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2. AKT: DIE ZEIT DER LUST

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Madam Aurora hatte mir die härtesten aller Prüfungen auferlegt. Es galt, keine Gnade und Schwäche zu zeigen, das war nicht erlaubt. Wer den strengen Regeln der Madam Aurora nicht Herr wurde, sollte erst gar nicht versuchen, außerhalb des Lusthauses ein Leben anzufangen. Sie war die erste wirkliche Prüfung, die das Leben einem und auch mir auferlegte. Es gab keine zweiten Versuche.

Reiß dich zusammen!

Obwohl manche Aufgaben absurd, schwierig und sogar unmöglich zu sein schienen, fielen der strengen Madam immer wieder neue Taten ein, die unbedingt und sofort erledigt werden mussten. Ich war ihr Untergebener und der Sklave ihrer Mädchen.

Die Jahre zogen dahin. Kaum läuteten wir das neue Jahr ein, sagten wir ihm schon wieder Lebewohl. Die Zeit schien so schnell an uns vorbeizuziehen wie die Papierabfälle auf der Themse.

Während zwei meiner Geschwister in dieser Zeit verstarben, Vater im Gefängnis saß und Mutter in einem fast schon katatonischen Zustand zu Hause das Bett hütete, stieg ich im Bordell auf. Ich wurde zu Madam Auroras rechter Hand. Sie sagte mir, dass ich in all den Jahren nicht nur ihren Prüfungen und ihrer Kreativität standgehalten, sondern auch noch etwas Wertvolleres verdient hätte als Geld. Ihr Vertrauen.

Doch von Vertrauen kann ich mir kein Brot kaufen, um meinen knurrenden Magen zu besänftigen. Und keinen Wein, um dies schwere Leben zu ertragen.

Madam Aurora gab mir Kleidung und etwas zu essen, sie schien sich wie eine kühle Mutter um mich zu kümmern, eine Mutter, deren Ohrfeigen einem zwei Meter großen Mann das Kiefer brechen konnte.

Auch ihre Mädchen, die ich nun als meine Schwestern sah und sie auch so nannte, schienen ihren Groll und ihren Hass mir gegenüber abzulegen. Sie kommandierten mich nicht mehr herum, sondern baten mich höflich und auf feinste englische Art, den Dreck aus ihrem Bett zu entfernen. Am Ende eines jeden Satzes bedankten sie sich sogar bei mir.

Lady Elizabeth (vor ihrem Schminktisch sitzend) : Art, Darling, sei doch so gut und entsorge bitte diese Laken. Und dieses Kissen. Mein letzter Kunde roch wie ein lebender Haufen Scheiße.

Arthur: Natürlich, liebste Schwester.

Lady Elizabeth (wendet sich lächelnd an Arthur) : Danke.

Allmählich verfluchte ich mein Leben nicht mehr, sondern schien zum ersten Mal Gefallen daran zu finden, zu atmen, zu träumen und zu leben.

Eines Tages – oder war es doch in einer verregneten Nacht – rätselten meine Schwestern, wie ein adretter junger Mann wie ich mit achtzehn Jahren immer noch eine unberührte Jungfrau sein konnte. Wieso hatte ich noch nicht den zarten Kuss einer Frau gespürt oder eine Nacht in ihrem Schoß verbracht?

In einem Trieb aus Lust und Alkohol beschloss eines der Mädchen, nämlich Lady Dorothy, mich zu verführen. Sie kam in mein Gemach und legte ihre Kleider ab. Ich sah sie in voller Pracht vor mir, wie Gott sie geschaffen hatte. Aber, nichts. Keine Regung. Kein Verlangen. Keine Lust.

Diesen Verlust nahm sie nicht leichtfertig hin und so stellten sie mich alle auf die Probe. Jede einzelne. Irgendwer würde mich doch verführen können ...

Lady Stella? Lady Annie? Lady Flora? Lady Emma? Lady Verona?

Nichts. Keine Einzige hatte es geschafft, mein Gemächt in Flammen aufgehen zu lassen.

Lady Agatha (halbnackt vor Arthur sitzend) : So sage mir, geschätzter Art, welche von uns begehrst du nun?

Arthur (blickt um sich) : Keine.

Lady Agatha: Dann sage uns: Welche Frau würde dich vor Lust erzittern lassen? Wie sieht sie aus? Wie eine Nymphe aus legendärer Sage? Oder wie eine Prinzessin aus einem Märchen? Oder vielleicht doch wie eine holde Dame aus edlem Hause? Sag es uns, Art, sag es uns!

Arthur: Ich glaube, die Person, die meinen Schoß erzittern und erbeben lassen würde, müsste so aussehen wie der letzte Kunde von Lady Stella. Mr. Richard Cooper, hieß er.

Meine Schwestern blickten sich zunächst schockiert an, brachen dann aber in laut schallendes Gelächter aus. Obwohl ich Abneigung, Hass und Ekel erwartet hatte, schienen sie doch von der Tatsache begeistert zu sein, dass ich Frauen zwar gerne um mich hatte, aber nicht in meinem Bett haben wollte. Eine nette Unterhaltung mit einer Dame war ein freudvolles Ereignis für mich. Aber, wenn es um meine Lust und mein Verlangen ging, so konnte dies anscheinend nur ein Mann befriedigen.

Madam Aurora stürmte ins Zimmer. Es war ein Wunder, dass sich die Tür nicht in ihren muskulösen Händen befand.

Madam Aurora: Wollt ihr Narren etwa den Teufel aus der Hölle wecken?

Lady Emma: Entschuldigung, Madam Aurora. Es war nicht unsere Absicht, Euch zu wecken.

Lady Annie: Wir haben nur erfahren, dass unser geliebter Bruder Art die Gesellschaft von Männern bevorzugt.

Madam Aurora (skeptisch) : Meine lieben Kinder! Wenn es einen Preis für Intelligenz, Menschenkenntnis und schnelle Auffassung gibt, dann würde keine von euch als glorreiche Siegerin diese Trophäe mit zu sich nach Hause tragen. Sogar ein enthaupteter Kopf auf einem Spieß würde meilenweit erkennen, dass Art schwul ist.

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