Читать книгу Sex, der dein Leben verändert - Odette Dressler - Страница 7

Ein ganzer Kerl

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Vorab eins: Ich bin Vegetarierin. Nie hätte ich gedacht, dass ausgerechnet Fleisch im Brot mein Leben verändern könnte. Doch das hat es tatsächlich getan. Nicht das Fleisch an sich. Sondern unanständiger, heißer Sex auf dem Parkplatz vor der Dönerbude. Ermöglicht nur durch reine Fleischeslust. Es war perfekt: Ich war genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Die Jahre zuvor hatte ich mich nur noch falsch gefühlt. Leer. Gelähmt. Ich wollte mich endlich wieder bewegen, vor allem aber wollte ich bewegt werden. Wie bei Achterbahnfahrten üblich begann meine Geschichte, als ich ganz unten war. Weil mir das fehlte, was Frauen brauchen wie die Luft zum Atmen: Bestätigung. Nähe. Lust. Endlich mal wieder so richtig begehrt werden. Nicht einfach nur die Beine breit machen, weil es mal wieder an der Zeit ist. Es war mein Stolz, der nach Aufmerksamkeit verlangte. Und er wurde immer lauter und flehender. Denn er war längst mehr als gekränkt; er verkümmerte quasi schon auf der Intensivstation. Aufmerksamkeit, Begehren – das war es, was ich mir die vergangenen Jahre sehnlichst gewünscht hatte. Und das bekam ich schließlich auch.

Ich habe aus Liebe geheiratet. Nicht aus steuerlichen Gründen und auch nicht weil man das eben so macht, wenn man eine Weile lang zusammen ist und gemeinsam Kinder hat. Nein, verdammt, vor dem Traualtar habe ich aufrichtig und aus vollem Herzen »Ja« gesagt! Ich hatte gehofft, meinem Mann würde es genauso gehen, und so brach eine Welt für mich zusammen, als er im März dieses Jahres vor mir stand und sagte, dass er eine andere Frau im Kopf habe und nicht aufhören könne, an sie zu denken. Nicht schon wieder, dachte ich. Denn in den neun Jahren unserer Ehe hatte er mich bereits zweimal betrogen. Dabei war alles, was ich von ihm wollte, dass er seine Familie nicht verrät. Dass er zu uns steht. Zu mir. Dass er mein Mann ist. Aber vergeblich.

An diesem Tag sagte ich ihm, dass er erst wiederkommen solle, wenn er wusste, was er an uns hatte. Er entschied sich für sie – und kam im Mai zu uns zurück. Damals wollte ich das. Er versprach unseren Kindern hoch und heilig, nie wieder wegzugehen. Aber auch das war eine Lüge. Während dieser Zeit litt ich sehr, weil er in Gedanken ständig bei ihr war. Frauen spüren so etwas. Ein paar Wochen später brach er schließlich sein Versprechen und verließ uns abermals – ausgerechnet an meinem Geburtstag!

Betrogen zu werden, schmerzt immer, egal, mit wem der Mann einen betrügt. Aber ich glaube, ich hätte etwas mehr Verständnis aufbringen können, wenn es wenigstens eine tolle Frau gewesen wäre. Mein Mann war zu diesem Zeitpunkt 37 Jahre alt und allgemein ist er eher einfach gestrickt – es hat bei ihm mit Müh und Not zu einem Hauptschulabschluss gereicht. Ich hingegen bin neun Jahre jünger als er, Abiturientin, an guten Tagen hübsch, an schlechten Tagen immer noch herzlich. Und gegen wen tauschte er mich ein? Gegen eine 31-Jährige, an der nichts, aber auch überhaupt nichts Besonderes war! Das verletzte mich zutiefst.

Ich fühlte mich einfach nur noch hässlich und überhaupt nicht mehr begehrenswert. Also beschloss ich: Du musst dein Leben ändern! Ich färbte mir die Haare, ließ mich tätowieren, nahm ein paar Kilo ab und spazierte nur noch in sexy High Heels durch die Welt. Das war ein erster Schritt, der mir sehr guttat. Ich ging wieder aus und testete meine Wirkung auf Männer. Ich kam immer noch gut an, hatte viele Dates und auch den ein oder anderen One-Night-Stand, aber es war niemand dabei, den ich ein zweites Mal treffen wollte. Ich bin nicht der Typ Frau, der sich schnell verliebt. Dazu bin ich zu kopflastig und kann mich nicht leicht genug fallen lassen.

