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Viertes Kapitel
ОглавлениеIn dieser Nacht setzte sich das Fieber in der Brust des Fremden fest. Rachel glaubte mit Sicherheit, er werde den Sonnenaufgang nicht erleben.
Bei jedem Atemzug schien er buchstäblich zu ertrinken. Es war schrecklich mit anzuhören, wie die Luft in seiner Lunge gurgelte und dann röchelnd und stoßweise aus seiner Kehle drang. Sie wartete mit Schrecken darauf, daß nach jedem erstickten Ringen nach Luft der Kampf zu Ende sein würde.
Aber sie wollte ihn nicht einfach sterben lassen. In den ersten Stunden, als er noch schlucken konnte, flößte sie ihm Zwiebelsirup ein. Sie zog ihm das schweißnasse Nachthemd aus und wusch ihn von Kopf bis Fuß. Während sich das Essigwasser auf dem fiebrigen Körper so schnell in Dampf verwandelte, daß das ganze Zimmer davon erfüllt war, betete sie für ihn.
Sie flehte den Himmel nicht an, ihm das Leben zu retten, denn sein Leben lag bereits in Gottes Hand. Sie betete nur für die Seele des Fremden. Rachel wußte aus Erfahrung schon lange, daß nicht alle mutterlosen Lämmer gerettet werden konnten.
Einmal, mitten in der Nacht, glaubte sie, er sei wieder bei Bewußtsein. Wie von Furien gejagt, versuchte er krampfhaft, sich aufzusetzen. Sie beugte sich vor und legte ihm behutsam den Arm um die Schulter, um ihn zu beruhigen. Dabei achtete sie darauf, nicht an die Wunde oder an den gebrochenen Arm zu stoßen. Er röchelte. Die Rippen schienen den Brustkorb sprengen zu wollen. Der Verband glänzte im schwachen Lampenschein feucht und schwarz. Er hatte endlich den Revolver losgelassen. Sie sah darin ein untrügliches Zeichen dafür, daß er dem Tod sehr nahe war.
Plötzlich hob er die Hand. Seine Finger legten sich um ihre Kehle, als wolle er sie erwürgen. Er hielt sie fest. Sie starrte auf sein Gesicht und war von den glühenden dunklen Augen wie gebannt.
»Du Hund!« stieß er keuchend hervor. »Ich bring dich um, du verdammter Hund ...«
Seine Finger krallten sich so fest um ihren Hals, daß es weh tat. Sie packte sein Handgelenk und stemmte sich mit dem Knie gegen den Bettrand, um sich zu befreien. Aber er drückte immer fester zu, bis sie keine Luft mehr bekam. Rachel spürte ein heftiges Brennen in der Brust. In ihren Ohren rauschte und dröhnte das Blut. Alles um sie herum begann zu schwanken.
Da ließ er sie so abrupt los, daß sie auf ihn fiel. Die Luft schoß schmerzhaft in ihre Lunge. Sie stieß einen Schrei aus. In ihrer Angst sprang sie auf und taumelte durch das Zimmer.
Er hatte bereits wieder das Bewußtsein verloren, aber er atmete röchelnd. Sie legte benommen die Hand an den Hals und versuchte, das innere und äußere Gleichgewicht wiederzufinden. Mitleid und Entsetzen lähmten sie beinahe so wie sein Griff um ihren Hals. Sie hatte den Haß in seinen Augen gesehen. Welch seelischen Schaden mußte ein Mensch erlitten haben, um von einem so abgrundtiefen Haß erfüllt zu sein.
Rachel wußte nicht genau, wie lange sie schon wie erstarrt mitten im Zimmer stand. Schließlich wurde ihr bewußt, daß er am ganzen Körper vor Schüttelfrost zuckte. Sie deckte ihn mit den Laken und der dicken Steppdecke zu. Als das nichts half, holte sie noch eine Decke aus dem Schrank. Aber das unkontrollierte Zucken und Beben wurde immer heftiger. In ihrer Verzweiflung zog sie die Schuhe aus und legte sich angezogen neben ihn, um ihn mit ihrem Körper zu wärmen.
Sie hatte bisher nur einen Mann in den Armen gehalten, und das war Ben gewesen. Der Unterschied zwischen seinem Körper und ihrem eigenen hatte sie stets aufs neue fasziniert. Sein Gewicht und seine Größe waren so überwältigend und konnten gleichzeitig so tröstlich wirken. Die dichten Haare auf seiner Brust und an den Beinen waren etwas Warmes und Weiches, an das sie sich schmiegen konnte. Sie liebte seinen glatten und starken Rücken. Sie staunte darüber, daß sich die Haut eines Mannes so weich anfühlte, obwohl sich darunter Muskeln und Sehnen befanden, die seinem Körper Härte und Stärke verliehen.
Die Erinnerung an Ben, den sie in den Armen gehalten hatte, war beinahe unerträglich.
