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I.5.1 Zur Definitheit und Referenz

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Definitheit1 ist die grammatische Kennzeichnung einer Entität als bekannt, wodurch sie in der Welt des Sprechers lokalisierbar wird. Der Terminus definit bedeutet ‚begrenzt‘, d.h. ein definiter Ausdruck sorgt dafür, dass das Bezeichnete durch eine sprachliche Eingrenzung für den Hörer oder Leser konkret bestimmbar wird. Somit referiert das sprachliche Element auf die außersprachliche Welt des Sprechers und Hörers. Dieses Phänomen nennt sich Referenz und wird mit Blühdorn (1995) wie folgt definiert: Sie ist ein „… irgendwie geartete[r] Bezug sprachlicher Zeichen auf Bestandteile der Außenwelt …“.2 Das so Bezeichnete wird Referent genannt. In einem nominalen Ausdruck, der sich aus einem Artikel und einem Nomen zusammensetzt, benennt das regierende Nomen einen Gegenstand oder Zustand etc. in der Welt des Sprechers und der Artikel deutet in dessen Richtung.

Erfolgreiches Referieren „… hängt vom Grad der Bekanntschaft zwischen Sprecher und Hörer, von ihrem Vorwissen, auch vom situativen Kontext (z.B. davon, was vorher Gesprächsthema war) ab. …“3 Das gemeinsame Wissen zwischen Sprecher und Hörer ist also in jeder sprachlichen Handlung entscheidend. Dabei erfüllt der Artikel eine koordinative Aufgabe, denn der Artikel liefert „… Hinweise auf die Art des Wissens, das zur Referentenbestimmung erforderlich ist. …“4 Ein referentieller Ausdruck ist in der Regel eine Phrase oder ein Satz, einzelne Wörter verfügen nur selten über diese Funktion. So macht ein Artikel aus einem Substantiv erst einen referierenden Ausdruck.

Wird eine referentielle Phrase zusätzlich als definit markiert, dann handelt es sich um etwas, das entweder zuvor bereits erwähnt wurde oder für die Gesprächsteilnehmer allgemein bekannt sein dürfte. Der Referent der Phrase kann somit vom Hörer eindeutig identifiziert und zugeordnet werden. Ein definiter, referentieller Ausdruck verweist nicht nur sprachlich in die Richtung des Bezeichneten, sondern es handelt sich um etwas ganz konkret Bestimmbares. Das sprachliche Herausgreifen einer spezifischen Entität aus einer beliebigen Menge an möglichen Referenten wird semantische Determination genannt.

Darüber hinaus besitzt Determination auch eine morphologisch-syntaktische Seite. Determination etabliert eine Relation zwischen dem Nomen und der Kategorie D, i.e. setzt NP und DP in einen Bezug. In der DP werden Definitheitsmarker erzeugt, die den funktionalen Kern der Phrase bilden, dessen Aufgabe es ist, die AGR-Merkmale der Phrase auszulösen. Zudem selegiert die DP das jeweilige Nomen und erscheint mit diesem kongruent, wenn es sich um eine Sprache handelt, in der Determinantien flektieren. Ferner ist es sprachspezifisch, ob Definitheit phonologisch oder morphologisch realisiert wird.

In der Regel fungiert ein definiter Artikel als default-Definitheitsmarker. Definitheitsmarkierung ist zwar die Hauptfunktion eines bestimmten Artikels, ist aber nicht allein auf diese grammatische Kategorie beschränkt, denn Pronomina oder attributive Elemente können ebenfalls zur Determination eingesetzt werden. So erhält bspw. ein Nomen, das durch ein Possessivpronomen oder ein Genitivattribut spezifiziert wird, einen gewissen Grad an Definitheit. Nomina, die durch weitere Elemente näher bestimmt werden, so dass ihre Referenz stärker markiert wird, werden also auch in gewisser Weise als [+definit] markiert. Gerade in alten Sprachen ist diese Überlegung wichtig, da diese einen Artikel, der in erster Linie Definitheit darlegt, erst ausbilden oder noch nicht besitzen. Dennoch sind diese Sprachen auch in der Lage Definitheit auszudrücken. Eine Phrase ist immer dann definit, wenn der Hörer/Leser einen passenden Referenten ermitteln kann, sei es durch Weltwissen oder durch spezifizierende Elemente.

Ferner ist für artikellose Sprachen, wie bspw. Latein, Löbels (1990) Vorschlag interessant. Demnach ist Definitheit in artikellosen Sprachen den Nomina inhärent. In ihrem Lexikoneintrag ist das Merkmal [+determiniert] verankert. Der Ausgangspunkt für diese Annahme ist das Beispiel lat. cani, das „… sowohl als ‚dem Hund‘ (d.h. definit) als auch als ‚einem Hund‘ (d.h. indefinit) interpretierbar [ist] …“.5 Die Interpretation von definit oder indefinit ist folglich kontextabhängig. Nur wenn ein Nomen nicht inhärent [+determiniert] ist, muss ein Marker genutzt werden, um Definitheit zu markieren. Pérennec (1993) kritisiert allerdings an Löbels Vorschlag, dass „… [d]ie kontextuellen Einwirkungen […] bei diesem Modell nicht berücksichtigt werden […] können. …“6 Dies ist ein Problem, denn ist ein Wort als [+determiniert] im Lexikon verankert, scheint es nicht möglich, es ohne Weiteres als indeterminiert zu interpretieren. Die vorliegende Untersuchung konzentriert sich jedoch auf Definitheit in Phrasen aus bestimmtem Artikel und Bezugswort, d.h. das grammatische Konzept wird vorrangig im Hinblick auf die zu analysierende Klasse respiziert. Definitheit in artikellosen Sprachen wird hier nicht weiter berücksichtigt.

Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen

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