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6. Dem Türhüter.

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Pförtner, zur Schmach deines Herrn an die Türe mit Ketten geschlossen,

Schiebe den Riegel und ach, öffne die grausame Tür.

Weniges bitt’ ich von dir. Nur so weit öffne die Flügel,

Dass ich, den Leib seitwärts drehend, noch schlüpfe hinein.

Hat doch die Liebe schon längst zu solchen Diensten geschmeidig

Mir den Körper gemacht, leicht und die Glieder gewandt.

Ihr nur verdank’ ich die Kunst, durch die Reihen der lauschenden Wächter

Sicher zu schleichen, und sie leitet den tastenden Fuß.

Früher wohl scheut’ ich der Nacht Trugbilder und nichtige Schrecken,

Staunend sah ich’s, wenn sich Einer ins Dunkle gewagt.

Siehe, da lachte mir zu mit der reizenden Mutter Cupido,

Leise sprach er: »Auch du wirst mit der Zeit noch ein Held.«

Bald auch liebt’ ich, ja bald. Doch der Nacht hinflatternde Schatten

Fürcht’ ich nicht mehr und den Stahl, gegen die Brust mir gezückt.

Dich nur fürcht’ ich, du zögerst zu lang; nur dir zu Gefallen

Red’ ich; du hast ja den Blitz, der mich zu töten vermag.

Blicke doch her und damit du es kannst, so öffne die Türe:

Sieh, wie die Schwelle bereits heiß ich mit Tränen betaut.

Hab’ ich – du standest schon nackt und harrtest mit Zittern der Schläge –

Einst bei der Herrin für dich warm nicht und dringend gefleht?

Damals war dir mein Dienst viel wert und heute, da ich dir

Bittend komme (o Schmach!) soll er mir gelten für nichts?

Also vergilt mir den Dienst! Jetzt kannst du’s! Vergilt und sei dankbar!

Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

Öffne! Dann möge auch dir einst die Kette vom Fuße sich lösen

Und aus der sklavischen Zucht fröhlich ein Tag dich befrein!

Aber du hörst nicht! Ich flehe vergeblich, du bist wie von Eisen –

Trotzig aus Eisen gefügt starrt mir entgegen das Tor.

Freilich, belagerten Städten geziemt’s, sich die Tore mit Bollwerk

Fest zu umschützen; doch du, scheust du im Frieden den Krieg?

Was erst tust du dem Feind, da du so schon der Liebe begegnest?

Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

Nicht ja erschein’ ich in Kriegergeleit’ und in klirrenden Waffen –

Ich nur bin es, allein, ich und die Liebe allein.

Sie, ja, quält und verfolgt mich. Und ich, ich kann sie nicht lassen –

Eher könnt’ ich mich selbst trennen vom eigenen Leib.

Amor hab’ ich bei mir und des Weins ein wenig im Kopfe

Und, vom durchfeuchteten Haar niedergesunken, den Kranz.

Wer scheut Waffen der Art? Wer geht nicht ihnen entgegen?

Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

Wie, oder bist du nur träg? Oder schläfst du, Abscheulicher, schläfst du?

Und deinem Ohre vorbei klag’ ich den Winden mein Leid?

Nein, denn als neulich bereits deinen Schlaf ich zu nützen gedachte,

Bliebst du zum Ärger mir wach, bis sich die Nacht schon geneigt.

Oder vielleicht ruht gar dir im Arm eine zärtliche Freundin –

Um wie viel glücklicher dann bist du, o Wächter, als ich!

Würde das mir zum Los, gern wollt’ ich, ihr Ketten, euch tragen –

Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

Täusch’ ich mich? Hat nicht die Angel geknarrt? Es klirrte der Riegel

Und dumpf dröhnend dem Ohr schien auch das Tor sich zu drehn.

Eitle Täuschung! Der Sturm nur stieß an die wankenden Flügel –

Weh mir Armen! Der Sturm trug auch mein Hoffen mit fort!

Denkst Orithyias du noch, der entführten, dann, eisiger Nordwind,

Komm, anstürmend im Flug, schmett’re mir nieder das Tor.

Schweigend ruhet die Stadt und beperlt vom krystallenen Reife.

Ach, es enteilet die Nacht! Stoße den Riegel vom Tor!

Rasch! Sonst schwing’ ich die Fackel im Kreis, hoch lodert die Flamme

Und so mit Feuer und Schwert stürm’ ich das trotzige Haus.

Sicherlich raten die Nacht und der Wein und die Liebe zum Maß nicht –

Jene entbehret der Scham, diese entbehren der Furcht.

Alles jetzt hab’ ich versucht. Ich bat, ich drohte – vergeblich.

Sind deine Türen mir taub, bist du es, Wächter, noch mehr.

Nicht an die Schwelle gehörst du zur Wacht liebreizender Mädchen,

Schicklicher wärst du zur Hut Räubern und Mördern bestellt.

Siehe, schon leuchtet der Stern des Morgens im purpurnen Osten

Und zu den Mühen des Tags ruft schon des Hahnes Geschrei.

Doch dich, Kranz, dich nehm’ ich vom Haupte, dem kummerbelad’nen,

Hier auf der Schwelle von Stein ruhe den Rest du der Nacht.

Sieht dich die teuere Herrin am Morgen dann liegen, so sei denn

Du ihr ein Zeuge der Zeit, die ich so elend verbracht.

Hüter, es sei! Leb’ wohl! Ich gehe. Du kennst meine Liebe.

Schimpflich verstießest du mich dennoch. Und dennoch – leb’ wohl!

Ihr auch, grausame Pfosten, lebt wohl samt der steinernen Schwelle,

Türe, so sklavisch, so feig, wie dort der Sklave – leb’ wohl!

Elegien der Liebe

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