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Peter im Traum

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„Na los, aufwachen!“, dringt es von fern an Peters Ohr. Seine Mutter weckt ihn, bevor sie aus dem Haus stürmt. Draußen wartet schon Peters Vater im Auto, bereit für den Aufbruch in Richtung Arbeitstag.

Peter sinkt noch einmal in die Kissen zurück. Einen verschlafenen Moment später klingelt der Wecker als Zeichen der letzten Warnung. Die Schmach des Zuspätkommens in der Schule droht. Mit einer unbeholfenen Entschuldigung beim Betreten der Klasse und dem Vorbeischleichen am Lehrer blühen dabei weitere Punkte in der „aus dem wird doch nie was“-Wertung.

Peter kämpft sich mühsam vom Traumreich in den Tag. Eben noch ist er mit der Rettung der Welt beschäftigt gewesen, ist dafür auf Forschungsmission in die Tiefen des Weltalls gegangen – ganz normale Träume, wie sie jemand in diesem Alter hat. Nur träumt Peter vielleicht ein bisschen mehr als andere; nicht nur nachts, sondern auch am Tage, wenn er eigentlich wach ist.

Aber sein Traum ist jetzt erst einmal vorbei. Die Realität ruft. Sie heißt Gymnasium, 6. Klasse in der 10000-Seelen-Stadt Obertrolla. Gähnend macht sich Peter auf ins Bad. Der Spiegel zeigt einen eher dünnen Jungen, keine Heldenstatur. Mechanisch kämmt Peter seine dunkelblonden Haare. Sie sind kurz geschnitten und mehr praktisch als modisch. So hat er seinen Kopfschmuck bald gebändigt.

Peters Vorfreude auf die Schule ist sparsam, um es vorsichtig auszudrücken. „Von nichts kommt nichts“, predigt sein Vater immer. „Du musst dich anstrengen, wenn du etwas werden willst. Jeder muss das, selbst ein Fußballstar.“

Ja, Fußballstar – das wäre auch etwas für Peter, wenn es schon mit der Karriere als Raumfahrer oder Weltenretter nichts werde sollte. Tausende Fans jubeln ihm von den Rängen zu und balgen sich um sein Autogramm.

In der echten Welt spielt Peter zwar ganz gut Fußball, aber nicht vor tausenden Fans, sondern eher vor einer Hand voll Passanten, die bei Training oder Punktspiel kurz am Fußballplatz stehen bleiben, weil sie gerade nichts besseres zu tun haben.

Inzwischen hat Peter gefrühstückt und macht sich auf den Weg in die Schule – quer durch Obertrolla, „Guten Morgen, Peter! Na, gehts zur Schule?“, erschallt der Gruß eines Nachbarn. „Guten Morgen, Herr Persig!“, grüßt Peter artig zurück. Immerhin sind sie nett, die Leute hier. Herr Persig und seine Frau haben selbst keine Kinder. Dafür verwickelt der Nachbar Peter manchmal morgens in ein Gespräch. Dass er ihn dabei auf dem Weg zur Schule aufhält, kann ihm Peter verzeihen – gnädig wie er ist.

Peters Gedanken richten sich jetzt auf den bevorstehenden Schultag. Wenigstens haben sie heute kein Deutsch, bei Herrn Hauptmann, dem Strengen.

Um Peter herum wimmelt und lärmt es immer mehr. Er ist an seinem Ziel angekommen, in das die Schüler wie Ameisen hineinströmen. Einige heben sich dabei heraus. Da ist zum Beispiel der elegante Kalle, der eigentlich Karlheinz heißt und zwei Jahre älter als Peter ist. Er fährt schon Moped, heimlich, denn er hat noch keinen Führerschein. Ist es die Rebellion gegen die Gesetze oder ist es das Moped oder ist es beides? Keine Ahnung, jedenfalls ist Kalle ein Star. Er ist wie immer von seiner Clique umringt. Peter gehört nicht dazu, und er würde nicht einmal im Traum daran denken, sich das zu wünschen.

Das Läuten der Schulglocke beendet die Cliquenversammlung und auch Peters Gedanken. Er schwimmt im Strom der Ameisen in die Schule hinein.

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