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5. AKT: AUFFÜHRUNG

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Die Zeiger der Uhr bewegten sich nicht. Die Zeit schien wie erstarrt. Ich zählte jede Sekunde bis zu meinem großen Moment. Mein erster Auftritt auf einer Bühne. Vor einem echten Publikum. Geschminkt und in Schale geworfen.

Was für ein Kostüm ich wohl tragen werde? Welche Rolle ich wohl spielen werde? Einen Prinzen? Einen Schurken? Den Bruder des Königs? Oder den König selbst?

Wie sehr ich mich nach jenem Tag sehnte: Er schien jedoch nicht kommen zu wollen. Es kam mir beinahe so vor, als ob sich das Schicksal und die Geister der Zeit gegen mich verschworen hätten. Sie folterten mich, indem die Zeit stillstand. Noch nie kam mir ein Tag, eine Stunde oder auch nur ein Moment so lang und zäh vor wie damals.

Schließlich empfing ich eines Abends einen Herrn vor unseren Toren: Donovan Miller. Er hatte mir lediglich einen Tag vor der Aufführung ein Manuskript vorbeigebracht. Meinen Text für das Stück mit dem Titel „ Des Henkers Tochter “. Ich hatte bereits viel davon gehört. Es ging um einen Scharfrichter, der seine eigene Tochter hinrichten sollte. Er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen seiner Pflicht und seiner Liebe zu seinem Kind. Es ist eine tragische Geschichte, in der der Henker versucht, seine Tochter in Sicherheit zu bringen, und damit endet, dass er jedoch zu spät kommt und Zeuge davon wird, wie ein anderer Scharfrichter sie enthauptet.

Donovan Miller (herablassend) : Jemand, der einen so ausgeklügelten Plan entwickelt hat, nur um mich zu täuschen, wird doch wohl genug Zeit finden, seinen Text in weniger als einen Tag zu erlernen. Denn immerhin liegt dir doch so viel daran, in unsere Welt einzutauchen. Wenn du diese lächerliche kleine Lappalie nicht schaffen solltest, bist du vielleicht nicht zum Schauspieler geboren.

Ich war danach die ganze Nacht wach, um meine Rolle einzustudieren. Und zwar die von Sir Malcolm, dem Liebhaber der Henkerstochter, der versucht, das Gericht und den König davon zu überzeugen, seine Geliebte nicht hinzurichten.

Komischerweise schien die Zeit zu laufen und sämtliche Zeiger der Uhr funktionierten wieder. Ehe ich mich versah, schien die Sonne am Horizont wieder aufzugehen und die braven Bürger und die am Gehsteig schlafenden Trunkenbolde zu wecken.

Zeit, du liebe Zeit, willst du mich ernsthaft zum Narren halten?

Nellie hatte mir die ganze Nacht bei meiner Probe geholfen. Tatsächlich war dies meine einzige Chance. Eine wahre Prüfung der Hölle. Im Gegensatz zu den meisten meiner zukünftigen Schauspielerkollegen erschien ich nicht zur Probe, hatte mein Kostüm nicht anprobiert und konnte mich auch nicht mit der Bühne vertraut machen. Denn ich erhielt ja das Skript erst am Abend vor der großen Premiere. Donovan Miller wusste, wie er sich an mir rächen konnte, doch ich beschloss, ihm diese Genugtuung nicht zu geben. Dieser Scharlatan hatte einen außerordentlich guten Schachzug gemacht, doch am Ende sollte ich es sein, der ihn mattsetzen würde.

Das Theater befand sich nur einige Straßen weiter vom Bordell entfernt. Überraschenderweise füllte sich das Gebäude mit einer Vielzahl an Zuschauern. Entweder war das Stück eine durchaus beliebte Geschichte oder Mr. Miller hatte hier erneut seine Finger im Spiel. Es hätte mich nicht verwundert, wenn er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt und für sein neues Stück, für seine Premiere, viel Werbung gemacht hätte, nur um mich noch mehr zu demütigen, als er es ohnehin schon tat. Eine so große Schar an Menschen, eine unzählbare Menge an Augen, die mich anstarren würden und nur auf den kleinsten Fehltritt warteten, um mich zu zerfetzen. Anhand deren Kleidungen überraschte es mich doch sehr, dass Donovan, ein Mann aus der Mittelschicht, es geschafft hatte, so viele Zuseher aus den oberen Rängen Londons in dieses bescheidene Theater locken konnte. Lag es an seinen rhetorischen Talenten oder an einer perfekt entwickelten List? Ich war jedenfalls beeindruckt.

