Читать книгу Der Weg der Liebe - Orison Swett Marden - Страница 4

1. Eine Einladung.

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Wenn dein Leben infolge eines qualvollen, von den Ärzten als unheilbar bezeichneten Leidens dahinsiechte und ein Meister der ärztlichen Kunst träte auf mit der Erklärung, eine „unheilbare Krankheit“ gebe es gar nicht, er bürge dafür, dich und alle Kranken, die zu ihm kommen, zu heilen, würdest du nicht zu ihm gehen?

Bist du je in deinem Leben dir darüber klar geworden, daß eine persönliche Einladung an dich ergangen ist von einem, der dich von all deinen Gebrechen, den körperlichen wie den geistigen, befreien kann, der alle dir gestellten Fragen, auch die schwierigsten, zu lösen im Stande ist?

„Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Ist das nicht eine persönliche Einladung von dem göttlichen Arzte, der Liebe? Nimmst du sie an, ganz in dem Sinne, wie sie gemeint ist, so wirst du des Friedens teilhaftig werden, der „alles Denken übersteigt“. Deine Sorgen und Kümmernisse werden zerrinnen, wie der Schnee in der Sonne zerrinnt.

Bist du von schmerzlicher Krankheit heimgesucht oder von drückender Armut, von aufreibenden Widerwärtigkeiten oder ungerechter Verfolgung, von selbstverschuldeter oder unverschuldeter Schande — kurz, von einem der tausend und abertausend Übel, welche die Welt mit Unglück und Elend füllen, dann vernimm den Ruf der Liebe und folge der göttlichen Einladung.

Unsre Zeit gibt dieser Einladung einen neuen Sinn. Sie läßt die Worte Christi auf jede Frage anwenden, die der Menschen Herz und Sinn bewegt. Seine Einladung steckt sich keine Grenzen, sie ist die Stimme der göttlichen Liebe, die uns zuruft:

„Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch die Last abnehmen, die euch drückt, denn ich will euch einen neuen Geist einhauchen. Was euch Knechtschaft und Sklaverei dünkt, will ich in Arbeits- und Berufsfreudigkeit verwandeln; ich will euch umkehren, so daß ihr euer Antlitz dem Lichte zuwendet, daß eure Schatten euch nicht mehr quälen, da sie rückwärts von euch fallen werden.

Kommet her zu mir, ich will den Alp der Furcht, der euch bisher zu Sklaven gemacht hat, von euch nehmen und euch befreien von aller Angst und Wirrnis, die eure Tatkraft gelähmt und Zwerge aus euch gemacht hat, die ihr hättet Riesen werden können. Ich will die Furcht vor dem Tod, vor Krankheit und erblicher Belastung von euch nehmen und jeglichen Kleinmut, der euch am Boden hält und euren Geist am Aufschwung hindert, bannen.

Kommet her zu mir, ihr, die Siechtum, Schwäche, leibliche Gebrechen irgend welcher Art hindern zu tun, wozu das Herz euch treibt, ich will euch zeigen, wie man gesund und stark wird. Ihr werdet erfahren, daß, wer Gottes Kind und also eins mit dem Vater ist, nicht krank, schwach oder elend sein kann, es wäre denn, daß sein Denken sich auf falschem Geleise bewegt. Die Wahrheit und Wirklichkeit eines Wesens, das göttlicher Art ist, kann weder dem Schmerz noch der Vernichtung anheimfallen.

Kommet her zu mir, alle, die ihr in den Schiffbrüchen des Lebens müde geworden seid, ich will euch die Wahrheit geben, die frei macht von allen Schranken, auch den Schranken der Armut, des Mißgeschicks und des Fleisches; denn der Geist ist's, der den Sieg behält.

Kommet her zu mir, deren Träume und Hoffnungen im Keime erstickt, deren Ideale grausam zerstört worden sind; ich will euch neue Kraft und neues Leben geben und die Sonne eines hoffnungsreichen Lenzes wieder über euch leuchten lassen.

Kommet her zu mir, alle, die ihr in der Nacht der Verworfenheit und der Verzweiflung dahinwandelt, und ich will einen neuen Geist in euch geben und ein neues Licht auf eurem Pfade anstecken. Ich will eure Seelen mit Ruhe und Glanz überfluten, wie er nirgends, weder zu Wasser noch zu Land, je geschaut worden ist.

Kommet her zu mir, alle, die ihr in der Erkenntnis eurer eigenen Mängel blöde und schüchtern, voll Selbstunterschätzung und Mißtrauen gegen euch selbst seid, die ihr keinen Glauben an euch habt, und ich will euch zeigen, wie ihr von all diesen Schwächen loskommen, all die Fehler ablegen möget, die das Selbstvertrauen in Ketten legen, euch Kraft und Glückseligkeit rauben und alle Anstrengungen, euer Bestes zu tun und in bestem Licht zu erscheinen, zu schanden machen.

