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Shane

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»Hoffen ist das Warten auf den Regenbogen.«

VERFASSER UNBEKANNT

Mir wurde bewusst, wie wichtig dieses Buch ist, als meine Freundin mit unserem Sohn Shane schwanger war. Ich kam um Mitternacht aus dem Ausland zurück, wo ich mit meinem Assistenten für Vorträge und Seminare unterwegs gewesen war. Und ich war froh, wieder in der Schweiz zu sein, da wir am nächsten Tag umziehen wollten. Nachdem ich meine Freundin begrüßt hatte, sagte ich zu ihr: »Irgendwie habe ich ein ganz komisches Gefühl, ich glaube, mit dem neuen Haus stimmt etwas nicht. Bestimmt hat der Vermieter die Renovierungsarbeiten nicht gemacht.« Meine Freundin war bereits bettfertig, doch ich war wegen der langen Reise völlig überdreht und dieses komische Gefühl ließ mir keine Ruhe. Ich wollte nicht schlafen, ich musste wissen, was los war. So gingen meine Freundin und ich mitten in der Nacht zu unserem neuen Wohnort und wirklich: Alles war noch im alten Zustand, von Renovierungsarbeiten keine Spur! Ich probierte um ein Uhr in der Nacht, den neuen Vermieter anzurufen, aber der schlief zu der Zeit schon seelenruhig, was man von uns dann nicht mehr behaupten konnte.

Am nächsten Morgen um sieben Uhr stand die Umzugs- firma vor unserer Wohnung und begann, unsere Möbel von der alten in die neue Wohnung zu transportieren. Der neue Vermieter ließ sich weiterhin nicht blicken. Inzwischen klagte meine Freundin über Unterleibsschmerzen. Sie meinte jedoch, ich solle mir keine Sorgen machen, sie brauche einfach ein bisschen Ruhe.

Bei mir war die Ruhe allerdings weg, auch die innere, denn als ich am neuen Wohnort ankam, hörte ich aus dem oberen Stock plötzlich Wasser rauschen, es hörte sich an wie ein Wasserfall. Der Wasserfall entpuppte sich kurz darauf als nicht montiertes Lavabo im oberen Stock. Nachdem nämlich ein Arbeiter den Hauptwasserhahn aufgedreht hatte, um die Klospülung betätigen zu können, reinigte er mit dem Wasser nicht nur die Kloschüssel, sondern auch gleich das obere Stockwerk. Der Umzug unten ging seelenruhig weiter, ich allerdings glaubte langsam, ich sei im falschen Film. Ganz ehrlich, viele Kraftworte verließen in dem Moment meinen Mund, und als ich die Umzugsleute auf die Überschwemmung hinwies, meinten sie nur: »Sorry, aber wir haben keine Zeit zu helfen!« Sie wollten einfach so weitermachen und alles ins Nasse stellen! Ich vergaß in diesem Moment echt meine spirituelle Ausbildung und sprach mit den Jungs so, wie wir das früher in der Hip-Hop-Szene auf der Straße gemacht haben. Das wirkte. Ich glaube, sie hatten auch langsam Mitleid mit mir, denn sie hatten mitbekommen, dass es meiner schwangeren Freundin mittlerweile richtig schlecht ging.

Die Wohnung war zwischenzeitlich zu einem Schwimmbad geworden, Strom hatten wir auch nicht mehr überall und der Heizung fehlte Öl. Wir hatten bereits Oktober und es wurde immer kälter. Mit vielen Ausreden und Entschuldigungen tauchte um 19 Uhr endlich der Vermieter auf. Wir liefen eine Stunde durch die neue Wohnung und ich erklärte ihm, was alles noch gemacht werden müsste. Inzwischen hatte ich auch meine Ruhe wieder gewonnen. Nachdem er gegangen war, wollte ich nur noch schlafen, denn ich hatte von meiner Reise her noch ein ziemliches Schlafdefizit. Doch als ich zu meiner Freundin Francesca ins Zimmer kam, lag sie kreidebleich und schmerzverkrümmt auf dem Bett und sagte mir: »Schatz, wir müssen in die Notaufnahme! Irgendetwas stimmt nicht!« Ich war etwas unwillig, weil sie nicht schon früher etwas gesagt hatte, aber diskutieren brachte in diesem Fall nichts, also ab nach oben und ins Auto. Ganz nebenbei stellten wir dabei noch fest, dass wir die Haustür nicht abschließen konnten! Toll, noch einen Punkt auf meiner Mängelliste an den Vermieter.

