Читать книгу Trevellian jagt ein Phantom: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеEliza Shaw war siebzehn Jahre alt. Ihre langen, dunklen Haare fielen in weichen Locken auf ihre Schultern und ihren Rücken. Das Girl war eins-fünfundsiebzig groß, gewachsen wie eine Tanne, hochintelligent, und sie träumte von einer Karriere als Model. An diesem Abend befand sie sich mit ihrem Freund im Life Bait, einem Speiselokal der 3. Kategorie, einem Szenetreff mit Südstaatenküche. Sie aß Süßkartoffeln und scharfe Cajun-Burger, ihr Freund Räucherlachs mit japanischen Kartoffeln. Es war 20 Uhr 35.
Am Tisch in ihrer Nähe saß ein Mann. Er war kurz nach ihnen gekommen und war etwa eins-achtzig groß, fünfundzwanzig Jahre alt, dunkelhaarig, bekleidet war er mit einem Jeansanzug, einem blauen Jeanshemd, und hochhackigen Cowboystiefeln.
Er trank nur ein Bier und aß dazu Erdnüsse, die es zum Bier gratis gab.
Er beobachtete das Pärchen. Hin und wieder begegnete sein Blick dem des Mädchens. Dann lächelte er. Eliza, die einem kleinen Flirt nicht abgeneigt war, lächelte zurück.
Ihrem Freund blieb es nicht verborgen. Er reagierte wütend. »Warum setzt du dich nicht gleich zu ihm hinüber? Ich bin ja, so scheint es, heute Abend überflüssig.«
»Mach dich nicht lächerlich, Albert. Es ist ein freundlicher und sympathischer Bursche, warum soll ich sein freundliches Lächeln nicht erwidern?«
»Weil es mir nicht gefällt, wenn du mit anderen Kerls liebäugelst. Ich finde es nicht gerade ladylike, wenn du in meiner Gegenwart mit fremden Männern flirtest.«
Eliza verzog das Gesicht. Ihre Augen versprühten Blitze. »Du scheinst etwas misszuverstehen!«, stieß sie erregt hervor. »Ich bin nicht dein Eigentum. Wir sind weder verlobt noch verheiratet. Wir beide kennen uns gerade mal zwei Monate. Wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist das Eifersucht. Das solltest du dir hinter die Ohren schreiben, Albert. Andernfalls werden wir beide nicht alt miteinander.«
Er machte ein beleidigtes Gesicht. Dann aber schnitt er ein anderes Thema an. »Hast du von deiner letzten Bewerbung schon etwas gehört? Hast du irgendeine Antwort erhalten?«
Sie nickte. »Einen Anruf. Man hat mir den Eingang der Bewerbung bestätigt. Meine Chancen, so meinte der Manager, der mit mir sprach, stünden nicht schlecht.«
»Willst du die Schule schmeißen, wenn sie dich nehmen und du Aufträge bekommst?«, fragte Albert Dillinger.
Eliza lachte. »Wenn ich groß rauskomme, dann kann mich die Schule mal. Aber da das nur einigen wenigen vergönnt ist, werde ich wohl meinen Abschluss machen und einen ordentlichen Beruf ergreifen.«
»Das finde ich auch für vollkommen richtig. Es geht nichts über eine solide Ausbildung.«
Der Blick das jungen Mannes im Jeansanzug hatte sich an Eliza regelrecht verkrallt. Es war, als wollte er sie hypnotisieren. Eliza schoss ihm einen schnellen Blick zu. Ein Lächeln zog seinen Mund in die Breite. Seine Zähne blitzten. Eliza schaute schnell wieder weg, um Albert nicht zu beleidigen. Sie hatte auch gar nichts im Sinn mit anderen Männern.
Albert jedoch entging es nicht. Abrupt erhob er sich. Sein Stuhl rutschte zurück. Die Stuhlbeine scharrten über den Boden. »Jetzt wird es mir zu dumm!«, knirschte er und ging zu dem Tisch des anderen Mannes, dessen Lächeln erloschen war. Er lehnte sich zurück, als Albert vor seinem Tisch anhielt.
»Wollen Sie was von meiner Freundin«, presste Albert grimmig hervor.
»Sie ist eine nette, junge Frau«, versetzte der Bursche im Jeansanzug. »Haben Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn man sie anlächelt?«
»Eine Menge«, knurrte Albert. »Ich rate dir«, er ließ jetzt die Förmlichkeiten weg, »sie in Ruhe zu lassen. Oder es gibt eins auf die Mütze.«
»Sie sind ziemlich aggressiv, wie?«
»Ich bin ein Gemütsmensch. Aber man darf mich nicht reizen.« Mit dem letzten Wort schwang Albert herum und kehrte zum Tisch zurück, an dem Eliza saß.
