Читать книгу 1000 Seiten Krimi Spannung - Acht Top Thriller - Pete Hackett - Страница 13

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Cohan war Zuhause und ließ die Agents in die Wohnung. Misstrauisch musterte er sie abwechselnd. Owen Burke sagte:

„Wir haben mit Ihrer Frau gesprochen, Mister Cohan. Sie ist ziemlich sauer auf Sie.“

„Wundert Sie das?“, fragte Wesley Cohan. „Sicher wissen Sie nach dem Besuch bei Susan Bescheid. Ich habe sie mit Aids angesteckt. Ein einmaliger Ausrutscher von mir, als ich zu einer Hure ging. Ich suchte schlicht und einfach nur mal etwas Abwechslung.“

Er wirkte ziemlich zerknirscht, sein Blick schien sich nach innen verkehrt zu haben.

„Dürfen wir uns etwas in Ihrer Wohnung umsehen?“

„Was gedenken Sie zu finden?“

„Gestern in der Nacht wurde wieder eine Frau in der Morningside Avenue entführt. Sie hätten ein Motiv, die Ladies vom Straßenstrich zu hassen.“

Cohan prallte regelrecht zurück, Erschrecken zeichnete sich in seinen Zügen ab, und er sagte kehlig: „Sie verdächtigen den falschen Mann. Ich habe seit gestern Nachtschicht und war nachweislich ab 22 Uhr in der Fabrik. Da ich nicht hingeflogen sein kann und Sie mein Auto konfisziert haben, musste ich mich gegen 21 Uhr auf den Weg machen, um mit dem Omnibus rechtzeitig den Betrieb zu erreichen. Zu spät zu kommen kann ich mir nicht leisten, denn man hat dafür im Betrieb wenig Verständnis, und wenn es sich wiederholt, fliegt man.“

Burke war wie vor den Kopf gestoßen.

Cohan hatte ein Alibi. Der Special Agent zweifelte keinen Augenblick daran, dass das, was er von sich gegeben hatte, der Wahrheit entsprach. Eine Lüge hätte ihm nichts genützt. Denn er musste davon ausgehen, dass die Agents seine Angaben überprüfen würden.

Auch Ron Harris schaute nicht besonders geistreich drein. „Wir würden uns trotzdem gerne mal in Ihrer Wohnung umsehen, Mr. Cohan“, sagte er.

„Gerne“, erwiderte Cohan.

Diese spontane Bereitschaft war für Owen Burke ein Hinweis darauf, dass sie nichts finden würden, was einen Schluss auf eine Täterschaft Cohans zuließe.

Cohan führte die Agents durch sämtliche Räume, die die Wohnung aufwies. Es waren drei Zimmer und Küche. Sogar den Keller und den Dachboden ließen sie sich zeigen. Es gab in der Tat nicht den geringsten Hinweis, dass in Cohans Wohnung jemals jemand gegen seinen Willen festgehalten worden wäre.

„Haben Sie sich auch einer Selbsthilfegruppe angeschlossen?“, fragte Burke.

„Nein. Das bringt nichts, außer dass man ständig an seine lebensbedrohliche Erkrankung erinnert wird.“

Burke und Harris fuhren zu der Pestizidefabrik in New Jersey, wo sie die Bestätigung erhielten, dass Cohan am vergangenen Abend um 22 Uhr seinen Dienst angetreten und bis morgens um 6 Uhr 30 gearbeitet hatte.

Das Kartenhaus, das sich die beiden G-men für kurze Zeit aufgebaut hatten, stürzte haltlos in sich zusammen.

„Vielleicht gibt es einen Helfershelfer“, sagte Ron, als sie nach Manhattan zurückfuhren. „Nachdem es in anderen Städten identische Morde gab, ist davon auszugehen, dass es sich eine ganze Gruppe zur Aufgabe gemacht hat, Straßenmädchen auf die brutale Art aus dem Verkehr zu ziehen. Ob das nun Satansjünger sind oder einfach nur Leute, die sich rächen wollen, lasse ich mal dahingestellt.“

Das war ein völliger neuer Aspekt.

