Читать книгу In Arizona wartet der Galgen: Wichita Western Sammelband 7 Romane - Pete Hackett - Страница 52

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Als sie einige Stunden später Three Little Rocks erreichten, entstand sofort ein Menschenauflauf.

Die Bürger der Stadt begannen zu jubeln, als sie hörten, wie die Entführung beendet worden und der einzig überlebende Täter gefasst worden war.

Dann sahen sie, dass zwei aus ihren Reihen – Cromer und Robinson – dafür ihr Leben hatten lassen müssen.

Die anfängliche Freude schlug daraufhin in Wut um.

„Hängt den Mann auf!“

„Warum habt ihr ihn nicht gleich über den Haufen geschossen?“

„An den Galgen mit ihm!“

Malcolm saß fast apathisch im Sattel und sah in die hasserfüllten Gesichter der Bürger von Three Little Rocks.

Aus diesen Gesichtern traten die Augen unnatürlich hervor, die Münder waren weit aufgerissen oder grimmig zusammengepresst. Es waren Fratzen geworden.

Einige der Männer versuchten, zu dem Gefangenen zu gelangen und ihn vom Pferd zu reißen.

Brooks und die anderen Mitglieder des heimgekehrten Suchtrupps ließen dies tatenlos geschehen, denn es war durchaus in ihrem Sinn, was dort geschah.

Dann feuerte Ed Norman einen Warnschuss in die Luft ab.

Jene, die eben noch so lauthals nach der Lynchjustiz gerufen hatten, wichen jetzt schweigend zurück, aber ihre Gesichter waren noch immer von Grimm gezeichnet.

Sie wollten, dass Malcolm schon im nächsten Moment am Galgen baumelte.

Sie wollten, dass er für das bezahlte, was einigen aus ihren Reihen widerfahren war.

„Hört mir zu, Leute!“, rief Ed Norman. „Ich bin euer Sheriff und damit verantwortlich für die Durchführung von Recht und Gesetz in Three Little Rocks! Ihr selbst, die Bürger, habt mich dazu gewählt!“

„Entspricht es vielleicht nicht Recht und Gesetz, wenn dieser Mann aufgehängt wird?“, rief jemand aus der Menge.

„Jawohl!“, rief eine andere Stimme. „Hängt ihn!“

„Wir werden warten müssen, bis der Richter kommt“, erklärte Norman. „Bis dahin ist er mein Gefangener, und ich werde nicht dulden, dass ihn jemand anrührt.“

Die Menge antwortete ihrem Sheriff mit Schweigen.

Es war ein eisiges Schweigen.

Aber für den Moment machte es den Eindruck, als habe Norman gewonnen.

Seltsam!, kam es Malcolm in den Sinn. Eben noch haben sie mich gejagt wie ein Tier, jetzt beschützen sie mich – nur, um mich später dem Henker auszuliefern.

Darin schien keinerlei Vernunft zu liegen, fand Malcolm.

Keine Logik.

Aber im Augenblick kümmerte ihn das wenig.

Er klammerte sich an das bisschen Leben, das er noch hatte. Jede Minute davon erschien ihm mit einemmal wertvoller als die gesamte Beute, die er mit Field und Harris in Rawlins gemacht hatte.

An der Theke von Buddy Silverman’s Saloon standen ein paar Männer.

Aber die Stimmung war nicht so wie sonst.

Draußen begann es bereits dunkel zu werden, und Brooks hatte unterdessen schon öfter ins Whiskyglas geschaut, als gut für ihn war.

„Es ärgert mich, dass dieser Halunke noch lebt!“, brummte er, wobei er dem Barkeeper bedeutete ihm nachzuschenken. „Der sitzt jetzt in seiner Zelle, lebt, atmet, bekommt zu essen – aber Deputy Jenkins ist tot.“

„Robinson und Cromer werden auch nicht mehr hier bei uns an der Theke stehen!“, warf jemand anderes ein.

Er hieß Parsons und war der Besitzer des hiesigen Mietstalls. Er war ein vierschrötiger Mann mit roten Haaren und angriffslustigen Augen.

Er trug eine lange Schaffellweste, die ihm bis über die Hüften reichte.

Das Revolverhalfter trug er darüber gegurtet.

