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Das Biest, das meine Begierde weckte

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Wäre Sex ein Theaterstück, müsste er ein Lustspiel sein. Etwas, das Mann und Frau Freude bereitet. Die ersten zehn Jahre meines Sexlebens dagegen könnte man getrost als ein Trauerspiel mit Überlänge bezeichnen. Wäre Sex ein Wettbewerb und ich Nena und müsste das Liebesleben von meinem langjährigen Freund und mir beurteilen, würde ich sagen: »Nee, sorry, das war nix, ich hab dich nicht gespürt, du hast mich nicht berührt, du hast mich einfach nicht abgeholt!«

Wir praktizierten ausschließlich unaufregenden Vanilla­sex, der so vor sich hinplätscherte. Höhepunkte? Fehlanzeige! Im übertragenen wie auch im Wortsinne. Wie auch? Mehr als die normale »Rein, raus, danke, Maus!«-Nummer hatte mein Freund nicht drauf. Das Schlimme daran: Ich kannte es nicht anders, für mich war es normal. War das alles? Das soll Sex sein, fragte ich mich dennoch immer wieder und verstand nicht, was die Menschen daran so toll fanden. Irgendwann begann ich – typisch Frau! – die Schuld bei mir zu suchen und stellte mir Fragen wie: Kann ich nichts empfinden? Bin ich gar gestört? Oder gibt es da draußen noch mehr Frauen, die ticken wie ich?

Noch nicht einmal 25 Jahre alt, war ich kurz davor, mit der körperlichen Liebe abzuschließen. Oder zumindest mit dem Glauben, dass ich jemals Spaß an Sex haben könnte. Aber ich möchte die Schuld nicht nur bei der Männerwelt suchen. Auch ich trug meinen Teil dazu bei. Ich konnte mich einfach nicht gehen, geschweige denn fallen lassen. Ich gehörte zu diesen Frauen, die ihre Brüste nicht zeigen möchten, selbst wenn sie im Dunkeln lieben. Was sicherlich auch daran lag, dass ich sie – ach, meinen ganzen Körper! – selbst nicht mochte. Es war eine unheimlich frustrierende Zeit.

Doch so ganz wollte ich den Sex dann doch noch nicht aufgeben. Zu viel Gutes hatte ich über ihn gehört, gesehen und gelesen, deshalb machte ich mich auf die Suche nach Antworten – im weltweiten Netz. Die Idee war, in Foren, in denen sich Frauen über Sex austauschten, Gleichgesinnte zu finden oder besser noch ehemalige Gleichgesinnte, die es irgendwann – wie auch immer – geschafft hatten, Lust im Bett zu empfinden. Doch es sollte anders kommen …

Die Antwort auf meine Fragen bestand nicht aus Buchstaben, nicht aus Tricks und Kniffen mit Orgasmusgarantie – sie bestand aus einem Foto. Dieses zeigte eine Frau, etwa Mitte dreißig, mit einem rabenschwarzen Lockenkopf, riesigen Kulleraugen, einer kleinen Stupsnase und einem ansteckenden Lachen und war ihr Profilfoto in einem Forum, in dem es um Frauen und ihre Sexualität ging.

Dort hatte ich Folgendes gepostet: »Kann mir mal jemand verraten, was an der Sache mit dem Sex so toll sein soll?«

Nur ein paar Minuten später bekam ich eine PN von besagter Dame: »Könnte ich. Ja, mehr noch. Ich könnte es Dir sogar zeigen.«

Oha! Mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Es war auch nicht so, dass ich Frauen sexuell anziehend gefunden hätte. Ich sah sie mir gern an, das schon, aber in meinem Unterleib regte sich dabei nichts. Dennoch beschäftigte mich Isabelles Mail. Wir schrieben uns ein paar Tage hin und her. Anfangs war sie noch sehr zurückhaltend, gar nicht mehr so forsch wie in ihrer ersten Nachricht, für die sie wohl all ihren Mut zusammengenommen hatte. Ich hingegen wurde von Mail zu Mail neugieriger.