Ron fügte hinzu: „Von Susan Cohan wissen wir, dass sich die Selbsthilfegruppe jeweils donnerstags trifft. Die Entführungen der Frauen fanden ebenfalls immer an einem Donnerstag statt. Diese Übereinstimmung kann Zufall sein, muss aber nicht. Es ist auf jeden Fall ausgesprochen seltsam.“

„Eine Gruppe“, sinnierte Owen Burke laut. „Gleichgesinnte, die sich irgendwo gefunden haben.“ Er schaute seinen Kollegen an. „... gefunden haben in einer Selbsthilfegruppe. So etwas gibt es sicherlich in jeder größeren Stadt. Warum sollten sie nicht miteinander kommunizieren, Erfahrungen austauschen, Treffs vereinbaren? Himmel, Ron, das ist ein hervorragender Gedanke.“

„Ab und zu findet auch ein blindes Huhn ein Korn“, knurrte Ron und grinste seinen Kollegen an. Doch sogleich dämpfte er dessen Enthusiasmus, indem er hinzufügte: „Leider auch nur Spekulation. Bis wir die Wahrheit herausfinden, dürfte es für die Lady, die sich in der Gewalt des Verrückten befindet, zu spät sein. Und der Gedanke, dass wir ihr nicht helfen können, macht mich krank.“

„Wir sollten mal in den anderen Städten anrufen, ob dort auch Frauen entführt wurden“, schlug Burke vor.

„Also fahren wir zurück ins Büro“, knurrte Ron. „Mir schwant Fürchterliches.“

Burke rief in Baltimore an. Der Kollege, mit dem er sprach, konnte keine Entführung feststellen. Währenddessen sprach Ron mit einem Beamten des Police Department in Cincinnati.

Nachdem Owen Burke das Gespräch mit Baltimore beendet hatte, wählte er die Nummer des Field Office in Indianapolis. Der Kollege sagte: „Ein neuer Entführungsfall ist nicht bekannt. Wir benutzen eine Agentin als Köder. Es ist zwar ein Spiel mit dem Feuer, aber anders kommen wir dem Mörder kaum auf die Spur. Sollten wir zu irgendwelchen Erkenntnissen gelangen, werden wir Sie auf jeden Fall informieren.“

Burke legte auf.

Auch Ron Harris hatte sein Gespräch beendet.

„Und?“, fragte Burke wenig erwartungsvoll.

„Nichts.“

„In Indianapolis arbeiten sie mit einem Köder. Eine Agentin hat sich dafür hergegeben.“

„Diese Möglichkeit habe ich auch schon mal in Erwägung gezogen“, erklärte Ron.

„Wir müssten es mit dem Chef abklären“, antwortete Burke. „Es kann auch schief gehen. Und dann möchte ich nicht in der Haut des AD stecken, der die Verantwortung für den verdeckten Einsatz übernehmen muss.“

„Wir sollten auch mal mit der einen oder anderen Frau in der Morningside Avenue reden“, schlug Ron vor. „Kathleen Anderson ist in einen Ford mit gestohlenen Kennzeichen gestiegen. Vielleicht hat jemand irgendwelche Beobachtungen gemacht, die uns weiterhelfen können.“

„Keine von denen, die in der Morningside Avenue herumstehen, wird zugeben, dass sie auf den Strich geht“, verlieh Owen Burke seiner Überzeugung und auch seinen Zweifeln Ausdruck. „Ich muss dir ja nicht sagen, dass Prostitution illegal und strafbar ist. Diese Frauen schaufeln sich nicht ihr eigenes Grab.“

„Wir ermitteln dort wegen einiger Mordfälle und der Entführung von Kathleen Anderson“, knurrte Ron Harris. „Was die Ladies in der Morningside Avenue treiben, ist uns schnuppe – und das werden wir ihnen auch klarmachen.“

„Gut, ich bin dabei. Das heißt, wir müssen eine Abendschicht einlegen“, gab Burke zu verstehen. „Tagsüber triffst du kaum eine der Frauen an. Für die meisten von denen beginnt der Tag erst am Abend.“

Sie begaben sich zum Assistant Director und erklärten ihm zunächst, dass Wesley Cohan ein Alibi für den vorhergehenden Abend hatte, dass er also nicht als Entführer Kathleen Andersons in Frage kam. Ron Harris wies auch darauf hin, dass möglicherweise eine ganze Gruppe am Werk war, die hinter den Morden an den Stricherinnen steckte. Er brachte die Sprache auch darauf, dass Mrs Cohan einer Selbsthilfegruppe angehörte, die sich jeweils donnerstags traf, und dass die Frauen bisher allesamt an einem Donnerstag entführt worden waren. Schließlich kam Owen Burke auf den Einsatz einer Agentin als Köder zu sprechen.

Die Brauen des AD hatten sich zusammengeschoben und über seiner Nasenwurzel hatten sich zwei steile Falten gebildet. „An wen haben Sie gedacht?“, fragte er schließlich.