Doch dann klickte ich irgendwann im letzten Sommer durch meine Flirt-App auf dem Handy und er fiel mir sofort auf: dieser Kerl. Ich sage Kerl, weil er eben einfach ein ganzer Kerl war. Rau und kantig. So ganz anders als die Männer, die ich sonst hatte.

»Coole Tattoos!«, schrieb ich ihm. Dass dies nicht der originellste Gesprächseinstieg war, war mir schon klar, aber seine Tattoos fielen mir eben als Erstes ins Auge und eigentlich war es ja auch ganz egal, was ich schrieb – Hauptsache anfangen. Die meisten Männer sind doch sowieso begeistert, wenn die Frauen mal den ersten Schritt machen. Und so genügten bereits ein paar Nachrichten, um diesen Kerl, der übrigens Martin hieß, davon zu überzeugen, sich mit mir zu treffen. Daran, dass sich aus dem Treffen mehr als eine aufregende Nacht ergeben könnte, dachte ich damals noch nicht. Im Gegenteil, ich machte Martin sofort unmissverständlich klar, worauf ich hinauswollte: »Und nur damit wir uns nicht missverstehen: Ich will Spaß! Also Sex. Und zwar nur Sex!«

»So soll’s sein«, schrieb er in seiner lässigen Art zurück. Martin war kein Mann großer Worte.

Wir trafen uns. Wir liebten uns. Oberflächlich betrach­tet war es ganz normaler Sex. Aber irgendwas in seinem Blick und an seiner Körpersprache sagte mir, dass da mehr war. Etwas, das so ganz anders war als bei allen Männern, die ich vor ihm gehabt hatte. Ich bekam nicht genug von diesem Mann und er nicht von mir. Es war Martin, der nach unserer ersten gemeinsamen Nacht auf meiner Couch sagte, dass er mehr wollte. Mich wollte. Und so trafen wir uns, sooft wir konnten, drei-, viermal pro Woche. Der Sex wurde immer besser. Wenn ich Martin ansah, machte mich vor allem das unglaubliche Funkeln in seinen Augen an. Ich hatte bis dahin noch nie eine solche Gier in einem Menschen gesehen. Endlich fühlte ich mich wieder wie eine begehrenswerte Frau. Begehrenswert wie nie zuvor. Von mir aus hätte es ewig so weitergehen können.

Doch Pustekuchen. Das Leben, oder besser gesagt mein Ex, hatte andere Pläne. Gerade als ich endlich wieder glücklich war. Als ich wieder wusste, was ich wert war, und nach außen hin strahlte. Als Martin mich stark gemacht und mir meine Lebenskraft zurückgegeben hatte.

Ich kam gerade von einem Date mit Martin nach Hause – mein Unterleib pochte noch –, als plötzlich mein Mann in der Tür stand. Er hatte rote Flecken im Gesicht und redete irgendetwas von einer Pflicht, die wir unseren Kindern gegenüber hätten. Die Pflicht, es noch einmal miteinander zu probieren. Noch einmal »Heile Welt« wie in der Margarinewerbung zu spielen.

»Das fällt dir ja früh ein!«, erwiderte ich kühl.

Heute kann ich nicht mehr so genau sagen, warum ich meinem Mann damals die gefühlt einhundertste Chance gab, aber ich tat es. Wohl unseren Kindern zuliebe. Dabei hätte mir klar sein müssen, dass so ein halbherziger Versuch nicht klappen konnte und es auch den Kindern nicht guttat, wenn sich ihre Eltern so durch eine Beziehung quälten. Aber da saß ich nun. Mit einem Mann, den ich nicht mehr liebte, und einem Kerl im Kopf, den ich wollte wie keinen zuvor.

Ich meldete mich eine knappe Woche überhaupt nicht mehr bei Martin, doch dann hielt ich es nicht mehr aus. Ich rief ihn an und fragte, wie es ihm ging.