Ein Mann wie dieser Fremde hat Ben umgebracht, dachte sie. Er hat ihn an einem Seil aufgehängt und dabei gelacht. Mein Ben mußte auf grausame Weise sterben. Das alles nur, weil die Anderen kein Gewissen haben und töten, so wie dieser Mann, der sich Kain nennt.
Rachel wehrte sich gegen die Einflüsterungen des Teufels. Sie durfte sich diesen schwarzen Gedanken nicht überlassen. Solche Anfechtungen kamen immer dann, wenn sie schwach und müde war. Der Fremde hatte ihr nichts getan. Sie durfte ihn nicht für das verantwortlich machen, was die Anderen ihr angetan hatten. Sie konnte ihm keine Schuld an dem geben, was mit Ben geschehen war, sonst würde sie so werden wie dieser Fremde. Der Zorn und der Haß, so wie sie in ihm brannten, würden schnell Teil ihres Wesens werden.
Als sie später in der grauen Stunde, die der Morgendämmerung vorausgeht, seinen von Fieberschauern zitternden Körper immer noch an sich drückte und ihr Gesicht dicht neben seinem Gesicht lag, hoben sich seine nassen Augenlider etwas.
»Verlaß mich nicht«, flüsterte er tonlos, und in seinen blauen Augen lag das ganze Leid der Welt, in der es für ihn weder Glück noch Frieden gab.
Er starb in dieser Nacht nicht und auch nicht in der nächsten. Am zweiten Tag kam Doktor Henry auf die Farm. Er setzte ein Trichterstethoskop, wie er es nannte, auf den Brustkorb des Fremden und hörte ihn ab. Er runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf und sagte: »Wer behauptet, nur die guten Menschen sterben jung, war noch nie in Montana.«
Bevor er ging, gab ihr der Arzt Laudanum, um, wie er sagte: »Ihrem Lamm das Hinübergehen zu erleichtern, denn wenn er erst dort ist, wohin er unterwegs ist, wird er mit Sicherheit genug zu leiden haben.«
In der dritten Nacht schlief Rachel irgendwann ein, während sie neben dem Bett kniete und betete. Als sie im Morgengrauen erwachte, lag sie halb auf dem Bett und hielt seine Hand. Benommen und verwirrt, wie sie war, wußte sie nur, daß sich etwas verändert hatte. Dann wurde ihr klar, was. Im Zimmer war es still. Das würgende, röchelnde Keuchen des Fremden hatte sich in das langsame gleichmäßige Atmen eines tiefen Schlafs verwandelt.
Die weiße Wintersonne fiel durch das Fenster und versilberte wie die Ränder einer Wolke die Umrisse seines Körpers. Er schien plötzlich kein Mensch mehr zu sein, sondern eine Statue aus Stein. Sie kniete vor dieser Statue wie die Heiden, die sich ein Bildnis ihrer Götter machen, um sie anzubeten.
Bei diesem Gedanken mußte sie lächeln. Er war keine heidnische Statue, sondern ein Mensch. Er lag auf einem ganz gewöhnlichen alten Betttuch. Es war vom vielen Kochen und Waschen grau und dünn geworden. Sein Fieberschweiß hatte große, nasse Flecken darauf hinterlassen. Wenn ich ihn so ruhig ansehe und dabei lächeln kann, muß ich meine Angst vor ihm verloren haben, zumindest einen Teil meiner Angst, dachte sie.
Sie stand stöhnend auf und fühlte sich zerschlagen. Im Schlaf wirkte sein Gesicht zum ersten Mal friedlich. Es schien ihr merkwürdig, daß sein Gesicht ihr vertraut sein konnte und doch ihrem Herzen nicht nahestand.
Das Fieber war gesunken. Sie dachte an die hungrigen Schafe und daran, Benjo zur Schule zu schicken. Aber sie zögerte, den Fremden allein zu lassen.
Sie nahm die Glyzerinsalbe vom Nachttisch und rieb seine vom Fieber aufgesprungenen Lippen damit ein. Sie wurde sich dabei plötzlich der Intimität dessen, was sie tat, auf eine Weise bewußt, wie es nicht der Fall gewesen war, als sie seinen Körper an sich gedrückt hatte. Eine seltsame Verbundenheit mit ihm hatte sich eingestellt. Nicht die Verbundenheit der Freundschaft und Fürsorge, denn er war ja einer der Anderen. Sie hatte jedoch plötzlich das sichere Gefühl, daß er ihr aus einem ganz bestimmten Grund geschickt worden war.
Aber war das nicht nur Eitelkeit? Sie hatte ihm zweimal das Leben gerettet und glaubte jetzt möglicherweise, einen Anspruch auf ihn zu haben. Der Fremde hatte sich dem Teufel verschrieben. Sein Herz kannte nichts als Haß. Er tötete kalt und ohne Gewissen. Wie viele Todsünden mochte er auf sich geladen haben?
