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Lernen aus der Vergangenheit, Lieben in der Gegenwart

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Emilia

Hoffentlich war mein Referat gut genug, um die bessere Note in Geschichte zu bekommen. Die Klasse applaudiert, scheint ihnen gefallen zu haben. Andererseits klatschen sie auch, wenn sie nicht zu gehört haben und nur mitbekommen, dass das Referat vorbei ist. Also kann ich auf den Applaus nicht wirklich was geben. Ich muss wohl auf die Reaktion meines Lehrers warten. Herr Apostel benotet eigentlich relativ gut, aber dieses Halbjahr meinte er, dass es für eine Zwei nicht mehr reichen würde. Darauf sagte er aber auch sofort, dass er sich mit einem Referat noch umstimmen lassen könnte. Also stehe ich jetzt hier vor der Klasse und warte auf die Reaktion von Herrn Apostel. Er sitzt auf meinem Platz, den er eingenommen hat nachdem ich zur Tafel gegangen war. Nun sitzt er da und klatscht. Als die Klasse wieder zur Ruhe gekommen ist, sagt er nur: „Danke Emilia, für dieses sehr interessante Referat. Du kannst dich nun auch wieder setzen.“, und deutet mit der Hand auf meinen Platz.

Nach dem Unterricht bin ich hier im Klassenraum geblieben, weil Herr Apostel mich noch sprechen wollte. Ich stehe am Lehrerpult und gucke meinem Lehrer dabei zu wie er irgendetwas ins Klassenbuch einträgt. Nach einer Weile guckt er auf und meint: „Emilia, dein Referat war wirklich relativ gut, du scheinst dich für das Thema zu interessieren.“, „Naja, es ist ein sehr wichtiges Thema. Wir müssen über den Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg reden.“, antworte ich nur darauf. Wirklich für das Thema interessiert habe ich mich anfangs nicht. Aber man hat sich schnell in dem Wikipedia-Artikel festgelesen und so verging die Zeit und es wurde immer interessanter. Nach nur kurzer Zeit hatte ich genug Informationen zusammen. Herr Apostel räuspert sich und reißt mich so aus den Gedanken. „Ist alle gut bei dir?!“, fragt er und schaut mich besorgt an. „Jaja, alles bestens. Welche Note bekomme ich denn nun auf dem Zeugnis?“, frage ich um etwas abzulenken. Herr Apostel denkt nach und meint: „Das Referat war sehr gut. Ich denke schon, dass wir dir noch eine Zwei auf dem Zeugnis geben können.“, „Danke, schönen Tag wünsche ich Ihnen.“, „Danke, dir auch.“, sagt Herr Apostel noch, klappt das Klassenbuch zu und ich verlasse den Raum. Vor dem Klassenraum steht Jan, ein Klassenkamerad von mir. Er scheint auf mich zu warten und guckt mich erwartungsvoll an. „Was gibt‘s?“, frage ich und schaue ihn an. Er lächelt und meint: „Nichts, ich wollte dir nur zu dem gelungenen Referat gratulieren.“, ich schmunzele: „Du hast mir zugehört, ich hatte eher das Gefühl, die Klasse scheint das Thema nicht wirklich zu interessieren?!“ „Die Klasse vielleicht nicht, mich schon“, meint er und wir fingen an ein paar Schritte zusammen den Schulflur runter zugehen. „Danke“, sage ich, warum weiß ich selber nicht so genau. Er sagt nur: „Für dich immer.“, und wir gehen einfach schweigend weiter den Schulflur runter. Irgendwie muss ich lächeln.

Die letzte Stunde war vorbei und ich mache mich auf nachhause, so schnell ich kann. Ich bin an der Bahnhaltestelle vor der Schule angekommen und steige in die schon wartende Bahn. Die Bahn ist wie immer nach Schulschluss relativ voll, dennoch habe ich noch einen Platz bekommen. Zwar zum Gang hin und nicht am Fenster, aber ich kann sitzen. Die Bahn fährt los und ich fange an, meinen Gedanken einfach freien Lauf zu lassen. Ich denke über Jan und unseren kleinen Spaziergang über den Schulflur nach, über mein Referat, von dem ich noch Mama erzählen will und über meinen bevorstehenden Krankenhaustermin. Die Bahn hält plötzlich ziemlich abrupt an und reißt mich aus meinen Gedanken. Nach zwei Schrecksekunden fällt mir auf, dass das hier ja schon meine Station ist. Ich springe auf und drängele mich durch die volle Bahn zur Tür, um auszusteigen. Kurz bevor die Tür schließt, springe ich heraus. Komplett aus der Puste warte ich zwei Minuten am Bahnsteig, bis sich mein Atem wieder beruhigt hat und gehe dann langsam nachhause. Auf dem Weg fallen meine Gedanken wieder zu Jan und ich frage mich, was er gerade wohl macht. Kurz darauf stehe ich schon vor unserer Wohnungstür und meine Mutter öffnet mir: „Na, mein Schatz! Wie war‘s in der Schule? Hat dein Referat alle umgehauen?“ „Hey Mama, ja war ganz gut.“, antworte ich nur kurz angebunden, in der Hoffnung, dann einfach gleich in mein Zimmer verschwinden zu können. Auf einmal habe ich keine Lust mehr, mit ihr über mein Referat zu sprechen. Aber falsch gedacht: „Och Emilia, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen? Hast du die bessere Note bekommen?“, hakt Mama nochmal nach und ich antworte ihr, während ich schon halb in meinem Zimmer bin: „Klar, ich hab die bessere Note bekommen.“ Ich schließe die Tür hinter mir, lasse mich auf mein Bett fallen und meinen Gedanken wieder freien Lauf. Von Jan, über Oma Astrid bis hin zu meinem Geburtstag, der ja bald ist. Ob Jan weiß, dass ich demnächst Geburtstag habe?! Mit den Gedanken an Jan und meinen Geburtstag versinke ich langsam, aber sicher in einen wunderschönen Tagtraum und döse vor mich hin.

Herzstillstand

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