Ein Publikum beinahe vollkommen aus der ersten Klasse. Die High Society Londons. Alle waren versammelt, um meine große Chance zu sehen. Meinen großen Erfolg. Oder meinen Misserfolg.

Hinter der Bühne hielt jeder Abstand zu mir. Einige wenige blickten mir nicht einmal in die Augen.

Ich erhielt eine kleine Garderobe, irgendwo in einem versteckten Winkel. Das Kostüm hing auf einem Kleiderbügel und die Schminke war auf einem Tisch mit Spiegel ausgebreitet. Auf einem winzigen, knarrenden Hocker befand sich ein handgeschriebener Brief.

Willkommen, Mr. Watson!

Entledigen Sie sich Ihrer Kleidung und werfen Sie sich in Schale.

Ich glaube, einem so talentierten und raffinierten Kopf wie Ihnen muss keiner unter die Arme greifen.

Sobald Sie bereit sind, kommen Sie zum östlichen Bereich der Bühne und warten Sie auf Ihr Zeichen, welches klar und deutlich im Skript gekennzeichnet wurde.

Möge die Göttin des Glücks mit Ihnen sein!

Hochachtungsvoll,

Donovan Miller.

Ich sah lächerlich aus; das Kostüm von Sir Malcom wirkte viel zu feminin, aufgedunsen und bunt und die Schminke war viel zu grell. Ich erblickte mich im Spiegel und erschrak. Ich sah aus wie ein Gespenst zu Karneval.

Doch ich tat, wie mir befohlen wurde. Als ich den letzten Pinselstrich gesetzt und das letzte Korsett zugeschnürt hatte, ging – nein, torkelte – ich zum östlichen Teil der Bühne.

Der Vorhang erhob sich und das Einzige, was ich machen musste, war zu warten. Das Publikum applaudierte und der erste Charakter, der Henker, trat auf die Bühne und hielt seinen Monolog.

Wie gerne würde ich mich hinsetzen, um meine blauangelaufenen Beine zu entlasten. Doch in diesem Aufzug war ich froh, wenn ich mich überhaupt hinknien konnte.

Ich wartete gebannt auf das Zeichen. Und ehe ich mich versah, kam es. Es traf mich völlig überraschend. Wie ein Blitz. Oder der Urineimer aus dem benachbarten Gasthaus. Mein Name wurde gerufen und mit ein paar Sekunden Verspätung trat ich schwer atmend ins Rampenlicht. Jedoch erleuchtete das Licht auf der falschen Seite. Meine Position wäre nicht am östlichen Bühnenaufgang gewesen, sondern am westlichen.

Donovan Miller, du alter Hundesohn, du hast mich erneut ausgetrickst.

Schwer keuchend trat ich in die Mitte und stellte mich vor. Verbeugen war in dem engen Kostüm kaum möglich. Ich sprach beim König und beim Richter vor und wandte mich dann an das Publikum.

Der erste Teil meiner Rede funktionierte perfekt: das Timing, die Wortwahl, der Text, die Geschwindigkeit, Mimik und Gestik – alles funktionierte vorbildlich. Es war fast so, als ob ich selbst bei den Proben anwesend gewesen wäre.

Obwohl ich nur einen kurzen Auftritt hatte, schienen die Zuschauer von meinen Worten wie gefesselt zu sein. Ich hatte erwartet, ein gewisses Talent zu haben, aber dass ich so gut sein würde, hätte ich nie gedacht. Selbst Donovan Miller, der mich seitlich von der Bühne her anstarrte, wirkte überrascht. Überrascht und kochend vor Wut.

Doch wie jede gute Zeit ging auch meine zuneige, als die Schauspieler einen Text sprachen, den ich noch nie zuvor gehört, eigentlich gelesen hatte. Ich blickte zu Donovan Miller, der mir lächelnd zuwinkte.

Ein weiterer raffinierter Schachzug, denn der zweite Teil in meinem Skript enthielt einen falschen Text, nämlich den alten. Offensichtlich wurden sämtliche Passagen extra für diese Premiere geändert.

Ich versuchte darauf einzusteigen, wirkte jedoch unsicher und tollpatschig. Ich stieß mit meinem Fuß gegen den Tisch, warf das Tintenfass um, stolperte und fiel einer Statistin in den Busen.

König Abran: Im Namen des Allmächtigen, geht es Ihnen gut, Sir Malcolm?

