Читать книгу Das Wunder der Heilung - Patric Pedrazzoli - Страница 11

Versöhnung mit meiner Familie

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Ich war nun bald einen Monat in Rishikesh und Ostern stand vor der Tür. Ich ging weiterhin morgens zu Yogi ins Yoga, tagsüber zum Philosophieren ins Swiss Cottage und abends vor dem Schlafen meditierte ich. Es kam der Gründonnerstag, ich meditierte über meine Mutter und versöhnte mich wie immer am Ende der Meditation mit ihr. Danach schlief ich ein. Am nächsten Morgen wachte ich auf und machte einen Spaziergang. Gegen Mittag überkam es mich dann, mir wurde schlecht und ich bekam Fieber. Irgendetwas musste raus und wurde innerlich verbrannt und aufgelöst. Am Abend ging es mir schon ein wenig besser und ich konnte im Bett über meinen Vater meditieren. Da hatte sich so einiges bei mir angestaut, da unser Verhältnis nicht immer das Beste war, eigentlich ganz normal bei einem pubertierenden Jungen, dass es da nicht einfach ist zwischen Vater und Sohn, aber ich konnte auch da viel loslassen.

Am nächsten Morgen erwachte ich wiederum ganz frisch, jedoch holte mich auch an diesem Tag die Meditation des Vorabends ein und ich bekam wieder hohes Fieber, so hoch, dass ich am Abend kaum im Sitzen meditieren konnte. Während ich also im Schneidersitz dasaß, kippte ich immer wieder seitlich auf meine Rippen. Ich meditierte an dem Abend über Gott, ihn hatte ich bisher vergessen. In der Schule hatte ich noch öfter an ihn gedacht, auch war er mir über die spannenden Geschichten von Jesus immer sehr nahe gewesen. Danach kamen die Zeiten, in denen die Mädchen und der Ausgang viel wichtiger wurden, sodass ich ihn nach und nach vergessen hatte. Auch mit ihm machte ich zum Schluss mein Versöhnungsritual, danach schlief ich ein.

In der Nacht erwachte ich mit den schlimmsten Bauchkrämpfen, die ich je hatte, und das über Stunden. Mein Körper litt Höllenquallen, doch innerlich fühlte ich mich immer freier und unberührter gegenüber meinem Körper. Ich spürte ihn zwar, merkte jedoch ganz genau, dass mein Wesen und der Körper nicht dasselbe sind, sondern dass ich in diesem Körper wohne, aber ansonsten vollkommen losgelöst von ihm bin.

Meine Freunde aus dem Swiss Cottage hörten von meinem Leid, machten sich Sorgen und kamen vorbei. Als sie mich sahen, wollten sie mich sofort ins Spital bringen, aber ich beruhigte sie und konnte sie davon überzeugen, dass dieser Zustand bald vorbei sein würde, das fühlte ich ganz stark. Hier ist anzufügen, dass sich in mir in diesem Monat in Indien sehr viel getan hatte. Ich war am Erwachen aus dem langen Schlaf der Unbewusstheit und der Illusionen. Meine Intuition erwachte, meine Hellsichtigkeit, mein Hellfühlen und auch mein Hellhören wurden langsam geweckt. Es war alles also vollkommen natürlich.

Es war Ostersonntag und am Ostermontag gab es wieder einen astrologisch vorbestimmten spirituellen Badetag mit rituellen Waschungen bei der Kumbh Mela. Dorthin wollte ich unbedingt, meine Meditationsreihe über meine Familie war fast abgeschlossen, es fehlte nur noch mein geliebter Bruder Marco, daher war ich bereit für die rituellen Waschungen und war bereit zur Reinigung von allen weltlichen Sünden. Ich ging in die Küche des Ashrams, dort saß der Yogi, er sah mich an und sagte, dass er mir nun meinen spirituellen Namen geben würde. Er machte eine Puja (ein indisches Ritual) mit mir und taufte mich auf den Namen Dev Bhavananda. Nun hatte ich zwei Namen und beide gefallen mir.

