Читать книгу Authentisch sein! - Бхагаван Шри Раджниш (Ошо), Osho, Osho . - Страница 12

Im Westen heißt es: „Steh nicht nur rum – tu was!“ Buddha dagegen würde sagen: „Tu nicht dauernd was – bleib stehen!“ Der unbewusste Mensch reagiert, während der Weise beobachtet. Aber wo bleibt da die Spontaneität? Ist spontanes Handeln mit Beobachten zu vereinbaren?

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Buddha sagt zweifellos: „Tu nicht dauernd was – bleib stehen!“ Aber damit beginnt die Pilgerreise nur, damit endet sie nicht. Wenn du gelernt hast stehen zu bleiben, wenn du gelernt hast, absolut still, reglos, ungestört zu bleiben, wenn du einfach nur dasitzen kannst … still sitzen, nichts tun, der Frühling kommt und das Gras wächst von selbst. Aber das Gras wächst, denke daran!

Es geschieht trotzdem etwas: Das Gras wächst von selbst. Der Buddha wird nicht etwa untätig – sehr Vieles geschieht durch ihn, obwohl nun niemand mehr da ist, der etwas tut. Der Macher verschwindet, aber das Tun geht weiter. Und wenn kein Macher mehr da ist, wird das Tun spontan; es geht gar nicht anders. Gerade der Macher verhindert ja jede Spontaneität.

Wer da handelt, ist dein Ego; das Ego ist die Vergangenheit. Wenn du handelst, handelst du immerzu am Gängelband des Vergangenen, du handelst aus deinem Erfahrungsschatz heraus, aus den Schlüssen, die du aus deiner Vergangenheit gezogen hast. Wie kannst du da spontan sein? Deine Vergangenheit beherrscht dich, und aufgrund des Vergangenen kannst du das Gegenwärtige nicht erkennen. Deine Augen sind so von der Vergangenheit erfüllt, der Rauch der Vergangenheit ist so stark, dass es unmöglich wird zu sehen. Du kannst nichts mehr sehen! Du bist praktisch blind – blind wegen des Rauchs, blind wegen deiner alten Schlussfolgerungen, blind wegen deines Wissens. Der Gelehrte ist der blindeste Mensch der Welt, weil er aus seinem Wissen heraus lebt, er erkennt die Situation nicht. Er lebt nur mechanisch. Hat er einmal etwas kapiert, wird es in seinem inneren Programm gespeichert … und dann läuft alles nach Programm.

Hierzu gibt es eine berühmte Geschichte: In Japan gab es einmal zwei miteinander verfeindete Tempel – wie es die Tempel zu allen Zeiten gewesen sind. Die Priester waren einander so spinnefeind, dass sie sich keines Blickes mehr würdigten. Wenn sie sich auf der Straße begegneten, sahen sie einfach weg, wechselten kein Wort. Seit Jahrhunderten hatten diese zwei Tempel und ihr jeweiliger Priester nicht miteinander gesprochen.

Aber jedem der Priester war ein kleiner Junge zugeteilt, der ihm diente und kleine Besorgungen machte. Doch die Priester hatten Angst – Jungs sind schließlich Jungs – dass sie anfangen könnten miteinander zu reden, ja, sich gar anzufreunden.

Der eine Priester erklärte seinem Jungen: „Vergiss nicht, der andere Tempel ist unser Feind. Sprich kein Wort mit dem Jungen vom anderen Tempel. Diese Leute sind gefährlich – meide sie wie die Pest. Mach einen Bogen um sie!“ So wurde das Interesse des Jungen geweckt, denn der hasste die langen Predigten, die er nicht verstand. Seltsame Schriften wurden vorgelesen, in einer unverständlichen Sprache. Da ging es um große Probleme, die letzten Dinge … Und er hatte niemanden, mit dem er spielen konnte, mit dem er mal reden konnte. Und kaum hatte man ihm verboten, mit dem Jungen vom anderen Tempel zu reden, da spürte er eine große Versuchung. So funktioniert Versuchung. Noch am selben Tag konnte er nicht umhin, den anderen Jungen anzusprechen. Als er ihn kommen sah, fragte er ihn: „Wo gehst du hin?“