„An Agent Dexter“, versetzte Owen Burke.

Der AD nickte. „Es muss auf freiwilliger Basis geschehen. Ich will Agent Dexter auf keinen Fall zwingen, sich auf dieses Vabanquespiel einzulassen.“

„In Indianapolis arbeitet bereits eine Kollegin undercover auf dem Straßenstrich“, rückte Burke mit der Sprache heraus.

„Die Idee ist nicht schlecht“, gab der AD zu. „Aber es kann ins Auge gehen. Wir wissen nicht, mit wem wir es zu tun haben, doch eines wissen wir ganz genau: Er ist konsequent und skrupellos und mordet brutal. Außerdem muss es strikt geheim bleiben, dass einer unserer weiblichen Agents auf den Killer angesetzt ist, was natürlich die Gefahr birgt, dass die echten Prostituierten in ihr eine Konkurrenz sehen und ihre Zuhälter auf sie hetzen.“

„Wir werden unsere Kollegin beschützen“, erklärte Owen Burke mit Nachdruck in der Stimme. „Mir oder Agent Harris wird es nicht schwerfallen, in die Rolle ihres Zuhälters zu schlüpfen. Unabhängig davon sollten wir unseren Köder mit einem Funkpeilsender ausstatten und in der Nähe der Morningside Avenue einen Funkpeilwagen platzieren.“

Der AD griff zum Telefon und wählte eine Nummer. Dann sagte er: „Agent Dexter, kommen Sie doch bitte zu mir. Es geht um einen Einsatz. – Danke.“

Der AD legte auf.

Zwei Minuten später kam Lucy Dexter, die junge, hübsche Polizistin, mit der die beiden Agents schon des Öfteren zusammengearbeitet hatten. Nachdem sie sich begrüßt hatten, bot der AD Lucy einen Sitzplatz an, dann begann er: „Die Agents Burke und Harris ermitteln in Sachen des so genannten Jack the Ripper II., der bis jetzt vier Frauen ermordet und eine fünfte entführt hat. Sicher sagt Ihnen das etwas, Agent.“

Lucy erwiderte: „Natürlich. Die lokalen Nachrichten sind voll davon. In einigen anderen Städten sollen aber ähnliche Morde geschehen sein.“

„Ja, und zwar in Baltimore, Cincinnati und Indianapolis. Die Agents Burke und Harris kommen nun mit der Idee zu mir, dem Killer einen Köder anzubieten. Ich finde den Gedanken nicht schlecht, will und kann aber niemand dazu zwingen, sich dafür zur Verfügung zu stellen, denn es ist ausgesprochen gefährlich – wahrscheinlich tödlich gefährlich. Wir wissen bisher nur, dass wir es mit einem gnadenlosen, brutalen Mörder zu tun haben, wahrscheinlich einem Psychopathen. Die Kollegen in Indianapolis arbeiten bereits mit einem Köder.“

„Kein Problem, ich stelle mich zur Verfügung“, erklärte Lucy Dexter spontan.

Burke sagte: „Bisher sind die Frauen immer an einem Donnerstag entführt und an einem Sonntag ermordet worden. Da identische Morde auch in anderen Städten geschahen, ist es nicht auszuschließen, dass es sich eine ganze Gruppe zum Ziel gesetzt hat, den Straßenstrich zu bekämpfen. Es kann dafür unterschiedliche Beweggründe geben. Religiöser Wahn, Rache, es ist auch nicht auszuschließen, dass Satanskult dahintersteckt. Auf letztere Annahme lässt die Tatsache schließen, dass den getöteten Frauen die Herzen herausgeschnitten worden sind.“

Lucy verzog das Gesicht.

„Auch wenn wir dem Mörder einen Köder präsentieren“, wandte der AD ein, „so wird er seinem Rhythmus entsprechend erst wieder am kommenden Donnerstag zuschlagen. Das ist der 24. September. Wir müssen aber davon ausgehen, dass er Kathleen Anderson bereits am 20., am kommenden Sonntag also, ermordet. Was können wir unternehmen, um das zu verhindern?“

Owen Burke und Ron Harris mussten passen. Es traf jeden von ihnen zwar bis in den Kern, aber keiner hatte eine Idee, wie sie verhindern sollten, dass der skrupellose, brutale Killer am kommenden Sonntag die Frau ermordete, die er in der Nacht von Donnerstag auf Freitag entführte.

„Wir können Kathleen Anderson nicht einfach abschreiben“, murmelte der AD und schaute ratlos von einem zum anderen.

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