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2. JENSEITS … ALLER VORSTELLUNGEN

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Ehe er sich’s versah, sauste Milo eine Landstraße entlang, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Er blickte zurück, doch vom Mauthäuschen und seinem Zimmer war nichts mehr zu sehen. Nicht einmal sein Wohnhaus konnte er noch entdecken. Was sich eben noch in seinen Gedanken abgespielt hatte – war jetzt Wirklichkeit.

Ganz schön merkwürdig, dachte er (so wie ihr jetzt sicher auch). Dieses Spiel ist ja verrückter, als ich dachte. Da flitz ich eine Straße entlang, die mir völlig unbekannt ist, fahre in eine Gegend, von der ich noch nie gehört habe, und alles bloß, weil plötzlich ein Mauthäuschen in meinem Zimmer herumsteht. Keine Ahnung, von wem und warum. Zum Glück spielt wenigstens das Wetter mit.

Und tatsächlich: Das war im Moment das Einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte. Die Sonne glitzerte, am Himmel ließ sich kein Wölkchen blicken, und er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so satte und leuchtende Farben gesehen zu haben. Die Blumen strahlten, als hätte man sie gerade erst geputzt und aufpoliert, und die Bäume, die links und rechts der Straße in den Himmel ragten, schimmerten in silbrigem Grün.


WILLKOMMEN IN FORT STELLUNGEN

stand mit sorgfältig gemalten Buchstaben auf einem Schild an einem kleinen Haus am Straßenrand.

FÜR INFORMATIONEN, VORHERSAGEN UND RATSCHLÄGE ALLER ART STEHEN WIR IHNEN GERN ZUR VERFÜGUNG.

HIER ANHALTEN UND HUPEN.

Gleich beim ersten Hupen kam ein kleiner Mann in langem Mantel aus dem Haus geschossen. Er sprach unvorstellbar schnell und wiederholte sich ständig:

»Oi, oi, oi, oi, oi, willkommen, willkommen, willkommen, willkommen in Fort Stellungen, in Fort Stellungen, in Fort Stellungen. In letzter Zeit haben wir kaum noch Besucher, kaum noch Besucher. Nun. Was kann ich für dich tun? Ich bin der Ob-Mann, der alles weiß und alles kann.«

»Ist dies der richtige Weg nach Wortopolis?«, fragte Milo, dem die überschwängliche Begrüßung fast die Sprache verschlug.

»Ob dies der richtige, ob dies der richtige Weg, ob dies der richtige Weg nach Wortopolis ist«, begann der kleine Mann aufs Neue. »Ich weiß von keinem falschen Weg nach Wortopolis. Wenn dieser Weg also überhaupt nach Wortopolis führt, muss es wohl der richtige sein. Und wenn nicht, dann muss es der richtige Weg irgendwo anders hin sein, denn es gibt keinen falschen Weg irgendwohin. Ob es wohl regnen wird?«

»Ich dachte, Sie sind der Obmann, der alles weiß und alles kann«, sagte Milo ziemlich irritiert.

»Aber nicht doch«, meinte der kleine Mann. »Ich bin der Ob-Mann, nicht der Obmann. Denn viel wichtiger, als zu erfahren, wie das Wetter wird, ist es, herauszufinden, ob es das Wetter überhaupt noch geben wird.« Und damit ließ er ein Dutzend Luftballons in den Himmel steigen. »Wolln doch mal sehen, von wo der Wind weht«, kicherte er, als die Ballons in alle Richtungen davonflogen.


»Was hat es mit Fort Stellungen eigentlich auf sich?«, fragte Milo, dem das Ganze mittlerweile mehr als spanisch vorkam und der sich langsam fragte, ob der kleine Mann noch alle beisammenhatte.

»Gute Frage, gute Frage«, rief dieser begeistert. »Ohne Vorstellungen macht man sich nie dorthin auf, wo man hinwill. Andererseits: Obwohl keiner, der irgendwo hinwill, an konkreten Vorstellungen vorbeikommt, kommt jeder, der irgendwo hinwill, an Fort Stellungen vorbei. Es gibt natürlich auch Leute, die nie über ihre Vorstellungen hinauskommen, aber mein Job ist es, ihnen Beine zu machen, ob ihnen das nun passt oder nicht. Ob ich wohl sonst noch was für dich tun kann?«

Bevor Milo noch etwas darauf antworten konnte, verschwand der Ob-Mann im Haus, bloß um Sekunden später wieder auf der Bildfläche zu erscheinen, mit neuem Mantel und einem Schirm.