»Sag mal, spinnst du?«, empfing sie ihn und funkelte ihn an. »Du gebärdest dich, als wäre ich deine Leibeigene. Das lasse ich mir nicht bieten.« Sie schaute sich nach dem Ober um, sah ihn, winkte ihn heran und sagte: »Ich möchte zahlen.«
»Alles zusammen?«
»Nein. Ich hatte Cajun-Burger mit Süßkartoffeln und ein Glas Wasser.«
Der Ober zückte einen Block und einen Kugelschreiber, schrieb die Beträge auf, zählte sie zusammen und verlangte 14 Dollar 50 Cents. Eliza gab ihm 15 Dollar, erhob sich und griff nach ihrer Jacke, die über der Stuhllehne hing.
»Jetzt nimm doch Vernunft an«, versuchte Albert einzulenken. »Ich bin eben in dich verknallt, und es gefällt mir nicht, wenn ein anderer Mann dir schöne Augen macht.«
»Ich will nach Hause«, sagte Eliza.
»Zur Bayside Avenue in Queens ist es mit dem Bus eine Weltreise«, knurrte Albert. »Lass mich bezahlen, dann fahre ich dich heim.«
Eliza setzte sich wieder. Albert bezahlte. Sie verließen das Restaurant. Der Mann im Jeansanzug blickte ihnen hinterher. »Eliza Shaw«, murmelte er vor sich hin. »Du gehörst mir. Mir ganz allein.«
Niemand hörte sein Selbstgespräch.
Eliza Shaw hatte nicht die geringste Ahnung, dass sie dazu auserkoren war, am 14. Mai zu sterben.
Währenddessen fuhren Albert und Eliza schon in Richtung Williamsburg Bridge, um den East River zu überqueren. Die beiden schwiegen. Eliza war beleidigt, weil er sie nach ihrem Dafürhalten zu sehr vereinnahmte, Albert war beleidigt, weil Eliza nicht nur Augen für ihn hatte.
Irgendwann, sie befanden sich auf dem Brooklyn Queens Expressway, fragte Albert: »Willst du Schluss machen?«
Die Frage kam wie aus heiterem Himmel.
Eliza schwieg noch kurze Zeit, dann erwiderte sie: »Wir sollten uns vielleicht ein paar Tage nicht treffen. Ich denke, es würde uns beiden gut tun.«
»Verdammt, du weißt, dass ich dich liebe. Ich kann ohne dich nicht mehr leben.«
»Große Worte«, versetzte Eliza. »Hast du irgendwann in letzter Zeit vielleicht Romeo und Julia gesehen?«
»Du solltest mich nicht auf den Arm nehmen, Eliza. Es ist mir ernst. Und das weißt du auch.«
Albert bog auf den Long Island Expressway ab. »Es tut mir leid«, fuhr er fort, als sie schwieg. »Bei mir ist eben einfach eine Sicherung durchgebrannt, als dich der Kerl immer wieder angrinste. Kannst du mir verzeihen?«
»Du erwartest dir zu viel, Albert. Ich bin siebzehn. Glaubst du, ich will mich schon fest binden? Nein, das kann nicht dein Ernst sein.«
»Aber …«
»Du hast mich vorhin gefragt, ob Schluss sei. Na schön. Es ist Schluss. Ich kann keinen Freund brauchen, der mich als sein Eigentum ansieht und mir Fesseln anlegt. Vielleicht komme ich als Model an. Dann steht mir womöglich die Welt offen. Dann muss ich frei sein, frei und ungebunden. Verstehst du?«
»Du tust mir weh, Eliza.«
»Ich würde dir irgendwann so oder so weh tun, Albert. Versteh es doch. Du bist ein gutaussehender Bursche. Du kriegst jeder Zeit eine andere. Ich habe andere Pläne …«
Er knirschte mit den Zähnen.
Eine ganze Weile herrschte wieder bedrücktes Schweigen zwischen ihnen. Der Flushing Meadows Corona Park kam in Sicht. Albert bog von dem Expressway ab und bremste den Wagen auf einer schmalen Straße ab. Er stellte den Motor ab und schaltete die Lichter aus.
»Was soll das?«, herrschte ihn das Mädchen an.
»Ich will dich küssen«, sagte Albert. »Ich …«, er machte eine kleine Pause, » …will mit dir schlafen. Nach zwei Monaten der Enthaltsamkeit, denke ich, habe ich ein Anrecht darauf. Du kannst mich nicht einfach fallen lassen wie eine heiße Kartoffel, Eliza. Ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Und auf denen versuchst du herumzutrampeln.«
»Bitte, Albert, fahr weiter. Ich will das nicht. Küssen ja, aber …«
Albert beugte sich ihr hinüber, legte ihr den rechten Arm um die Schulter, zog sie zu sich heran, presste seine Lippen auf die ihren. Seine Linke versuchte sich einen Weg zwischen ihre Oberschenkel zu bahnen. Kein Problem für ihn, da sie nur einen Minirock trug.
Eliza stieß ihn zurück. Ihre flache Hand klatschte in sein Gesicht. Ein erschreckter Aufschrei entrang sich Albert. Das Mädchen riss die Tür auf und sprang aus dem Auto. Ohne lange zu überlegen lief es in den Park hinein. Es schien mit der Dunkelheit zu verschmelzen.
Auch Albert sprang aus dem Auto. »Eliza! Verzeih mir!« Er folgte ihr in die Dunkelheit hinein.