Читать книгу Taunusschuld - Osvin Nöller - Страница 9
Оглавление17. November
Melanie betrat kurz vor Mittag zusammen mit Siggi die Gaststube, in der Katja hinter dem Tresen stand und Zitronen in Scheiben schnitt.
Sie sah auf. „Endlich, was hat Wolrich gesagt?“ Katja wischte sich die Hände ab und kam um die Theke herum zum Tisch, an den sich Melanie und Siggi setzten.
Melanie wiegte den Kopf. „An sich war der Termin gut.“
„Was heißt das?“ Katja verzog das Gesicht. „Jetzt lasst euch doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“
Siggi räusperte sich. „Na ja, er nimmt die Sache ernst und hat versprochen, sich mit den Hamburger Kollegen in Verbindung zu setzen, um Wolter überprüfen zu lassen und die Verbindungsnachweise zu checken. Außerdem soll im Gefängnis ermittelt werden, wieso der überhaupt Kontakt zur Außenwelt hat und Interviews führen kann. Wolrich will auch dafür sorgen, dass man Wolters Anwalt unter die Lupe nimmt. Das ist erst einmal alles, was er tun kann.“
„Okay.“ Katja sah Melanie direkt an. „Was kannst du noch machen, damit der Spuk ein Ende hat?“
„Ich hab schon was unternommen. Nachdem wir aus dem Präsidium rauskamen, hab ich meinen Anwalt in Hamburg angerufen. Den, der mich als Nebenklägerin gegen Wolter vertritt. Er will Anzeige erstatten und einstweilige Verfügungen gegen Wolter sowie den BLITZ beantragen, damit die nicht mehr behaupten können, dass ich was mit dem Arsch habe.“
Katja lächelte. „Das hört sich doch super an! Warum schaut ihr dann so miesepetrig?“
Siggi sprach mit einem Mal leise. „Weil du noch nicht alles weißt!“
Melanies Stimme klang belegt. „Auf meinem E-Mail-Account befinden sich die Mails, die der BLITZ auszugsweise veröffentlicht hat. Sie wurden von meinem Konto abgeschickt. Und Wolters Liebesgesülze ist ebenfalls in meinem Speicher!“
Katja schlug sich die Hand vor den Mund. „Wie geht denn das?“
„Keine Ahnung!“, antwortete Melanie und schloss die Augen. In ihrem Kopf schien sich ein Vakuum gebildet zu haben.
***
Justus Spärlich schaute Melanie mit ernster Miene an. „Das hört sich nicht trivial an, Frau Gramberg.“
Sie mochte den Leiter des St.-Laurentius-Hauses. Der Endvierziger verhielt sich stets freundlich und schien das Pflegeheim im Griff zu haben. Er kannte Anjas Geschichte bis ins Detail und vermittelte den Eindruck, dass ihm das Wohl ihrer Schwester am Herzen lag, wobei sie vermutete, dass das bei ihm für alle Patienten galt.
„Ja, deshalb ist es mir so wichtig, dass sich wenigstens Anja in Sicherheit befindet. Die Polizei ist nicht in der Lage, Personenschutz zu stellen, weil keine akute Gefährdungslage vorliegt, was ich verstehen kann. Ich müsste einen privaten Sicherheitsdienst beauftragen.“
„Lassen Sie mal“, beruhigte sie der Leiter. „In unser Haus kommt man nicht so leicht.“
Er griff zum Telefon. „Nils, kommen Sie doch bitte in mein Büro.“ Spärlich wandte sich ihr wieder zu. „Den neuen Stationspfleger Haubner haben Sie doch schon kennengelernt, oder?“
Sie nickte. „Er hat sich mir vorgestellt, als ich letztens meine Schwester besucht habe. Vermittelt einen guten Eindruck.“
„Er hat einen erstklassigen Werdegang“, bestätigte der Leiter, als es klopfte und ein Mann in weißer Arbeitskleidung den Raum betrat. Sie schätzte ihn auf Anfang vierzig. Der gepflegte Haarzopf passte zu ihm.
