Читать книгу Satirische Sketche 3 - Paul Lammers - Страница 6

Kommissar Meyer? Nur über meine Leiche!

Оглавление

In einem Biergarten in Osselröde gab es eines heißen Sommerabends jede Menge gegrilltes Fleisch und alkoholische Getränkeso viel, als würde das Meer angezapft. Auch Kommissar Meyer und Funke feierten bis nach Mitternacht mit den Kollegen vom Polizeipräsidium. Am nächsten Morgen jedoch stehen sie stark schwankend vor ihrem Streifenwagen und haben ein Problem …

"Na dann, Funkgerät", brummt der Kommissar. "Funke und Handys aus und dann leg mal los und fahr uns zu einer Landstraße, hörst du! Keine Bundesstraße, aber eine Landstraße wo es Ruhe gibt und wir am Straßenrand ein Nickerchen machen können."

"Ach, Herr Kommissar, wie Sie wissen kenne ich Osselröde ja wie meine Westentasche."

"Worauf warten wir dann noch?", fragt der Kommissar, steigt mit schlotterenden Knien in den Wagen und nickt sofort ein. Um nun seinem Vorgesetzten eine Freude zu bereiten, tritt Funke richtig aufs Gas und fährt alles andere als schnurgerade durch Osselröde.

Nach nicht allzu langer Zeit findet er, müde wie er ist, eine ruhige Landstraße und stellt sowohl seinen Sitz als auch den seines Vorgesetzten, der bereits schläft, in Liegeposition.

Unter dem Gezwitscher einiger Vögel sinkt letztendlich auch Funke in den Schlaf und so befinden sich die beiden Polizisten gemeinsam in der Traumwelt. Eine Traumwelt, die weit, sehr weit weg ist von dem, was sich zu diesem Zeitpunkt unter ihre Nasen abspielt.

So findet da ein Mord statt, wobei der Täter mit einer Spraydose die Umrisse eines Körper auf der Landstraße markiert und das Opfer, das zufällig vorbeikommt genau an dieser Stelle blutbefleckt hinfällt. Genau in dem Moment, als nicht weit vom Streifenwagen, auf der Landstraße alle Drogendealer ihre Geschäfte abwickeln und sämtliche Stechmücken vorbeijoggende Politiker piesacken. Außerdem finden noch Bauarbeiten statt, durch die die Landstraße verlegt wird, und wo einst die Landstraße war, gibt es nun eine Wiese; eine Änderung, die schon auf Google-Earth ausgewiesen wird.

Und wie steht's nach längerer Zeit mit unseren Osselröder Polizisten? Nun, die liegen noch immer nur da und schnarchen so laut, dass man, wollte man sich zu ihnen setzten, einen offiziellen Gehörschutz bräuchte. Und während die Kühe an ihrem Wagen schnuppern, leuchtet das Display des Alkoholtestgerätes andauernd rot auf, vermutlich von den alkoholischen Dämpfen im Wagen.

Und komisch, als die Dämmerung anbricht wird Funke genau dann wach, als zwei Lausbuben, mit etwas Schwarzem unter den Armen, Reißaus nehmen und eine alte Dame hinter ihrem Gehwagen sich mühsam einen Weg über einen Feldweg bahnt.

Funke reibt sich die Augen, schaut auf die Szene und stoßt seinen Vorgesetzter an: "Herr Kommissar! Aufwachen! Ein Verkehrssünder!"

"Wie? Wer? Wo?", ruft der Kommissar vor sich hin, als sie einander angucken und beide einen lauten Schrei von sich geben.

"Um Gotteswillen, Herr Kommissar, Sie haben ja einen Bart!"

"Und du ja auch, Funke!", schreit der Kommissar.

Beide möchten sich im Rückspiegel vergewissern und knallen dabei mit ihren Köpfe zusammen. Sie beiden geben einen lauten Schrei von sich und durch den Schreck denkt der Kommissar, dass er hinter dem Lenkrad sitzt. Er will den Wagen starten, aber stellt stattdessen das Radio an. Eine Frauenstimme erklingt: … Und nun zu den Nachrichten für Osselröde und Umgebung … heute wurde am Rande unsere Kleinstadt, Richtung Drosseldude die alte Landstraße verlegt. Wir erhielten von einem aufmerksamen Bürger den Hinweis, dass sich dort schon seit geraumer Zeit auf einer Wiese ein Streifenwagen befindet …

Funke schaltet das Radio aus. "Na, so steht man am Straßenrand …"

"Und so auf der Wiese", ergänzt der Kommissar. "Wie lange haben wir denn um Gottes willen geschlafen?"

