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Die Hauptaufgabe

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Nun wollen wir ein anderes Wort aus unserem Motto betrachten, das Wort »die Hauptaufgabe«. Die Hauptaufgabe der Gemeinde Jesu Christi ist die Evangelisierung der Welt.

Wenn die Weltevangelisierung unsere alleroberste Aufgabe ist, dann sollten wir alles andere stehen und liegen lassen, wenn eine Missionskonferenz abgehalten wird, und bei jeder einzelnen Versammlung zugegen sein, sonst setzen wir ja etwas anderes an die erste Stelle und glauben gar nicht, dass sie wichtiger als alles andere ist. Durch unsere Tat beweisen wir damit, dass wir die Missionsarbeit erst an die zweite Stelle setzen.

Zweitens, steht die Weltevangelisierung wirklich an erster Stelle bei uns, dann konzentrieren wir uns mit unsern Gaben auf die Mission und überlassen es anderen, die diesen Blick und diese Erkenntnis nicht haben, ihr Geld für andere Zwecke zu geben. Es wird dann doch immer noch genug für die Arbeit in der Heimat übrig bleiben; denn es gibt immer noch Menschen, denen die Arbeit in der Heimat vorgeht. Die vielen wertvollen Werke der Inneren Mission werden doch noch genügend Unterstützung finden, da ja doch nur die kleine Minderheit an der Hauptaufgabe der Gemeinde Jesu Christi innerlich ganz beteiligt sein wird.

Setzen wir die Äußere Mission an die erste Stelle, so werden unsere Gaben für die Mission größer sein als unser Beitrag für irgendeine andere Sache. Sonst haben wir eben den allerersten Platz einer anderen Sache eingeräumt. Wir haben Geschäftsleute unter uns, von denen jeder sein eigenes Geschäftsunternehmen leitet. Nun gibt es einen Zweig in deinem Unternehmen, den du für weit wichtiger hältst als alle übrigen Zweige. Wo wirst du nun vorwiegend dein überschüssiges Geld anlegen? Doch natürlich in dem wichtigsten Zweig! Aber warum denn? Weil du den wichtigsten Zweig deines Geschäftsunternehmens am meisten ausbauen willst. Genauso verhält es sich auch mit der Missionsarbeit. Wenn die Weltevangelisierung die allerwichtigste Arbeit ist, die die Gemeinde Jesu zu leisten hat, dann sollten wir auch unser Geld in diesen wichtigsten Teil unserer Arbeit stecken. Andernfalls haben wir die Mission eben nicht an die erste Stelle gesetzt und glauben es nicht, dass die Evangelisierung der Welt die oberste Aufgabe der Kirche Christi ist. Ich kenne sehr wenige Reichsgottesarbeiter, die es wirklich glauben, dass die Evangelisierung der Welt ihre allerwichtigste Aufgabe ist.

Das führt mich zu der Feststellung, dass jede Gemeinde mehr für die Mission als für sich selbst ausgeben sollte. Das ist doch logisch! Wenn wir glauben, dass an erster Stelle die Weltevangelisierung steht, dann werden wir mehr Geld an den jenseits liegenden Gebieten anlegen, als wir für uns hier in der Heimat verbrauchen.

»Aber«, wirst du mich jetzt fragen, »wie steht es denn damit in deiner eigenen Kirche? Wie verhält sich die ›Volkskirche‹ (The Peoples Church) in Toronto, der du als Pfarrer vorstehst, in diesem Punkt? Gibt denn deine Gemeinde für die Äußere Mission mehr Geld, als sie für sich selbst ausgibt?« Ich freue mich, an dieser Stelle sagen zu dürfen, dass in keinem einzigen Jahr, seit ich Pfarrer in der »Volkskirche« bin, für unsere Gemeindebedürfnisse auch nur annähernd so viel gebraucht worden ist, wie wir auf die Missionsfelder der Erde geschickt haben.