Und doch! Gott war der Schöpfer aller Dinge. Konnte es für Ihn eine Seele geben, die verloren war?
Rachel drückte das Kinn auf den wackligen Stoß Anmachholz in ihren Armen und stieß mit der Hüfte die Tür auf. Sie hatte mit ihrer kostbaren Ladung beinahe die Holzkiste erreicht, als sie ein Stöhnen hörte.
Das Holz entfiel ihren Armen und landete polternd auf dem Küchenfußboden. Sie rannte mit einem Gebet auf den Lippen zur Schlafzimmertür. Noch einen Fieberanfall würde er nicht überleben. Auch sie würde das nicht noch einmal überstehen.
Er lag aber nicht wieder im Sterben. Wenn überhaupt, dann schien McDuff das Zeitliche zu segnen. Der Hund lag lang ausgestreckt neben dem Fremden auf dem Bett und ließ sich am Bauch kraulen. Auf ihrer besten Steppdecke hatte das unverschämte Tier zu allem Überdruß die schlammigen Abdrücke seiner Hundepfoten und Sabberflecken hinterlassen.
»Raus! Weg!« schrie sie auf deitsch.
McDuff sprang mit einem Satz vom Bett und drückte sich mit eingekniffenem Schwanz an die Wand. Der Hund verstand natürlich nicht ihren Zorn. Sie zwang sich zu etwas mehr Gelassenheit und schickte McDuff mit einer stummen Geste aus dem Zimmer.
Der Fremde hatte den Kopf leicht schief gelegt und musterte sie mit fragenden Augen. Er schien zum ersten Mal, seit das Fieber vor drei Tagen eingesetzt hatte, wieder völlig bei Bewußtsein zu sein.
»Guten Morgen«, sagte sie und räusperte sich.
Er schien sie eine Ewigkeit anzusehen. Dann lächelte er sie unerwartet an. »Morgen.«
»Es tut mir leid, daß McDuff Sie geweckt hat.« Da er sie nicht zu verstehen schien, fügte sie hinzu: »Der Hund ist eine wahre Pest.«
Seine Mundwinkel verzogen sich belustigt. Diesmal war es kein richtiges Lächeln. »Wie kann man einen armen Hund ›McDuff‹ nennen?«
»Den Namen hatte er schon, als wir ihn von einem schottischen Schafzüchter im Nachbartal bekommen haben. Später sagte uns Doktor Henry, daß der Name aus einem Theaterstück über einen König stammt, der auf grausame Weise ermordet wurde. Aber da ließ sich nichts mehr ändern, denn der Hund hielt sich bereits für McDuff.«
Der Fremde lachte leise und mußte husten. Plötzlich schien er über sich selbst zu staunen, als lache er eigentlich nicht oft. Sein Lachen verblüffte auch Rachel so sehr, daß sie errötete.
Sie fühlte sich verunsichert. Sie wußte wenig über die Anderen, über ihre eigentümlichen Sitten und merkwürdigen Gedanken. Trotzdem änderte das nichts an dem unerklärlichen Gefühl der Verbundenheit mit ihm. Vermutlich lag es an dem, was sie in den vergangenen Tagen miteinander durchgemacht hatten. Man konnte unmöglich einen sterbenden Mann an sich drücken, ohne danach das Gefühl zu haben, ihn zu kennen, selbst wenn man ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht kannte.
Rachel suchte krampfhaft nach Worten, um das verlegene Schweigen zu überbrücken und das Unbehagen zu durchbrechen. Er lag etwas höher in den Kissen, als habe er versucht, sich aufzurichten. Offensichtlich hatte er jedoch festgestellt, daß ihm die Kraft dazu fehlte.
»Wie fühlen Sie sich, Mr. ... Kain?« fragte sie. Es fiel ihr schwer, den Mann bei diesem Namen zu nennen. Aber vielleicht war es wie bei »McDuff« nur eine Sache der Gewohnheit.