»Danke, ich finde meinen Weg schon alleine«, sagte Milo, obwohl er sich da ganz und gar nicht sicher war. Aber weil er keinen blassen Schimmer hatte, wovon der kleine Mann eigentlich die ganze Zeit redete, hielt er es für vernünftiger, einfach weiterzufahren – wenigstens so lange, bis er auf jemanden traf, dessen Sätze nicht so klangen, als ergäben sie von vorn gelesen genauso wenig Sinn wie von hinten.

»Prachtvoll, prachtvoll, prachtvoll«, rief der Ob-Mann. »Ob du deinen Weg nun findest oder nicht – einen Weg wirst du auf jeden Fall finden. Und solltest du zufällig meinen Weg finden, bring ihn bitte zurück. Er ist mir nämlich schon vor Jahren verloren gegangen. Ist mittlerweile wahrscheinlich längst verrostet. Du meinst also, es würde regnen, ja?« Und damit spannte er seinen Schirm auf und begleitete Milo zu dessen Auto.

»Bin froh, dass du deine Entscheidung allein getroffen hast. Ich hasse es nämlich, mir ständig den Kopf darüber zerbrechen zu müssen, ob etwas gut ist oder schlecht, oben oder unten, drinnen oder draußen, ob’s regnet oder ob die Sonne scheint. Am besten, man rechnet mit allem, sag ich immer, dann kann einem nichts zustoßen, mit dem man nicht gerechnet hätte. Bitte, fahr vorsichtig; ich halt solang die Stellung, und tschüss, und tschüss, und tschüss, und …« Sein letztes »Tschüss« ging in einem enormen Donner unter, und als Milo Fort Stellungen bei strahlender Sonne hinter sich ließ, konnte er sehen, dass der Ob-Mann inmitten eines heftigen Wolkenbruchs stand, der sich ausschließlich über ihn zu ergießen schien.

Die Straße senkte sich in ein breites grünes Tal und erstreckte sich bis zum Horizont. Das kleine Auto flog nur so dahin. Milo konnte fahren, so schnell er wollte, und musste dazu nicht mal richtig Gas geben. Er war froh, wieder unterwegs zu sein.

Eine Zeit lang in Vorstellungen zu verweilen, ist schon okay, aber den ganzen Tag mit diesem ulkigen Mann zu reden, bringt mich ganz sicher nicht ans Ziel. Das war ja wohl der seltsamste Kerl, dem ich je begegnet bin, dachte er, ohne zu ahnen, auf wie viel mehr seltsame Gestalten er schon bald treffen würde.

Während er Kilometer für Kilometer der sich friedlich vor ihm hinziehenden Landstraße hinter sich ließ, verlor Milo sich zunehmend in Tagträumen und achtete immer weniger darauf, wohin er eigentlich fuhr. Über kurz oder lang schenkte er seinem Weg überhaupt keine Beachtung mehr, und so war es eigentlich kein Wunder, dass er an einer Gabelung, bei der er nach links hätte fahren sollen, den rechten Weg einschlug, einen Weg, der ihm schon wenig später recht falsch vorkam.

Kaum hatte er nämlich die Landstraße verlassen, schon fing alles an, sich zu verändern. Während der Himmel langsam ergraute, schien auch die Landschaft um ihn herum ihre Farbigkeit zu verlieren und einen einzigen schmutzigen Farbton anzunehmen. Über allem lastete eine dumpfe Stille. Selbst das Gezwitscher der Vögel machte grauen Gesängen Platz, und das ständige Hin und Her der leicht ansteigenden Straße bildete ein Band nicht enden wollender Kurven.

Er fuhr

Kilometer

um Kilometer

um Kilometer

um Kilometer, und dabei bewegte sich das Auto immer langsamer und langsamer, bis es kaum noch vorankam.