Der andere Junge gab sich philosophisch; schließlich hatte er sich genug große Philosophie anhören müssen. Er sagte: „Gehst? Da ist niemand, der kommt und geht! Es geschieht einfach – wo immer der Wind mich hinträgt …“ Er hatte oft genug gehört, wie ihm sein Lehrer die Lebensweise Buddhas beschrieb: Er lebt wie ein welkes Blatt – wo immer der Wind es hinweht, da geht es hin. Also sagte der Junge: „Ich existiere nicht! Es gibt niemanden, der etwas tut. Wie also könnte ich gehen? Was für einen Unsinn redest du da? Ich bin ein welkes Blatt. Wo immer der Wind mich hinträgt …“

Dem anderen Jungen verschlug es die Sprache. Ihm fiel keine Antwort ein. Er wusste nichts mehr zu sagen. Er war sehr verlegen, beschämt und dachte bei sich: „Mein Lehrer hat Recht. Mit diesen Leuten darf man nicht reden. Die sind gefährlich! Was soll das heißen? Ich hab ihm die einfache Frage gestellt: ‚Wo gehst du hin?‘ Dabei wusste ich genau, wo er hinging, denn wir beide sind unterwegs zum Markt, um Gemüse zu kaufen. Eine einfache Antwort hätte genügt.“

Er ging heim, beichtete seinem Lehrer: „Es tut mir leid, verzeih mir. Du hattest es mir verboten, und ich hab nicht auf dich gehört. Dabei konnte ich der Versuchung nur deswegen nicht widerstehen, weil du es mir verboten hattest. Dies ist das erste Mal, dass ich diese gefährlichen Leute angesprochen habe. Ich hab nur die einfache Frage gestellt ‚Wo gehst du hin?‘ und er fing an, komisches Zeug zu reden: ‚Es gibt kein Gehen, kein Kommen. Wer kommt? Wer geht? Ich bin reine Leere.‘ – solche Sachen. Und: ‚Nur ein totes Blatt im Wind. Und wo immer der Wind mich hinträgt …‘“

Der Lehrer sagte: „Hab ich‘s dir nicht gesagt? Jetzt gehe morgen an dieselbe Stelle und, wenn er wieder kommt, frag ihn wieder: ‚Wo gehst du hin?‘ Und wenn er wieder davon anfängt, sagst du einfach: ‚Ja, das stimmt. Du bist ein welkes Blatt, und ich auch. Aber wenn kein Wind weht, was dann? Wo gehst du dann hin?‘ Nur so viel, das wird ihn in Verlegenheit bringen – und du musst ihn in Verlegenheit bringen, du musst ihn besiegen. Unser Streit ist uralt, und diese Leute haben uns noch in keiner Debatte besiegen können. Morgen musst du ihm überlegen sein!“

Früh am Morgen stand der Junge auf, übte seine Antwort, wiederholte sie viele Male, bevor er ging. Dann stellte er sich an dieselbe Stelle, wo der andere vorbei kommen musste, übte alles noch mal und noch mal, bereitete sich vor, und schon sah er den Jungen kommen. Er sagte: „So, jetzt!“

Der Junge war da. Er fragte: „Wo gehst du hin?“ Und erwartungsvoll sah er seine Chance gekommen. Aber der Junge sagte: „Wo immer meine Beine mich hintragen.“

Kein Wort von Wind! Keine Rede vom Nichts! Noch vom Nichtstun! Was nun? Er kam sich albern vor mit seiner ganzen wohlvorbereiteten Antwort. Jetzt konnte er doch unmöglich vom Wind anfangen. Wieder bis auf die Knochen blamiert und diesmal wirklich beschämt, dass er so dumm sein konnte: „Dieser andere Junge kennt wirklich merkwürdige Schliche – jetzt sagt er: ‚Wohin meine Beine mich tragen …‘.“

Er ging heim zum Lehrer. Der Lehrer sagte: „Ich hab dir verboten, mit diesen Leuten zu reden – sie sind gefährlich! Seit Jahrhunderten kennen wir das an ihnen. Aber jetzt müssen wir etwas unternehmen. Morgen fragst du ihn also wieder: ‚Wo gehst du hin?‘, und wenn er antwortet: ‚Wohin meine Beine mich tragen‘, fragst du: ‚Und wenn du keine Beine hättest, was dann?‘ Irgendwie werden wir ihm schon das Maul stopfen!“

Also stand er am nächsten Morgen wieder da: „Wo gehst du hin?“, und lauerte. Und der Junge sagte: „Ich geh zum Markt, Gemüse holen.“

Der Mensch lebt gewöhnlich aus der Vergangenheit heraus, und das Leben verändert sich ständig. Das Leben ist nicht dazu verpflichtet, deinen Erwartungen zu entsprechen. Das macht das Leben so verwirrend – verwirrend für den Alleswisser. Er hat lauter vorgefertigte Antworten: Die Bhagavad Gita, den heiligen Koran, die Bibel, die Veden … Er hat alles auswendig gelernt, er kennt alle Antworten. Aber das Leben stellt nie dieselbe Frage noch einmal; darum fällt der Alleswisser jedes Mal auf die Nase.