Er grüßte freundlich und setzte sich neben sie. Spärlich erläuterte ihm kurz die aktuelle Situation, ohne auf die Einzelheiten einzugehen. „Wir müssen in den kommenden Tagen noch wachsamer als sonst sein. Wir verschließen die Tür zu Ihrer Station und lassen Besucher nur nach vorheriger Kontrolle auf das Stockwerk.“
Haubner verzog keine Miene. „Okay.“ Er wandte sich Melanie zu. „Seien Sie unbesorgt. Ich kümmere mich um Ihre Schwester.“
Sie entspannte erst ein wenig, als sie sich auf den Weg zu Anja machte. Nun hatte sie das Gefühl, alles Notwendige veranlasst zu haben, um dem Albtraum ein Ende zu setzen. Aber war das genug? Welche Pfeile hatte Wolter noch im Köcher? Sie traute ihm jegliche Schlechtigkeit zu und nahm sich vor, Wolfgang Schuldt beim Landeskriminalamt in Hamburg anzurufen. Vielleicht hatte ihr früherer Chef eine Idee.
„Guten Tag, Frau Gramberg.“
Sie erschrak. In der Tür zu einem Patientenzimmer stand ein großgewachsener Mann Ende dreißig mit dunkelblonden, gewellten Haaren, der sie mit leuchtend blauen Augen anlächelte. Er trug einen dünnen Oberlippenbart und einen Kinnflaum.
„Hallo, Herr Bauscher, das ist ja eine Überraschung.“ Sie gab ihm die Hand. „Was machen Sie denn hier?“
Der Vater von Emily, einer von Melanies Kickboxschülerinnen, lehnte an der Wand. „Meine Mutter liegt nach einem Schlaganfall hier zur Pflege.“
„Das tut mir leid.“ Er war ein interessanter Typ und hatte bereits einige Male versucht, mit ihr zu flirten, wenn er seine Tochter vom Training in der HTG-Sporthalle abgeholt hatte. Sie hatte sich jedoch nie darauf eingelassen.
Plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Sagen Sie, Herr Bauscher, Sie sind doch IT-Manager und kennen sich mit Computern aus.“
Er runzelte die Stirn. „Ja, klar. Das ist mein Job. Warum?“
„Ich habe da ein riesiges Problem, bei dem Sie mir vielleicht helfen könnten.“
***
Sandro sah von seinen Unterlagen auf, als Martin das Büro mit einem griesgrämigen Gesicht betrat.
„Puh, hier ist es ja nicht auszuhalten! Ihr müsstet eigentlich ohnmächtig sein.“ Martin eilte zum Fenster, riss beide Flügel sperrangelweit auf.
Wenn sie nicht bald weiterkamen, würde die Stimmung endgültig kippen, befürchtete Sandro. Er hatte Martin schon lange nicht mehr so permanent übellaunig erlebt. Dieser hatte sich völlig verändert, seitdem Pränger hier aufgetaucht war.
„Gibt es was Neues?“, erkundigte sich Martin.
Sandro beobachtete erleichtert, dass die jungen Kollegen anscheinend unbeeindruckt blieben. Um sie herum stapelten sich die beschlagnahmten Unterlagen aus dem Juwelierbüro und der Dörling-Wohnung.
Felix starrte auf den Bildschirm vor ihm. „Dörling ist wie vom Erdboden verschluckt! Nach Angaben seiner Mutter besitzt er keine Kreditkarte und seine Geldkarte wurde seit dem Überfall nicht benutzt. Außerdem herrscht auf dem Konto totale Ebbe.“
„Vielleicht hatte er ein paar gute Nebengeschäfte am Laufen und verfügt über genügend Barmittel“, spekulierte Martin.
„Laut der Mutter dürfte das nicht der Fall sein. Er bekommt Hartz IV. Angeblich war er die letzten Wochen dauerklamm und hat sie ständig um Geld angebettelt.“
Sandro überlegte. „Wie sieht es mit einer Freundin oder Freunden aus? Könnte er da irgendwo untergetaucht sein?“ Er wandte sich Sarah zu. „Was hat die Handyortung und der Verbindungsnachweis erbracht?“
„Nichts“, kam die ernüchternde Antwort. „Das Telefon lässt sich nicht orten. Es war zuletzt direkt nach dem Überfall im Bereich der Innenstadt eingewählt, seitdem ist es ausgeschaltet. Laut dem Verbindungsnachweis hat er auch vorher kaum telefoniert. Es gibt so was wie einen Freund. Den haben wir überprüft. Negativ! Er macht sich ebenfalls Sorgen. Wir sollten ihn trotzdem überwachen.“
Martin ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Ich kümmere mich darum.“ Er wirkte ruhiger. „Irgendwo muss er sein und wir werden ihn finden.“
Hoffentlich bald, dachte Sandro. Er schloss die Fenster, denn es war im Raum bedenklich kalt geworden.
