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Der Sex, der mich überleben ließ

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Als ich meinem Freund zum ersten Mal begegnet bin, hörte ich keinen Donner, sah keinen Blitz und feierte auch keine Brausepulverparty in meinem Magen. Es war nicht gerade Liebe auf den ersten Blick. Benny war nicht der Typ Mann, der einem sofort ins Auge springt – kein Latin Lover oder so. Er war blond, sehr schlank und nicht besonders groß. Eben ein ganz normaler junger Mann von 21 Jahren. Nur seine Augen, die sich hinter einer Brille versteckten, fesselten mich. Es war, als ob die Sonne aus ihnen heraus schien, und ich konnte mich nicht von ihnen lösen. Benny hatte bunte Augen. In der rechten Iris funkelten fast alle Farben: blau, grün, grau und ein bisschen braun. Ich war fasziniert von diesen Augen, sie schienen voller Liebe zu sein.

Dass meine Schwärmerei so ein bisschen verboten war, machte alles noch prickelnder. Ich war damals erst 17 und lebte in einem Internat in der Nähe von Potsdam. Benny machte seinen Zivildienst bei uns. Dazu kam, dass er eine Freundin hatte und damit eigentlich tabu für mich war. Eigentlich. Dennoch machte ich mir einen Spaß daraus, mit ihm zu flirten, aber ich wollte nie, dass eine Beziehung daraus wird. Ich wollte nur spielen und sehen, wie weit ich gehen konnte. Meine Grenzen austesten, ein bisschen provozieren. Die Lolita-Falle eben.

Eines Tages sammelten wir Holz für ein Lagerfeuer und standen uns im Wald gegenüber. Es war einer von diesen Momenten, in denen man sich als Frau wünscht, gegen einen Baum gedrückt und einfach genommen zu werden. Aber dafür war Benny nicht der Typ. Zumindest dachte ich das seinerzeit. Ein paar Wochen später klingelte abends mein Telefon – Benny. Ich war überrascht, denn ich hatte schon einige Zeit nichts mehr von ihm gehört, da sein Zivildienst vorbei und er nicht mehr in unserem Internat war. Er kam gleich zur Sache: »Du, ich weiß ja nicht, ob’s dich interessiert, aber ich habe mit meiner Freundin Schluss gemacht!«

Und wie mich das interessierte! Der Klang seiner Stimme reichte schon, um in meinem Bauch ein Kribbeln auszulösen. Dennoch versuchte ich, mir meine Aufregung nicht gleich anmerken zu lassen. Was natürlich misslang. Schnell wurde unser Gespräch heißer. Es erregte mich, ihm zu sagen, wie gern ich jetzt bei ihm sein, meine Hand über seinen Körper gleiten lassen würde. Und auch er konnte es kaum erwarten, mich endlich in seine Arme zu schließen.

Gleich am nächsten Tag packte ich ein paar Sachen zusammen und fuhr zu ihm. Benny wohnte in einem Dorf in Brandenburg. Kaum stand ich vor seiner Tür, ging es auch schon zur Sache. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und küsste mich. Mein Gott, kann der küssen, dachte ich nur. Mit so viel Leidenschaft. In seinem Schlafzimmer angekommen, überkamen mich die typischen Mädchenängste: Werde ich ihm auch nackt noch gefallen? Bin ich ihm zu dünn, findet er meine Brüste zu klein und meinen Hintern zu groß? Doch meine Sorgen waren völlig unbegründet. Vom ersten Moment an gab Benny mir das Gefühl, die schönste Frau der Welt zu sein.

Wir standen voreinander und küssten uns. Mit zittrigen Fingern versuchte ich, die Knöpfe seiner Jeans zu öffnen. Als es mir endlich gelang, staunte ich nicht schlecht, was mir da für ein großes Teil entgegensprang. Das passte so gar nicht zu Bennys eher zarter Statur. Wir legten uns aufs Bett und streichelten uns und so sehr ich es auch genoss, ihn zu riechen und seine warme Haut auf meiner zu spüren, wollte ich vor allem eins: seinen Schwanz! Und so packte ich sein Glied und führte es dorthin, wo ich es haben wollte. Er musste sich Millimeter für Millimeter vorarbeiten und als er dann endlich in seiner vollen Pracht in mir war, dachte ich nur: Wow, fühlt sich das gut an!

