Читать книгу Trevellian jagt ein Phantom: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 7
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ОглавлениеZwei Tage später las ich in der Zeitung von der Entführung. Siebzehnjährige spurlos verschwunden! Ich las den Bericht durch. Das dritte Mädchen, das innerhalb eines Monats spurlos verschwunden war. Die Polizei ging nicht mehr davon aus, dass die Mädchen von zu Hause ausgerissen waren. Gewaltverbrechen könnten nicht ausgeschlossen werden, erklärte ein Polizeisprecher im Rahmen einer Pressekonferenz. Auffällig sei, dass es sich immer um denselben Mädchentyp handelt. Groß, schlank, dunkle, lange Haare, blaue Augen!
Ich machte Milo auf den Bericht aufmerksam. Nachdem er ihn gelesen hatte, meinte er: »Vermisste Mädchen fallen doch in unseren Zuständigkeitsbereich. Was meinst du, Jesse? Sollten wir uns mal kundig machen und mit Mr. McKee drüber sprechen?
»Du vermutest also auch, dass die Girls einem Verbrechen zum Opfer gefallen sind«, stellte ich fest. Dann nickte ich und gab mir die Antwort selbst: »Vieles spricht dafür.«
Ich griff zum Telefon, wählte die Nummer des Police Department und ließ mir den Beamten geben, der in der Angelegenheit ermittelte.
»Ich bin gerade dabei, die Sache an das FBI abzugeben«, sagte er. Sein Name war Jorge Stowell. Er war Lieutenant. »Zuständigkeitshalber«, erläuterte er. »Da nicht davon auszugehen ist, dass die Girls von zu Hause fortgelaufen sind, seid ihr Jungs zuständig.«
»Bis wann bekommen wir die Ermittlungsakten?«, fragte ich.
»Ich lasse sie euch durch einen Boten zustellen. In einer Stunde habt ihr den Fall.«
Wir beendeten das Gespräch. Dann rief ich bei Mandy an und ließ uns bei Mr. McKee anmelden. Der Assistant Director hatte Zeit. Wir begaben uns in sein Büro. Die Zeitung nahm ich mit. Ich legte ihm den Bericht vor und erklärte ihm, dass der Fall zuständigkeitshalber an das FBI abgegeben werde. Er las.
Als er fertig war, sagte ich: »Wir möchten Sie bitten, den Fall uns zu übertragen, Sir.«
»Das Schicksal der Mädchen liegt Ihnen wohl sehr am Herzen, wie?«
»Ich versuche mich in die Situation der Eltern zu versetzen«, murmelte ich. »Die Ungewissheit, die Angst, die Hilflosigkeit …«
»In Ordnung«, meinte der Chef. »Tun Sie Ihr Möglichstes, um herauszufinden, wohin die Mädchen verschwunden sind. Bei Würdigung aller Umstände, die in dem Artikel aufgeführt sind, ist wohl tatsächlich nicht davon auszugehen, dass die Mädchen fortgelaufen sind.«
Eine halbe Stunde später bekamen wir die Akten des Police Departments. Verschwunden waren Lucy Milton, fünfzehn Jahre alt, Loretta Young, sechzehn Jahre alt, und Jeanette Stone, siebzehn Jahre alt. Lucy Milton wurde seit dem 2. April vermisst, also schon länger als einen Monat, Loretta Young seid dem 16. April. Jeanette Stone war vor zwei Tagen, also am 30. April verschwunden.
»Die Girls verschwinden in einem Rhythmus von zwei Wochen«, murmelte Milo.
»Ja. Und vom Typ her gleichen sie sich wie Schwestern«, ergänzte ich. Lucy Miltons Eltern lebten in Manhattan, Loretta Young stammte auch Brooklyn, Jeanette Stone aus Staten Island. Das Verschwinden war also nicht auf einen bestimmten Stadtteil beschränkt.
»Wir sollten bei Jeanette Stone beginnen«, meinte Milo. »In Ihrem Fall dürfte die Spur noch ziemlich heiß sein. Ich schlage vor, wir sprechen mit den Eltern des Mädchens, und dann mit den Freunden, mit denen Jeanette in dem Pub in Kips Bay war.«
Arthur und Caroline Stone wohnten in der Henderson Avenue, im Norden von Staten Island also. Ich rief zunächst an, um sicher zu gehen, dass jemand zu Hause war.