Buddha sagt zweifellos: Lerne, still dazusitzen. Womit er aber nicht sagt: „Bleibe auf immer und ewig still sitzen. Er will damit nicht sagen, dass du inaktiv werden sollst. Im Gegenteil: Nur aus der Stille ergibt sich das Handeln. Wenn du nicht still bist, wenn du nicht still sitzen kannst, oder in tiefer Meditation still stehen kannst, wird all dein Tun nur eine Reaktion sein und keine Aktion. Du reagierst. Irgendwer beleidigt dich, drückt dir die Knöpfe und du reagierst. Du wirst wütend, du springst ihn an – und das nennst du Aktion? Das ist keine Aktion, das ist Reaktion. Er ist der Manipulierende und du bist der Manipulierte. Er hat einen Knopf gedrückt und du hast wie eine Maschine funktioniert. Als ob man einen Knopf drückt und das Licht geht an, und dann drückt man denselben Knopf und das Licht geht aus – genauso gehen die Leute mit dir um: Sie schalten dich an, sie schalten dich aus.

Jemand kommt und lobt dich über den grünen Klee und bläst dein Ego auf, und du fühlst dich ganz großartig; und dann kommt jemand und versetzt dir einen Stich, und schon liegst du flach am Boden. Du bist nicht dein eigener Herr: Jeder kann dich beleidigen und dich traurig machen oder wütend, gereizt, verärgert, gewalttätig, wahnsinnig. Und jeder kann dir so viel Honig um den Bart schmieren, dass du auf Wolken gehst und das Gefühl bekommst, der Größte zu sein – selbst Alexander der Große ist ein Zwerg neben dir! Und dabei lässt du dich nur von anderen manipulieren. Das ist kein wirkliches Handeln.

Buddha kam einmal durch ein Dorf, und die Bewohner liefen herbei und beleidigten ihn. Sie überschütteten ihn mit allen Schimpfworten, die sie kannten – allen erdenklichen Gossenausdrücken. Buddha stand da, hörte nur schweigend, sehr aufmerksam zu und sagte schließlich: „Danke, dass ihr zu mir gekommen seid, aber ich bin in Eile. Ich muss noch das nächste Dorf erreichen, wo die Leute schon auf mich warten. Ich kann euch heute leider nicht mehr Zeit widmen, aber morgen auf meinem Rückweg werde ich mehr Zeit haben. Ihr könnt euch wieder versammeln, und wenn es morgen noch Dinge gibt, die ihr sagen wolltet und nicht mehr sagen konntet, könnt ihr sie mir sagen. Aber für heute entschuldigt mich.“

Die Leute trauten ihren Ohren und ihren Augen nicht: Dieser Mann ist absolut unberührt, nichts kann ihn erschüttern. Einer von ihnen fragte: „Hast du uns nicht gehört? Wir haben dich nach Strich und Faden beleidigt, und du hast noch nicht einmal drauf geantwortet!“

Buddha sagte: „Wenn ihr eine Antwort hören wolltet, dann seid ihr zu spät gekommen. Da hättet ihr vor zehn Jahren kommen müssen – damals hätte ich euch geantwortet. Aber seit zehn Jahren hat mich niemand mehr manipulieren können. Ich bin kein Sklave mehr; ich bin mein eigener Herr. Ich richte mich nach mir selbst, nicht nach irgendwelchen anderen. Ich handle entsprechend meinem eigenen inneren Bedürfnis. Ihr könnt mich zu keinerlei Handeln zwingen. Es ist völlig in Ordnung: Ihr wolltet mich beschimpfen; ihr habt mich beschimpft. Gebt euch zufrieden. Ihr habt euren Job sehr gut gemacht. Aber was mich betrifft, ich nehme eure Beleidigungen nicht an, und solange ich sie nicht annehme, sind sie bedeutungslos.“

Wenn jemand dich beleidigt, musst du zum Empfänger werden, musst du annehmen, was er sagt; nur dann kannst du reagieren. Aber wenn du es nicht annimmst, wenn du einfach nur Abstand hältst, wenn du kühl bleibst – was kann er machen?