Wir vögelten die halbe Nacht. Benny war ein wirklich guter Liebhaber mit einem breit gefächerten Repertoire. Er konnte sehr zärtlich sein, es mir aber auch richtig schön hart besorgen. Von diesem ewigen Wechselspiel konnte ich einfach nicht genug bekommen! Die nächsten zwei Wochen ging es genauso weiter: Außer uns zu lieben, machten wir kaum etwas anderes. Auf Bennys Sofa und in seinem Bett lernten wir uns erst so richtig kennen. Sex war unsere Sprache. Und wir quasselten eigentlich ununterbrochen.

Selbst wenn wir mal die Wohnung verließen, hatten wir nur das eine im Kopf. Einmal fuhren wir zum Shoppen nach Berlin. In einem großen Modegeschäft am Alexanderplatz fand ich ein paar schicke Teile, unter anderem einen kurzen Rock, den ich unbedingt anprobieren musste. Als ich in dem süßen Rock aus der Umkleidekabine kam, wurden Bennys bunte Augen ganz groß. Als ich zurück in die Kabine ging, um die nächsten Teile anzuprobieren, ließ ich den Vorhang einen Spaltbreit geöffnet, damit Benny mich beobachten konnte. Mit seinen Blicken, die voller Gier waren, zog er mich aus und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als dass er mir tatsächlich die Kleider vom Leib reißen würde. Ich winkte ihn zu mir herein.

In der Umkleidekabine berührten seine Lippen meine. Sie waren so weich und dabei doch fordernd und das Risiko, bei dem, was gleich passieren würde, erwischt zu werden – es war Samstagnachmittag und der Laden proppenvoll! –, sorgte für einen extra Kick. Bennys Hände waren überall. Er zog mir das Top aus und öffnete meinen BH, während er mich küsste. Seine Hände kneteten meine Brüste, mit den Fingern kniff er mir in die Nippel. Bevor ich laut aufstöhnen konnte, hielt Benny mir den Mund zu. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, mir meinen Rock, geschweige denn mein Höschen auszuziehen. Kurzerhand drehte er mich um, riss meinen Slip zur Seite und schob seinen Schwanz in mich hinein. Dabei hielt er mir weiterhin meinen Mund zu, sodass ich kaum Luft bekam. Es dauerte nicht lang, vielleicht zwei, drei Minuten, bis ich kam. So schnell war ich davor noch nie zum Orgasmus bekommen. Als wir fertig waren, zog ich die Klamotten wieder aus und hängte sie mit hochrotem Kopf zurück an den Ständer. Benny zwinkerte mir verschwörerisch zu und wir gingen Hand in Hand aus dem Laden, den ich seitdem nie wieder betreten habe.

Aus meinen Erzählungen könnte man schließen, dass Bennys und meine Beziehung nur auf Sex aufgebaut gewesen sei – und vielleicht war das am Anfang auch so, ein bisschen zumindest. Aber auch außerhalb des Bettes, wo wir nach einigen gemeinsamen Jahren nicht mehr ganz so viel Zeit verbrachten, verstanden wir uns blendend. Es hätte nicht besser laufen können. Bis etwas passierte, das unserem Leben eine völlig neue Wendung gab.

