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Kommissar Meyer oder: Nichts hören, nichts sehen, geschweige denn Mord

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Wie die meisten Orte kennt auch die Kleinstadt Osselröde ein brausendes Nachtleben in Form eines Theaters, bunten Kneipen und Restaurants. Für den Sportfreund gibt es sogar am Rande Osselrödes eine Reitschule für Anfänger und vorgeschrittene.

Der Kommissar Meyer gehört zur ersten Kategorie, als er wie seine Frau auf einem Pferd durch den Wald reitet. Und auf Anhieb klappt es nicht zwischen dem Kommissar und seinem Pferd. Bereits nach einer Viertelstunde tut ihm der Hintern weh, weil er, anstatt mit den Bewegungen des Pferdes zu gehen, andauernd gegenläufige Bewegungen macht.

Es dauert dann auch nicht lange und er steht mit seinem Pferd ganz alleine im Wald. Selbst von seiner Frau gibt es keine heiße Spur mehr, so weit weg ist Sie anscheinend.

Er versucht vergeblich sein Pferd, das gerade herrliches Gras frisst, anzutreiben. Das führt natürlich nur dazu, dass er gleich darauf kopfüber vom Pferd stürzt und auf dem Bauch landet.

"Blöder Gaul!", brummt er, weil das Tier stoisch weiter frisst. Und tief in seinem Inneren wird wieder sein Trauma wach, als er als Kind auf dem Rücken seines Vaters Hoppe-hoppe-Reiter spielte, kopfüber runterfiel und schneller als die meisten Kinder die Zähne wechselte. Schon im Alter von zwanzig Jahren kamen die dritten Zähne in Betracht.

Da freut er sich natürlich, als er seine Frau auf ihrem Pferd näherkommen sieht.

"Bin ich aber froh dich zu sehen", ruft er erleichtert.

Seine Frau schaut sich die Lage an. "Ich glaube, dein Pferd hat die Schnauze voll, oder?"

"Das hier auf vier Beinen hat die Schnauze voll sagst du, und was denkst du von mir?" Er schaut böse auf sein Transportmittel. "Mein Hintern tut bereits so weh, als ob ich rektal untersucht wurde. So … ich lass ihn hier und laufe zurück zur Reitschule."

"Das kannst du nicht machen, das Pferd hier einfach zurücklassen", antwortet sie und nimmt die Zügel seines Pferdes.

Zu seinem großen Erstaunen läuft das Pferd einfach mit seiner Frau mit, als ob es ein Lämmchen wäre.

"Wie macht's du das?", fragt er und bleibt in sicherem Abstand von den Hinterbeinen.

Seine Frau lächelt nur, während ihr Mann brav hinter ihr her zur Reitschule zurücktrottet.

Neben der Reitschule gibt es ein Restaurant, wo man ausgezeichnet essen kann. Von nah und fern kommen die Gäste, um sich hier mal richtig verwöhnen zu lassen.

Nachdem sie ihre Pferden abgeliefert haben, gehen die beiden zu ihrem Auto, als der Kommissar zum Restaurant rüberschaut. "Wie wäre es denn vielleicht … könnten wir hier mal essen gehen, ich habe schon richtigen Appetit bekommen … und wer weiß, vielleicht haben die Pferdefleisch auf ihrer Speisekarte?"

"Rede doch keinen Unsinn … Pferdefleisch! Das wäre ja so, als würde man versuchen ein hyperaktives Kind mit RTL2 zu beruhigen."

"Schlechter Vergleich, trotzdem: wie stehst? Gehen wir essen?"

"Warum nicht", antwortet sie und sie schnappen sich, obwohl schon reger Betrieb herrscht, noch rechtzeitig einen schicken Tisch im Obergeschoss.

Sofort nimmt der Kommissar auf die Speisekarte. Und sofort sagt seine Frau streng: "Und keine Witze über Pferdefleisch, hörst du?"

"Ehrenwort", antwortet er kurz, als zwei Männer am Tisch unten ihnen im Erdgeschoss seine starke Beachtung finden.

"Nun, wie es auch sei, ich bin erstmal mit der Ermordung meines Gegners beschäftigt", sagt der eine Mann. "Die Leiche ist deine Abteilung."

Der andere Mann versichert sich, dass keiner der anderen Gäste lauscht. "Okay, aber was mit der Mordwaffe?"

Die Frau Meyer schaut zu ihrem Mann. "Was hast du auf einmal?"

Er rutscht mit dem Hintern auf dem Stuhl hin und her, hält den Finger vor den Mund und zeigt auf die Männer unten. Daraufhin schaut auch seine Frau auf die Männer.

"Das haben wir doch verabredet, das Pferd schluckt die Mordwaffe runter, oder?"

Erstaunt schaut Frau Meyer ihren Mann an, der die Ohren gespitzt hält.