„Dafür kann ich euch sagen, dass das Juweliergeschäft Jühlich ebenfalls ziemlich mau dasteht.“ Sarah hielt einen Ordner hoch. „Ich habe mich mit den Kollegen von der Wirtschaftskriminalität zusammengesetzt. Die haben sich die Unterlagen angesehen. Nach deren Meinung hätte Jühlich bei der aktuellen Umsatzlage noch maximal ein halbes Jahr durchgehalten.“
Martin runzelte die Stirn. „Wenn dem so ist, wie konnte er dann die Diamanten bezahlen, die im Tresor lagen?“
Die Kollegin grinste. „Das ist die Preisfrage! Wir fanden bisher weder eine Bestellung noch eine Rechnung, auch keine Zahlung. Es sieht so aus, als ob jemand die Steine ohne jeglichen Vertrag geschickt hätte. Felix und ich wollen die beiden Angestellten fragen, ob die uns Angaben zu Jühlichs Lieferanten machen können.“
Martin nickte. „Macht das. Passt aber auf, dass ihr Pränger nicht in die Quere kommt. Alle Informationen kommen zuerst auf meinen Tisch!“ Plötzlich riss er die Augen auf. „Felix, was ist mit dir?“
Der Angesprochene saß kreidebleich vor dem Computer und stierte an die Wand. Das Display vor ihm wurde schwarz. Er sprang auf und würgte. „Mir ist kotzübel. Ich muss mal raus.“ Er presste die Hand vor den Mund und rannte aus dem Raum.
Martin schaute ihm nach. „Was war das denn?“
Sandro zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er was Falsches gegessen.“
***
Melanie saß am späten Nachmittag an ihrem Schreibtisch und lächelte zufrieden. Ihr Anwalt hatte angerufen und ihr mitgeteilt, der BLITZ würde am morgigen Tag eine Gegendarstellung abdrucken. Sie kam natürlich nicht auf die erste Seite, aber immerhin.
Sie freute sich jedoch auch über das gerade beendete Telefonat mit ihrem ehemaligen Chef Schuldt. Er hatte ihr versprochen, seine Kontakte zu nutzen, um Pascal Wolter gehörig auf die Füße zu treten. Der Leiter des Hamburger LKAs kannte einige wichtige Leute. Sollte das Arschloch ruhig merken, dass sie sich nicht kampflos fügte. Einen kurzen Moment hatte sie sogar überlegt, das Schwein im Gefängnis aufzusuchen und ihm ihre Gefühle drastisch darzulegen. Die Idee verwarf sie genauso schnell wieder, da dies nur Wasser auf Wolters Mühlen gewesen wäre. Es klingelte. Sie ging zur Eingangstür der Detektei. Melanie hätte mit vielen Besuchern gerechnet, allerdings nicht mit Simone Dörling!
„Guten Tag, Frau Gramberg. Ich benötige Ihre Hilfe.“
Sie stand ungeschminkt vor Melanie, das schwarze, sackähnliche Kleid erinnerte an ein Büßergewand. Die schulterlangen, ungekämmten Haare hingen strähnig herab. Ihre rot unterlaufenen Augen rundeten den desolaten Eindruck ab. Es sah aus, als fehlten ihr einige Stunden Schlaf.
Melanie trat zur Seite und ließ die Frau ein. Fast kam bei ihr so etwas wie Mitleid auf. Sie führte den Gast ins Büro und bot ihr einen Platz am Besprechungstisch an.
Dörling schaute sich um und setzte sich. Ihr Blick blieb kurz am wuchtigen Schreibtisch hängen, der den Raum dominierte. Schließlich holte sie tief Luft, während Melanie den Stuhl ihr gegenüber wählte.
Die Stimme klang überraschend fest. „Frau Gramberg, mein Sohn ist sicher kein Heiliger und hat schon einiges angestellt, aber er ist kein Mörder!“
„Warum erzählen Sie mir das? Er hat zumindest einen Überfall begangen.“
Die Besucherin nickte. „Das ist wohl so. Ich weiß aber nicht, warum er das getan hat. Da steckt bestimmt Dirk dahinter.“ Sie entnahm ihrer Handtasche ein Tuch und schnäuzte sich die Nase.