Ich litt eines Tages plötzlich unter schrecklichen Schmerzen, die ich so noch nie erlebt hatte. Die Diagnose, die ich im Krankenhaus bekam, ließ meine heile Welt zusammenbrechen: schwere Aplastische Anämie – eine sehr seltene Form der Blutarmut, die kaum heilbar ist, weil dabei das Knochenmark versagt. In den folgenden Monaten stand ich höllische Qualen aus. Die Angst, mit gerade mal 23 Jahren zu sterben, war so groß, dass es Augenblicke gab, in denen ich am liebsten aufgegeben hätte. In meinem Kopf schwirrten ständig die gleichen Fragen: Wird die Chemotherapie anschlagen? Die Knochenmarktransplantation klappen? Kurz: Werde ich es überleben? Und wenn ja, wie wird es mir danach gehen? Werde ich wieder vollkommen gesund? Und die wichtigste Frage von allen: Wird Benny bei mir bleiben? Haben wir überhaupt noch eine Zukunft – jetzt, wo ich mehr Last als Lust war? Ich war mir nicht sicher und hätte auch Verständnis gehabt, wenn Benny sich von mir getrennt hätte. Welcher junge Mann möchte schon mit einer todkranken Frau zusammen sein?

Doch Benny blieb. Im Krankenhaus saß er an meinem Bett und hielt meine Hand und als ich schließlich entlassen wurde, nahm er sich extra ein paar Wochen frei, um sich um mich zu kümmern. Das Wissen, dass ich mich auch in schlechten Zeiten auf ihn verlassen konnte, ließ mich meiner Gefühle zu ihm sicher werden. Benny war meine ganz große Liebe.

Eine weitere Prüfung stand uns allerdings noch bevor. Das, was uns beiden immer so wichtig gewesen war, konnte ich Benny nun nicht mehr geben: leidenschaftlichen Sex. Ich hatte einfach kein Verlangen mehr. Das machte mich völlig fertig. Wo meine Lust vor der Krankheit noch beinahe unersättlich gewesen war, ging sie nun gegen null. Monatelang hatten wir überhaupt keinen Sex mehr. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich kein Verlangen mehr hatte, und die Ärzte spielten das Problem herunter, indem sie mir sagten, das sei ganz normal und würde sich wieder legen. Aber wann? Ich fühlte mich furchtbar, weil ich meinem Freund, den ich doch so sehr liebte, im Bett nicht mehr das geben konnte, was er wollte. Was ich doch eigentlich auch wollte. Jede Berührung an meinen Brüsten oder zwischen meinen Beinen war mir unangenehm. In meiner Verzweiflung gab ich Benny sogar die Erlaubnis, seine Bedürfnisse mit anderen Frauen zu stillen. Aber er sagte nur: »Ich möchte mit keiner anderen Frau schlafen. Mach dir keine Gedanken, mein kleiner Engel. Es ist okay für mich, wir stehen das schon durch!« Das waren wohl die schönsten Sätze, die ich jemals von einem Mann gehört habe. Noch heute kann ich kaum in Worte fassen, wie viel sie mir damals bedeuteten. Denn auch wenn mein Angebot an Benny, sich mit anderen Frauen zu treffen, ernst gemeint war – ich bin mir ziemlich sicher, dass es mir das Herz gebrochen hätte, hätte er es wirklich getan.

