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Vorwort

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Als ich am 27. April 1984 aus dem Grundwehrdienst bei den Grenztruppen der DDR entlassen wurde, dachte ich, dass dieses Kapitel für immer abgeschlossen wäre. Meine Erlebnisse waren mir einfach nicht wertvoll genug, um sie damals aufzuschreiben. Außerdem durfte man im ehemaligen Arbeiter- und Bauernstaat solche Erfahrungen nicht veröffentlichen.

Nach der Wende 1989 erschienen zahlreiche Bücher zu diesem Thema. Viele Autoren verallgemeinerten die Geschehnisse an der innerdeutschen Grenze. Andere wiederum verurteilten unser Verhalten, obwohl sie sich selbst nie in einer ähnlichen Situation befanden. Dabei besagt schon ein altes Indianersprichwort, man müsse erst 1000 Schritte in den Schuhen eines anderen Menschen gehen, bevor man sich ein Urteil über ihn erlauben dürfe. Deshalb begann ich Vergleiche anzustellen, wie es mir persönlich an der Grenze erging.

Solange Menschen, wie eine deutsche Rentnerin im fernen Chile, die Existenz des Schießbefehls leugnen und den Tod von DDR-Flüchtlingen als Dummheit bezeichnen, werde ich dagegen meine Stimme erheben. Diese Standpunkte der ewig Gestrigen erschütterten mich zutiefst und bildeten einen zusätzlichen Ansporn, Aufklärung zu betreiben. Auch wenn mir die Aussicht auf Erfolg bezüglich eines Umdenkens der Genannten äußerst gering erscheint.

Mein Buch sollte jedoch keine wissenschaftliche Abhandlung über den Schießbefehl werden. Vielmehr wollte ich zeigen, wie ich als junger Mensch damit umgegangen war. Zufällig entdeckte ich im Internet die beiden Bilder auf dem Buchumschlag, zwischen denen 22 Jahre liegen. Sie zeigen die Gemeinde Asbach in Thüringen, deren Einwohner besonders unter der Teilung Deutschlands litten. Diese Fotos steigerten mein Bedürfnis, die Gedanken von damals festzuhalten. Überrascht und erfreut von der Umgestaltung des ehemaligen Todesstreifens, wuchs meine Neugier, mir das Grüne Band, Europas längstes Biotop, selbst anzuschauen.

Ich kehrte nach Asbach zurück und beschloss, mein Schweigen zu brechen.

Ich hatte einen Schießbefehl

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