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Anatomische Besonderheiten bei Seitenlicht

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Seitenlicht funktioniert nicht bei jedem Modell in idealer Weise. Sobald das Auge der Schattenseite korrekt beleuchtet wird, entstehen bei einigen Modellen am Mundwinkel kleine Lichtflecke, die im Bild als störende Akzente in der dunklen Gesichtshälfte erscheinen. Das Auge des Betrachters wird dann von den Augen des Modells weg und hin zu diesen Lichtflecken gelenkt. Das geschieht vorwiegend bei Frauen sowie bei älteren oder auch bei übergewichtigen Modellen. Das Unterhautfettgewebe ist dann in den Wangen stärker ausgeprägt, wodurch diese quasi aus dem Schatten nach vorne ins Licht drängen. Ist Ihr Modell andererseits sehr muskulös, kann der Ringmuskel um den Mund so stark ausgeprägt sein, dass ebenfalls solche Lichtflecke entstehen. Auch bei eher flächigen Gesichtern und einem zugleich breit angelegten Kiefer drängt die Wange ins Licht, wodurch dann auf der Wange ein unschöner Lichtfleck entsteht. Bei einigen Menschen liegen die Augen besonders tief im Schädel oder sie haben einen sehr stark ausgeprägten Nasenrücken. Sie müssen in solch einem Fall die Lichtquelle recht weit nach vorne bringen, um über diesen Nasenrücken hinweg noch Licht ins tief liegende Auge zu bekommen, wodurch Sie auch wieder Lichtflecke am Mund oder auf dem Jochbein erhalten können. Im Beispielbild von Abbildung 2–11 habe ich unser Modell zur Verdeutlichung ein Stück Taschentuch in den Mund nehmen lassen und so die Wange ein wenig »aufgepolstert«. Und obwohl das Auge jetzt immer noch perfekt vom Seitenlicht getroffen wird, entstehen die unschönen Lichtflecke am Mund. In all diesen Fällen können Sie zwar die Lampe ein wenig weiter hinten platzieren, um diese Flecke zum Verschwinden zu bringen, doch verlieren Sie dann auch das Licht auf dem Auge, was sicher keine gute Lösung darstellt.


Abbildung 2–11

Seitenlicht kann bei einigen Modellen Lichtflecke am Mund verursachen.

Wenn die Lichtflecke bei Verwendung einer kleinen Lichtquelle entstehen, sind diese meist so dominant im Bild, dass sie den Blick des Betrachters von den Augen des Modells weg und zum Lichtfleck hin lenken. Dadurch gehen deutlich Bildspannung und Ausdrucksstärke verloren. Deshalb sollten Sie bei einem professionellen Shooting zuvor das Modell probehalber ausgeleuchtet oder zumindest die Setkarten auf solche anatomischen Besonderheiten hin untersucht haben, um festzustellen, ob das Modell für Ihren geplanten Lichtaufbau überhaupt infrage kommt. Meist sind anatomische Besonderheiten, die ein Ausleuchten mit Seitenlicht eher verbieten, von solcher Art, dass sie hochfrontales Licht begünstigen können.

Nicht jedes Modell ist für alle Hauptlichtarten gleichermaßen geeignet. Erzeugt Seitenlicht in einem Porträt störende Lichtflecke, ist die Anatomie des Modells oft von einer Art, für die sich hochfrontales Licht besonders gut eignet.

Wenn Sie nicht auf hochfrontales Licht ausweichen können – weil Seitenlicht wegen seiner düsteren und dramatischen Wirkung eingesetzt werden muss –, aber das Modell nicht perfekt für Seitenlicht geeignet ist, so wird der störende Effekt deutlich geringer ausfallen, wenn Sie eine große Lichtquelle benutzen oder zusätzlich eine Aufhellung einsetzen. Über den Einfluss der Größe der Lichtquelle und Aufhellung werden Sie im nächsten Kapitel mehr erfahren. Alternativ können störende Lichtflecke natürlich auch mit Photoshop abgedunkelt oder wegretuschiert werden. Lösungen gibt es für dieses Problem also zahlreiche, nur sollte Ihnen zunächst bewusst sein, dass Sie eventuell ein solches vor sich haben, um dann entsprechend reagieren zu können.

Gestalten mit Licht und Schatten

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