Eines Abends schließlich lagen Benny und ich im Bett und er fing an, mich zu liebkosen. Nicht schon wieder, dachte ich, bloß keine weitere Enttäuschung für ihn – und für mich! Er knabberte an meinen Ohrläppchen, biss mir zärtlich in den Hals und ließ seine Finger über meine Brüste wandern. Ich schloss die Augen und versuchte, es zu genießen. Und, oh Wunder, diesmal klappte es! Ich begann zu schnurren und wollte, dass er weitermacht. Und das tat er auch – und wie er weitermachte! Ganz langsam wanderten seine Finger meinen Bauch hinab. Doch kurz bevor sie dort ankamen, wo sie hingehörten, stoppte Benny und zog mit seiner Hand minutenlang in zarten Bewegungen Kreise um meine intimste Stelle herum. Das machte mich verrückt! Ich spürte, wie ich endlich, endlich wieder feucht wurde – und feuchter und feuchter. Längst konnte ich es nicht mehr erwarten, Benny wieder in mir zu spüren. Doch der ließ sich Zeit. Er wollte diesen kostbaren Moment, auf den wir beide so lange gewartet hatten, voll auskosten. Verständlich, aber ich hielt es trotzdem nicht mehr aus: Ich packte seine Hand und drückte sie direkt auf meine Scham. Benny verstand und als er erst einen, dann zwei Finger in mich hineinschob und begann, sie rhythmisch zu bewegen, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich fing an zu stöhnen und je schneller Benny wurde, desto lauter wurde ich. Als er dann auch noch begann, mich mit seiner Zunge zu verwöhnen, war es um mich geschehen. Seine Zungenspitze hatte kaum meinen Kitzler berührt, als ich auch schon schreiend kam: »Oh mein Gott!« Mein erster Orgasmus seit fast einem Jahr war so überwältigend, dass ich mich nicht mehr beherrschen konnte. Tränen kullerten über mein Gesicht. Tränen der Erleichterung und der Dankbarkeit. All die Sorgen darüber, keine Lust mehr empfinden zu können, und all die Angst, Benny dadurch zu verlieren, fielen von mir ab. Als wir uns umarmten, weinte auch Benny. »Siehst du, mein kleiner Engel, ich habe es dir doch gesagt: Wir stehen das durch!«

Ja. Und das, obwohl ich schon fast nicht mehr daran geglaubt hatte. Doch endlich war der Knoten geplatzt! In den folgenden Wochen holten wir alles nach, was wir im vergangenen Jahr versäumt hatten. Wie in unserer Anfangszeit als Paar kamen wir kaum aus unserem Bett heraus und falls doch, dann nur um Sex an ungewöhnlichen Orten außerhalb des Bettes zu haben. Es war wieder wie früher. Nur noch schöner, weil wir es diesmal mehr zu schätzen wussten.

Der Ausbruch meiner Krankheit liegt jetzt fünf Jahre zurück; Benny und ich sind seit zehn Jahren zusammen. Unser Sex hat sich im Lauf der Zeit verändert. Er ist nicht schlechter geworden, sondern einfach anders, vertrauter. Sicher, wir fallen nicht mehr im Minutentakt übereinander her, aber die Leidenschaft ist immer noch da. Wir wissen heute viel besser als früher, welche Knöpfe wir beim anderen drücken müssen, um ihn in Fahrt zu bringen. Liebesspiele sind weiterhin ein wichtiger Bestandteil unserer Beziehung, auch wenn wir nicht mehr die komplette Zeit mit ihnen verbringen.

Ich bin jetzt 27 Jahre alt. Wirklich gesund bin ich immer noch nicht und werde es höchstwahrscheinlich auch nie wieder sein. Arbeiten kann ich auch nicht mehr, inzwischen bin ich Frührentnerin. Und das mit 27! Aber ich will nicht jammern. Denn ich lebe! Und wie ich lebe! Mit dem tollsten Mann der Welt an meiner Seite. An meinen schlechten Tagen pflegt Benny mich auch heute noch und er murrt nicht, wenn er sich manchmal nach der Arbeit noch um unseren Haushalt kümmern muss. Noch nie hat er sich beschwert, dass er nicht so oft mit seinen Freunden feiern kann, weil er sich zu viel um mich kümmern muss. Und: Er hat für mich auf Kinder verzichtet. Denn aufgrund meiner Krankheit kann ich keine bekommen und habe auch nicht die Kraft für ein adoptiertes Kind. Eines der vielen, vielen Dinge, für die ich ihm unendlich dankbar bin.

Ich habe Glück gehabt. Ohne Benny – da bin ich mir ziemlich sicher – hätte ich meine Krankheit nicht überlebt. Durch ihn habe ich verstanden: Manchmal erkennst du die große Liebe deines Lebens erst, wenn sie nackt vor dir steht. Manchmal ist Sex die Sprache der Seele. Und manchmal ist der beste Lover deines Lebens der Mensch, der dich am meisten liebt.

Carolin Haße / 27 / Ferch in Brandenburg

Sex, der dein Leben verändert

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