Sein Mund straffte sich beinahe zu einem Lächeln. »Ich fühle mich so schwach und elend, daß ich glaube, ich sollte mich noch einmal bei Ihnen bedanken. Wie lange war ich jetzt krank?«
»Zwei Tage und drei Nächte. Sie sollten Gott danken, denn Sie sind nur durch ein Wunder noch am Leben.«
»Ich nehme an, eine Betschwester wie Sie muß es wissen.« Er schwieg und sprach erstaunlich mühelos weiter. »Am ersten Morgen sah es eine Weile so aus, als wüßten Sie nicht so genau, ob Sie mir die Schüssel an den Kopf werfen und mich zur Hölle schicken sollten.« Er lachte wieder leise. »Sie haben sich offenbar dann doch entschieden, auf die Knie zu sinken und für meine Rettung zu beten.«
Gegen ihren Willen mußte sie lächeln. Aber dann wurde sie wieder verlegen. Es fiel ihr schwer, ihm in die Augen zu blicken. »Also, wie geht es Ihnen wirklich?« fragte sie, und es klang etwas zu laut. »Ich meine, kann ich Ihnen etwas bringen?«
»Nun ja«, antwortete er. »Ich bin mit einer so trockenen Kehle aufgewacht, daß ich dachte, ich sei völlig ausgedörrt. Dann stand, o Wunder, neben dem Bett ein Krug Wasser. Vielen Dank ...« Er blickte seufzend an die Decke. »Jetzt aber habe ich einen solchen Hunger, daß ich einen Bären mit Fell und Krallen verschlingen könnte. Glauben Sie, der liebe Gott könnte noch ein Wunder wirken und mir in Seiner großen Güte etwas Eßbares gewähren?«
Sie legte die Hand auf den Mund, um nicht laut zu lachen, und verließ schnell das Zimmer.
Es war, als sei sie aus einem Traum erwacht und befinde sich an einem Ort, den sie noch nie gesehen hatte. Sie stand mitten in ihrer Küche, in einem Haus, in dem sie seit Jahren lebte, und sah sich staunend um. Sie legte die zitternde Hand an den Kopf. Ich bin übermüdet, dachte sie, und ich fürchte mich immer noch vor ihm.
Eine mädchenhafte Schüchternheit überkam sie. Bei den Leuten aus der Stadt war sie immer vorsichtig. Wenn die Anderen boshaft zu ihr waren, dann hatte sie sich ergeben in ihr Schicksal gefügt, wie das alle Siedler taten. Aber Angst, wie vor ihm, hatte sie noch nie gehabt. Das hatte nichts mit dem zu tun, was Ben widerfahren war. Nein, diese Angst saß tiefer. Es war, als sei ihr innerstes Wesen von etwas Unbekanntem bedroht.
Sie rief sich energisch zur Ordnung. Ihr Patient hatte Hunger. Wenn ihr auch im Augenblick so vieles unklar schien, wenigstens das eine wußte sie, wie seinem Hunger abzuhelfen war.
Sie legte Zwieback in eine Schale und goß heiße Milch darüber. Das würde ihm guttun. Als sie wieder ins Schlafzimmer trat, hatte er sich in ihrer Abwesenheit etwas weiter nach oben geschoben, so daß er aufrecht gegen die Kissen lehnte. Doch nach der Anstrengung standen ihm Schweißperlen auf der Stirn, sein Gesicht war blaß, und er preßte vor Schmerzen die Lippen zusammen.
Sie sagte nichts, als sie den Schaukelstuhl neben das Bett zog. Sie löste die steifen Bänder ihrer Haube und schob sie über die Schulter. Dann wartete sie mit der Schale in der Hand einen Augenblick, für den Fall, daß er vor dem Essen stumm betete.
Das tat er nicht. Er sah den Zwieback in der heißen Milch und verzog das Gesicht zu einer Grimasse, wie sie das bei Benjo bestens kannte.
»Meine Zähne«, sagte er, »hatten sich auf etwas eingerichtet, was sich kauen läßt.«
»Ich bezweifle, daß Ihr Magen etwas vertragen kann, das Ihre Zähne kauen müssen.«
»Ich bin so ausgehungert, daß mein Magen bestimmt sogar Steine verdauen würde.«
Sie lachte beinahe wieder. Mit seiner charmanten Art war er ihr immer wieder überlegen. Er hatte die verschiedensten Arten zu lächeln, und sie lieferte ihm ungewollt immer neue Anlässe für seine freundlichen Neckereien. Eigentlich sollte sie Gott dafür danken, daß er sie mit Lächeln und Scherzen bedachte, anstatt sie mit seinem Revolver zu bedrohen.
Sie führte einen Löffel Zwieback mit Milch an seinen Mund.
Er griff nach ihren Fingern, die den Löffelstiel hielten. »Ich schaffe es allein«, sagte er. Sein blasses Gesicht errötete leicht. »Ich schaffe es allein, wenn Sie die Schale halten ... bitte.«
Sie ließ den Löffel los, um seinen Stolz nicht zu verletzen.
Sie hielt ihm die Schale und sah zu, wie er aß. Sie beobachtete seine Hand, das leichte Beugen und Strecken von Muskeln und Sehnen, und sie dachte unwillkürlich an das Gefühl dieser Hand an ihrer Kehle und an die rohe Kraft der Finger. Sie beobachtete seine Lippen, die sich über dem Löffelrand schlossen, und sie dachte daran, daß der Mund sehr wohl die Wildheit seines Wesens verriet. Sie beobachtete das etwas gesenkte Gesicht und dachte an seine langen und dichten Wimpern, die Schatten auf die Wangenknochen warfen. Sie hatte noch nie solche Wimpern gesehen – weder bei einem Mann noch bei einer Frau.