„Sie meinen den Juwelier Jühlich?“
„Ja, er muss ihn angestiftet haben. Ich habe schon länger den Verdacht, dass Dirk unlautere Geschäfte betreibt und Geld am Laden vorbeischleust. Sie müssen wissen, er gibt ziemlich viel Geld aus, obwohl es derzeit nicht besonders gut um das Geschäft steht.“
„Aha, wie kommen Sie darauf und woher kennt Jühlich Ihren Sohn so gut, dass er im Stande wäre, ihn zu einer Straftat zu animieren?“ Melanie zögerte. „Möchten Sie einen Kaffee oder Wasser?“ Sie war nun sehr gespannt, wie sich dieser Besuch entwickeln würde.
Dörling schüttelte den Kopf. „Danke. Ich gehe davon aus, dass der Inhalt unseres Gesprächs vertraulich bleibt?“
„Zunächst einmal ja.“
„Gut, ich hatte bis vor sechs Monaten eine Affäre mit Dirk.“
Melanies Neugier wuchs. „Okay, wie lange ging das? Hat seine Ehefrau davon gewusst? Er ist doch verheiratet?“
„Ja, ist er.“ Dörling putzte sich erneut die Nase. „Michaela interessiert das nicht die Bohne. Die beiden gehen seit geraumer Zeit eigene Wege und wohnen seit Jahren nur der guten Ordnung halber noch unter einem Dach. Unsere Affäre ging ungefähr ein Jahr.“
Sauber! „Warum haben Sie sich getrennt?“
Der Blick der Frau verfinsterte sich. „Weil er mich von einem auf den anderen Tag gegen Maike Erler ausgetauscht hat! Wie ein Kleidungsstück hat er mich abgelegt.“
Oha, das klang nach purem Hass. „Trotzdem sind Sie im Geschäft geblieben?“
„Mir bleibt nichts anderes übrig. Ich beziehe ein überdurchschnittliches Gehalt. Ich würde als angelernte Kraft nirgends so viel bekommen und brauche das Geld. Mein Mann ist vor längerer Zeit gestorben, ich muss leider auch Nico immer noch versorgen.“ Ihre Augen glänzten.
„Verstehe. Was möchten Sie nun genau von mir?“
„Sie müssen Beweise finden, dass Nico Jühlich nicht getötet hat. Für den Überfall soll er geradestehen, aber nicht für etwas bestraft werden, was er nicht getan hat.“
„Das wird die Polizei ohnehin erledigen. Sie ist verpflichtet, auch entlastende Hinweise zu suchen.“
Dörling machte eine abwertende Handbewegung. „Quatsch, die haben sich festgelegt. Für die steht Nico als Täter längst fest. Ich habe gehört, dass Sie anscheinend einen guten Draht zu den Beamten haben. Vielleicht können Sie Nico helfen, indem Sie der Kripo etwas bringen, was ihn entlastet.“
Melanie überlegte einen Moment. Natürlich war es verlockend, sich in den Fall einzuklinken. Was jedoch würde mit dieser Mutter geschehen, wenn sie erfahren sollte, dass der Sohn tatsächlich für den Mord verantwortlich war? Sie wollte sich das nicht ausmalen.
„Frau Dörling, nehmen Sie es mir nicht übel, doch meine Ermittlungen gibt es nicht umsonst. Das müssen Sie wissen.“ Sie stand auf und entnahm einer Schublade eine Honoraraufstellung, die sie der Besucherin reichte.
Diese überflog die Seite ohne erkennbare Regung. „Das geht in Ordnung. Ich habe eine kleine Reserve. Die werde ich dafür opfern.“
„Nun gut.“ Melanie erhob sich erneut und holte einen Vertrag. „Ergänzen Sie hier bitte Ihre Daten und bringen Sie ihn mir unterschrieben zurück. Fällt Ihnen ein Ansatzpunkt ein, wo ich beginnen kann?“
Die Frau nickte. „Ja, ich bin mir sicher, dass die Diamanten im Tresor gefälscht sind und sich Dirk mit den falschen Leuten eingelassen hat. Dafür spricht auch, dass er vor ein paar Tagen abends nach Ladenschluss verprügelt wurde. Er konnte am darauffolgenden Morgen kaum aufrecht stehen und hatte offenkundig heftige Schmerzen. Er hat behauptet, eine Treppe runtergefallen zu sein. Das haben ihm weder ich noch Maike geglaubt!“
***
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Sie.“ Philipp Bauscher lehnte sich auf der Couch in Melanies Wohnzimmer zurück. Vor ihm flimmerte ihr privater Computer, den er mit einem Gerät verbunden hatte.
