Читать книгу Irland - Patricia Grotz - Страница 9

06. Nächste Station: Irland

Оглавление

Samstag, siebter August. Um acht Uhr gab es ein weiteres Desaster für Peter im Speisesaal mit dem Frühstücksbuffet. Wir trafen uns auf Deck wieder, wie schon am Vortag.

Feucht und salzverklebt von der Gischt, die uns mit jeder Welle erwischt hatte, ging ich hinein und machte mich auf die Suche nach einem Stück Papier. Ich hatte mich entschlossen, unsere Erlebnisse aufzuschreiben. In dem Shop auf der Fähre fand ich ein hübsches, gebundenes, goldfarbenes Notizbuch. Ich kaufte es und begann meine Tagebuchaufzeichnungen.

Um zwölf Uhr besuchten wir etwas widerwillig ein letztes Mal in den Speisesaal. Wir hatten eine lange Fahrt vor uns und wollten wenigstens irgendetwas im Magen haben.

Eine halbe Stunde später saßen wir auf dem Oberdeck, um die Einfahrt in den Hafen von Rosslare mitzuerleben. Die Durchsage, dass wir zu den Autos gehen sollten, kam für mich viel zu früh. Ich hätte gerne noch viel länger die irische Küste betrachtet, die sowohl durch das Fernglas als auch beim Näherkommen phantastisch aussah. Wir holten unsere Sachen aus der Kabine, Peter schimpfte, weil ich nochmal das Bad aufsuchte und stiegen fast als letzte in den Wagen, warteten dann aber doch noch fünfundzwanzig Minuten, bis es endlich losging. Die Menschen haben es immer zu eilig.

Ohne weitere Kontrolle fuhren wir in einer weit auseinandergezogenen Schlange durch den Hafen von Rosslare bis zur Hauptstraße, an der uns ein auffälliges Schild empfing: "DRIVE LEFT". Wir waren in Irland!

Von Beginn an bezauberten uns die sattgrünen Wiesen und die entzückenden kleinen gepflegten Häuschen. Und wo man auch hinsah, Schafe, überall Schafe. Sogar die Berge in einiger Entfernung waren gespickt mit kleinen weißen Punkten. Noch dazu empfing uns Irland mit seinem ungewöhnlichsten Wetter: Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel. Peter lachte über den Linksverkehr und tauchte ein in das unbefestigte, löchrige Straßennetz von County Wexford. In Irland gibt es zweiunddreißig Counties, Grafschaften, sie sind vergleichbar mit unseren Landkreisen.

(Bemerkung: Die letzten Straßen solcher Qualität in Deutschland wurden bereits vor fünfzig Jahren ausgebessert.)

Auf unserem Weg nach Killarney ließen wir die Städte Wexford und Waterford hinter uns und verschoben deren Erkundung auf später. Die Geschwindigkeit war auf fünfzig Kilometer pro Stunde beschränkt, was zwar für die Straßen mehr als angebracht war, ein schnelles Vorankommen aber unmöglich machte. Für fünfundzwanzig Kilometer bedurfte es fast eine Stunde und nach drei Stunden hatten wir noch nicht einmal die Hälfte unserer Strecke bewältigt. Zu unserer eigenen Überraschung gefiel uns diese Langsamkeit, es war, als hätte uns das Betreten der Insel verwandelt.

Wenn ich nicht gerade mit den Landkarten beschäftigt war, sprachen wir über das Grün der Wiesen. Noch niemals zuvor hatten wir solch ein strahlendes Grün gesehen. Ich konnte mich nicht beruhigen und starrte auf die Felder, als sähe ich etwas Unglaubliches. Zudem sahen alle Wiesen so verblüffend exakt gemäht aus, als hätte hier ein Zentimetermaß Anwendung gefunden. Aber es waren keine Rasenmäher, es waren die Schafe, die so genau arbeiteten, wie toll!

Wir hielten in dem netten kleinen Städtchen Fermoy, kauften in einem Supermarkt etwas fürs Abendbrot und wollten in Killarney anrufen, um dort mitzuteilen, dass wir zwar in Irland waren, aber viel später als geplant, wahrscheinlich nicht vor acht p.m. eintreffen würden. (Wir waren nun im englischsprachigen Raum, da hieß es nicht mehr zwanzig Uhr, sondern acht p.m.) Wir sprachen eine irische Passantin an, um herauszufinden, welche Münzen wir zum Telefonieren brauchen würden. „Are two pounds enough?“ Sie lachte und wollte wissen, welchen Kontinent wir anrufen wollen. „Just to Killarney.“ Für zwei IP (ein irisches Pfund hatte damals den Wert von 2,48 Deutschen Mark) konnte man offensichtlich stundenlang mit Killarney telefonieren. Es reichten zwanzig Pence. Wir waren sehr angetan von der unkomplizierten, hilfsbereiten und freundlichen Art der Dame. Bevor wir jedoch zum Telefonieren kamen, sprachen wir mit ihr über das Wetter, Land, Leute, Politik und Kirche und sie war interessiert daran zu erfahren, wie dies alles in dem Land sei, aus dem wir kamen. Am liebsten hätten wir uns mit ihr in einen pub (Gaststätte, Wirtshaus, Lokal, Kneipe) gesetzt und weitergeredet. Aber an uns heftete ja noch der deutsche Druck des Vorankommens.

Das Telefonat war ebenso erfreulich. Zusammenfassung: Kein Problem, der Schlüssel steckt. Nun konnten wir beruhigt unsere Fahrt ohne Eile fortsetzen. Wir kamen an einem der vielen Schlösser vorbei. Ich verdrehte mir den Hals, aber leider wollte Peter es jetzt nicht besichtigen. Schade. Es sah von außen schon so romantisch und geheimnisvoll aus. Sofort kamen mir Gruselfilme in den Sinn. Schauder erfüllte mich und ich musste lachen – vor Glück. Die vielen Eindrücke durchströmten mich und es war, als könnte ich jeden Stein, jeden Grashalm fühlen.

Irland

Подняться наверх