»Nehmen wir mal an, ich würde Dich besuchen. Wie würde es laufen? Was würdest Du mit mir anstellen?«

»Das möchtest Du wissen, hm? Wir sollten es nicht zerreden, aber ich bin sicher, es wird Dir gefallen. Lass Dich einfach überraschen, okay?«

Dieses Biest! Sie wusste genau, wie sie meine Begierde wecken konnte. Moment mal – Begierde wecken? Huch! Obwohl sie eine Frau war, reizte sie mich irgendwie. Das war mir vollkommen neu. Ich denke, mein Verlangen wurde aus der Verzweiflung geboren. Was hatte ich schon zu verlieren? Und was wäre die Alternative? Männer? Die hatten ihre Chance gehabt! Dennoch verstörte es mich ein wenig, dass ich mich von Tag zu Tag mehr zu ihr ­hingezogen fühlte. War aus mir eine Lesbe geworden? Ohne auch nur einmal Sex mit einer Frau gehabt zu haben? Das konnte ja wohl nicht sein! Oder doch? Ich war verwirrt. Und als wir dann einige Male telefonierten und ich mich auch noch ein bisschen in ihre Stimme verschoss, stand für mich fest: Ich muss sie sehen! Und riechen! Und schmecken! Und fühlen!

Am darauffolgenden Wochenende packte ich ein paar Sachen zusammen, setzte mich in meinen Mini und fuhr zu Isabelle. Die Fahrt dauerte fast drei Stunden und je näher ich ihrem Städtchen kam, desto nervöser wurde ich. Fragen über Fragen tanzten in meinem Hirn: Werden wir uns verstehen? Wird sie mich mögen? Optisch? Und ich sie? Und vor allem: Wird es zum Äußersten kommen?

Mein Herz raste, als ich den Klingelknopf drückte. Vor Aufregung tippelte ich von einem Fuß auf den anderen. Ich hörte ihre Schritte, sah ihre Silhouette durch die Milchglasscheibe und dann ging die Tür auf.

Da stand sie. Sie war einen Kopf kleiner als ich, was sie nur noch süßer machte. Ihr Äußeres strahlte und von innen schien sie zu glühen.

»Hey! Oh, wie schön, dass es endlich mal geklappt hat. Komm, lass dich drücken!«, sagte sie, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und mich umarmte. Sie roch so gut, nach irgendeiner zarten Blüte, leicht süßlich und sehr angenehm. Eine sanfte Berührung ihrer Hand auf meiner Hüfte brachte mein Blut in Wallung und ich spürte, wie mein Verlangen, ihre weichen Lippen zu küssen, wuchs.

Sie trug dezentes Make-up und ihre Lippen leuchteten in einem sündigen Rot, das gut zu ihrem schwarzen Kleid und den schwarzen High Heels passte, die mit roten Nähten versehen waren. Der zarte Stoff des Kleides bedeckte gerade so viel von ihrem Körper, dass es aufreizend, aber nicht billig wirkte. Sie war so schön, dass mir der Atem stockte.

Isabelle griff nach meiner Jacke und meiner Reisetasche und legte sie im Nebenzimmer ab. Ich stand noch immer in ihrem recht engen Flur und war hin und weg vom ersten Eindruck. Als sie zurückkam, lächelte sie freudig, nahm meine Hand und führte mich ins Wohnzimmer. Es roch lecker nach den Erdbeerteelichtern, die im gesamten Raum aufgestellt waren und ihn mit ihrem Flackern erhellten.

»Setz dich doch. Hier, auf die Couch, die ist am gemütlichsten«, sagte Isabelle und zwinkerte mir dabei kokett zu. »Wein? Was meinst du?«

»Aber gern!«

»Rot oder weiß?«

»Weiß, bitte.«

»Gute Wahl! Moment, ich hole einen gekühlten. Möchtest du auch eine Kleinigkeit essen?«

»Das ist ganz lieb von dir, Isa, aber ich würde eh nichts runterbekommen – die Aufregung, du verstehst.« Ich zwinkerte ihr zu. Sie grinste.

Isa wusste sich zu bewegen, hielt ihren Rücken stets gerade und beim Gehen wiegten sich ihre Hüften spielend hin und her, was das Betrachten ihres prallen Hinterns zu einem wahren Fest machte.

Wir quatschten eine gute Stunde über dies und das und waren bereits bei der zweiten Flasche Wein angekommen. Im Grunde hätten wir gar nicht sprechen müssen; sie nur anzuschauen, reichte mir schon. Sie bemerkte meinen ­fixierenden Blick, woraufhin sie das Glas abstellte und mit ihrer Hand über meine Wange strich. Sanft legte sie ihre Lippen auf meine und küsste mich zärtlich. Endlich! Mein Herz raste und ich begann, ihre Unterlippe mit meiner Zunge zu umspielen. Meine rechte Hand versank tief in ihren wilden Haaren, während unsere Küsse leidenschaft­licher wurden. Sie fuhr mit ihrer Zunge meinen Hals ent­­lang und mein Unterkörper begann, vorfreudig zu pochen. Eine herrliche Wärme breitete sich in mir aus.

