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Landausflug
ОглавлениеDas Traumschiff vor Kampen! Vor dem Roten Kliff!
Da steht ein Reederei-Wagen mit aufgepflanzter gelb-blauer Flagge. Davor ein wichtiger Mann, der nichts zu tun hat. Dahinter ein mit rot-weißem Flatterband abgesperrter Parkstreifen. Da drüben eine mit rot-weißen Hütchen markierte Ecke des Parkplatzes. Und hier läuft eine mittelschicke Frau im Sommerkleid mit einem Klemmbrett unterm Arm geschäftig irgendwo hin.
Dieses Jahr sind die Umstände weniger günstig. Widerliche kleine tückische Wellen, nicht so eine platte See wie im letzten Jahr, als das Ausbooten der Traumschiffgäste ohne Zwischenfälle verlief. Am Strand hat man wieder einen Landungssteg improvisiert: Schwarze Bänder zwischen chromblitzenden Ständern – hatten wir die zuletzt nicht bei Peek & Cloppenburg an der Kasse gesehen? – weisen den Besuchern den Weg vom Wassersaum zu zwei extra herbei gekarrten Strandkörben. Zutritt nur für geladene Gäste. Dahinter warten erfrischende Drinks auf einigen mit weißen Tüchern verhüllten, schief stehenden Tischen. Wir sehen Dosen mit köstlichem Fanta Orange und Coca-Cola. Plastikflaschen mit evian Mineralwasser. Heute kein Champagner?
Da rauscht schon das erste Zodiac-Boot schlingernd heran. Bunte Menschen mit Schwimmwesten in leuchtendem Orange suchen auf den rutschigen Gummiwülsten Halt. Damen in weißer Strickjacke oder in dunkelblauem Blazer mit Goldknöpfen, braungebrannte Herren mit feschem Käppi oder über die Schulter gebundenem Pulli in Erwartung eines aufregenden Landausflugs. Am Ruder stehend, ein schwarzer Mann mit rotem Hemd und rotem Halstuch. Der Kampener Strand erbebt vor so viel Exotik.
Drei Onshore Assistants – nennt man die so? – mit hochgekrempelten Hosenbeinen streben kraftvoll auf die Ankommenden zu. Die schon erwähnten widerlichen kleinen tückischen Wellen spielen mit dem schwarzen Boot, es schaukelt vor Freude noch etwas lustiger. Seemännische Fachausdrücke zur Bewältigung der Urgewalten schwirren hin und her. Der erste spitze Schrei einer Passagierin bricht sich am Kliff. Starke Männerhände greifen nach dem umlaufenden Tau und versuchen das Boot zu halten, der Motor heult auf, der Bug steigt aus den Fluten.
Die Zuschauer am Strand finden das spannend. In kleinen Grüppchen stehen sie zusammen und kommentieren das Geschehen. Mami, was machen die da mit dem Boot? Diese mickrigen Wellen – die müssten das Boot nur mal richtig festhalten. Geh doch helfen.
Mittlerweile ist es den Männern gelungen, das Boot mit dem Bug auf den Strand zu ziehen. Der sportlichste Kreuzfahrer wagt sich zuerst hinaus. Sich an einem Helfer festhaltend macht er ein langes Bein und stakst es tastend ins Wasser. Eine üble Welle hebt das Heck des Bootes, der Mann schwankt, hält sich aber und landet glücklich auf zwei Beinen im kniehohen Wasser. Dünner Applaus der an Land Stehenden belohnt den Pionier und ermutigt die übrigen Passagiere zu vergleichbarer Tat.
Hat denn niemand gesehen, dass die auf dem Heck sitzende Dame mit der weißen Strickjacke bei diesem Manöver über Bord gegangen ist?
Aber es ist nichts passiert. Triefend stapft sie an Land, jetzt endlich von den anderen bemerkt. Man eilt erschrocken herbei. Sie lacht. Was für ein Erlebnis!