Sir Malcolm: Bitte verzeihen Sie mir, Eure Majestät!

Richter Jestermay: Sir Malcolm, Sie sind sich also bewusst, welches Verbrechen eure Geliebte begangen hat?

Sir Malcolm (stotternd) : Ja klar, ich meine, selbstverständlich.

Richter Jestermay: Nun?

Sir Malcolm: Ich weiß um ihr Verbrechen und um den Mann, den sie ermordet haben soll. Euer Ehren, dies ist eine Lüge.

Richter Jestermay: Mord? Von welchem Mord sprecht Ihr? Eure Geliebte ist wegen Hochverrates angeklagt.

Sir Malcolm: Ich verstehe. Nun, das ist … ich meine, sie ist … das ist mehr als ungünstig. Vergesst bitte, was ich gesagt habe!

Im Zuseherraum kam eine gewisse Stimmung hoch, jedoch eine andere, als ich im Grunde genommen erwartet hätte. Eigentlich dachte ich, dass mich das Publikum bereits in jenem Moment zerfleischen würde. Doch nichts geschah. Sie kicherten. Schienen über meine Fehltritte amüsiert zu sein.

Sir Malcolm (laut) : Aber ich bin hier, um ihre Unschuld zu beweisen, vor Ihnen, Euer Ehren, vor Eurer Majestät und vor Gott persönlich. Denn nur er richtet über uns und nur er …

Plötzlich platzte mein Korsett auf und mein Kostüm riss ein.

König Abran (empört) : Sir Malcolm! Wie können Sie es wagen!

Sir Malcolm: Eure Majestät, ich bitte Euch, vergebt mir. Meine Magd hat mir meine Hemden falsch gereinigt und deshalb sind sie so beschissen eng.

König Abran (zornig) : Wie bitte?!

Sir Malcolm: Ich meine, verdammt, ich wollte sagen (überspielt) : Oh! Eure Majestät! Diese Schande! Diese Scham! Möge Gott mir verzeihen, möget Ihr mir verzeihen, dass ich so ein ungehobelter Arsch, ich meine Narr, bin!

Ich versuchte mich zu verteidigen und das Beste aus dieser unpässlichen Situation zu machen. Doch ehe ich mich versah, trat ich auf eine lose Diele, und während ich zu Boden sank, flog mir eine hölzerne Planke ins Gesicht. Dadurch fiel ich zu Boden und blieb liegen. Ich war weder ohnmächtig noch tot, aber in jenem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicher als ein schnelles Ende.

Donovan, du Bastard, hier hast du deine Rache!

Aber meine Ohren hörten etwas. Gelächter. Das Publikum schien über meine Patzer amüsiert zu sein. In ihren Augen waren das keine Fehltritte, sondern eingeprobte Stunts. Eine tragische Komödie.

Während mich zwei Statisten auf einer Trage von der Bühne trugen, applaudierte das Publikum.

Entweder bin ich gestorben und befinde mich im Himmel oder ein Leben in der ersten Klasse lässt einem das Gehirn und den Verstand schrumpfen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass ich einfach talentiert darin bin, meine Mitmenschen zu unterhalten.

Das restliche Stück über befand ich mich in meiner Garderobe; Donovan Miller hatte meine Kleider an die Bettler auf der Straße verschenkt und mir geraten, das Theater stillschweigend zu verlassen. Das Gelächter sei eine Schande und mein Todesurteil gewesen. Ich habe kein Talent und sollte sie, falls mir irgendetwas an dem Theater und der Welt der Schauspielerei liegt, in Frieden lassen.

Donovan Miller: Falls du dich tatsächlich der Schmach hingeben willst, dann komm nach der letzten Szene auf die Bühne und verbeuge dich. Steh zu deinem schändlichen Versagen!

Nellie half mir beim Abschminken. Es war eine ekelhafte Paste, die ich mir aufs Gesicht gekleistert hatte, sogar meine beste Freundin tat sich schwer. Sie bot mir an, das Gesicht mit einer Klinge zu schälen. Ich sagte ihr, dass ich furchtbar war, eine wahrhaftige Katastrophe. Ein natürliches Desaster. Sie versuchte mich aufzuheitern, mein Gemüt zu heben, doch es half nichts.

Nellie: Aber, aber, Arthur, nun krieg dich doch ein. Ja, du hattest ein paar Patzer, und ja, du hättest dich mehr bemühen können, und ja, vielleicht war deine Aussprache etwas vulgär, aber ihnen schien es doch gefallen zu haben.

