregend und spannend und hatten sie eigentlich immer schon fasziniert. Aber dass es das wirklich gibt? Auch eine für sie drohende Gefahr scheint nicht real zu sein.

Doch ihre Großmutter erzählte in dem Brief nicht einfach eine Geschichte, das stand für sie außer Zweifel.

»Großvater, du glaubst nicht, was ich gerade gelesen habe.« Eila blickt ihn an und gibt ihm den Brief: »Bitte lies das zuerst, dann müssen wir uns beraten!« Brian liest den Brief mit äußerster Aufmerksamkeit und lässt gelegentlich einen überraschten Ausruf hören.

Als er fertig ist, blickt er sie stirnrunzelnd an.

»Ich bin mir nicht ganz darüber im Klaren, ob dein Erlebnis vorhin im Keller auf eine direkte Gefahr für dich hinweist. Jedenfalls scheint die eine Person eine wohlwollende, die andere aber eine übelwollende gewesen zu sein. Zusammen mit dem Brief von Mairead meine ich, du solltest dich so schnell wie möglich auf den Weg zu Erdmuthe machen! Und ich möchte dich begleiten. Meine Erfahrung hebt meine körperlichen Schwächen doch mindestens auf.«

Eila stimmt ihm nicht zu, sie zögert etwas: »Ich verstehe, dass du mich beschützen willst. Aber ich finde, Großmutter hat Recht. Ich glaube, eine Reise mit langen Fußmärschen ist viel zu anstrengend für dich. Wir müssten auch Gepäck und Proviant für uns beide mitnehmen, was uns zusätzlich Zeit kosten würde. Wir kämen nicht halb so schnell vorwärts wie ich alleine. Falls es eine Gefahr auf der Reise geben sollte, wäre ich ihr alleine somit nur für eine kürzere Zeit ausgesetzt.« Nach einer Pause fügt sie mit bittendem Blick zum Großvater hinzu: »Lassen wir es dabei, wenn du ehrlich bist, musst du Großmutter und mir zustimmen. Bitte erzähle mir von ihrem Tod. Sag mir, ob sich irgend etwas Unerklärliches ereignet hat, seit Großmutter starb. Ist Großmutter vielleicht durch einen Angriff gestorben und wurde seit ihrem Tod von den bösen Zauberern versucht, den Armreif zu bekommen?«

»Soweit ich das beurteilen kann, ist Mairead eines natürlichen Todes gestorben. Sie war im Vorgarten und hat ein paar Rosen geschnitten. Die wollte sie in eine Vase im Wohnzimmer stellen. Da sie nach längerer Zeit nicht wieder kam, ging ich nachsehen. Ich habe sie im Blumenbeet gefunden. Der Arzt meinte, sie hatte einen Herzinfarkt. Es gab keine Hinweise auf einen Angriff gegen sie. Nichts deutete auf irgendeine, gegen sie gerichtete Gewalt.« Großvater überlegt. »Seit ihrem Tod ist nichts Ungewöhnliches geschehen. Es sind auch keine Versuche unternommen worden, den Armreif zu stehlen.«

»Wir müssen herausfinden, warum das vorhin im Keller geschah. War das ein Versuch der Dubharan, den Armreif zu bekommen? Und wenn ja, warum geschah das jetzt und wodurch wurde es ausgelöst?«, fragt Eila.

Nach längerem Überlegen kommen sie zu einer möglichen Erklärung. Da seit Großmutters Tod nichts Ungewöhnliches geschehen war, musste das Schließen des Armreifs das bedrohliche Geschehen ausgelöst haben.

»Kann es sein, dass das Anlegen des Armreifs eine Art Impuls ausgelöst hat, der für mich als kurzzeitige Wärme spürbar wurde?«, fragt Eila. »Dieser Impuls könnte vielleicht gleichzeitig an anderer Stelle bemerkt worden sein.«

»Ja, das scheint eine mögliche Erklärung zu sein«, meint Brian. Er fährt fort: »Und der Armreif hat dich offensichtlich auserwählt, da du etwas Wärme verspürtest. Somit konntest du ihn zur Verstärkung deiner ungeübten Fähigkeiten nutzen. So lässt sich erklären, warum diese Zauberworte wirksam wurden.