Sie beugte sich seufzend im Sessel vor. „Zuerst die schlechte.“
„Nun, auf Ihrem Rechner befinden sich tatsächlich diverse Mails an diesen Pascal Wolter, zudem sind in Ihrem E-Mail-Account Eingänge von ihm gespeichert. Die Datenabfolge passt zu einem perfekten Nachrichtenaustausch, der vor rund sechs Wochen begann. Der letzte Eingang bei Ihnen stammt vom 27. Oktober.“ Er zwinkerte ihr zu. „Beim Inhalt werde selbst ich rot!“
Sie war absolut nicht zu Scherzen aufgelegt, bemühte sich dennoch um einen verbindlichen Ton. „Das war das schlechte Ergebnis Ihrer Überprüfung? Das habe ich bereits selbst herausgefunden. Allerdings habe ich keine Mails von ihm bekommen.“
Philipp grinste. „Schon klar. Deshalb setze ich noch einen drauf. Sie haben einen wunderschönen, recht seltenen, Trojaner auf der Platte.“
Melanie traute ihren Ohren nicht. „So ein Programm, das Daten ausspioniert? Das kann nicht sein. Auf dem Notebook befinden sich sowohl ein Antivirenprogramm als auch eine Firewall!“
„Ist mir nicht entgangen. Der Trojaner ist aber ziemlich speziell und den Abwehrprogrammen anscheinend nicht aufgefallen.“
„Na toll! Und was bitte schön ist die gute Nachricht?“ Langsam breitete sich Übelkeit im Magen aus.
„Nun erstens, dass ich Ihnen den Virus jetzt eliminieren und Ihren Computer damit wieder säubern werde. Außerdem kann ich Ihnen, falls Sie das möchten, ein superprofessionelles Antivirenprogramm aufspielen, damit so etwas nicht mehr passieren sollte.“
Sie nickte. „Bitte.“
Philipp lächelte sie an. „Das Wichtigste aber ist, dass alle Nachrichten nicht an den jeweils ausgewiesenen Daten abgesendet oder eingegangen sind, sondern in einem Arbeitsgang vorgestern eingespielt wurden. Das ist anhand der Arbeitsprotokolle nachzuweisen. Deshalb konnten Ihnen auch keine eingehenden Mails auffallen, die direkt in einem Ordner abgelegt wurden.“
Melanie wurde es heiß. Der Tag, an dem das Notebook am Abend eingeschaltet war! „Kann das über das Internet geschehen sein?“
Philipp wiegte den Kopf. „Theoretisch schon, in Ihrem Fall aber schwer vorstellbar. Es gibt keine Hinweise darauf, dass von außen zugegriffen wurde. Das geschah wahrscheinlich direkt am Laptop.“
Also tatsächlich ein Einbruch. Jemand war in ihre Wohnung eingedrungen und hatte den Dreck auf dem Rechner installiert. Ihre Ohren summten. Dabei hatte der Täter anscheinend vergessen, den Computer am Ende wieder auszuschalten!
Sie atmete tief durch und fühlte eine unglaubliche Erleichterung. „Kann ich das der Polizei zukommen lassen?“
„Klar. Ich habe Ihnen alles auf einen Stick ausgelesen, damit die Techniker der Kripo es für ihre Ermittlungen nachvollziehen können.“ Er grinste sie an. „Jetzt lachen Sie doch mal! Sie sind aus dem Schneider!“
Melanie konnte ihr Glück noch gar nicht fassen. Es hörte sich zu gut an, um wahr zu sein!
Sie lächelte. „Ganz herzlichen Dank. Sie haben mir sehr geholfen. Was bekommen Sie von mir?“
„Ihr Dankeschön reicht mir völlig.“ Philipp schien einen Moment zu überlegen. Seine Augen leuchteten. „Obwohl, vielleicht habe ich mir ja ein Abendessen verdient!“