»Wie soll’s mir schon gehen? Ohne mein kleines Miststück, hm?« Diese Frage reichte, um mir klarzumachen, dass ich einen großen Fehler begangen hatte. Martins raue Stimme zu hören, war bereits genug. Zwischen meinen Beinen pochte es und ich wusste: Ich muss ihn unbedingt sehen! Aber das schlechte Gewissen nagte an mir. Ich war mir nicht sicher, ob ich tatsächlich den Befreiungsschlag wagen sollte. Ich fühlte mich zerrissen zwischen Abenteuer und Gewohnheit. Ich brauchte einen klaren Kopf. Frische Luft!

Da passte es ganz gut, dass mich gerade heute mein Mann nach seiner Spätschicht bat, ihm einen Döner zu besorgen. Das Leben schreibt eben manchmal die abgefahrensten Drehbücher. Denn kaum war ich auf dem Parkplatz des bevorzugten Dönergrills meines Mannes angekommen, da sah ich ein mir nur allzu bekanntes Auto. War er es wirklich? Konnte das sein? Ich war so aufgeregt! Mein Puls raste mindestens zehnmal so schnell wie der Beat von Snow Patrols Crack the Shutters, das gerade im Autoradio lief. Der Wagen hatte anscheinend gerade geparkt. Trotz der warmen Abendsommerluft zitterte ich am ganzen Körper, als tatsächlich Martin aus dem Auto stieg. Er entdeckte mich und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Langsam ging er auf mich zu und genoss dabei jeden Schritt. Ich stieg aus dem Wagen und blickte ihm in die Augen. Wir umarmten uns fest und lange. Schließlich sagte er: »Ich wäre die ganze Nacht durch die Stadt gefahren, um dich zu finden, Baby. Gut, dass ich zwischendurch auch mal Hunger hatte.«

Endlich fühlte ich mich wieder angekommen. So als hätte das Schicksal gewollt, dass wir uns noch heute begegnen. Es war so aufregend! Über uns leuchteten die Sterne und da standen wir, zwei Menschen, die sich endlich gefunden hatten und nie wieder verlieren durften. Der Gedanke an den männlichen Geruch, den Martin in dieser Nacht auf dem Parkplatz ausströmte, sorgt bei mir noch heute für ein Kribbeln in meinem ganzen Körper. Und damals erst! Martin stand direkt vor mir – 1,86 Meter geballte Männlichkeit und einfach umwerfend. Vom Schei­­tel bis zur Sohle purer Sex. Aber wir fielen nicht gleich übereinander her. Behutsam wie zwei Teenager redeten wir über den plötzlichen Abbruch unserer Affäre und wie sehr wir einander vermisst hatten. Auf dem Parkplatz inmitten einer Kleinstadt, eingepfercht zwischen einen weißen Golf und eine schwarze Familienkutsche, waren wir alles andere als unbeobachtet. Aber als Martin seine Lippen auf meine presste, konnte ich nicht widerstehen. Ich wollte mehr und mehr.

Als wir uns küssten, fiel so viel von mir ab. Der Frust über meine beschissene Ehe, die Sorgen um die Zukunft. Ich wollte für die nächsten hundert Jahre die Welt anhalten, reglos in den Armen dieses Mannes liegen und einfach nur ihm gehören. Seine Zunge war so fordernd, dass ich kaum Luft bekam. Seine Hände packten mich so kräftig, dass ich heute noch schwören könnte, dass er mich vom Boden hob. Mit einem Ruck drückte Martin mich gegen die Seite meines schwarzen Kombis. Seine linke Hand umfasste meinen Hals und drückte gerade fest genug zu, um mich bewegungsunfähig zu machen, aber mir nicht wehzutun. Mit der rechten riss er mir meine Leggings herunter und wie von selbst wichen meine Beine auseinander. Bis dahin war es mir völlig fremd gewesen, dass jemand einfach so über mich herfiel, über mich verfügte – aber Martin ließ mir keine andere Wahl. Ich wollte ihn nur noch in mir spüren und zuckte regelrecht zusammen, als er zwei Finger in mich hineinschob. Ich seufzte. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte sich alles vollkommen richtig an. Als ich gerade kurz davor war zu kommen, hielt Martin inne. Ich wollte protestieren, ihn anbetteln, damit er weitermachte. Aber das stand nicht auf seinem Plan.