Und dann dachte sie an den Spruch aus der Bibel, den Noa zitiert hatte, daß man nicht gleichzeitig aus dem Becher des Herrn und dem des Teufels trinken könne.
Etwa eine Stunde später stand sie draußen auf dem Schlitten und fütterte die Schafe, als sie Benjo schreien hörte.
Ihr Sohn stürmte mit McDuff auf den Fersen aus dem Haus. Der Junge rannte so schnell, daß er den Hut verlor und der Schlamm um ihn herum hoch aufspritzte. Rachel stieß die Gabel in einen Heuballen, sprang vom Schlitten und lief ihm nach.
Am Bach holte sie ihn ein. Sie packte ihn am Arm und hielt ihn fest. Benjo sah verängstigt aus, aber auch schuldbewußt.
»Benjo ...« Nach dem Schrecken und dem Rennen mußte sie erst einmal tief Luft holen. »Benjo, was ist passiert?«
»Ni-ni-nichts!«
Er wollte weglaufen, aber sie hielt ihn an den Schultern fest. Sie sah ihn prüfend an. »War es der Fremde? Hat er dir etwas getan? Wenn er dich angerührt hat ...«
»Nein!« Benjo schüttelte den Kopf. »Da-da-das hat er nicht getan!« Er riß sich los und rannte davon. McDuff sprang bellend hinterher und hielt das Ganze offenbar für ein Spiel. Diesmal ließ Rachel den Jungen laufen. Offenbar hatte ihn etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, aber ihm war nichts geschehen. Wahrscheinlich würde sie im Augenblick nicht mehr aus ihm herausbekommen. Benjo vertraute sich ihr selten an, wenn er Schwierigkeiten hatte.
Sie kehrte jedoch sofort ins Haus zurück und nahm sich nicht einmal die Zeit, die Schuhe an dem alten Sack abzutreten, den sie auf der Veranda liegen hatte, damit der Küchenboden nicht ganz so schmutzig würde.
Sie hatte das Gefühl, mit drei Schritten die Küche zu durchqueren. Doch als sie ins Schlafzimmer trat, blieb sie verblüfft an der Tür stehen. Der Fremde schien tief in Gedanken versunken. In den langen Stunden, in denen sie ihn pflegte, hatte sie eine ihrer Hauben, die in die Wäsche sollte, über den Bettpfosten gehängt und sie dann vergessen. Er hatte sie in der Hand und hielt sie gegen das Licht. Er schien durch das dünne Gewebe seine Finger zu betrachten. Seine Haut war beinahe so weiß wie der Batist.
»Was haben Sie mit meinem Sohn gemacht?« fragte sie.
Er hob den Blick von der Haube und sah sie an. »Hat er einen Frosch im Hals?«
Sie trat neben das Bett und blickte ihn streng an. »Was haben Sie getan, um meinen Sohn zu erschrecken?«
Er legte die Haube auf die Bettdecke und fuhr mit den Fingern über eines der Bänder. Doch er wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht. »Wenn jemand erschrocken sein sollte, dann wohl eher ich. Ich bin plötzlich aufgewacht. Er beugte sich über mich, so daß sich unsere Nasen beinahe berührten. Dann fing er wie eine Fontäne an zu spucken. Ich habe nur mit dem Finger auf ihn gedeutet ...« Seine Mundwinkel hoben sich langsam. »Nun ja, vielleicht habe ich ›Peng‹ gesagt.«
Rachel wurde plötzlich kalt. Was er getan hatte, war gemein. Eben noch hatte er gelächelt, aber jetzt waren seine Augen wieder kalt und ausdruckslos. Sein Gesicht wirkte abweisend und hart.
Doch dann richtete sich sein Blick auf die Haube in seinem Schoß. Er fuhr mit dem Finger an der gestärkten Mittelfalte entlang. »Ich mag keine Überraschungen, Mrs. Yoder. Ich dachte, Ihr Sohn sollte das wissen.«
Der seltsame Anflug von Müdigkeit in seiner Stimme rührte sie, und sie verstand. Wie schrecklich, dachte sie, immer wachsam sein zu müssen. Sich nirgendwo und bei niemandem sicher fühlen zu können.