Im Januar stellte ich unserem Rechnungsrevisor durch unseren Kassierer zwei Fragen. Erstens: »Wie viel haben wir im vorigen Jahre für uns selbst verbraucht?«

Nachdem sie die Bücher daraufhin nachgeschlagen hatten, bekam ich die Antwort: »Dr. Smith«, sagten sie, »im verflossenen Jahre haben Sie 45 000 Dollar für Ihre Arbeit in der Heimat verbraucht.«

Dann stellte ich meine zweite Frage: »Wie viel Geld wurde auf die Missionsfelder geschickt? Wie viel wurde für die Missionsarbeit aufgebracht?«

Die Antwort lautete: »In dem verflossenen Jahr haben Sie 298 000 Dollar für die Mission gegeben.«

»Das ist fein«, sagte ich. »Aber haben Sie sich auch gewiss nicht geirrt? Haben wir nicht 298 000 Dollar für uns selbst gebraucht und nur 45 000 Dollar für die Mission gegeben?«

»Nein«, sagten sie, »wir haben uns nicht geirrt. Sie haben 298 000 Dollar für die Mission gegeben und nur 45 000 Dollar für die Arbeit zu Hause verwandt.«

»Ausgezeichnet«, sagte ich darauf, »so ist es immer gewesen, und so soll es auch bleiben.« Und sollte jemals eine Zeit kommen, in der die Ältesten der ›Volkskirche‹ den Entschluss fassen würden, hier in der Heimat mehr Geld auszugeben, als an Gaben für die Missionsarbeit hinausgesandt wird, so werden sie augenblicklich mein Abschiedsgesuch erhalten. Ich wollte nicht Seelsorger an einer Kirchengemeinde sein, die in selbstsüchtiger Weise hier zu Hause mehr verbraucht, als sie in die jenseits liegenden Regionen schickt. Ich bin froh darüber, dass wir für die Mission 298 000 Dollar gegeben haben und für uns selbst nur 45 000 Dollar ausgelegt haben.

Als ich vor vielen Jahren Pfarrer an der »Volkskirche«

auf der Gerrardstraße wurde, hatte man mich über alles informiert, bis auf eine Ausnahme. Als ich dann am Sonntagmorgen meine Antrittspredigt halten sollte, kam der Kassierer mit sehr finsterer Miene auf mich zu. »Dr. Smith«, sagte er, »wir haben mit Ihnen alles besprochen, was über die Gemeinde zu sagen ist, bis auf einen einzigen Punkt.« Dann machte er eine Pause. Ich wartete, was er mir nun weiter zu sagen haben würde. Nach einem Augenblick fuhr er fort: »Diese Kirchengemeinde steckt tief in Schulden. Wir haben einige unbezahlte Rechnungen und haben nichts in der Kasse.« Dann schaute er mich erwartungsvoll an, als sollte ich jetzt meine Hand in die Tasche stecken, das Geld herausziehen, es ihm überreichen und ihn dann auffordern, jetzt spornstreichs hinzulaufen und die ausstehenden Rechnungen zu begleichen.

Stattdessen wandte ich mich um, stieg auf die Kanzel und betete im Gehen: »Herr, seit langer Zeit wollte ich es erproben, ob ein bestimmter Abschnitt in Deinem Wort sich bewahrheitet oder nicht.« »Sich bewahrheiten« meinte ich vom praktischen Gesichtspunkt aus. Ich stützte mich auf den Vers: »Trachtet am Ersten nach dem Reich Gottes (nach der Ausbreitung des Reiches Gottes über die ganze Welt), so wird euch solches alles zufallen!« An jenem Morgen hielt ich eine Missionspredigt.

Der Sonntagabend kam heran. Es war mein erster Sonntag. Eigentlich hätte ich eine evangelistische Botschaft bringen sollen, aber wieder fühlte ich mich innerlich gedrängt, über die Mission zu sprechen, und das tat ich auch. Dann bat ich die Leute, in der kommenden Woche jeden Abend wiederzukommen. Sie kamen, und am Montagabend wurde ihnen wieder eine Missionspredigt aufgetischt. Am Dienstag kriegten sie eine neue Dosis über die Mission. Am Mittwochabend mussten sie noch einer anderen Missionspredigt zuhören. Am Donnerstagabend – schon wieder Mission. Am Freitag war ihre Schar zusehends gewachsen, vielleicht trieb sie auch die Neugierde herbei, und wieder wurde ihnen eine Dosis über die Mission verabfolgt.

