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Ein neues Kiel-Buch und sein Konzept

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Kiel blickt auf eine 775-jährige Stadtgeschichte zurück. Mag man über Sinn und Zweck solcher Jubiläen bekanntlich vortrefflich streiten, so ist eine so stattliche Zahl von Jahren, die die Stadt Kiel für ihre Geschichte reklamieren darf, doch Grund genug, um noch einmal intensiv zurückzuschauen, was es mit dieser Geschichte denn eigentlich auf sich hat und wie genau es sich mit dieser verhielt, speziell worin ihre markanten Merkmale bestehen, die Kiel von anderen Städten unterscheidbar machen. Genau diesem Anliegen soll das vorliegende Buch dienen. Nun handelt es sich bekanntlich nicht um das erste Werk zur Geschichte der Stadt Kiel. Vielmehr liegen schon mehrere Gesamtdarstellungen vor, die Kiels Geschichte einem interessierten Lesepublikum nahebringen. Hinzu kommt eine nur noch schwer überschaubare Zahl an Veröffentlichungen zu Einzelaspekten und -problemen der Kieler Stadtgeschichte, die entweder in monografischer Form oder als Aufsätze veröffentlicht worden sind. Nicht unerwähnt bleiben darf zudem das überaus verdienstvolle »Kiel-Lexikon«, das ein zentrales Hilfsmittel zur Erschließung der Kieler Vergangenheit geworden ist. Auch das Internet hält selbstverständlich viele hilfreiche, fundierte Zugänge zur Stadtgeschichte bereit.

Obwohl es also schon eine bunte Vielfalt an Literatur zu Kiels Geschichte gibt, beansprucht das hiermit vorgelegte Buch für sich, etwas Neues zu sein und etwas in dieser Form für Kiel noch nicht Dagewesenes zu liefern. Damit ist nicht so sehr gemeint, dass es sich bei der gerade nur grob aufgelisteten bisherigen Forschung um durchaus schon in die Jahre gekommene und damit zwangsläufig mehr und mehr an Aktualität einbüßende Zeichnungen eines Gesamtbildes oder aber und weitaus zahlreicher um ein buntes, damit freilich keineswegs weniger relevantes Potpourri Kieler Geschichte, Geschichten und Geschichtchen handelt. Woran es demgegenüber bisher fehlt, ist der Versuch einer bis in die jüngste Gegenwart reichenden, prägnanten Darstellung, die einen roten Faden durch das Wirrwarr der vielen Kieler Namen, Daten und Fakten zu stricken bemüht ist, die Wichtiges von Unwichtigem trennt und thematische Schwerpunkte der Stadtgeschichte im Kontext der allgemeinen historischen Entwicklung aufzeigt. Denn ernsthafte Geschichtswissenschaft hat grundsätzlich nichts mit bloßem antiquarischen Sammeln zu tun. Sie zeichnet sich vielmehr durch exemplarische Auswahl und interpretatorische Gewichtung der eigentlich ungeordneten Vergangenheit aus. Sie schlägt sinnvolle Schneisen im wüsten Chaos der Geschichte und macht Erklärungsangebote. Die augenfälligen Hauptthemen der Kieler Geschichte gilt es also vor dem Hintergrund der sie umgebenden Landes- und Regionalgeschichte pointiert herauszuarbeiten und zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzufügen. Nur so kann gut begründet definiert werden, was Kiel zu einer besonderen Stadt macht und worin Kiel anderen Städten in nah und fern ähnelt oder gar gleicht. Das ist Ziel dieses Buches.

Es ist eine Binsenweisheit, dass die Geschichte einer einzelnen Stadt nie losgelöst von den Geschehnissen und Entwicklungen der sie umgebenden Region, des Landes und darüber hinaus begriffen werden kann. Doch umgekehrt kann auch die allgemeine Geschichte bis hin zur Makroebene der Globalgeschichte natürlich nicht sinnvoll erforscht werden, wenn man die Mikrosicht ganz und gar vernachlässigt. Denn aus den Mikrogeschichten der unzähligen einzelnen Orte setzt sich letztlich die Geschichte der Makroperspektive zusammen. Mit dem allgemeinen Kontext vernetzt und aus demselben erklärbar sollen unter dieser Prämisse im Folgenden in thematischen Längsschnitten, die jeweils ihrer eigenen Chronologie folgen, die Hauptthemen der Kieler Geschichte zu einem Gesamtzusammenhang verwoben werden. Da dafür allerdings nur ein begrenzter Seitenumfang zur Verfügung steht, der zur Raffung und Straffung auffordert, können diese Längsschnitte freilich nur wieder Facetten einer Stadtbiografie abbilden. Biografie als Lebensbeschreibung meint dabei einmal die Geschichte einer lebendigen Stadt von den Anfängen bis heute, wobei nach dem gerade Gesagten die Chronologie anders als bei einem Lebenslauf nicht sklavisch eingehalten werden soll. Zweitens sei darunter insbesondere der Blick auf die in dieser Stadt damals wie heute lebenden Menschen verstanden.

Kiel in der Geschichte

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