Читать книгу Die innere Struktur der DP in den altindogermanischen Artikelsprachen - Pauline Weiß - Страница 9
I.3.1 Zur Anabasis, Buch II, von Xenophon
ОглавлениеDie Anabasis wird insgesamt in sieben Bücher gegliedert. Dies war allerdings nicht die ursprüngliche Einteilung. Hermann (1944) spricht von einer Gliederung in drei Teile und zwar
„… a) den Hinaufmarsch, Buch I, b) den Rückmarsch durch Kleinasien hindurch zu den ersten Griechen, bis ans Meer, bis nach Trapezunt, Buch II-IV, c) die weiteren Unternehmungen bis nach Pergamon, Buch V-VII. …“.1
Xenophon selbst ordnete die Anabasis jedoch in zwei Teile. Der erste Teil reicht bis zum Tod Klearchos und der anderen Führer, i.e. nach der modernen Einteilung Ende von Buch II, und der zweite Teil umfasst den Rest des Werkes, i.e. nach der modernen Gliederung Buch II–VII.
Die vorliegende Untersuchung nutzt, der zeitgenössischen Einteilung folgend, Buch II als Datengrundlage. Um das zweite Buch der Anabasis zu verstehen, ist es wichtig, den Inhalt des ersten Buches zu kennen. Es handelt davon, wie griechische Truppen unter Kyros gegen dessen Bruder, den Perserkönig Artaxerxes, ausziehen. Es gipfelt in einem großen Gefecht, der Schlacht bei Kunaxa, in der Kyros den Tod findet. Erst zu Beginn des zweiten Buches erfahren die Griechen, dass ihr Anführer Kyros in diesem Kampf gefallen ist. Der entscheidende Konflikt besteht darin, dass sich die Griechen als Sieger fühlen, da sie das gegnerische Heer erfolgreich in die Flucht schlugen, und die Perser ebenso der Ansicht sind, sie hätten gewonnen, da sie Kyros getötet haben.
Das zweite Buch der Anabasis besteht großteils aus Gesprächen und Debatten. Zum einen verhandeln die Griechen mit den Persern, ob sie, ihre Waffen abgeben und sich dem Großkönig Artaxerxes unterwerfen sollen. Zum anderen diskutieren die Griechen untereinander über ihre Situation, denn sie befinden sich ohne Anführer, ortsunkundig in einem fremden Land und kennen den Heimweg nicht. Zudem mangelt es ihnen an Nahrungsmitteln, was ihre Lage verschärft. Im Verlauf des Buches tritt Klearchos als der fähigste Stratege hervor, der der Situation gewachsen ist und schließlich die Führung der Griechen übernimmt. Ferner erweist sich Ariaios2, ein Nicht-Grieche, der in der Schlacht von Kunaxa auf der Seite von Kyros kämpfte, als Hilfe, die Griechen in ihre Heimat zu führen. So ziehen Griechen und Nicht-Griechen gemeinsam durch das persische Reich und versuchen dem Heer des Großkönigs auszuweichen. Dies gelingt jedoch nicht und sie treffen auf einen Teil der feindlichen Streitmacht. Zuerst erscheinen Herolde der Perser im griechischen Lager und wollen einen Waffenstillstand aushandeln, schließlich sogar Tissaphernes3 persönlich. Dieser präsentiert sich als Freund der Griechen und bietet an, sie in ihr Land zurückzubringen. Die Verhandlungen bilden einen umfassenden Teil des Textes. Im griechischen Lager werden Stimmen laut, die an der Redlichkeit des Tissaphernes zweifeln. Daher sucht Klearchos diesen auf, um in einem Gespräch mit ihm den herrschenden Argwohn zu beseitigen. Tissaphernes ist ebenfalls an einer Schlichtung interessiert, betont jedoch seine überlegene Position. Die beiden Strategen vereinbaren, dass Klearchos mit allen griechischen Hauptmännern und Feldherren in Tissaphernes Lager kommt, damit sie den Konflikt gemeinsam aus dem Weg räumen können. So begeben sich 20 Hauptmänner und etwa 200 Soldaten in das feindliche Lager. Dort angekommen, werden die Feldherren gefangen genommen, die Hauptmänner erschlagen und die Soldaten von Reitern attackiert. Das Buch endet mit der Hinrichtung der Feldherren und einem Nachruf. Xenophon beschreibt darin die Persönlichkeiten der Feldherren, ihre Qualitäten als Anführer, aber auch ihre Fehler.
Die Anabasis II basiert also auf Dialogen, i.e. Beratschlagungen, Diskussionen sowie Verhandlungen. Sehr detailreich wird, als eine Art Gegengewicht, der Marsch durch das persische Gebiet beschrieben, besonders im Hinblick auf geographische Angaben.
Xenophon, der Autor der Anabasis, geboren um 430, nahm selbst an dem Kriegszug teil, den er beschreibt. Mit seinem Werk begründet er „… die literarische Gattung der Autobiographie […] wie die des Kriegstagebuchs …“.4 Die Teilnahme an dieser militärischen Operation führte zur Verbannung Xenophons aus seiner Heimatstadt Athen, da Kyros ein Feind dieser Stadt war. Xenophon lebte anschließend im Exil in Sparta.