Als sie mit ihrer Liebkosung an meinem Dekolleté angelangt war, schob sie mit ihrer rechten Hand vorsichtig mein Top und den darunterliegenden Spitzen-BH beiseite. Neckisch sprang ihr meine Brustwarze entgegen, die sie mit ihren weichen Lippen umschloss. Spielerisch saugte und leckte sie an meinen Nippeln. Plötzlich biss sie leicht zu und mir entwich das erste Stöhnen. Dieses kleine Biest wusste, wie es mich schärfer und schärfer machen konnte. Triumphierend grinste sie mir mitten ins Gesicht. Doch dieses Spiel beherrsche ich auch. Ich packte ihr Haar und zog so fest daran, dass ihr Hals sich mir entgegenstreckte. Ich küsste sie und las in ihren Augen eine Gier, die ich nie zuvor bei einem Mann gesehen hatte. Sie wirkte so hungrig, von einer sexuellen Sehnsucht getrieben.

Meine Hand hielt ihre Haare noch immer fest im Griff, während meine andere Hand zärtlich über ihre Wange strich. Meine Fingerspitzen glitten weiter hinunter zu ihren Brüsten. Ein wundervoller Anblick, eine gute Handvoll, gekrönt von kirschkerngroßen Nippeln. Ich betrachtete sie einen kurzen Augenblick, bevor ich sie mit Daumen und Zeigefinger fest umschloss und leicht drehte. Isa stöhnte laut auf, ihr schien der zarte Schmerz zu gefallen und sie dankte ihn mir, indem sie begann, meinen eben noch an ihrem Nippel hängenden Zeigefinger zu küssen. Ihre Zunge umspielte meinen Finger, bis ihre Lippen ihn fest umschlossen und ihr Blick in meinem versank. Ich löste meinen Griff aus ihren Haaren und streichelte ihre Brüste. Mehrfach hielten meine Finger inne, um gegen ihre Nippel zu schnipsen – wie herrlich sie dabei zu tanzen schienen!

Nun nahm Isa meinen Zeigefinger aus ihrem Mund und küsste mich leidenschaftlich. Sie strich mir sanft über meine Schenkel und wanderte mit ihren Händen unter meinen Rock bis zu meinem schon völlig durchnässten String. Lächelnd hielt sie inne und schob dann meine Unterwäsche beiseite. Ehe ich mich versah, schob sie zwei Finger in mich hinein und ich stöhnte auf. Die Bewegungen ihrer Finger brachten meine Vulva zum Pulsieren.

»Stopp!«, sagte ich. »Wenn du so weitermachst, werde ich kommen und …«

Isa legte ihren Zeigefinger auf meinen Mund, drehte sich auf den Rücken und sah mich erwartungsvoll an. Ich verstand, beugte mich zu ihr hinunter und liebkoste ihren Bauch mit meiner Zunge. Sie hob ihren Hintern ein wenig und streckte mir fordernd ihren Venushügel entgegen. Mit einem tiefen Atemzug sog ich den leckeren Duft ihrer Scham ein. Isas Schamlippen öffneten sich gierig, als sie ihre Beine vor mir spreizte. Der Saft ihrer Lust lief aus ihr heraus und ich leckte ihn genüsslich auf, um ihn mit meinen Lippen über ihrer Klitoris zu verteilen. Ich konnte nicht anders, als drei meiner Finger in ihr zu vergraben. Erst bewegte ich sie sanft und langsam, dann fordernder und schneller. Isa gab sich völlig hin. Keinerlei Scham, dafür tiefe Vertrautheit und unbändiges Verlangen las ich in ihrem Gesicht.

Ich griff nach meinem Glas, nahm einen tiefen Schluck und ließ etwas Wein aus meinem Mund auf ihre Brüste tropfen. Er suchte sich seinen Weg bis zu ihrem Bauchnabel. In diesem Moment öffnete Isa ihre Augen, richtete sich auf und sagte: »Du kleines Miststück!«

Meine Finger rutschten aus ihrer Scham, sie gab mir einen Klaps auf meine Brust, zog mich an meinen Nippeln zu sich herunter und umschloss mit einer Hand fest mein Kinn. Mit der anderen Hand griff sie ihr Glas, nahm ebenfalls einen großen Schluck, spitzte ihre Lippen und spritzte mir den Wein mitten ins Gesicht! Den nächsten Schluck ließ sie in einem feuchten Kuss in meinen Mund laufen. Nachdem sie das Glas abgestellt hatte, leckte sie mir genüsslich über das Gesicht.