»Sieht ganz so aus, als käme ich nirgendwohin«, gähnte Milo und wurde ganz matt und schläfrig. »Hoffentlich hab ich nicht den falschen Weg genommen.«

Kilometer

um Kilometer

um Kilometer

um Kilometer wurde alles immer grauer und eintöniger. Schließlich kam das Auto gänzlich zum Stehen. Sosehr Milo sich auch bemühte, es bewegte sich keinen Zentimeter mehr vom Fleck.

»Möcht bloß wissen, wo ich bin«, sagte Milo ziemlich beunruhigt.

»Du bist … in … Pa…ra…ly…si…en«, jammerte eine Stimme wie von ferne.

Mit einem Ruck schaute er sich um, denn er wollte herauskriegen, wer da gesprochen hatte. Aber weit und breit war kein Mensch zu sehen, und es war so ruhig und still wie nur möglich.

»Ja …, Pa…ra…ly…si…en«, gähnte eine andere Stimme, doch entdecken konnte Milo immer noch niemanden.

»WAS IST PARALYSIEN?«, rief er laut und blickte angestrengt in die Gegend, um sehen zu können, wer ihm darauf antworten würde.

»Paralysien, mein junger Freund, ist, wo nichts jemals passiert und sich niemals etwas ändert.«

Diesmal kam die Stimme von so nah, dass Milo vor Verwunderung in die Höhe fuhr, denn auf seiner rechten Schulter hatte es sich ein kleiner Kerl bequem gemacht. Er hatte genau die gleiche Farbe wie das Hemd, auf dem er saß, und war so leicht, dass Milo ihn kaum spürte.

»Darf ich uns vorstellen«, fuhr der Kleine fort, »wir sind die Lethargianer, stets zu Diensten.«

Milo schaute sich um, und erst jetzt bemerkte er, dass die Kerle ihn zu Dutzenden umringten – sie lagen auf seinem Auto, standen auf der Straße und lungerten auf Büschen und auf Bäumen. Sie waren nur sehr schwer zu erkennen, denn vor oder auf was auch immer sie saßen, es hatte genau die gleiche Farbe wie sie selbst. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen (bis auf die Farbe natürlich), und manche glichen einander sogar mehr als sich selbst.

»Freut mich, euch kennenzulernen«, sagte Milo, war sich aber gar nicht so sicher, ob er wirklich froh darüber war. »Ich denke, ich habe mich verirrt. Könnt ihr mir vielleicht helfen?«

»Sprich bloß nicht von Denken«, sagte ein Lethargianer, der sich auf Milos Schuh niedergelassen hatte, denn der auf seiner Schulter war in der Zwischenzeit eingeschlafen. »Das verstößt gegen das Gesetz«, fuhr der neue gähnend fort, bevor er ebenfalls einschlummerte.

»In Paralysien ist das Denken absolut verboten«, ergänzte ein dritter, dem dabei aber auch bereits die Augen zuklappten. Und so fiel jeder, sobald er etwas gesagt hatte, sofort in den Schlaf, und der nächste ergriff das Wort, fast ohne Pause.

»Hast du denn kein Merkheft? Paragraf 175389 Absatz J.«

Milo zog eilig das Merkheft aus seiner Tasche, schlug nach und las:

§ 175389 Absatz J

Solange man sich in Paralysien aufhält, ist es verboten, unmoralisch und gegen das Gesetz, A) zu denken, B) übers Denken nachzudenken, C) Mutmaßungen anzustellen, D) Argumente vorzubringen, E) zu meditieren oder F) zu spekulieren. Jede Zuwiderhandlung wird strengstens bestraft!

»Was für ein lächerliches Gesetz«, entrüstete er sich. »Das Denken verbieten zu wollen. Das tut doch schließlich jeder.«

»Wir nicht«, riefen alle Lethargianer wie aus einem Mund.


»Und du auch nicht. Jedenfalls meistens«, gab einer der Wichte von sich. Er war leuchtend gelb und hatte es sich in der Blüte einer Narzisse bequem gemacht. »Genau darum bist du doch hier. Du warst unaufmerksam, und nachgedacht hast du auch nicht. Solche Leute landen oft in Paralysien.« Und schon kippte er aus seiner Blüte und rollte schnarchend ins Gras.