„Bei Gott, ich verstehe den Sheriff nicht!“, sagte er. „Ed Norman hat jahrelang mit Jenkins zusammengearbeitet, und dann kommt einer daher, bläst ihn einfach um, und es scheint ihn kaum zu kümmern.“ Parsons schüttelte noch einmal den Kopf, bevor er das dicke Bierglas zum Munde führte.

Die anderen Männer, die mit ihm an der Theke standen, nickten zustimmend.

„Bis der Richter kommt, kann es noch Wochen dauern!“, meinte Brooks.

„Ihr wisst doch noch, wie es war, als so ein Herumtreiber – ich haben seinen Namen vergessen – Shellys Hühnerfarm angezündet hat.“

„Richtig!“, ergänzte Parsons. „Damals hat es drei Wochen gedauert, bis der Richter endlich kam, um den Mann abzuurteilen. Die Verhandlung hat hier stattgefunden. Hier, bei Buddy Silverman.“

Randolphs, der ebenfalls bei ihnen an der Theke stand, runzelte die Stirn.

„Hieß dieser Herumtreiber nicht Eliott?“

„Richtig!“, meinte Parsons. „Eliott hieß er.“

„Wenn ich mich recht entsinne“, fuhr Randolphs fort, „bekam er nachher mildernde Umstände zugesprochen, weil er besoffen gewesen war.“ Brooks, der Kirchendiener, schlug mit der flachen Hand auf den Schanktisch.

„Seht ihr, Leute!“, rief er ironisch. „Das ist Gerechtigkeit! Henderson war ruiniert, aber dieser Herumtreiber bekam mildernde Umstände!“ Bevor er fortfahren konnte, musste er aufstoßen. Der Whisky begann, seinen Tribut zu fordern.

„Die Welt ist schlecht“, meinte Parsons. „Daran können wir auch nicht viel ändern.“

Brooks’ Gesicht wurde finster.

„Doch“, murmelte er. „Das können wir!“

„Hey, was meinst du damit, Kirchendiener?“, fragte Randolphs.

„Es gibt keine andere Möglichkeit!“, erklärte Brooks. „Wir müssen zur Selbsthilfe greifen …“

„Das heißt …“, setzte Randolphs an. Aber er sprach es nicht aus.

„Richtig!“, meinte Brooks. „Wenn der Sheriff ihn nicht hängen will, dann müssen wir es eben selbst tun!“

„Jawohl!“, rief jemand anderes.

Und eine andere Stimme meinte: „Wir haben zwar nicht gerade viele Bäume in Three Little Rocks, aber einen werden wir schon finden, der für diesen Mann passt!“

„Hey, Leute, da kommt der Doc! Wollen wir mal hören, was er dazu sagt!“, schlug Parsons vor.

Dr. Andrews hatte die Schwingtüren passiert und stellte sich zu den anderen Männern an die Theke.

Er hatte sofort gespürt, dass dies kein Abend wie jeder andere war.

„Doc, Sie waren in der Gewalt dieser Banditen“, begann Brooks.

Dr. Andrews nickte und ließ sich vom Barkeeper einschenken.

„Ja, das ist richtig“, bestätigte er. „Eine Kugel hatte einen von ihnen erwischt, ich sollte ihn retten. Aber es gab keine Rettung mehr.“ Brooks musste erneut aufstoßen.

Seine Augen waren glasig geworden.

„Doc, was halten Sie davon, dass der Sheriff den Kerl, den wir geschnappt haben, noch wochenlang in seinem Gefängnis durchfüttern will, anstatt ihn gleich am nächsten Baum aufzuhängen, was der Gerechtigkeit entsprechen würde?“

Der Doc zuckte mit den Schultern.

„Ed Norman hat keine andere Wahl“, antwortete er schließlich. „Ed Norman hält sich nur an die Gesetze.“ Dr. Andrews führte seinen Drink zum Mund, und als er ihn wieder abgesetzt hatte, fügte er noch hinzu: „Ich meine, es ist doch das Mindeste, dass wenigstens der Sheriff sich an die Gesetze hält.

Meint ihr nicht auch?“

„Möchten Sie noch was, Doc?“, fragte der Barkeeper, als er das leere Glas des Doktors sah. Dieser verneinte mit einer knappen Handbewegung.

Dann wandte er sich zum Gehen.

„Hey, Doc, wollen Sie nicht noch ein bisschen bleiben?“, rief ihm Parsons hinterher.

Dr. Andrews blieb kurz stehen und schüttelte den Kopf.

„Vielleicht ein anderes Mal“, murmelte er.

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