Es war wundervoll. Mein Unterleib kochte und pulsierte. Isa ließ mein Kinn los und signalisierte mir, mich hinzulegen. »Schließ die Augen«, flüsterte sie und ich tat wie mir befohlen. Ich spürte, wie sie vom Sofa aufstand, und hörte ein Rascheln. Sie holte etwas unter dem Sofa hervor. Nun erklang ein mir nur allzu bekanntes Geräusch, doch es war kräftiger und lauter als gewöhnlich. Ein Massagestab! Isa führte das Gerät dicht über meinen Körper, ohne ihn dabei zu berühren. Sie begann an meinem kleinen Zeh und bewegte sich langsam weiter nach oben. Eine prickelnde Anspannung machte sich in mir breit, als sie auf die Höhe meiner Hüften kam. Sie hielt kurz inne und glitt dann weiter an meinem Körper hinauf. Bei meinen Brüsten angekommen, legte sie den Vibrator direkt auf meine Nippel und mir entwich ein leises Stöhnen. Mit der anderen Hand berührte sie meinen Körper, erst sanft, dann fester. Sie wanderte über meinen Bauch, zu meiner Hüfte und über meine Schenkel, bis sie mit einer fließenden Bewegung an meiner Scham innehielt. Mit zwei Fingern spreizte sie meine Lippen, als wolle sie tief in mich hineinblicken. Während sie den Vibrator von meiner Brust nahm, begann sie, mich mit ihren Fingern zu penetrieren – es müssen wohl zwei oder drei gewesen sein, meine Augen waren noch immer verschlossen. Mein Blut kochte und ich wand mich unter ihren Bewegungen hin und her. Plötzlich legte sie den Vibrator auf meine Klitoris und mein Körper schien zu tanzen. Meine Atmung wurde immer schneller und mein Stöhnen lauter und lauter. Ich spürte ihre Finger nicht mehr in mir, dafür den Vibrator umso intensiver. Isa begann ebenfalls zu stöhnen und ich nahm an, dass sie sich nun auch selbst berührte und ebenso bearbeitete, wie sie es bei mir tat. Ich stellte mir vor, wie ihre Finger in ihrer klitschnassen Vulva verschwanden. Das machte mich noch mehr an. Wir stöhnten beide im Akkord und unsere Körper schienen eins zu sein. Ich spürte, wie sich Hitze in mir ausbreitete und langsam über die Brust bis in meinen Kopf stieg – dieses herrliche Kribbeln, das den Körper durchfuhr und sich schlagartig in einer Art Zucken vom Haaransatz bis in die Zehenspitzen entlud. Es war der intensivste Orgasmus, den ich bis dahin gehabt hatte, und mit einem Mal ertrug ich den Vibrator nicht mehr länger auf meiner Klitoris. So ergriff ich Isas Hand und zog sie daran zu mir herunter. Sie fiel fast auf mich, als ich ihr einen langen Kuss gab. Dann legte sie sich neben mich und ich hielt ihr den Vibrator direkt auf ihre Klitoris. Sie hatte sich bereits so in Wallung gebracht, dass es nicht mehr lange dauerte, bis auch sie in höchsten Tönen kam.

Nackt und glücklich lagen wir noch eine Weile ganz nah beieinander, bis wir irgendwann Arm in Arm auf dem Sofa einschliefen.

Es war nicht der Sex allein, der mein Leben veränderte. Es war vor allem sie, die mir beibrachte, dass der weibliche Körper voller Schönheit ist; dass Scham und Unsicherheit sich nicht mit Leidenschaft vertragen. Sie war es, die mir zeigte, dass alles, was beim Sex zählt, die Bereitschaft für den Augenblick ist. Und vor allen Dingen war es sie, die aus mir eine selbstbewusste Frau machte. Ich ging nun stolz und aufrecht durch die Welt und wenn es darauf ankam, wackelte ich mit den Hüften, genau wie sie es tat. Ich begriff, was ein einziger Blick bei einem Mann auszulösen vermochte. Ich begriff letzten Endes mich selbst.

Manchmal sehen wir uns noch, aber ich treffe mich auch wieder mit Männern. Und wenn heute statt Nena Smudo mein Liebesleben beurteilen müsste, würde er sagen … Nee, er würde gar nichts sagen. Er würde weinen. Vor Rührung und Freude.

Katja Weiner / 26 / Lutherstadt Wittenberg

Sex, der dein Leben verändert

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