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Die Nummer 1 – Der Kleingartenverein

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Ganz am Anfang des Berges, auf Nummer 1, residierte früher der Kleingärtnerverband. Seine Adresse ist zwar noch immer Wahnsinnsstraße 1, aber es scheint dort niemand mehr zu wohnen.

Dieser Verband war ursprünglich ein Sparverein, der die Gartenbesitzer in der Umgebung einte und dem im Laufe der Jahre die Mitglieder abhandenkamen. Die Erben der ursprünglichen Grundstücksbesitzer verkauften die Grundstücke und die neuen Besitzer waren an diesem Vereinsleben nicht mehr interessiert. Daher sieht man dort auch nur selten jemanden hineingehen, höchstens wenn das Wasser oder der Strom abgelesen wird. Dennoch ist diese Adresse für die Bewohner der Wahnsinnsstraße von grundlegender Bedeutung.



Dieser Verein verfügt auf der Straße über eine Art von Schaukasten, der nur mit einem Häkchen geschlossen ist. Dadurch kann ihn jeder öffnen und wieder schließen. Wie man gut sehen kann, wird der Kasten langsam von den Bäumen und Sträuchern verschlungen, aber noch sieht man ihn und er ist auch noch in Betrieb.

Wenn nun der Briefträger etwas für Bewohner dieser Straße hat, so ist er nur selten bereit, den ganzen Berg hochzustapfen, überhaupt wenn er an diesem Tag schon reichlich unterwegs getankt hat. Selten ist sein Pegel unter einem Promille und dies sind dann die Tage, an denen man sagen kann, dass er nüchtern ist.

Besagter Postbote deponiert die Schriftstücke in diesem Schaukasten. Dabei achtet er auch genau darauf, wem diese Post gehört. Bei einigen wenigen Adressen gibt es wunderbare Schnäpse – als Entlohnung für seine Mühen – und die lässt er sich natürlich nicht entgehen.

Jeder der in der Straße wohnt, bleibt bei diesem Schaukasten stehen um zu sehen, ob für ihn oder sie Post dabei wäre. Die fremde Post wandert danach wieder in den Kasten. Dabei bekommen die Menschen natürlich – zufällig – auch mit, wer welche Post von wem bekommt. Da hat man dann schon etwas zu plauschen, wenn man mit dem Nachbarn mal ins Reden kommt. „Das Grundstück vom Gruber wird wahrscheinlich bald zu haben sein, der hat in diesem Monat schon eine zweite Mahnung bekommen, der packt es nicht mehr lang.“ Wenn dem Gruber nicht seine Außenstände Schwierigkeiten bereiten, so tun es bald die Gerüchte, die er nicht in den Griff bekommt. So ist es dann auch keine Überraschung, dass er ein Jahr später verkaufen muss.

Das Grundstück des Kleingartenvereins sieht inzwischen ziemlich verwildert aus, weswegen es auch nicht zu unserem Spiel gehört. Eigentlich ist hier nur der Schaukasten von Bedeutung.

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