Kommet her zu mir, alle, die ihr in Hader und Streit verwickelt oder von Haß und Verleumdung, Neid und Eifersucht verfolgt seid; ich will euch lehren, daß ihr Brüder seid, und ihr könnt einander nicht bekämpfen, wenn ihr die Wahrheit über eure Verwandtschaft erfahret, ihr könnet einander nicht hassen, beneiden und beleidigen, ohne euch selbst zu hassen, zu beneiden und zu beleidigen.

Kommet her zu mir, alle, die ihr habgierig und geizig seid, ich will euch einen bessern Weg weisen und Güter zeigen, die besser lohnen als Gewinnsucht, und unendlich höhere Befriedigung gewähren als der Eigennutz. Ihr werdet euch eurer Selbstsucht schämen und sie hassen, so daß es euch Pein bereiten wird, im Luxus zu leben, während eure Schwestern und Brüder darben und frieren.

Kommet her zu mir, alle, ihr Opfer des Wankelmuts, des Zweifels und der Unentschlossenheit, die ihr die Dinge tausendmal abschätzt und abwägt; ich will euch lehren, den Willen zu stärken und die Unbeständigkeit zu überwinden.

Kommet her zu mir, alle, die ihr der Versuchung ins Garn gegangen seid, die ihr schwere Vergehen begangen und für eure Verbrechen von der Hand des Richters harte Züchtigung erfahren habt; ich will eure Seelen waschen, daß sie weißer werden denn der Schnee, und euch zeigen, daß, was immer eure vergangenen Tage belastet, ihr alles wieder gut zu machen vermöget. Ihr werdet erkennen, daß das Ebenbild eures Schöpfers unberührt geblieben, daß es niemals entstellt oder befleckt worden ist, daß der innerste Kern eures Wesens auch heute noch so vollkommen, rein und echt ist, wie er es ehedem war.

Kommt her zu mir, alle, die ihr die Hefe der Menschheit bildet, ihr Obdach- und Heimatlosen, ihr Bettler und Parias der Gesellschaft. Ich werde die Welt zu einem Paradies für euch machen, und ihr werdet Wunder über Wunder an euch selbst erleben, Dinge, die wunderbarer sind als die Auferweckung der Toten; und das größte Wunder wird die Erkenntnis sein, daß ihr unermeßliche Schätze in euch selbst berget, Reichtümer, die eure kühnsten Träume überbieten und nie verloren gehen können, weil sie göttlichen Ursprungs sind.“

Die Liebe ist der mächtigste Hebel der Welt. Keine andere Macht hat je so gewaltige Wirkungen erzielt bei denen, die ihr Leben verpfuscht und ihr Glück weggeworfen, die ihre Tage in Unwissenheit, Sünde und Laster vergeudet haben. Die Liebe verdammt nicht und urteilt nicht; sie straft nicht und ächtet nicht. Das ist nicht der Liebe Weg. Zum schlimmsten Verbrecher, zum verworfensten Sünder sagt sie einfach: „Gehe hin und sündige hinfort nicht mehr.“ Das ist ihr ganzer Richterspruch.

Der Liebe Weg ist Christi Weg. Sie sagt: „Liebe deine Feinde; segne, die dir fluchen.“ „Wer sich glaubt ohne Sünde, der werfe den ersten Stein auf sie.“ Unter dieser Voraussetzung kann keiner einen Stein aufheben, weil keiner ohne Sünde und Schwachheit ist.

Die Liebe ist die einzige Macht des Weltalls, die sagen kann: „Ich bin die Wunderkraft, welche die Bildung und Zivilisation möglich gemacht hat. Ich habe das Menschengeschlecht von der Stufe des Affen zu seiner jetzigen Entwicklung emporgeführt und will es zu Höhen emportragen, von denen sich niemand träumen läßt.

Ich bin die Macht, die den Menschen befähigt, sein wahres und wirkliches Selbst zu entdecken, die den rohen und ungebildeten Wüterich zu einem zartgesinnten, warmherzigen und liebevollen Gatten und Vater umwandelt.

Ich bin der Geist, der die Fabriken reinlicher, heller, gesünder macht; d. h. zu Orten, wo Menschen leben können. Der Geist, der den Angestellten Glück, Tatkraft und Zufriedenheit gibt.

Meine Aufgabe auf Erden ist zu helfen, zu heilen, aufzurichten, Herz und Sinn aller Kinder Gottes zu erfreuen. Ich bin der barmherzige Samariter, der die Wunden verbindet, an denen die selbstsüchtigen und hartherzigen Pharisäer und Leviten mitleidlos vorübergehen. Ich bin der Geist, der im Roten Kreuz, in der Heilsarmee und in allen übrigen Einrichtungen der Barmherzigkeit tätig ist. Ich bin das Rückgrat aller Bestrebungen, welche die Verbesserung der Welt und den Aufstieg des Menschengeschlechts zum Ziele haben.