Buddha sagte: „Jemand kann eine brennende Fackel in den Fluss werfen. Sie wird weiter brennen, bis sie das Wasser erreicht. Sobald sie in den Fluss fällt, wird das Feuer gelöscht – der Fluss kühlt es ab. Ich bin zu einem Fluss geworden. Ihr bewerft mich mit Beschimpfungen, aber sobald sie mich treffen, auf meine Kühle treffen, wird ihr Feuer gelöscht. Sie verletzen nicht mehr. Ihr werft Dornen, wenn sie in meine Stille fallen, werden sie zu Blumen. Ich handele aus meiner innersten Natur heraus.“

Das heißt spontan sein. Ein Mensch, der aufmerksam ist und versteht, agiert. Ein Mensch der unaufmerksam, unbewusst, mechanisch, roboterhaft ist, re-agiert.

Du sagst: Der unbewusste Mensch reagiert, während der Weise beobachtet. Aber er beobachtet ja nicht nur – das Beobachten ist nur ein Aspekt seines Wesens: Er handelt nie ohne zu beobachten. Aber verstehe Buddha nicht falsch; und die Buddhas sind seit jeher nur falsch verstanden worden. Du bist nicht der erste, der ihn falsch versteht. Dieses ganze Land hat Buddha falsch verstanden; nur deshalb ist das ganze Land untätig geworden. In der Meinung, dass alle großen Meister sagen: „Setzt euch still hin.“, ist dies Land faul geworden, verfault; dies Land hat alle Energie, Lebenskraft, alles Leben verloren. Es ist durch und durch stumpf, unintelligent geworden; denn eure Intelligenz wird nur dann geschärft, wenn ihr handelt.

Und wenn du von Augenblick zu Augenblick handelst – aus deiner Bewusstheit und Aufmerksamkeit heraus, entfaltet sich eine große Intelligenz. Du fängst an zu scheinen, zu leuchten, du wirst licht. Aber dazu sind zwei Dinge nötig: Erst beobachten und dann aus dieser Beobachtung heraus handeln. Wenn das Beobachten zu Untätigkeit wird, begehst du Selbstmord.

Das Beobachten sollte dich zum Handeln führen – zu einer neuen Art Handeln. Dein Handeln bekommt eine neue Qualität. Du beobachtest, bist dabei absolut ruhig und still. Du erkennst, wie die Situation ist, und aus diesem Erkennen heraus gehst du auf sie ein, antwortest du ihr. Ein aufmerksamer Mensch antwortet; er ist ver-antwort-lich – buchstäblich!

Er vermag zu antworten, er reagiert nicht. Sein Handeln wird aus seiner Bewusstheit geboren, nicht aus Manipulation – das ist der Unterschied. Daher kann keine Rede davon sein, dass Beobachtung und Spontaneität unvereinbar wären.

Das Beobachten ist der Anfang der Spontaneität; die Spontaneität ist die Frucht des Beobachtens. Ein Mensch, der wirklich erkannt hat, handelt – handelt kraftvoll, handelt total. Aber er handelt aus dem Augenblick heraus, aus seinem Bewusstsein heraus. Er ist wie ein Spiegel. Der unbewusste Mensch ist nicht wie ein Spiegel, sondern wie eine Fotoplatte. Was ist der Unterschied zwischen einem Spiegel und einer Fotoplatte? Eine Fotoplatte wird, sobald sie belichtet ist, nutzlos. Sie empfängt ihren Eindruck, wird von ihm be-eindruckt und wird zum Bildträger. Aber denkt daran, das Bild ist nicht die Realität – die Realität wächst weiter. Man kann in den Garten gehen und einen Rosenstrauch fotografieren. Das Foto wird morgen genauso sein, übermorgen wird es immer noch genauso sein. Aber geht man wieder zum Rosenstrauch, dann ist er nicht mehr genauso. Die Rosen sind verblüht oder neue Rosen sind gewachsen. Tausendundeine Veränderungen sind eingetreten.

Es wird erzählt, dass einmal ein Philosoph, ein Realist, zu Picasso kam, dem berühmten Maler. Der Philosoph bestand auf Realismus und war gekommen, um Picasso zu kritisieren, weil Picasso abstrakt malt, alles andere als realistisch. Er stellt die Wirklichkeit nicht so dar, wie sie ist. Im Gegenteil, seine Bilder sind symbolisch, sie haben eine völlig andere Dimension – sie symbolisieren etwas.

