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Leben nach dem Tod

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Ich wurde in der Schweiz und in England im typischen englischen Spiritismus ausgebildet. Wir wurden wirklich darauf getrimmt, zuerst viele Fakten aus dem Leben eines Verstorbenen zu erzählen. Fakten, die nur der Verstorbene wissen kann, um den Klienten so zu beweisen, dass der Verstorbene wirklich anwesend ist. Diese Informationen sollten so präzise sein, dass sich der Klient sicher sein kann, dass die Informationen wirklich nur direkt vom Verstorbenen sein können. Ideal ist es, wenn man Charakter, Wohnsituation, Krankheiten, Todesursache, gemeinsame Erlebnisse, Geburtsdaten, Namen und Ähnliches weitergeben kann. Leider ist das nicht immer oder nicht immer mit derselben Präzision möglich. Doch meine Lehrer haben immer gesagt: »Nur wenn du die Anwesenheit eines Verstorbenen genau beweisen kannst, nur dann können die Botschaften und das Wissen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, Heilung herbeiführen. Wenn du dem Klient einfach sagst, es gibt ein Leben nach dem Tod und dem Verstorbenen XY geht es gut, wird keine Heilung stattfinden. Du musst es wirklich beweisen.« An diesen Grundsatz halte ich mich bis heute und gebe es genau so an meine Schüler weiter. Ohne Beweis findet keine Heilung statt. Nur die Beweise und ein guter Kontakt von einem fähigen Medium reichen leider nicht immer aus, damit ein Klient Heilung erfahren kann.

Ganz am Anfang meiner Arbeit wusste ich das noch nicht, aber eine Sitzung hat mir sehr eindrücklich gezeigt, dass oft gerade das theoretische Wissen über die Geistige Welt das fehlende Teilchen sein kann, ohne das keine Heilung stattfindet. Ich möchte dir hier von dieser Sitzung erzählen und dir dann genau diesen fehlenden theoretischen Teil erklären.

An einem ganz normalen Arbeitstag 2009 erwartete ich eine Frau, die einen Termin mit mir vereinbart hatte. Ich gab damals schon seit gut drei Jahren täglich mehrere Sitzungen und bis zu einem gewissen Grad war meine Arbeit Routine geworden. Ich hatte gerade eine Sitzung beendet und ging in den Wartebereich meines Spirit Messenger Centers, um Elisabeth, so der Name der Frau, abzuholen. Ich stellte mich vor und bat sie in meinen Sitzungsraum. An ihrer Seite sah ich sofort den etwa vierjährigen Jungen, der mir auch gleich mitteilte: »Das ist meine Mutter. Es wird schwierig werden, ihr zu helfen, sie hat sich total verschlossen. Sag ihr, ich lebe immer noch!« Ich war selber total überrascht, dass ich so schnell einen Verstorbenen wahrgenommen hatte, ohne mich groß darauf zu konzentrieren. Ich vergewisserte mich bei Elisabeth: »Ist es richtig, dass du deinen Sohn verloren hast und deswegen hier bist? Er war ungefähr vier Jahre alt.« Elisabeth schaute mich ohne Regung an und antwortete ganz trocken: »Ja.« Der Junge drängte: »Sag ihr, ich lebe noch!« Ich gab ihm in Gedanken zu verstehen, dass er mir zuerst viele Details aus seinem Leben erzählen muss, damit ich seiner Mutter beweisen kann, dass er immer noch da ist. Doch er antwortete, er würde mir erst Details liefern, wenn ich seiner Mutter sage, dass er noch lebt. Da mir also nichts anderes übrig blieb, erklärte ich ihr: »Elisabeth, deinem Sohn ist es unglaublich wichtig, dass du weißt, dass er immer noch lebt und bei dir ist.« Sie schaute mich an und erwiderte: »Das kann ja jeder sagen!« »Da hast du recht«, antwortete ich, »doch ich gebe einfach das weiter, was ich bekomme.«

Nach der Art und Weise, wie sie reagierte, wusste ich schon, dass es schwer werden würde, ihr zu helfen oder sie von einem Leben nach dem Tod zu überzeugen. Ich bat meinen Geistführer, er solle mich unterstützen, doch er meinte nur: »Mach dir keine Sorgen, heute wirst du eine wichtige Lektion lernen.« Na toll, dachte ich, nur ich weiß, was das heißt. Vielen Dank. Trotzdem bat ich den Jungen, mir Details aus seinem Leben zu geben.