Arthur: Sie lachten über mich, nicht über das Stück, sondern über mich. Ich bin ein furchtbarer Schauspieler. Und in diesem Aufzug auch noch hässlich.

Ein Mitarbeiter der Bühne klopfte an die Tür und warf einen Blick herein.

Sollte ich mich dem Publikum stellen? Diese Scham über mich ergehen lassen?

Ich beschloss es zu tun. Wenn ich schon dieses Leben wollte, dann sollte ich es würdig und mit erhobenem Haupt beenden. Das Publikum soll ihr Opfer haben und ich war bereit, aus freiem Willen, zur Schlachtbank zu gehen.

Der Henker sah, wie seine Tochter enthauptet wurde. Schreiend und schluchzend fiel er auf seine Knie und weinte wie ein verlassenes Kind. Zehn Minuten später, nachdem die Leiche seiner Tochter bereits zur Seite gebracht worden und ein Statist auf der Bühne eingeschlafen war, stand er auf und hielt seinen letzten Monolog.

Der Vorhang senkte sich und das Publikum begann zu applaudieren.

Der Applaus hielt an und nach und nach präsentierten sich die Schauspieler auf der Bühne, verbeugten sich und formten am Ende der Bühne eine menschliche Kette, die sich an den Händen festhielt.

Dann kam ich.

Meine Knie schlotterten, aber ich biss meine Zähne zusammen, trat hinaus auf die Bühne und verbeugte mich. Das Publikum jubelte. Der Applaus wurde ohrenbetäubend laut und ein Besucher nach dem anderen erhob sich von seinen Sitzen. Niemand, weder ich noch Nellie, hätte mit so einem Applaus gerechnet.

Ich reihte mich in die Kette ein und gemeinsam warteten wir auf den letzten Schauspieler, der sich zu uns gesellte. Wir traten an das vorderste Ende der Bühne und verbeugten uns dreimal. Während dieses gesamten Rituals war der Scheinwerfer auf mich gerichtet. Der Lichtkegel weichte mir keine Sekunde von der Stelle. Und der Applaus und der Jubel erfüllten weiterhin das ganze Theater.

Sie applaudierten MIR zu. Mir.

Nach dem Auftritt waren sämtliche Schauspieler und Mitarbeiter des Theaters freundlich zu mir. Sie waren wie Aasgeier, die sich an meinem Erfolg laben wollten. Donovan Miller hingegen wurde von Neid nur so zerfressen. Er verbrachte den ganzen Abend in seiner Garderobe und trank Wein, während er das gesamte Mobiliar in Kleinholz verwandelte.

Als ich das Theater verließ und in dem grässlichen Kostüm auf die abendlichen Straßen Londons trat, warteten eine Vielzahl der Zuschauer vor den Toren des Gebäudes auf mich.

Es war mir immer noch ein Rätsel, wieso das Publikum mich mochte. Frech und tollpatschig, wie meine Rolle in dem Stück, fragte ich schließlich eine noble Lady, weshalb jeder von mir begeistert sei.

Arthur (verwundert) : Sie waren von meiner Rolle nicht entsetzt? Enttäuscht? Oder gar angewidert?

Noble Lady 1: Aber, nicht doch! Im Gegenteil, ich war entzückt! Ihre Art und Ihre Wortwahl waren erfrischend. Etwas Neues. So wie es uns versprochen wurde.

Arthur: Versprochen?

Noble Lady 1: Oh ja! Wir halten normalerweise nicht viel von Mr. Miller, aber er hat uns versprochen und vergewissert, dass diese Version von „Des Henkers Tochter“ eine neue wäre. Etwas, das wir noch nie gesehen hätten. Ein Stück, über das wir noch viele Jahre später sprechen würden.

Arthur: Aber ich war doch tollpatschig und vulgär. Eine Schande für jeden Schauspieler. Wieso also mochten Sie meine Rolle?

Noble Lady 2: Weil „Des Henkers Tochter“ für gewöhnlich eines der langweiligsten Stücke ist, die es auf Gottes Erde gibt. Wir besuchen diese Aufführung nur, wenn uns nach dem Sinn ist zu schlafen. Deshalb haben wir alle auch Kopfkissen mitgebracht, um unsere Häupter darauf auszuruhen. Aber Sie! Sie haben das Theater belebt. Ihm neues Leben eingehaucht. Die Flammen der Leidenschaft entfacht.