Wir fuhren zügig ins nächste Krankenhaus und meldeten uns in der Notaufnahme an. Nach vier Stunden Wartezeit kam endlich eine Hebamme. Sie untersuchte meine Freundin und meinte dann: »Ja, es gibt Kinder, die wollen auf die Erde kommen, und es gibt Kinder, die wollen nicht auf die Erde kommen! Gehen Sie mal vom Schlimmsten aus, wir können in diesem Stadium nichts machen!« Ich war geschockt: »Hat die jetzt wirklich gesagt, dass unser Kind sterben wird?« In dem Moment brach eine Welt für mich zusammen und ich konnte nicht mehr klar denken. Die Ärzte schickten mich dann nach Hause. Meine Freundin musste zur Beobachtung im Krankenhaus bleiben. Ich war mir ziemlich sicher, dass unser Kind wieder in die Geistige Welt zurückgehen würde.

Um vier Uhr morgens stand ich schließlich allein vor unserem nassen, eiskalten Haus und rauchte im Regen eine Zigarette. Sorry, die musste sein nach all dem, und ich glaube, das ist mal eine gute Ausrede. Ich bat meinen Geistführer um ein Zeichen, doch ich war körperlich und seelisch so am Ende, dass ich nichts mehr empfangen konnte. Ganz tief in mir drin war aber ein Gefühl, das mir sagte: »Es kommt alles gut, dein Sohn wird geboren werden!« Dieses Gefühl verschwand die ganze Schwangerschaft hindurch nie, aber es wurde noch einige Male auf die Probe gestellt.

Zwischenzeitlich hatte ich versucht zu schlafen, doch um 6.30 Uhr hielt ich es in meinem Bett nicht mehr aus, es war so kalt und ich konnte das alles nicht verarbeiten. Also rief ich meine Mama an und erzählte ihr alles. Ich hatte einen richtigen Zusammenbruch. Der ganze Stress und vor allem die Angst um mein Kind und meine Freundin brachen aus mir heraus. Nach dem Telefonat versuchte ich, zur Ruhe zu kommen und mich mit der Geistigen Welt zu verbinden, weil ich wusste, in dieser Verfassung helfe ich niemandem. Als ich um elf Uhr im Krankenhaus ankam, war es mir einigermaßen gelungen, meine Mitte wiederzufinden.

Leider wussten die Ärzte immer noch nicht, woher die frühen Wehen kamen und das blieb auch die nächsten zehn Tage so. Nach diesen zehn Tagen durfte Francesca mit dem Versprechen nach Hause, dort nur zu liegen und absolut nichts zu tun. Die Ärzte gaben uns zu verstehen, dass wir jeden Tag damit rechnen müssten, das Kind zu verlieren und sie nichts dagegen tun könnten.

Zu Hause angekommen, bemühte ich mich, es meiner Freundin so gemütlich wie möglich zu machen – immerhin hatten wir in einer Dusche warmes Wasser. Und seit zwei Tagen Heizöl. Erst seit diesem Erlebnis ist es mir so richtig bewusst, wie sehr ich warmes und fließendes Wasser und ein beheizbares Haus schätze. Und für die Leser, die sich bis hierhin schon gedacht haben, was für eine Bruchbude muss das sein: Ganz ehrlich, ich hatte diese Gedanken ebenfalls und du musst dich nicht mal dafür schämen. Ich habe hier nur die Hälfte von dem Stress mit dem Haus erzählt, weil du sonst denkst: »Wie kann man nur so dämlich sein und so ein Haus mieten!« Doch warte ab, es kommt noch besser.