"Aber die Mordkommission wird dort zuerst Suchen, meinst du nicht?"

"Vielleicht unter der Satteldecke, doch kaum in seinem Maul."

"Wie es aussieht, kommt vieles auf dich an."

Plötzlich klingelt das Handy des Kommissars. Die Sirene eines Streifenwagens heult auf einmal durch das Restaurant. Nervös sucht er die Taste um den Lärm auszuschalten, weil die Gäste alle aufschauen.

Als wieder Ruhe eingekehrt ist flüstert Frau Meyer ihrem Mann zu: "Die Männer da unten haben dich auch bemerkt, Heinz."

Eine Kellnerin erscheint an ihrem Tisch. "Was kann ich denn für Sie tun?"

"Scheiße!", lispelt der Kommissar, als darauf wieder die Sirene des Streifenwagens ertönt.

Die Frau Meyer guckt lachend die Kellnerin an. "Verzeihen sie bitte meinen Mann … nun, ich hätte gerne einen Weißwein und bringen Sie meinem Mann bitte ein Beruhigungsmittel, etwas das betäubt, fünf Liter Bier vielleicht."

"Meyer! Funke, du? Was ist los? Wieso ich leise spreche? Kannst besser mal zum Restaurant neben der Reitschule kommen, denn ich glaube wir haben hier eine Mordsache … "

"MORD", schreit die Kellnerin so laut, dass ihr die Zettel aus den Händen und dem Kommissar die dritten Zähne aus dem Mund fallen.

Wiederum schauen alle Gäste zu ihrem Tisch. Auch die zwei Männer unter ihnen.

Die Frau Meyer versucht nun alle zu beruhigen und guckt auf die Speisekarte, als der Kommissar rasch seine künstlichen Zähne wieder in den Mund drückt.

"Ach, lassen sie ihn nur … nun, ich hätte gerne den griechischen Salat und für meinen Mann, in Bezug auf seine dritten Zähne, ein zartes Beefsteak mit Bratkartoffeln."

Ihren Mann grinst nur. "Und Funke, hör genau zu: Wenn du hier eintriffst, dann lass die Jungs zuerst das Restaurant umzingeln." Weil ihm vom Reiten der Hintern noch immer wehtut, schiebt er ungemütlich den Stuhl hin und her.

Mit zitternden Händen nimmt die Kellnerin ihre Zettel vom Boden und schreibt die Bestellung auf. Rasch macht Sie sich aus dem Staub.

Nachdem der Kommissar sein Handy ausgeschaltet hat richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf die zwei Männer. Da diese jedoch ihr Essen bekommen haben, bleibt es erstmal ruhig.

"Nun, da haben wir den Salat", ruft seine Frau und schaut zur Küche.

Er sieht hinter sich eine Kellnerin mit einem Salatteller. "Das ging aber schnell."

"Nicht das Essen, du Dummkopf, ich glaube der Geschäftsführer kommt auf uns zu."

"Als ich mit Funke sprach hörte es sich an, als säße er schon im Streifenwagen, also es kann nicht lange dauern bis er hier eintrifft."

Kaum hat der Kommissar das gesagt, kommt mit viel Radau der Polizeimeister Funke reingestürmt. Sofort herrscht ein komplettes Durcheinander, wobei viele der Gäste, die doch nur gekommen waren, um sich mal ein wenig zu entspannen, so richtige Magenbeschwerden bekommen.

Kommissar Meyer von Osselröde mischt sich in die ganze Verwirrung ein, die ihren Gipfelpunkt erreicht, als sich herausstellt, dass die beiden vermeintlichen Mörder nur ein Bühnenstück besprochen haben. Ein Stück, das als Satire auf Krimis gilt und bei dem letztlich ein Pferd als Mörder entlarvt wird. Ein Pferd mit der Mordwaffe im Maul, womit es schießt und die Waffe am Ende schluckt.

Die Verhaftung des mutmaßlichen Täters treibt Funke die Schamesröte ins Gesicht. Er ist froh, als er endlich diesem schlechten Schauspiel entfliehen kann. Mit hoher Geschwindigkeit verlässt er in seinem Streifenwagen rasch den Tatort.

"Wie so oft hörst du nie richtig zu", sagt Frau Meyer, als Sie draußen bei ihrem Wagen stehen. "Hören, sehen und schweigen, weißt du noch?"

Das Pferd, auf dem der Kommissar vorher seine Reitstunde hatte, steht neben dem Parkplatz auf einer Weide und schaut ihn komisch an, als er dabei ist in seinen Wagen zu steigen.

"Das blöde Pferd schaut mich an, als säße es auf dem hohen Roß", brummt er.

"Ach, weißt du, ich hoffe, dass der Schriftsteller bald einen Schlussstrich unter diese blöde Geschichte zieht", sagt seine Frau grinsend.

Satirische Sketche 3

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