Ich war überrascht, wie klar ich Bilder erhielt und wie einfach ich diese übersetzen konnte – denn meistens, wenn ich eine Lektion bekomme, sind es enorm zähe Sitzungen, die mich dann auch wirklich an meine Grenzen bringen. Doch heute war es anders, also begann ich zu erzählen: »Dein Sohn zeigt mir, dass er in einem Dreifamilienhaus auf dem Land gewohnt hat und aufgrund eines Unfalls gestorben ist. Er schreibt mir immer wieder den Namen Benjamin, sagt dir das etwas?« Elisabeth bestätigte: »Ja, das stimmt alles, er hieß Benjamin.« Der Junge erzählte mir dann noch von seinem Charakter, und dass er damals ein Lieblingsauto hatte, das rot war und nur noch drei Räder hatte. Auch das konnte die Mutter bestätigen. Doch sie zeigte weder Überraschung noch irgendeine andere Regung. Es kam einfach ein trockenes Ja. »Er sagt mir, dass er im Mai Geburtstag hat und zwei Monate vor seinem Geburtstag gestorben ist, also im März.« »Ja.« Inzwischen hatte ich mich an ihre monotonen Antworten schon gewöhnt und machte mir nichts daraus, denn Benjamin war ein richtiger Sonnenschein. Er zeigte mir, dass es ihm wirklich gut geht in der Geistigen Welt, dass er seine verstorbene Oma getroffen hat und mit deren Hund spielen kann, der ebenfalls schon gestorben ist.

Als ich ihn fragte, wie er gestorben sei, zeigte er mir, wie er bei sich zu Hause vor der Garage wartete, bis seine Mutter mit dem Auto herausfährt. Ich sah sie rückwärts aus der Garage fahren, sie war ziemlich in Eile und ihr Sohn stand plötzlich im toten Winkel. Elisabeth überfuhr ihren eigenen Sohn, der kurze Zeit später am Unfallort verstarb. Nun sagte er zu mir: »Sag Mama, sie trägt keine Schuld, es war alles so geplant! Sag ihr, sie soll sich verzeihen.« Ich ließ diesen Satzteil weg, weil ich dachte, was nützt es ihr, wenn sie weiß, dass dieser schlimme Unfall vorher auch noch geplant war. Doch den Rest übersetzte ich und sie bestätigte mir, dass es genau so war. Obwohl die Details sehr präzise waren, zeigte Elisabeth dennoch kaum Regung.

Ich erzählte ihr, dass es ihrem Sohn gut geht und sie die Schuldgefühle loslassen soll, da Benjamin ihr keinerlei Schuld an diesem Unfall gibt. Sie solle doch versuchen, ihr Leben, so gut es geht, wieder zu leben. Aber sie schaute mich hart an – selten sah ich einen so harten Ausdruck in den Augen eines Menschen – und meinte: »Ich weiß, du meinst es nur gut, aber verdammt, ich habe mein Kind getötet und ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir das verzeiht. Ich bin eine verdammte Mörderin und wurde sogar freigesprochen, da es ein tragischer Unfall gewesen sei. Ich wäre lieber im Gefängnis, ich halte das nicht mehr aus! Ich glaube dir, dass du ihn sehen kannst, die Details waren sehr präzise. Aber ehrlich, ich glaube dir kein Wort, dass er mir verziehen hat. Warum sollte er das! Warum, es gibt keinen Grund! Ich verfluche den Tag und ich sehe keinen Grund, warum er sterben musste. Es ist sinnlos, einfach nur sinnlos!«