Mit einer Hand öffnete er seine Jeans und zwang mich auf die Knie. Statt meiner Kehle umgriff er nun meinen Pferdeschwanz und schob mir seinen Schwanz tief in den Mund. Meine Wimperntusche lief mir über die Wangen und er sah zufrieden auf mich herab. »So ist’s brav!«

Ich leckte seine Eichel und schmeckte den ersten Tropfen seines Spermas auf meiner Zunge. Immer wieder schob er meinen Kopf so nah zu sich heran, dass ich kaum noch Luft bekam.

Unvermittelt riss er mich aus diesem wunderbaren Spiel heraus. Verdammt! Ich hatte seine Lust so genossen, das Raunen, das durch seine Kehle ging. Aber er zwang mich wieder auf meine Füße und drehte mich um. Auch nicht schlecht! Er platzierte meine Hände an der Dachreling meines Kombis – endlich war die mal zu etwas gut! In mir glühte das Begehren, alles, was ich wollte, war, seinen Schwanz in meiner Muschi zu spüren. Doch Martin hatte etwas anderes im Sinn. Mit der linken Hand zog er meinen Po ein Stück zu sich – und schob seinen Schwanz ganz langsam in mein Hinterteil. Ich schnappte nach Luft. Damit hatte ich nicht gerechnet. Meine Nippel wurden steinhart und vor lauter Überraschung – und ja, verdammt, auch vor Schmerz – wollte ich laut schreien, doch es kam kein Ton aus mir heraus. Meine Fingerknöchel traten vor ­Anspannung weiß hervor und meinem Kerl tropfte der Schweiß von der Stirn auf meinen Rücken. Mit jedem Ruck in mein Hinterteil wollte ich mehr. Mehr von dieser Gewalt, dieser rohen Kraft, dieser unglaublichen Dominanz. Nicht um Martins Wunsch zu erfüllen, sondern um mir selbst das zu nehmen, was ich wollte. Bis zu diesem Abend hatte ich nicht gewusst, dass auch Frauen anal kommen können. Doch jetzt zog sich alles in mir zusammen und ich spürte, dass ich kurz davor war. Ich schrie, weil ich nicht anders konnte, und Martin hielt mir den Mund zu. Als er sagte: »Ich bin gleich so weit, Baby, wie sieht’s mit dir aus?«, kam ich so heftig wie noch nie zuvor. Im selben Augenblick stöhnte auch er auf und ergoss seine Ladung in mein Hinterteil. Und ich wusste, dass ich nun endgültig angekommen war.

Nachdem wir uns angezogen hatten, nahm Martin mich in den Arm und küsste mich zärtlich. »Ach Mensch, der Döner!«, fiel es mir ein. Ich gebe zu, das war ein wenig unpassend, aber so war es eben. Ich ging schnell zu dem Imbiss und kaufte einen großen Kebab, damit ich es später nicht vergaß. Dann setzte ich mich mit Martin in meinen Wagen. Wir redeten über Belanglosigkeiten, aber auch über unsere Zukunft. Ich versprach ihm, dass ich bei ihm bleiben und nicht zu meinem Mann zurückgehen würde – oder besser: nur noch dieses eine Mal, um ihm seinen Döner zu bringen.

Als ich nach Hause kam, konnte ich Martin immer noch an mir riechen, selbst der eklige Fleischgeruch konnte daran nichts ändern. Auch seinen Schwanz konnte ich immer noch in mir spüren. Der Döner war längst kalt geworden, doch das war mir egal. Der beste Sex meines bisherigen Lebens gab mir die Kraft, meinen Mann ein für alle Mal zu verlassen. Meine Liebe für ihn war erloschen. Seit diesem Abend auf dem Parkplatz des Lieblingsdönerstands meines Exmannes schlägt mein Herz nur noch für Martin – diesen ganzen Kerl, der mir zeigte, wie guter Sex sich anzufühlen hat und wie es ist, jemandem mit Haut und Haaren verfallen zu sein. Im Nachhinein bin ich wirklich froh, dass mein Ex so gern Döner futterte.

Ulrike Remmling / 28 / Raguhn in Sachsen-Anhalt

Sex, der dein Leben verändert

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