Am Sonntagabend konnte ich nicht einschlafen, ich war so voller Energie, dass ich mich entschloss loszulaufen, die ganze Nacht Richtung Harridwar zu laufen, um dort am Ostermontag in der Früh mein lang erwartetes spirituelles Bad im Ganges zu nehmen. Ich packte meine sieben Sachen und lief los. Per Zufall lief ich am Swiss Cottage vorbei, es war ungefähr 23 Uhr, da kamen Pati, Hanuman und der Italiener Paolo gerade heraus. Wir sahen uns kurz in die Augen, verstanden uns wortlos und liefen gemeinsam in Richtung Harridwar. Wir liefen stundenlang, ohne zu reden, jeder war versunken in seine Gedanken und seinem Wesen. Ich meditierte über meinen Bruder, mit dem ich die letzten fast 20 Jahre verbracht hatte, in denen wir viel zusammen erlebten. Ich schaute dem vor mir laufenden Pati auf die Fersen und war in einem tranceähnlichen Zustand der Meditation.

Gegen fünf Uhr morgens erreichten wir die Gates, die am Ganges aufgebaut waren. Es war wie in einem religiösen Film, Millionen von Menschen waren am Pilgern und Baden, überall standen Scheinwerfer, es fehlten nur die Kameras. Ich setzte mich irgendwo nieder und beendete meine Versöhnungsmeditation mit meinem Bruder. Ein Polizist wurde auf mich aufmerksam, trat zu mir und pfiff sehr laut auf seiner Trillerpfeife. Ich war so tief versunken, dass ich ihn zwar hörte, mich aber nicht bewegen konnte. Er kam mit der Pfeife fast direkt an mein Ohr und pfiff abermals; da er jedoch keine Regung bei mir sah, ließ er davon ab und ging weg.

Nachdem ich langsam zu mir kam, stand ich auf und ging über die Treppen in den Ganges. Ich tauchte dreimal in den Fluss und kam wieder heraus. Dann trocknete ich mich ab und wartete auf die anderen drei, die auch gebadet hatten. Nun, ich weiß nicht genau, was im Wasser passiert war, jedoch war es anschließend bei mir im Kopf sehr still und das dauerte fast fünf Monate an. Ich sah meine Umwelt plötzlich ganz anders, oder sagen wir besser ganz neu an. Alles leuchtete, jeder Baum, jede Pflanze, sogar die Steine am Boden hatten alle eine leuchtende Aura. Da es still war in meinem Kopf, war jeder Moment neu, ich war auf einmal im Jetzt angekommen, ohne Vergangenheit und ohne Zukunft. Ich hatte mit meinem bisherigen Leben abgeschlossen, meinem Leben im Materialismus.

Wir liefen dann zu den Bussen und auf der Treppe gab es ein leichtes Gedränge. Plötzlich kamen ungefähr acht Polizisten und begannen, mit ihren Schlagstöcken wahllos auf die Leute – egal ob Kinder oder Erwachsene oder ältere Menschen – einzuschlagen. Ich stand gerade auf der obersten Treppenstufe, als die Polizisten loslegten. Ganz aus dem Nichts heraus nahm ich meine Finger in den Mund und begann so laut es ging zu pfeifen. Neben dem Ton kam auch so viel Energie aus mir heraus, dass alle Polizisten sofort aufhörten, auf die Leute einzuschlagen. Sie schauten mich verdutzt an, verweilten noch kurz und gingen dann weg. Ich war sehr erstaunt über mein Handeln und auch über das Geschehene, es kam mir vor, als hätte ich nicht selbst gehandelt, sondern als wäre aus mir heraus gehandelt worden.

Wir liefen weiter zu den Bussen und fuhren nach Rishikesch zurück. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich mich aufs Bett und schaute zufällig auf meine Handflächen. Erschrocken sah ich genauer hin, hatte ich doch noch ein paar Tage zuvor meine Handlinien vom Yogi lesen lassen und meine Linien genau gesehen. Nun waren sie alle gelöscht. Meine Handlinien waren weg, es waren nur noch die drei Hauptlinien da. In den nächsten Monaten kamen dann neue Linien hinzu. Erschöpft und erstaunt legte ich mich hin und schlief ein. Ich schlief fast zwei Tage durch, so müde war ich. Na, das spirituelle Leben kann auch müde machen.

Ein Nachtrag, später erfuhr ich, dass an diesem Badetag am Ostermontag rund acht Millionen Menschen im Ganges waren. Es war ein ganz besonderer Tag: Alle Planeten standen in einer Linie und an diesem Tag fließt laut den Veden (Urschriften der indischen Weisen) der Nektar der Unsterblichkeit durch den Ganges. Na, wenn sich das nicht großartig und spirituell anhört, dann weiß ich auch nicht.

Das Wunder der Heilung

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