Noble Lady 3: Sie müssen dieses Wunder wiederholen! Bitte, wann ist denn Ihre nächste Premiere?

Arthur: Oh, da muss ich Sie leider enttäuschen, Ma’am. Dies war mein erster und letzter Auftritt. Meine einzige Chance, mich zu beweisen. Ich glaube kaum, dass Mr. Miller von meinen Talenten überzeugt war. Um ehrlich zu sein, bin ich der festen Überzeugung, dass er mich kein weiteres Mal auf seine Bühne lassen wird.

Noble Lady 1: Sie brauchen sich nicht um Mr. Miller zu sorgen. Lassen Sie ihn unsere Sorge sein.

Als ich zu Hause ankam, erwarteten mich alle mit einem erfreuten Beifall. Selbst Madam Aurora. Sie presste mich so stark an ihren prallen Busen, dass ich nicht wusste, ob ich einen langsamen Erstickungstod sterben würde oder sie mir mit ihren Händen die Wirbelsäule in zwei Hälften brach.

Ich erzählte jeder von ihnen den gesamten Abend und erwähnte auch meine interessante Unterhaltung mit den reichen Londoner Damen. Tatsächlich waren sie nicht irgendwelche wohlhabenden Ladies, sondern zum Teil auch die Ehefrauen von erfolgreichen Fabriksbesitzern, Handels- und Geschäftsmännern, Direktoren und Inhabern gewisser Gebäude. Wie zum Beispiel vom größten, prunkvollsten und nobelsten Theater in London. Das Puppenhaus für die verwöhnte und gepuderte erste Klasse. Eine Bühne, die nur für die besten Schauspieler Großbritanniens bestimmt war. Die Damen flehten mich an, meine Karriere fortzusetzen, und versprachen mir sogar eine Rolle in einem anderen historischen, jedoch sterbenslangweiligen Stück: „ Das Lied der Spatzen “. Ich sollte auch diesem Theaterstück das gleiche Leben einhauchen wie meinem allerersten. Ein Nein akzeptierten sie nicht.

Wie hätte ich dieses Angebot ausschlagen können?

Und während ich mich in meinem neu gewonnenen Ruhm sonnte und jeden Moment auskostete, dachte ich an Mr. Donovan Miller. All seine Pläne, all diese Kraft, die er in seine Rache gesteckt hatte, war zunichte gemacht worden. Ein Häufchen Asche. Ein Nichts.

Arthur: Es geht nur um eine weitere Rolle. Wenn ich diese mit Bravour meistere, werde ich vielleicht schon bald weitere Gelegenheiten erhalten, um mich als Schauspieler nicht nur zu beweisen, sondern mich auch als einen von ihnen bezeichnen zu dürfen. Ich habe eine zweite Chance bekommen, eine bessere, und ich werde sie nicht enttäuschen.

Ich ging hinauf in mein Zimmer und holte etwas aus meinem Kasten. Ich ging zum Theater zurück, immer noch in meinem lächerlichen Kostüm.

Sämtliche Menschen, die mir über den Weg liefen, applaudierten mir zu. Ich war zu einer neuen Berühmtheit geworden. Ein neuer Stern am Himmel über London. Zwar war ich keiner dieser traditionellen, steifen Schauspieler, die Trübsal bliesen und mit ewig trauender Miene auf der Bühne standen, aber ein Meister der Komik. Ein Meister des Gelächters. Und wenn ich mich nicht irrte, gehört die Komödie ebenfalls zum Theater wie die Tragödie.

Ob die anderen Schauspieler wussten, dass ein neuer Stern geboren wurde?

Ich klopfte an Donovan Millers Garderobentür. Als er sie mir nicht öffnete, trat ich trotzdem ein. Vor mir befand sich ein besoffener Mann, der kaum die Kraft hatte, auf seinen Beinen zu stehen, und ein Scheiterhaufen, bestehend aus all den Möbeln, Tischen und Stühlen, die er in seinem Zorn zerstört hatte.

Ich blickte ihn an und warf ihm seinen Ring und seine Krawatte zu.

Arthur: Wir hatten eine Vereinbarung. Danke für die Chance, Mr. Miller. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie bei meiner nächsten Aufführung im Publikum säßen … im großen Empire Theater .

Ich wusste, dass ich mit dieser Aussage einen Nerv getroffen hatte, denn als ich mich umdrehte und aus der Garderobe ging, schöpfte er neue Kraft. Mr. Miller zerstörte nach meinem Abgang den Rest seines verbliebenen Mobiliars.

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