»Mr. Kain, Sie jagen uns in so kurzer Zeit einen Schrecken nach dem anderen ein, daß wir kaum Zeit haben, uns davon zu erholen.«
»Ich möchte nur, daß Ihr Sohn vorsichtig ist«, erwiderte er langsam und sah sie wieder an. »Aber ich möchte nicht, daß er Angst hat. Und Sie sollen auch keine Angst vor mir haben.«
Er ließ die Haube los. Einen Augenblick lang glaubte sie, er werde nach ihrer Hand greifen. Aber was er dann tat, erschreckte sie viel mehr. Er legte die flache Hand auf ihre Bibel, die sie auf dem Nachttisch liegen hatte. »Ich schwöre Ihnen, Mrs. Yoder, bei dem Buch, von dem Sie so viel halten, daß ...«
»Nein, das dürfen Sie nicht tun!« Instinktiv legte sie ihm den Finger auf den Mund, um ihn am Weitersprechen zu hindern. Bei der Berührung durchzuckte es sie wie manchmal, wenn sie bei einem Sommergewitter die Fingerspitzen an die Fensterscheibe drückte. »Sie dürfen mir nichts auf die Bibel schwören. Ein Schwur ist von großer Bedeutung. Man darf nur Gott etwas schwören, denn ein Schwur bindet für das ganze Leben.«
Sie hatte den Finger sofort wieder von seinen Lippen genommen. Doch sie hatte ein merkwürdiges Gefühl, sie spürte eine Art Brennen in ihrem Finger. Schnell ballte sie die Hand zur Faust und schob sie unter die Schürze.
Er sah sie auf seine eindringliche Art an, ohne die Hand von der Bibel zu nehmen. Dann legte er die Hand wieder in den Schoß, und seine Finger strichen ganz leicht über die Haube. »Wie wäre es dann mit einem einfachen Versprechen?« sagte er. »Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, daß ich Ihnen oder Ihrem Sohn nichts tun werde?«
»Warum sollte ich Ihnen nicht glauben?« erwiderte sie überrascht.
»Und wenn ich ein Spieler, ein Dieb, ein Mörder mit einem gewissen Ruf und ein beachtlicher Lügner wäre?«
»Ich glaube, zu einer gewissen Zeit Ihres Lebens sind Sie all das gewesen.«
Er lachte leise und schüttelte den Kopf. »Sie haben mich offenbar durchschaut.«
Sie sah ihn an und versuchte, ihn zu verstehen. Er schien sich nicht vorstellen zu können, daß ihm jemand Vertrauen schenkte, wo er doch niemandem außer sich selbst traute.
»Wenn Sie glauben, daß Sie uns nichts tun, Mr. Kain«, sagte sie. »Dann glauben wir Ihnen.«
Sie ging zum Schlitten zurück, griff nach der Heugabel und fütterte die hungrigen Schafe. Merkwürdige Gedanken schwirrten wie Motten um eine Lampe in ihrem Kopf herum und verschwanden wieder.
Später schrubbte sie kniend den Küchenboden und dachte darüber nach, was der Fremde Benjo angetan hatte, als er mit dem Finger auf ihn deutete, einfach »Peng« gesagt und dem Jungen damit eine Lektion erteilt hatte.
Sie machte sich Sorgen. Der Junge war einsam, aber sie konnte ihm nicht helfen. Es gelang ihr nicht einmal, mit ihm über seine Probleme zu sprechen. Benjo trauerte um seinen Vater. Das wußte sie.
Aber es gab noch andere Dinge, die den Jungen verwirrten. Sie hatten damit zu tun, daß er älter wurde. In letzter Zeit gehorchte er ihr nicht mehr und tat Dinge, die er sich als Kind nie erlaubt hätte. Eigentlich sollte er in der Schule sein. Aber die Siedler hielten ja nicht viel vom Buchwissen. Seit Ben nicht mehr lebte, fühlte sie sich weniger motiviert, Benjo in die englische Schule zu schicken.
Sie wünschte, sie hätte Ben die Geschichte von ihrem Sohn erzählen können, den ein »Peng« in Angst und Schrecken versetzte. So wie sie Ben kannte, hätte er wahrscheinlich darüber gelacht.
Peng! Bei dem Gedanken, wie Ben gelacht hätte, mußte sie lächeln.
Sie unterbrach die Arbeit und schloß die Augen. Eine Träne fiel auf den nassen Dielenboden, eine zweite und dritte folgte, und dann mußte sie die Hände vor das Gesicht schlagen, um ihr Schluchzen zu ersticken.
Nach den Ereignissen der vergangenen Tage schien es unvermeidlich, daß sie Besuch von Jakob Fischer bekam. Sie hatte inzwischen eine ganze Reihe von Besuchern gehabt, die ihr Eintöpfe brachten oder anboten, Arbeiten für sie zu erledigen – wie der junge Moses. Alle hofften natürlich, einen Blick auf den berüchtigten Fremden werfen zu können.
Aber Jakob Fischer war der größte Schnüffler im ganzen Tal. Er steckte seine Nase ungefragt und neugierig schon so lange in die Angelegenheiten anderer, daß man ihn selbst in seiner Gegenwart Schnüffelnase nannte. Das schien ihn nicht zu stören. Er hatte in der Tat eine lange Nase, die so rot und reif wie eine Tomate aussah. Rachel fragte sich manchmal, ob er seinen Spitznamen überhaupt verstand.