"Lange genug, dass einem ein Bart wachst, die Straße verlegt wurde und uns bald der Verkehrssünder durch die Lappen geht", antwortet Funke.

Mit noch immer trübem Blick schaut der Kommissar auf die alte Dame hinter ihrem Gehwagen. "Und kein Vorder- oder Rücklicht an dem Ding … na, Funke, worauf wartest du noch? Blaulicht an und hinterher!"

Funke startet den Wagen wie befohlen, gibt Gas und pflügt sich sofort den Grasboden – nichts rührt sich.

"Was zum Teufel …", ruft der Kommissar und beide Polizisten steigen knurrend aus. Mit einem Blick sehen sie, dass ihre beiden Hinterräder geklaut wurden. Im Gras liegt noch der Wagenheber.

"Verdammte Lausbuben, wenn ich die erwische!", schimpft Funke und starrt in die Dämmerung.

"Na, nun stehen wir da wie die Flaschen … und ich dachte schon als ich erwachte, dass der Wagen sich nach hinten neigt", erklärt der Kommissar, der zusammen mit Funke aussieht wie zwei gespenstische Kriminelle im zuckenden Blaulicht.

"Mein Vorschlag wäre, dass du zu Fuß hinter der Dame hergehst und ich mich mal bei unserer Dienststelle erkundige", seufzt der Kommissar.

"Mit dem Gehwagen ist sie bestimmt noch nicht weit gekommen", meint Funke.

"Richtig, dann nichts wie los", antwortet der Kommissar und stellt das Blaulicht aus.

Aus den Streifenwagen holt Funke sich eine Taschenlampe, aber die Batterien sind wohl leer.

"Dann versuch's mal ohne Licht", meint der Kommissar und Funke macht sich auf die Suche nach der Frau auf den Feldweg.

Der Kommissar schaut seinem Polizeimeister nach und ruft: "Bevor ich es vergesse, Funke … wenn ich es richtig gesehen habe, gibt es dort irgendwo auf der Wiese einen Graben."

Kaum hat er das gesagt, hört er einen lauten Plumps. Er schaltet das Fernlicht ein und sieht, wie Funke sich mühsam und ziemlich nass aus einem Graben hocharbeitet. Er macht zudem sein Handy und das Funkgerät an.

"Wagen vier … Kommissar Meyer, was ist los? Wagen vier, bitte melden!"

Der Kommissar will reagieren, aber sieht er, wie das Funkgerät auf einmal anfängt zu qualmen. Als er hineinpustet, schlagen Flammen daraus hervor und das Armaturenbrett fängt Feuer. Er greift nach dem Löschgerät im Wagen, aber da der bereits Feuer gefangen hat, ist es schon zu spät und der Innenraum beginnt in Windeseile zu brennen.

Der Kommissar nimmt gerade Reißaus, als sein Handy klingelt. "Meyer! Funke, du? Was ist los? … Ob Vollmond ist? Was soll der Quatsch? Nein, unser Wagen hat Feuer gefangen und gleich wird der Benzintank explodieren … aber wie steht es bei dir …?" Mitten im Satz fällt er, trotz des vielen Lichts von dem brennenden Wagen, vornüber in den Graben, in den zuvor der Funke gefallen war. Im Licht des Streifenwagens, der beim TÜV bestimmt nicht mehr durchkommen wird, geht er prustend unter.

Und als dann auch noch ein Polizeihubschrauber auftaucht und mit eingeschaltetem Suchscheinwerfer über ihnen kreist, geht er vor Schreck gleich wieder unter.

"Sie sind umzingelt … bleiben Sie wo Sie sind!", dröhnt es aus einem Megafon.

Nach Luft schnappend kommt der Kommissar hoch. Er krabbelt mit letzter Kraft aus dem Graben und fällt, im Licht der Scheinwerfer des Hubschraubers, todmüde ins Gras.

Am nächsten Tag sitzen zwei Polizisten im Büro im Polizeipräsidium und plaudern.

"… das Ende vom Lied war, dass die zwei Lausbuben die zwei Hinterräder vom Streifenwagen irgendwie an den Gehwagen montiert und so fröhlich die alte Dame vor sich hergeschoben haben."

"Trotz aller Streiche steckt in den Menschen auch meistens etwas Gutes … aber wie steht es eigentlich mit unserem Kommissar?"

"Der Kommissar? Nun, der Hauptkommissar soll zu ihm gesagt haben: Meyer? Kommissar von Osselröde? Nur über meine Leiche!"

"Ach, armer, armer Kommissar."

"Ja, der tut einem leid, der arme Kommissar."

Satirische Sketche 3

Подняться наверх