Читать книгу Das Wunder der Heilung - Patric Pedrazzoli - Страница 10
Naga Babas und Yogis
ОглавлениеInnerhalb der Kumbh Mela badeten an astrologisch bestimmten Tagen Hunderttausende oder Millionen Pilger im Heiligen Fluss Ganges. Heute war wieder so ein Tag und ich beschloss, nach Haridwar zu fahren, das circa 24 Kilometer von Rishikesh entfernt liegt. In Haridwar angekommen, lief ich lange durch die Straßen und nahm die verschiedensten Eindrücke von Pilgern auf. Da kamen ganze Familien in ihren schönsten Kleidern bis hin zu Bettlern, Familien mit Kranken, einige im Rollstuhl oder auf Liegen, ganz alte Leuten saßen auch auf dem Boden und das alles auf engstem Raum.
Auf einmal fühlte ich eine gewaltige Energie in mir und ich begann zu laufen, so viel Power auf einmal hatte ich noch nie gespürt. Ich lief parallel zu einer abgesperrten Zone, die mit einem Zaun und Tausenden von Polizisten vom normalen Publikum abgesperrt war. Plötzlich sah ich sie zu Tausenden: die Naga Babas (das heißt: mit nichts als einem Lendenschurz und heiliger Asche bekleidete Sadhus, heilige indische Mönche, die während der ganzen Kumbh Mela zugegen sind und aus den entlegensten Orten Indiens zusammenkommen), die Meister und Yogis, die zum Teil seit Jahrzehnten nicht aus ihren Höhlen oder aus dem Himalaya gekommen waren. Die seit Jahrzehnten am Meditieren waren, abgeschieden von allen Menschen und der Zivilisation, manche wie Tiere, manche ganz edel aussehend, doch ein Leuchten ging von ihnen allen aus. Einige hatten Rastahaare bis zum Boden, manche hatten zur Feier des speziellen Baderituals im Ganges die Haare geschnitten. Sie alle kamen, ohne dass man sie gerufen hätte, sie waren nur einem inneren Ruf gefolgt, an diesem Tag ihre Höhlen zu verlassen, um zu baden und sich spirituell zu reinigen, um danach wieder zurückzukehren. Das war ein wahnsinniges Erlebnis und ein gewaltiges Energiebeben in mir.
Manche Yogis waren absichtlich verkrüppelt, um symbolisch das Leid der Menschheit und der Erde zu tragen und manche aus anderen spirituellen Gründen. Wieder andere hatten ein Bein hochgebunden, und dies seit Jahrzehnten. Ich dachte noch, wie kann man sich so etwas antun und warum? Einige, so schien es, liefen gar nicht mehr auf dem Boden, sondern schwebten leicht darüber. Es gab alles, was man sich nur vorstellen kann, und auch was jenseits jeder Vorstellung ist. Doch da waren sie. Yogis mit unermesslichen Kräften und speziellen Fähigkeiten, den Siddhi (Fähigkeiten wie, sich an anderen Orten zu materialisieren, an verschiedenen Orten gleichzeitig zu sein, übers Wasser zu laufen, Knochenbrüche und unheilbare Krankheiten durch eine Berührung zu heilen und vieles Unglaubliche mehr). Da würden wir im Westen von Wundern sprechen und von Dingen, die unmöglich sind. Ich sage euch, diese Kräfte gibt es wirklich, auch wenn ich das damals noch nicht glauben konnte. Der Zug der Yogis hatte mich so in den Bann gezogen, ich war wie hypnotisiert, setzte mich nieder und schaute stundenlang zu, mich faszinierte dieser Anblick.
Am Abend fuhr ich, überflutet von Eindrücken, zurück nach Rishikesh in meinen kleinen Ashram, um alles Erlebte und Erfahrene zu verdauen. Die Eindrücke waren gigantisch für mich. So vieles, von dem ich geglaubt hatte, dass es nicht möglich sei, hatte ich heute gesehen und erlebt. Das Erlebte setzte wiederum eine gigantische Transformation bei mir in Gang. Es zerstörte mein bisheriges Bild vom Leben und der Welt. Es war sehr intensiv und gleichzeitig auch sehr sanft und liebevoll, trotzdem musste ich es erst einmal verarbeiten.