Auch wenn du den Armreif unbedenklich nutzen könntest, solltest du das unterlassen. Falls mit dem Anlegen des Reifs jedes Mal diese Art Signal gesendet wird, könnte das wieder einen Angriff herauf beschwören. Die dunklen Zauberer würden dir den Armreif leicht nehmen, wenn dann vielleicht kein Beschützer zur Stelle wäre. Deine körperlichen und magischen Kräfte können dir keinesfalls helfen. Du kennst dich ja noch nicht wirklich in Magie aus. Deine Erinnerung hat dir vorhin zufällig geholfen, aber das beruht nicht auf Wissen!«

Eila nickt bestätigend: »Es wird wohl eine Art Signal gesendet, das von Wächtern in der magischen Welt empfangen werden kann. Das Signal identifiziert möglicherweise den jeweiligen Armreif. Anscheinend wird der Ort der Signalaussendung dabei nur ungefähr bekannt, sonst hätte die dunkle Gestalt nicht danach suchen müssen. — Falls ich den Armreif nutze, könnte ich mit etwas Glück dem Zugriff durch die dunklen Zauberer entgehen. Vielleicht kenne ich bis dahin auch genügend Zaubersprüche, um mich wirksam zu schützen. Auf jeden Fall werde ich ihn dann ständig um meinem Handgelenk belassen. Somit würde er nicht jedes Mal neu aktiviert und es gäbe keine weiteren Signalaussendungen. Meine anschließenden Aufenthaltsorte blieben damit anderen verborgen!

Aber ich werde den Armreif vorläufig nicht magisch nutzen, sondern ihn als Schmuck tragen.« Damit legt sich Eila den Armreif um ihr rechtes Handgelenk.

Mittlerweile ist es spät geworden. Der Mittag und Nachmittag sind wie nur ein Gedanke verflogen. Sie verspüren beide großen Hunger. Der Großvater zündet den Kamin und mehrere Kerzen an. Dann holen sich beide heißen Kakao und etwas zu Essen aus der Küche. Sie setzen sich ins Wohnzimmer in die beiden Ohrensessel und fühlen sich nach dem Essen angenehm wohl. Ihre Augen fallen ihnen fast zu, so erschöpft sind sie.

»Kannst du mir einen Beschützer für die Reise besorgen? Großmutter war davon überzeugt, dass du einen geeigneten kennst.«

»Natürlich werde ich das, da ich nicht mit darf!« Er zwinkert ihr zu. »Mairead kannte ihn auch. Darum hat sie in ihrem Brief erwähnt, dass er geeignet ist.«

»Wer ist das denn, ein anderer Zauberer?«

Der Großvater lächelt: »Nein, kein Zauberer. Er heißt Albin. Mehr verrate ich dir heute nicht. Alles Weitere erfährst du, wenn du ihn siehst!«

Damit löscht er die Kerzen.

»Und jetzt ab ins Bett. Du musst dich unbedingt ausruhen!«

Vom Flur gelangt Eila über eine kleine Treppe in den oberen Teil des Hauses, wo sich zwei große Schlafzimmer an den Giebelseiten des Hauses befinden. Ein zweiflügeliges Fenster mit Oberlicht befindet sich ebenso in jedem Zimmer, wie darunter stehende Waschtische mit Schüsseln und Krügen darauf.

Die großen Betten und Schränke sowie die Stühle mit den gebogenen Beinen und Rückenlehne wirken zwar etwas altmodisch, aber durch den hellen Anstrich doch gemütlich. Trotz vieler Teppiche knarren etliche der Dielen des Holzfußbodens beim Herüberlaufen.

In dem links befindlichen Zimmer ist Eila aufgewachsen. Sie kennt jede Maserung des Holzbodens und weiß die unterschiedlich knarrenden Töne den einzelnen Dielen zuzuordnen.

Die Dubharan

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