Am Abend ging ich dann in den Zirkel, den ich leite, und da kam endlich ein kleiner Hoffnungsschimmer. Petra, eine von meinen fortgeschrittenen Schülern, übte gerade eine Jenseitsdemonstration und mein Vater meldete sich bei ihr: »Es kommt alles gut! Gratuliere, im März ist ein Geburtstag!« Im März hatte bis dahin noch niemand aus meiner Familie Geburtstag. Keiner meiner Schüler wusste zu diesem Zeitpunkt von dem Durcheinander, aber mir war klar, was mein Vater meinte. Zu Hause erzählte ich meiner Freundin davon und sie meinte: »Unser Kind wird im März geboren werden, wenn es überlebt!« In dem Moment sah ich kurz meinen Geistführer. Er lächelte mich an und ich bekam wieder das Gefühl, dass alles gut ist. Das gab uns für den Moment Kraft und ein bisschen Gelassenheit. Die nächsten sieben Tage waren ein bisschen ruhiger, sodass wir langsam wieder Hoffnung schöpften.

Dann stand meine Tour nach Österreich an und ich machte mich mit meinem Assistenten auf den Weg dorthin. Da Francesca nur liegen durfte, kümmerte sich ihre Freundin Salvina um sie. So wirklich entspannt war ich nicht, doch mein Assistent Alex beruhigte mich immer wieder und unterstützte mich, so gut es ging. Ich konnte die Tour nicht absagen, da alle Events von mir schon fast ein Jahr im Voraus geplant waren. Außerdem war die Tour total ausverkauft und ich bin so dankbar, dass ich meinen Beruf ausüben kann und möchte die Menschen nicht enttäuschen. Meiner Freundin ging es verhältnismäßig gut und so konnte auch ich mich immer mehr entspannen. Doch ich war unheimlich froh, als ich nach vier Tagen auf dem Heimweg hörte, dass bei meiner Freundin und dem Baby alles in Ordnung war.

Während meiner Abwesenheit war ein Brief vom Betreibungsamt, also dem Amt, das in der Schweiz Zwangsvollstreckungen durchführt, für mich gekommen. Überrascht öffnete ich ihn und der Inhalt war wirklich unglaublich. Das Haus, in das wir gerade erst umgezogen waren, gehörte gar nicht mehr unserem Vermieter, sondern würde in zwei Tagen zwangsversteigert werden! Jetzt wurde mir wenigstens klar, warum ich bei dem Haus immer so ein komisches Gefühl hatte! Meine Freundin meinte nur: »Ich wusste es immer, mit dem Vermieter stimmt etwas nicht!« Ja, ja, meine »Hellseher«-Seele war ziemlich geknickt und ich verstand nicht, warum wir einem Betrüger auf den Leim gegangen waren. Dass er tatsächlich ein Betrüger war, hat sich dann in den nächsten Wochen auf verschiedenen Ämtern gezeigt. Doch ich wusste, es hat alles einen Sinn und kommt am Schluss gut. Allerdings wollten nun natürlich alle, dass wir ausziehen, denn ein Haus mit Mietern zu verkaufen, ist fast unmöglich. So lief ich nun von Amt zu Amt und bemühte mich, alles auf die Reihe zu bekommen. Zusammengenommen war alles viel zu viel und ich war total am Limit, sodass ich meinen Geistführern sagte: »Hey Jungs, keine Ahnung warum, aber echt, so etwas brauche ich nicht, helft mir jetzt!« Da hörte ich plötzlich einen Namen, mit dem ich allerdings momentan nichts anfangen konnte. Meine Freundin telefonierte gerade mit ihren Eltern und ihr Vater wollte mich auch noch fragen: »Können dir deine Geistführer nicht helfen bei dem Durcheinander?« Ich ärgerte mich über die Frage und meinte nur: »Nein, ich bekam nur diesen Namen, mehr nicht!« »Aber so heißt doch der Anwalt, der dir beim Geschäft hilft!«, rief meine Freundin spontan aus. Plötzlich fiel es auch mir wie Schuppen von den Augen und ich rief ihn sofort an. Zwei Wochen später war die Wohnsituation komplett geklärt und alles war viel besser als vorher.