Mrs. Stone war am Telefon. »Mein Mann arbeitet«, sagte sie. »Aber ich bin zu Hause. Haben Sie schon einen Anhaltspunkt, wo meine Tochter geblieben sein kann?«
Ihre Stimme klang gepresst. Wahrscheinlich hatte sie viel geweint. Ich konnte mir ihr fühlen. »Nein«, sagte ich. »Wir haben den Fall erst vor einer knappen Stunde übernommen. Wir sind bis um«, ich schaute auf die Uhr, »zehn Uhr dreißig bei Ihnen.«
Es war 10 Uhr 25, als ich vor dem Haus den Wagen abbremste. Es war ein schmuckes Einfamilienhaus mit einem Vorbau und einigen Erkern. Davor befand sich ein Streifen gepflegten Rasens mit einem Blumenbeet, in dem Tulpen und Narzissen am Verblühen waren, sowie einer Hecke als Zaun zum Gehsteig hin und einem Fliederstrauch, der voll in der Blüte stand. Bienen summten.
Mrs. Stone erwartete uns schon. Ihre Lider waren gerötet. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Sie sah verhärmt aus. Ich stellte uns vor: »Special Agent Trevellian, Special Agent Tucker. Wir kommen vom FBI New York.«
»Treten Sie ein«, sagte Caroline Stone und gab die Tür frei. Wir traten in den Livingroom. Die Einrichtung war nicht gerade teuer, aber sehr gemütlich. Die Frau bot uns Sitzplätze an. Wir ließen uns nieder.
»Das FBI hat also den Fall übernommen«, sagte sie. »Sie gehen also von einem Verbrechen aus.«
»Wir wissen es nicht«, erwiderte ich. »Aber wir müssen es ins Kalkül ziehen.«
»Es ist bereits das dritte Mädchen innerhalb eines Monats, das in New York verschwunden ist«, sagte Mrs. Stone.
Milo nickte. »Können Sie ausschließen, dass Ihre Tochter aus freiem Antrieb …«
Caroline Stone unterbrach ihn. »Jeanette hatte keinen Grund, durchzubrennen. Sie genoss alle Freiheiten, die ein Teenager in ihrem Alter genießen kann, lag mit ihren schulischen Leistungen über dem Durchschnitt, und – was sehr wichtig ist – es gab, abgesehen von kleineren Meinungsverschiedenheiten, niemals Streit zwischen uns, ihren Eltern, und Jeanette.«
»Hatte sie einen Freund?«, fragte ich.
»Freunde hatte sie viele. Jeanette war allseits beliebt. Sie war eine gute Sportlerin und war auch in einem Sportverein. Jeanette hatte viele Freunde.«
»Das meinte ich nicht …«
»Nein. Einen festen Freund hatte sie nicht. Dazu war ihr die Schule zu wichtig, außerdem träumte sie davon, nebenbei als Model Geld zu verdienen. Die körperlichen Voraussetzungen erfüllte sie. Sie war groß und schlank und recht hübsch. Es war ihr Traum.«
»Hat sie sich bei einschlägigen Agenturen beworben?«, fragte ich.
»Sicher. Aber fragen Sie mich nicht, bei welchen Agenturen. Zweimal durfte sie sich schon vorstellen. Als die Manager der Agenturen aber hörten, dass sie noch zur Schule geht, winkten sie ab. Und die Schule schmeißen wollte Jeanette nicht.«
»Hat sie vielleicht irgendwelche Andeutungen gemacht? Ich meine, dass sie nach zwei Absagen die Schule vielleicht als Handicap betrachtete.«
»Nein. Sie wollte ihre Schulausbildung auf jeden Fall beenden. Jeanette war ein absolut vernünftiges Mädchen. Sie stand mit beiden beiden Beinen im Leben.«
Wir ließen uns Jeanettes Zimmer zeigen. Da stand ein Computer. Ich schaltete ihn ein. Das Betriebsprogramm fuhr hoch. Es war nicht kennwortgeschützt. Ich klickte den Explorer an. Eigene Dateien … Es gab auch einen Ordner, der nur mit dem Namen des Mädchens benannt war. Jeanette. Zuerst öffnete ich diesen Ordner. Er beinhaltete einige Dokumente, unter anderem drei Bewerbungen bei Modelagenturen. Der Ordner Eigene Dateien beinhaltete nichts, was für uns von Interesse gewesen wären. Ich schaute auch im elektronischen Papierkorb nach. Da waren einige Dokumente mit Bewerbungen bei Modelagenturen. Ich druckte sie aus. Insgesamt waren es vier.
Milo durchsuchte in der Zwischenzeit den Schreibtisch. Er förderte einige Briefe zu Tage. Zwei Absagen sowie zwei Vorladungen zur Vorstellung!
Ein Abgleich ergab, dass Jeanette die Bewerbungsschreiben an jene Agenturen, die ihr geantwortet hatten, von ihrer Festplatte gelöscht hatte. Und vor Kurzem musste sie auch die Dateien aus dem elektronischen Papierkorb entfernt haben, weil die älteste Datei, auf die wir dort stießen, vom 25. April stammte.
Es waren sieben Agenturen.
Wir nahmen die Briefe mit.