Obwohl Milo wusste, dass sich so was eigentlich nicht gehörte, konnte er sich das Lachen nicht verkneifen. Das Ganze war aber auch wirklich zu komisch.

»Hör sofort auf damit«, fuhr ihn der karierte Kerl an, der sich an seinem Strumpf festhielt. »Lachen verstößt gegen das Gesetz. Hast du denn kein Merkheft? Paragraf 574381 Absatz W.«

Wieder kramte Milo das Heft hervor und schlug die entsprechende Seite auf:

§ 574381 Absatz W

In Paralysien ist Lachen verpönt und Lächeln nur an jedem zweiten Donnerstag erlaubt. Jeder Verstoß dagegen wird mit aller Härte verfolgt.

»Wenn ihr nicht lachen und nicht denken dürft, was dürft ihr dann überhaupt?«, fragte Milo.

»Alles, solange es nichts ist, und was auch immer, es sei denn, es ist was«, erklärte der Nächste. »Wir stecken bis über beide Ohren in Arbeit und haben einen sehr engen Terminplan …«

»Um 8 Uhr stehen wir auf und verbringen …«

»… von 8:00 bis 9:00 mit Tagträumen.«

»Von 9:00 bis 9:30 halten wir unser frühes Vormittagsschläfchen.«

»Von 9:30 bis 10:30 trödeln wir herum und warten erst mal ab.«

»Von 10:30 bis 11:30 halten wir unser spätes Vormittagsschläfchen.«

»Von 11:30 bis 12:00 warten wir, bis es so weit ist, das Mittagessen zu uns zu nehmen.«

»Von 1:00 bis 2:00 hängen wir rum.«

»Von 2:00 bis 2:30 halten wir unser frühes Nachmittagsschläfchen.«

»Von 2:30 bis 3:30 verschieben wir auf morgen, was wir heute solln besorgen.«

»Von 3:30 bis 4:00 halten wir unser spätes Nachmittagsschläfchen.«

»Von 4:00 bis 4:30 lungern und faulenzen wir herum.«

»Von 4:30 bis 5:00 lassen wir fünfe gerade sein bis zum Abendessen.«

»Von 6:00 bis 7:00 stehlen wir dem lieben Herrgott die Zeit.«

»Von 7:00 bis 8:00 halten wir unser frühes Abendschläfchen, und die Stunde danach, bevor wir um 9:00 endlich ins Bett gehen können, verbummeln wir.«

»Du siehst, da bleibt so gut wie keine Zeit übrig zum Vor-sich-hin-Brüten, Aufschieben, Grübeln oder Vertun, und wenn wir nun auch noch denken oder lachen müssten, würden wir ja nie nichts auf die Reihe kriegen.«

»Du meinst wohl, nie etwas auf die Reihe kriegen«, verbesserte ihn Milo.

»Wir wollen doch gar nicht etwas auf die Reihe kriegen«, blaffte ihn der nächste an. »Wir wollen nichts auf die Reihe kriegen, und das schaffen wir auch sehr gut ohne deine Hilfe!«

»Sieh mal«, fuhr der Nächste fort und klang schon etwas versöhnlicher. »Es ist wirklich reichlich anstrengend, den ganzen Tag nichts zu tun. Deshalb nehmen wir uns einen Tag die Woche frei und machen uns auf nach nirgendwo, und dorthin waren wir gerade unterwegs, als du hier aufgetaucht bist. Hast du nicht Lust mitzukommen?«

Warum eigentlich nicht?, dachte Milo, hat ja ganz den Anschein, als würde ich sowieso dort landen.

»Sagt mal«, gähnte er, denn mittlerweile hätte auch er nichts gegen eine Mütze voll Schlaf einzuwenden gehabt, »tun denn hier alle nichts?«

»Alle bis auf den entsetzlichen AufWachhund«, antworteten die nächsten beiden und zitterten im Chor. »Der schnüffelt hier dauernd rum, reißt uns aus dem Schlaf und passt auf, dass niemand seine Zeit vertut. Ein äußerst unangenehmer Geselle.«

»Ein Aufwachhund, was soll das sein?«, fragte Milo spöttisch.