Sie schob gerade einen Apfelkuchen in den Herd, als sich die Tür einen Spaltbreit öffnete und Jakob Fischers Nase und dann er selbst erschien.
»Ich bin gekommen, um den Fremden zu sehen, den du hier hast«, sagte er, als gehe es um einen preisgekrönten Hammel, den sie gerade erstanden hatte. Ohne weitere Umstände wollte er geradewegs ins Schlafzimmer gehen.
Er hatte jedoch seine Nase kaum durch den Türspalt gesteckt, als er zu schreien begann und fluchtartig das Haus wieder verließ. Er schrie etwas von einem leibhaftigen Teufel mit riesigen spitzen Fangzähnen.
Das ging alles so schnell, daß Rachel immer noch am Herd stand. Seufzend wischte sie die Hände an der Schürze ab und ging ins Schlafzimmer, um zu sehen, was der Fremde schon wieder angestellt hatte.
Der Mann lag mit den Kissen im Rücken im Bett und hielt ein längliches, flaches Metallkästchen an den Mund. Rachel konnte verstehen, daß Schnüffelnase Jakob geglaubt hatte, einen Teufel mit Fangzähnen zu sehen. Der flammendrote Schein der Abendsonne fiel zufälligerweise durch das Fenster. Das Zimmer glühte wie ein Feuerkessel in der Hölle.
Rachel schlug die Hand vor den Mund, mußte aber trotzdem kichern und dann laut lachen. Der Fremde ließ das Metallkästchen sinken und sah sie mit großen unschuldigen Augen wie ihr Sohn an, wenn sie ihn bei irgendeinem Unfug erwischte. »Was habe ich denn getan?« fragte er.
»Jakob Fischer«, erwiderte sie noch immer lachend, »ist vermutlich hierhergekommen, weil er sich vorgestellt hat, daß Sie Hörner und einen gespaltenen Huf haben. Aber statt dessen hat er Fangzähne gesehen. Ihrem guten Ruf steht jetzt wirklich nichts mehr im Weg.«
»Versteh ich nicht«, sagte er und schnitt eine Grimasse.
»Woher haben Sie das?« fragte sie schnell, um nicht schon wieder zu lachen, und wies auf das Metallkästchen.
»Aus meiner Manteltasche.«
Sie hatte seinen Mantel an die gegenüberliegende Wand gehängt. Wie konnte er ihn vom Bett aus erreicht haben?
»Sie hätten nicht aufstehen sollen«, sagte sie vorwurfsvoll und staunte über seine Willensstärke. Ihr Blick fiel auf den Revolver – seinen geladenen Revolver –, der jetzt auf dem Nachttisch lag. »Seien Sie doch vernünftig. Ich habe keine Lust, Ihnen noch einmal das Leben zu retten, wenn Sie wieder Wundfieber bekommen.«
Er lächelte und drehte das Metallkästchen in seiner Hand.
»Was ist das überhaupt?« fragte sie neugierig.
Er hielt es ihr entgegen. »Haben Sie noch nie eine Mundharmonika gesehen? Ich habe sie beim Montespielen gewonnen.«
Sie hatte keine Ahnung, was eine Mundharmonika war – oder ein Montespiel, obwohl sie sich das mit dem Spiel halbwegs denken konnte. »Ich dachte, man setzt bei Glücksspielen Geld ein«, sagte sie und hoffte, diese Mundharmonika sei nicht so gefährlich wie seine Waffen und das Messer.
»Der Mann, mit dem ich gespielt habe, hatte kein Geld mehr. Das war alles, was ihm geblieben war.«
»Das letzte, was der arme Mann noch hatte, und Sie haben es ihm abgenommen?«
»Es nicht zu tun wäre eine Beleidigung gewesen.«
Sie versuchte gerade, diese sonderbare Logik zu verstehen, als er plötzlich das Ding an den Mund setzte und hineinblies. Sie hörte einen sanften tiefen Laut, etwa wie ein Elchbulle, der nach einer Elchkuh ruft. Die Härchen an ihren Armen richteten sich auf, und ein Schauer lief ihr über den Rücken. »Oh, sie macht Musik!«
Er hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Ich kann leider nur ein Lied spielen, ›O Susanna!‹, und das auch nicht besonders gut.«
»Werden Sie es für mich spielen?« bat sie ihn und lächelte. »Ich würde das Lied wirklich gern hören, wenn es Ihnen nichts ausmacht.« Sie setzte sich in den Schaukelstuhl und sah ihn so erwartungsvoll an wie ein Kind. Er beobachtete sie mit halb geschlossenen Augen.
»Das wird Ihnen wahrscheinlich in den Ohren weh tun, aber es geht so ...« Er setzte die Mundharmonika wieder an die Lippen, blies hinein, und das wunderbare Klagen stieg in die Luft.
