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Wie das Sofa den Charakter formt

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Leidenschaft ist immer eine Entscheidung. Du hast die Möglichkeit, dich für die Leidenschaft zu entscheiden. Sie entsteht, wenn du dich mit Dingen beschäftigst und herausfindest, wie sie funktionieren.

Als ich jung war, arbeitete ich einmal als Bauleiter bei einem Staudammprojekt. Allerdings waren die Voraussetzungen für dieses Projekt extrem schlecht. Ich hatte schlechtes Material und ungeeignete Mitarbeiter. Es war ein Projekt, das man so eigentlich nicht hätte durchführen können. Aber ich hatte diesen Auftrag angenommen und habe mich wirklich verausgabt, um diesen Staudamm zu bauen. Leider ist er nie fertig geworden, weil meine Mutter mich nach drei Tagen aus dem Bach herausgezogen hat, wo er entstehen sollte. Meine Lehrerin hatte sie angerufen, denn ich war drei Tage nicht in der Volksschule erschienen, weil ich all meine Kraft und Energie in dieses Staudammprojekt gesteckt hatte. Und das ist nur eine von vielen Geschichten. Es gab viele Leidenschaften in meinem Leben, die ich der Schule vorgezogen habe.

Oft frage ich mich, wo die nächste Generation, also unsere Kinder und die jungen Menschen von heute, die Möglichkeit hat, solche Projekte durchzuführen. Denn ich glaube, dass das enorm charakterformend ist. Als Kind hast du vielleicht noch ein Baumhaus oder einen Staudamm gebaut oder eine Höhle gegraben und musstest Kraft, Energie und Leidenschaft hineinstecken. Du hast damals schon gelernt, dich zu motivieren und nicht aufzugeben, wenn Rückschläge kommen. Aber solche Kindheitsabenteuer werden heute immer seltener. Zumindest in der Stadt sind die Möglichkeiten für so etwas sehr begrenzt. Viele beschäftigen sich eher damit, wie man ein Pokémon fängt oder an die nächstbeste Spielkonsole kommt. Und wenn sie darauf keine Lust mehr haben, dann surfen sie stundenlang im Internet und schauen sich irgendwelche Videos an. Aber das alles formt den Charakter nicht.


Es ist grundsätzlich nie zu spät, deinen Charakter zu formen, egal ob du 10, 20, 50 oder 80 Jahre alt bist. Aber es ist eine Entscheidung, mit etwas zu beginnen, dich dort wirklich hinein zu investieren und es durchzuziehen. Denn es werden Widerstände kommen. Aber dennoch ermutige ich dich, kühn zu sein und dein Projekt einfach anzugehen. Warte nicht auf später!

Mein Staudammprojekt war nicht groß geplant. Es gab keine Materialzusammenstellung, keinen Zeitplan, nicht mal eine Skizze. Es gab eigentlich nichts. Aber ich habe den Bach gesehen und wusste: Dort muss ein Staudamm hin. Und dann ging es los. Ich habe einfach angefangen.

In welchen Situationen schaust du auf dein Leben und denkst dir, dass da jetzt etwas Neues hingehört, z. B. ein Berufswechsel oder ein Auslandsjahr? Oder du denkst dir, dass du einmal grundsätzlich dein Leben ändern oder mit einem künstlerischen oder technischen Projekt beginnen solltest, von dem du schon so lange träumst. Das Problem ist: Das Sofa rennt hinter dir her und sagt: »Jetzt ruh dich doch mal aus.« Oder: »Was? Jetzt, in deinem Alter, willst du noch eine neue Ausbildung machen? Du hast doch schon einen Beruf, selbst wenn er dir nicht so viel Spaß macht. Aber eine neue Ausbildung schaffst du eh nicht, dazu fehlen dir die Kraft und das Geld erst recht. Bleib lieber auf dem Sofa liegen.« Aber wer sagt denn, dass das stimmt? Der beste Freund des Sofas ist nämlich der Geist der Entmutigung. Die beiden gehören zusammen und tauchen immer gemeinsam auf. Sie sind quasi verheiratet. Sie lungern beide ständig um dich herum.

In der Heiligen Schrift heißt es aber: »Ihr Väter, behandelt eure Kinder nicht zu streng, damit sie nicht entmutigt werden!« (Kolosser 3,21; GNB). Ich selbst bin sehr dankbar, dass ich nur ein paar Mal entmutigt worden bin. Aber viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden ständig entmutigt und verlieren die Freude daran, Dinge anzugehen, umzusetzen und sich schließlich daran zu freuen. Lass du dich nicht entmutigen!

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