»DER AUFWACHHUND!«, brüllte ein anderer und fiel vor Angst in Ohnmacht, denn just in diesem Moment kam besagter Hund, von dem gerade die Rede war, unter wütendem Gebell und eine große Staubwolke hinter sich aufwirbelnd die Straße heruntergerannt.

»HAUT AB!«

»WACHT AUF!«

»NICHTS WIE WEG!«

»DA KOMMT ER!«

»DER AUFWACHHUND!«

Mit lautem Geschrei stoben die Lethargianer davon, in alle Himmelsrichtungen, und in Nullkommanichts waren sie alle wie vom Erdboden verschluckt.


»R-R-R-O-O-A-A-R«, donnerte der AufWachhund, während er laut hechelnd und keuchend auf das Auto zupreschte.

Milo fielen fast die Augen aus dem Gesicht vor Staunen, als er vor ihm stehen blieb: ein riesiger Hund mit einem ganz normalen Kopf, vier Beinen, einem Schwanz und – jetzt kommt’s – einem laut vor sich hin tickenden Wecker als Körper.

»Was hast du hier zu suchen?«, knurrte der AufWachhund.


»Nichts Besonderes, bloß die Zeit totschlagen«, antwortete Milo und hob entschuldigend die Hände. »Es ist nämlich …«

»DIE ZEIT TOTSCHLAGEN!?!«, brüllte der Hund. So laut, dass der Wecker zu rasseln anfing. »Schlimm genug, die Zeit zu vergeuden. Da muss man sie doch nicht auch noch totschlagen.« Er schüttelte sich vor Entsetzen bei dem Gedanken. »Was machst du überhaupt hier in Paralysien – hast du kein Zuhause?«

»Ich war auf dem Weg nach Wortopolis, doch dann bin ich hier hängen geblieben«, erklärte Milo. »Kannst du mir nicht weiterhelfen?«

»Dir weiterhelfen! Willst du mich etwa aufziehen?! Das musst du schon selber tun«, antwortete der Hund und zog sich dabei behutsam selber auf – mit seiner linken Hinterpfote. »Ich nehme an, du weißt, warum du hier stecken geblieben bist.«

»Hab wahrscheinlich einfach nicht nachgedacht!«

»EX-AKT«, blaffte der Hund, während er schon wieder losrasselte. »Dann weißt du ja, was du zu tun hast.«

»Leider nein«, sagte Milo kleinlaut und kam sich reichlich dumm vor.

»Na ja«, meinte der AufWachhund ungeduldig. »Da du hier gelandet bist, weil du nicht nachgedacht hast, läge doch der Gedanke nahe, dass du, um hier wegzukommen, anfangen musst zu denken.« Und damit machte er einen Satz und sprang ins Auto.

»Was dagegen, wenn ich mich reinsetze? Ich liebe kleine Ausflüge mit dem Auto.«

Milo fing an, mit aller Macht nachzudenken (was sich als schwerer herausstellte, als er gedacht hatte, weil ihm die Übung fehlte). Er dachte an Vögel, die schwimmen, und Fische, die fliegen. Er dachte an das Mittagessen vom Tag zuvor und das Abendbrot von morgen. Er dachte an Wörter, die mit J anfangen, und Zahlen, die mit 3 enden. Und wie er so nachdachte, fingen die Räder ganz plötzlich an, sich zu drehen.

»Wir fahren, wir fahren«, rief er glücklich.

»Willst du wohl weiterdenken«, knurrte der AufWachhund.

Und wirklich, je angestrengter Milo nachdachte, desto schneller ging es die Straße hinunter. Im Nu hatten sie Paralysien hinter sich gelassen und befanden sich wieder auf der Landstraße. Die Farben hatten ihre alte Pracht zurückgewonnen, und während sie die Straße entlangflitzten, dachte Milo an dies und das und alles Mögliche: an die vielen Umwege, die überall lauerten, und wie leicht man an der falschen Stelle abbiegen konnte, wie schön es war, voranzukommen, und, vor allem, was man mit ein klein wenig Nachdenken so alles erreichen konnte. Währenddessen lehnte der Hund sich zurück, hielt seine Nase in den Wind und tickte wachsam vor sich hin.

Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack

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