Rachel schloß die Augen und überließ sich den Tönen, Sie waren wie die Musik des Windes. Die heiteren Klänge schienen vor Freude zum Himmel zu tanzen. Und als sie endeten, hörte sie ein seltsames trauriges Stöhnen – es kam aus ihrer Brust.
Sie seufzte lange und tief und murmelte dann: »Oh, das war wirklich wunderbar.«
Als sie die Augen aufschlug, sah er sie an. »Ich kann nur dieses eine Lied spielen«, sagte er, und seine Stimme klang belegt, als habe er alle Luft durch die Mundharmonika aus seinem Körper geblasen. »Aber wenn Sie wollen, könnte ich es Ihnen beibringen.«
Sie richtete sich erschrocken auf. »Nein, das dürfen Sie nicht. Musik, die auf weltlichen Instrumenten wie Ihrer Mundharmonika gespielt wird, ist in unserem Leben nicht erlaubt. Es war schlimm genug, daß ich Sie überhaupt gebeten habe zu spielen. Ich muß Sie leider bitten, es nie wieder zu tun. Nicht in meinem Haus. Verstehen Sie, es ist gegen die Regeln.«
»Welche Regeln?«
»Die Regeln, nach denen wir leben.«
Er dachte über ihre Antwort nach und lächelte dann verschmitzt. »Ich nehme an, Sie wollen nicht, daß der Mann mit der langen Nase Sie dabei erwischt, wie Sie die Regeln übertreten.«
Rachel schüttelte den Kopf, und es kostete sie wieder einmal große Mühe, ernst zu bleiben.
Sie beugte sich im Schaukelstuhl vor und stützte sich mit beiden Händen am Rand des Binsensitzes ab. Aber sie stand nicht auf. Er blickte auf die Mundharmonika in seiner Hand. Seine Haare waren vom Liegen zerzaust, und auf seinen Wangen lag immer noch ein Anflug von fiebriger Röte. Er wirkte plötzlich irgendwie einsam.
Langsam hob er den Kopf. Er schien nach Worten zu suchen, als habe er diesmal das Bedürfnis, das Schweigen zu durchbrechen, das immer wieder zwischen ihnen entstand. »Was ist das für ein köstlicher Backofengeruch?« fragte er schließlich.
»Ein Schnitzkuchen. Mögen Sie Kuchen?«
»Vielleicht, wenn ich wüßte, was es ist.«
»Ein Kuchen mit getrockneten Äpfeln und Gewürzen. Ich backe ihn für Benjo als Trost dafür, daß Sie ihm heute morgen solche Angst eingejagt haben. Er ist davongerannt, wie er es manchmal tut, wenn ihn etwas überwältigt. Aber wenn er wieder zurückkommt, hat er großen Hunger, und dann habe ich einen Schnitzkuchen für ihn.«
»Es kommt mir wie ein Wunder vor, daß Sie die Zeit gefunden haben, einen Kuchen zu backen. Hier im Bett liegen und mit anzuhören, wie sie den ganzen Tag lang arbeiten, hat mich völlig erschöpft. Ich kenne keine Frau, die wie Sie unaufhörlich arbeitet.«
»Hm. Offenbar waren Sie nie verheiratet, Mr. Kain. Sonst wüßten Sie, daß alle Frauen Tag für Tag soviel zu tun haben wie ich.« Sie hatte noch nie erlebt, daß sich das Gesicht eines Menschen so schnell verändern konnte. Ein Schatten senkte sich über seine Augen, der Nachhall einer Trauer, die vor langer Zeit tief im Innern begraben worden war.
Jetzt wollte sie das Schweigen brechen, denn seine Betroffenheit machte sie verlegen. »Außerdem«, sagte sie übertrieben streng, »ist Müßiggang aller Laster Anfang. König David zum Beispiel lag faul auf dem Dach herum, als ihm die Idee zum Ehebruch kam.«
Vielleicht hatte sie mit dieser Bemerkung nicht gerade etwas Passendes gesagt, um die Situation zu entschärfen. Aber seine Betroffenheit schien schlagartig verschwunden. »Sündigen Sie niemals, Mrs. Yoder?«
»Natürlich nicht.« Sie spürte, wie sie errötete. »Verstehen Sie, ich lege es wenigstens nicht darauf an zu sündigen.«
»Ich schon.«
»Wirklich?« fragte Rachel.
»Ja, ich gebe mir große Mühe zu sündigen. So große Mühe, daß ich praktisch das Höllenfeuer bereits riechen kann.«
Wie immer machte er sich bei jeder Gelegenheit über sie lustig. Sie kannte das mittlerweile schon an ihm. Darin glich er Ben. Aber bevor sie sich eine Antwort ausdenken konnte, sah sie, wie er die Nase hob und schnupperte. Aus der Küche roch es angebrannt. »Allmächtiger! Mein Kuchen!« rief sie und sprang erschrocken auf. Sie hörte ihn lachen, als sie aus dem Zimmer lief.