Viele fragen sich mittlerweile wahrscheinlich: Warum schreibt er das hier alles? Ohne diese ganzen Erlebnisse würde es dieses Buch nicht geben oder jedenfalls noch nicht jetzt. Die Schwangerschaft mit Shane lief bis zur Geburt so kompliziert weiter; wir waren in den neun Monaten 19 Mal in der Notaufnahme und meine Freundin musste viermal stationär im Krankenhaus aufgenommen werden.

Ich fühlte in dieser Zeit, wie schlimm es für Eltern sein muss, ein Kind zu verlieren, obwohl mein Kind noch nicht einmal geboren war. Ich fühlte den Schmerz und die Trauer, obwohl ich durch etliche Sitzungen und Botschaften wusste, warum Kinder manchmal früh sterben. Dieses ganze Wissen gab mir Halt und half mir, in der schwierigen Zeit den Mut nicht zu verlieren und nie daran zu zweifeln, dass alles einen Sinn hat. Aber trotz alldem gab es immer wieder Tage, in denen ich nicht mehr weiter wusste! Tage, in denen auch ich plötzlich im Tod das Ende sah und nicht mehr das friedvolle Weiterleben, von dem ich in meinen Büchern schreibe und immer wieder erzähle.

Diese schwierige Zeit hat mir geholfen, die Ängste der Menschen, die einen geliebten Menschen verloren haben, noch besser zu verstehen. Vor allem wenn es um Kinder geht, hat es mir gezeigt, wie wichtig es ist, noch mehr Details zu erzählen.

Ich bin überglücklich, dass ich am 11. März 2013 meinen Sohn Shane gesund in den Armen halten durfte. Ich weiß mittlerweile auch, dass dieses Buch so wichtig ist, weil immer wieder Eltern ein Kind verlieren, und ich mit all meinem Wissen diesen Menschen helfen möchte, den Verlust besser zu verarbeiten.

Später haben wir herausgefunden, dass Shane die irische Form von Johannes ist und bedeutet: Gott ist gnädig! Ja, Gott war wirklich gnädig mit uns. Ich habe diese Zeit, die für mich so intensiv war und die mich enorm geprägt hat, nur ganz kurz erzählt. Sie hat mich vor allem gelehrt, dass es den Menschen nicht nur hilft zu wissen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass es allen Verstorbenen gut geht. Mir ist auch bewusst geworden, dass ich in meinen Büchern noch viel deutlicher erklären muss, warum gerade Kinder früh sterben.

Auch wenn es für uns Menschen wohl immer sinnlos sein wird, wenn ein Kind stirbt, so hoffe ich dennoch, dass du nach diesem Buch erkennen oder besser verstehen wirst, dass nichts sinnlos ist und es immer für alles einen Grund gibt, auch wenn wir das aus menschlicher Sicht oft nicht verstehen können. Ich versuche dennoch, es dir zu beschreiben und hoffe, du kannst Heilung in den Worten finden, obwohl ich weiß, dass das nicht leicht sein wird. Doch ich wünsche es mir so sehr für alle, die unter dem Tod eines Kindes oder eines geliebten Menschen leiden. Bei meiner Arbeit als Medium geht es ja darum, Trauernden durch einen Jenseitskontakt zu helfen, den Tod eines geliebten Angehörigen oder Freundes zu verarbeiten. Ich bin immer wieder fasziniert, wie schnell viele Klienten dadurch Heilung erfahren haben. Menschen, die zum Teil jahrzehntelang die Trauer nicht loslassen konnten, bekommen innerhalb weniger Minuten Erleichterung. Nach oft nur einer Sitzung können sie den Tod besser verstehen beziehungsweise haben die Gewissheit, dass es im Grunde keinen Tod gibt, sondern wir nur unsere Art des Daseins ändern und in einer anderen Form weiterexistieren.

Kinder in der geistigen Welt

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