Ich konnte die Mutter absolut verstehen, daher wusste ich momentan nicht, was ich machen sollte, denn trotz der sehr guten Details und Fakten, erreichte ich sie nicht. Wenn ich merke, dass ich nicht der Richtige bin und ich meinen Klienten nicht helfen kann, schicke ich sie oft zu einem professionellen Psychotherapeuten. Ich wollte Elisabeth gerade diesen Vorschlag machen, als mich mein Geistführer unterbrach und meinte: »Warum gibst du ihr nicht das Verständnis über die Geistige Welt, über die Seelenverträge und was alles vor der Geburt geschieht?« »Weil ich weiß, dass es für die meisten Menschen in diesem Zustand nur esoterisches Gefasel ist und nicht hilft. Es ist nicht beweisbar und ich wurde darin ausgebildet, nur Dinge zu erzählen, die beweisbar sind. Das weißt du so gut wie ich!« »Aha, und wenn ich es dir sage!« »Ich glaube nicht, dass es hilft!« Wie du siehst, sind mein Geistführer und ich uns nicht immer einig. »Vertraust du mir?« »Ja.« »Also dann tu es! Es ist Zeit, dass du diese Dinge den Menschen weitergibst. Es werden nicht alle verstehen und es wird auch nicht für alle einen Sinn ergeben, doch wenn die Menschen die Zusammenhänge erfahren, wirst du noch mehr Menschen erreichen können. Ich gebe dir recht, dass dies für viele schwer verständlich und schwer anzunehmen ist, doch das kommt nur daher, weil ihr alles aus menschlicher Sicht bewertet …« Ich unterbrach ihn: »Vielleicht, weil wir Menschen sind!« »Ihr seid reines Bewusstsein beziehungsweise Seelen, die menschliche Erfahrungen machen, das ist ein Unterschied. Hilf Elisabeth mit diesem Wissen, sie wird so besser verstehen können. Nicht jedem hilft das, aber vertraue mir.«

Ich gab klein bei, denn ich wusste, er würde sowieso nicht lockerlassen und mir sonst einfach viele Fälle geben, die ähnlich wie diese Sitzung verliefen, bis ich meine Lektion gelernt habe. Ich erklärte also Elisabeth die ganze Theorie und am Ende unserer Sitzung meinte sie: »Was du sagst, ist sehr schwer zu verstehen oder zu glauben, doch irgendetwas davon hat mich in meinem Herzen berührt. Mir scheint, ich muss mir noch viele Gedanken darüber machen. Aber ich fühle mich auf jeden Fall schon besser.« Es war ein kleiner Schritt, doch es war der größte, den ich in den 45 Minuten bei Elisabeth erreichen konnte.

Die nächsten Monate verbrachte ich mit dem gewohnten Ablauf meiner Sitzungen. Als ich mein Buch Botschafter der unsichtbaren Welt schrieb, bat mich mein Geistführer, diese Theorie mit aufzunehmen. Ich fühlte mich damals noch zu verunsichert, diese enorme Komplexität weiterzugeben, die für viele Menschen schwer nachzuvollziehen und anzunehmen ist. So ließ ich es damals weg. Doch jetzt, bei diesem Buch, möchte ich gern darüber schreiben, weil ich inzwischen weiß, wie viel dieses Wissen helfen kann, gerade wenn es um den Verlust von Kindern geht. Auch mir selbst hat dieses Wissen Ruhe und Trost gegeben, als ich jeden Tag damit rechnete, meinen Sohn zu verlieren. Vielleicht ist es für dich schwer zu verstehen, vielleicht auch schwer anzunehmen, aber vielleicht, und das ist mein größter Wunsch, wird es dir ein fehlendes Puzzleteil liefern, um deinen Glauben an das Leben nach dem Tod noch mehr zu verstärken.

Kinder in der geistigen Welt

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