Ich glaube, dass sie dann wohl ihre Arme verschränkt haben und zueinander sagten: »Dieser neue Pastor, den wir da bekommen haben, ist aber doch ein komischer Kauz! Er scheint keine anderen Predigten auf Lager zu haben als nur über die Mission. Na ja, jetzt kommt bald sein zweiter Sonntag. Vielleicht hält er uns dann mal ’ne anständige Predigt, wie sich das gehört.«

Der zweite Sonntag kam herbei. Ich sehe alles noch so deutlich vor mir, als sei es gestern gewesen. Im Morgengottesdienst machte ich bekannt: »Wir halten heute drei Gottesdienste ab und werden drei Missionskollekten erheben: eine heute morgen, die zweite heute Nachmittag und die letzte heute Abend.« Da haben wohl manche von ihnen die Augen aufgerissen vor Erstaunen, aber ich hatte mein Werk einmal begonnen, unter Mithilfe eines Missionars eine Missionstagung abzuhalten, und ich wollte auch meinen Entschluss bis zu Ende durchführen. An jenem Morgen sprach ich über die Mission und ließ ein Missionsopfer einsammeln. Genauso machte ich es auch am Nachmittag und am Abend. Da war ich nun, sprach kaum ein Sterbenswörtchen über unsere Nöte in der Heimatgemeinde und nahm doch alles Geld, das ich nur von ihr bekommen konnte, für die Mission. Was war nun aber die Folge davon?

Sie bekamen solch ein lebendiges Interesse, wurden so aufgerüttelt und ringsherum wach, dass sie in immer größeren Scharen herbeiströmten. Seelen kamen zur Heilsgewissheit, und in sehr kurzer Zeit war in unserer Kirche der letzte Platz besetzt. Es dauerte nicht lange, da hatten sie die Sachlage erfasst, und sie fingen an zu geben, so viel zu geben wie nie zuvor, und innerhalb von wenigen Wochen war jede Schuld bezahlt und jede Rechnung beglichen, ohne dass kaum etwas über unsere hiesigen Verpflichtungen gesagt zu werden brauchte, und von dem Tage an bis zu diesem Augenblick haben wir das Wort »Schulden« in Verbindung mit unserem Werk und unserer Arbeit nicht mehr gekannt. Eins hatten wir gelernt: Wenn wir nur ernste Dinge an die oberste Stelle setzten, dann fing das Handeln Gottes an.

Die Not der Durchschnittskirchen besteht darin, dass bei ihnen das Pferd am Schwanz aufgezäumt wird, und dann soll der Pfarrer aufsteigen und losfahren. Kein Wunder, wenn er nicht weiß, wie er das Gefährt in Gang bringen soll. Wenn wir nur die ganze Sache umdrehen und Gottes Plan annehmen wollten, dann würden wir es schon zu etwas bringen und leicht vorwärtskommen. Trachtet zuerst nach der Ausbreitung des Reiches Gottes auf der ganzen weiten Welt, und alles andere wird euch zufallen. Gottes Programm versagt nie.

Sollte ich einmal an eine andere Gemeinde berufen werden und diese Gemeinde verschuldet antreffen, so würde ich wieder ganz genauso handeln wie vorher. Ich würde eine große Missionstagung abhalten, so viel Geld wie nur eben möglich für die Mission sammeln und dann erwarten, dass Gott mir zu Hilfe kommt und für die Verpflichtungen in der Heimatgemeinde Sorge trägt – und Gott würde mich nicht im Stich lassen. Unsere Aufgabe ist es einzig und allein, den wichtigsten Dingen den ersten Platz einzuräumen und dann zuzuschauen, wie Gott für uns handelt.

Glühende Retterliebe

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