Ich bin das große Grundgesetz des Fortschritts, die „Wahrheit, die euch frei macht“. Ich bin das Wesen aller wahren Religion, der Kern alles dessen, was die verschiedensten Glaubensbekenntnisse an unverlierbarem Wert besitzen. Ich bin der Geist des Christentums, die goldene Regel des Sittengesetzes, die Kraft, welche menschliche Wesen zu einer großen und würdigen Arbeits- und Lebensgemeinschaft verbindet.

Ich bin der Geist des Mutes, der die Feigheit bannt und die Verzagten vorwärts schreiten heißt, wenn sie rückwärts gehen möchten. Ich wende mich ganz besonders an die Niedergedrückten und Ausgestoßenen, an die Entmutigten, die sich selbst für Nullen halten. Ich bin die Freundin der Niedergetretenen, der Vergessenen und Verzweifelnden. Ich bringe ihnen neue Hoffnung, neuen Mut und neues Leben.

Ich bin die Kraft, welche die Sklaven aller Nationen befreit und allen Menschen die Freiheit des Gewissens und des Denkens gebracht hat; die Kraft, die in dem hartherzigen Sklavenhalter und Tyrannen menschliche Regungen wachruft, die seine Selbstsucht und Habgier ertötet und ihm zeigt, daß alle Menschen Brüder sind; die Kraft, die dich lehrt, daß dein Nächster dir so nahe steht wie du selbst, und daß du ihn darum lieben mußt wie dich selbst.

Ich bin's, die segnet, wo andere fluchen; liebt, wo andere hassen; vergißt und vergibt, wo andere nachtragen und verdammen. Ich bin's, die nachgibt, wo andere streiten; ich bahne der Gleichheit und Gemeinsamkeit des Besitzes den Weg, indem ich den Neid und die Habgier ersticke. Ärger und Haß, Mißgunst und Eifersucht, Bitterkeit und Unzufriedenheit verschwinden in meiner Gegenwart, die alles mir Wesensfremde tötet.

Ich bin die heilsame Kraft, welche die streitsüchtigen und neidischen Nachbarn verwandelt und den Traum der menschlichen Bruderschaft verwirklicht. Ich schlichte Familienzwiste und mache uneinige Partner zu Freunden. Dem verletzenden Spott und der grausamen Schmähung nehme ich den Stachel und lösche das Feuer des wild aufbrausenden Temperaments. Ich versöhne allen Groll und Haß und tilge alle Verleumdung und Bosheit.

Ich bin's, die im Allerheiligsten Gottes wohnt; der Wunderbalsam für die Völker, der Balsam von Gilead für alle menschlichen Leiden. Ich bin das göttliche Verstehen, das die Mutter in ihrem verworfenen Sohne nicht den Verbrecher sehen läßt, sondern den gotthaften Menschen, den der Schöpfer wollte und der immer noch aus ihm werden kann. Wenn irgend jemand den Ausgestoßenen verdammt, so rufe ich Halt und sage: „Warte zu, noch lodert der göttliche Funke in einem verborgenen Winkel seines Herzens.“

Ich bin die Trösterin der Verurteilten, welche den Gefangenen in seinem Kerker aufsucht und ihn der Verzweiflung entreißt. Von mir stammt der Sonnenstrahl, der in die Nacht der Verurteilten dringt, ihren Schmerz lindert, in den Verlorenen neue Hoffnung weckt und ihrer Seele neuen Schwung verleiht.

Ich bin der geheiligte Bote, der euch bei eurer Geburt als Führer durchs Leben, als Schutzengel, Freund und Berater zugesellt wurde. Seid ihr von mir gewichen und irre gegangen auf des Lebens Pfad, so kommt zurück; ich will euch Kraft geben zur Umkehr und zum Beginn eines neuen Lebens und euch das werden lassen, wozu euch Gott bestimmt hat.

Ich will euch zeigen, daß Armut und Unglück, Schande und Verbrechen dem göttlichen Kern im Menschen nichts anhaben können; daß das Ebenbild Gottes im Menschen vollkommen und unsterblich, daß es ohne Anfang und ohne Ende ist. Keine Macht der Erde kann es darum dem Menschen rauben, keine es beschmutzen oder beschädigen, da die Gottheit im Menschen gegen jeden Unstern und jedes Mißgeschick gefeit und gewappnet ist. Sie ist unzerstörbar.

Ich bin Gottes Stimme und rufe seinen Kindern zu: „Kommet her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ihr werdet Ruhe finden für eure Herzen.“

Der Weg der Liebe

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