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Jake Swann war ein kräftig gebauter Mann in den Fünfzigern, dessen Schläfen bereits deutlich ergraut waren. Seine Haut war dunkel und wettergegerbt und in der Mitte seines kantigen, harten Gesichtes blitzten zwei ebenso intelligente wie kalte blaue Augen.

Eiskalt waren diese Augen und sie schienen jedem bis auf den Grund blicken zu können.

Swann war ein Mann, dem es gefiel, seine Umgebung in Angst und Furcht zu halten. Nur so glaubte er auf Dauer sein hartes Regiment durchsetzen zu können.

Außerdem gefiel es ihm auch.

Swann war ein grausamer Mann und so nahm sich jeder vor ihm in acht, auch diejenigen, die er seine Freunde nannte.

Etwa einen halben Tagesritt von Palomas entfernt lag ein langgezogener See, die Laguna de Casas Grandes.

Das Wasser der Laguna machte das umliegende Land fruchtbar und damit war es wie geschaffen, um eine Hazienda zu errichten.

Und so war es auch kein Wunder, dass auf einer gen Westen gelegenen Anhöhe seit mehr als hundert Jahren ein solches Anwesen stand. Es war noch zu spanischer Zeit errichtet worden und hatte einem dekadenten, aristokratisch wirkenden Hidalgo gehört.

Und dann waren eines Tages Jake Swann und seine kompromisslosen Revolverschwinger gekommen und hatten die Herrschaft über den Besitz einfach an sich gerissen.

Die geringe Zahl von Vaqueros hatten die Hazienda nicht schützen können und von den mexikanischen Behörden war auf absehbare Zeit kaum Hilfe zu erwarten.

Seitdem herrschte Jake Swann hier soweit das Auge reichte und noch weiter.

Swann hatte es sich gut eingerichtet hier oben.

Die Hazienda war aus massivem Sandstein gebaut und glich in vielem einer Art Festung. Swann stand jetzt oben auf dem Balkon des zweistöckigen, großzügig angelegten Wohnhauses, von wo aus er weit über die Mauern hinwegsehen konnte, die das Anwesen umgaben.

Derjenige musste noch geboren werden, der es wagen konnte, ihn hier anzugreifen!

Über Jake Swanns Lippen ging ein Lächeln, als er daran dachte.

Mit den Augenwinkeln sah er dann die schlanke, grazile Gestalt einer ungewöhnlich hübschen jungen Frau herankommen. Er drehte sich zu ihr um und verzog den Mund.

Ihr Gang war so leicht, dass er kaum gehört hatte, wie sie sich ihm genähert hatte. Sie hatte etwas katzenhaftes an sich, nicht nur in ihrem Gang...

Das Haar fiel schwarz und lang über die schmalen Schultern. Von Zeit zu Zeit pflegte sie es kokett nach hinten zu werfen.

Als sie ihn erreicht hatte, legte Swann besitzergreifend den Arm um ihre Schulter. Sie ließ es geschehen. Warum sollte sie auch nicht?

Schließlich gehörte sie gewissermaßen - so wie alles andere hier - zu seinem Besitz.

Sie hieß Isabelita und Swann hatte sie in einer Bar in Palomas aufgelesen.

Isabelita hatte ziemlich schnell begriffen, dass dieser graue Wolf ihr viel mehr bieten konnte, als sie von einem Leben im mexikanischen Provinznest Palomas je erwarten durfte.

Es war für sie nicht allzu schwer gewesen, den großen Boss davon zu überzeugen, was für eine außergewöhnliche Frau sie war.

Und so hatte er sie mitgenommen.

Vor einigen Wochen war das gewesen - und wenn die schöne Isabelita nach dem Leuchten in Jake Swanns Augen ging, dass sich jedesmal einstellte, wenn er den Blick begehrlich nach ihr warf, dann hatte er es bisher noch nicht bereut...

Doch in diesem Augenblick wurde Swanns Aufmerksamkeit von etwas anderem in Beschlag genommen.

"Hey, Boss! Dahinten kommt ein Reiter!"

Es war einer seiner Wachposten, der das rief. Jake Swann kniff die Augen zusammen und blickte in die Ferne. Und tatsächlich! Eine kleine, sich bewegende Staubwolke war dort zu sehen.

Wer kann das sein?, fragte er sich. O'Ryan vielleicht? Aber, wenn er es war, wo waren dann seine Leute?

Der Reiter kam langsam näher und bald wurde es Swann klar, wer da herangeritten kam.

Es war der rothaarige Graham!

Swann runzelte die Stirn.

Der Reiter kam in vollem Galopp daher. Als er bei den weißen Mauern anlangte, die die Gebäude der Hazienda einschlossen, machte man ihm sofort das Tor auf, und dann kam er wild in den Innenhof hineingeprescht. Dort erst zügelte er seinen Gaul.

Swann blickte hinab.

"Wo ist O'Ryan? Und die anderen?"

"Es hat sie alle erwischt!"

"Was? Hatte ich euch nicht losgeschickt, um das Geld vom alten Perez einzutreiben? Sagt bloß, dass er so mit euch umgesprungen ist!"

Graham atmete heftig.

"Nein, kein Gedanke..."

"Was ist dann geschehen?"

"Wir haben das Geld von Perez eingetrieben und waren dann auf einen Tequila in Palomas... Da trafen wir auf diesen Kerl, der O'Ryan schon in Columbus Schwierigkeiten gemacht hat!"

"Arrows...", murmelte Jake Swann.

"Die anderen sind tot. Er hat sie erschossen!"

Swann atmete tief durch.

Sein Ärger war ihm deutlich anzusehen.

"Ihr wart zu viert, Graham! Und da werdet ihr mit einem einzelnen Mann nicht fertig?"

"Boss, das ist kein gewöhnlicher Satteltramp, den man einfach so über den Haufen schießen kann!"

Swann machte eine abweisende Geste und wandte sich ab.

Der Anblick von Isabelita ließ ihn dann wieder etwas sanfter werden.

"Irgendetwas führt dieser Fremde im Schilde", murmelte er, wobei er unwillkürlich die Faust ballte.

Was dachte dieser Arrows sich dabei, einem Mann wie Jake Swann auf der Nase herumzutanzen!

Aber da gab es noch eine Frage, die noch viel wichtiger war: Wer hatte den Fremden geschickt?

Irgendwer muss dahinterstecken!, dachte Swann grimmig. Denn, dass ein Einzelner sich aufmachte, um gegen ihn, den großen Jake Swann, anzutreten, erschien ihm als völlig ausgeschlossen.

Irgendetwas Größeres musste da im Gange sein...

Fragte sich nur, wer die Fäden zog!

Jake Swann dachte angestrengt nach.

Ein Name ging ihm durch den Kopf und setzte sich dort fest: Don Fernando del Rey!

Verflucht!, durchschoss es Swann dann eisig.

Aber im Grunde spielte es keine Rolle, wer letztlich dahintersteckte. Jeder, der Leute wie diesen Arrows anheuerte, musste über kurz oder lang ein gefährlicher Gegner werden...

Von hinten spürte er den warmen Atem der schönen Isabelita.

Ihre Hände gingen über seinen Rücken und dann ließ Jake Swann sich bereitwillig von ihr mitziehen...

"Komm!", sagte sie, während sein Blick jetzt ihre aufregenden Konturen studierte.

"Warum nicht?", murmelte er kaum hörbar. Etwas Ablenkung konnte jetzt nicht schaden.

Und Isabelita war eine hinreißende Ablenkung!


Western Exklusiv Spezial Großband 1/2021

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