Der Realist sagte: „Ich mag Ihre Bilder nicht. Ein Gemälde sollte die Wirklichkeit zeigen! Wenn Sie meine Frau malen, dann sollte Ihr Bild auch aussehen wie meine Frau.“

Und er holte ein Passfoto seiner Frau heraus und sagte: „Sehen Sie? So sollte Ihr Bild auch aussehen!“

Picasso sah sich das Bild an und sagte: „Das ist Ihre Frau?“

Er sagte: „Ja, das ist meine Frau.“

Picasso darauf: „Ich bin überrascht! Sie ist sehr klein und flach.

Das Bild kann nicht die Frau sein!“

Einer anderen Geschichte zufolge kam einmal eine bildschöne Frau zu Picasso und sagte: „Neulich sah ich in der Wohnung eines Freundes Ihr Selbstporträt. Ich war so hingerissen davon, geradezu hypnotisiert, da hab ich das Bild umarmt und geküsst!“

Picasso sagte: „Tatsächlich?! Und dann? Was hat das Bild gemacht? Hat das Bild Sie zurück geküsst?“

Die Frau sagte: „Sind Sie verrückt? Das Bild hat mich natürlich nicht geküsst!“

Picasso darauf: „Dann war ich es nicht.“

Ein Bild ist etwas Totes. Die Kamera, die Fotoplatte kann nur etwas Statisches festhalten. Und das Leben ist niemals statisch, sondern verändert sich ständig. Dein Verstand funktioniert wie eine Kamera, er sammelt immerzu Bilder – wie ein Fotoalbum. Und dann reagierst du aufgrund dieser Bilder. Also stimmst du nie mit dem Leben überein, denn egal was du tust, es ist immer verkehrt. Egal was du tust, sage ich, es ist verkehrt. Nie stimmt es überein.

Eine Frau zeigt ihrem Jungen das Familienalbum und stößt auf das Foto eines hübschen, jungen Mannes – langes Haar, bärtig, lebenslustig.

Der Junge will wissen: „Mami, wer ist der Mann?“

„Ja, erkennst du ihn denn nicht? Das ist Papa!“

Daraufhin fragt sie der Junge verblüfft: „Wenn das Papa ist, wer ist dann dieser Kahlkopf, der mit uns lebt?“

Ein Bild ist statisch. Es bleibt, wie es ist, es ändert sich nie. Das Unbewusste funktioniert wie eine Kamera, es funktioniert wie eine Fotoplatte. Der wache Geist, der meditative Geist funktioniert wie ein Spiegel. Er hält keine Eindrücke fest; er bleibt immer leer, absolut leer. Was immer vor dem Spiegel erscheint, wird reflektiert. Wenn du dich vor den Spiegel stellst, wirst du gespiegelt. Wenn du weggegangen bist, dann sag nicht, dass der Spiegel dir untreu geworden ist. Der Spiegel ist einfach nur ein Spiegel. Wenn du weg bist, spiegelt er dich nicht mehr; er ist keineswegs dazu verpflichtet, dich noch länger zu spiegeln. Jetzt steht jemand anders vor ihm – er spiegelt jemand anders. Wenn niemand da ist, spiegelt er nichts. Er bleibt immer lebensecht.

Die Fotoplatte ist nie lebensecht. Selbst wenn du in diesem Augenblick fotografiert wirst, bist du, bis der Fotograf die Filmrolle aus dem Apparat genommen hat, nicht mehr derselbe! Viel Wasser ist inzwischen den Ganges hinunter geflossen. Du bist gewachsen, du bist älter geworden. Vielleicht ist erst eine Minute vergangen, aber diese eine Minute kann entscheidend sein – du könntest tot sein! Noch vor einer Minute warst du lebendig; jetzt, eine Minute später, bist du vielleicht schon tot. Das Bild wird nie sterben. Im Spiegel dagegen bist du lebendig, wenn du lebendig bist; und tot, wenn du tot bist.

Buddha sagt: Lerne, still dazusitzen – werde ein Spiegel. Stille macht aus deinem Bewusstsein einen Spiegel, und dann lebst du von Augenblick zu Augenblick, spiegelst du das Leben wider. Dann schleppst du kein Fotoalbum mehr in deinem Kopf mit dir herum. Dann sind deine Augen klar und unschuldig, du besitzt Klarheit, du besitzt Tiefblick und du hörst nie auf, lebensecht zu sein.

Das ist authentisches Leben.

Authentisch sein!

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