Читать книгу Trevellian jagt ein Phantom: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеDie nächste Adresse, die wir anfuhren, war Staten Island, Perry Avenue. Dort wohnte Liz Callagher, eines der Mädchen, das an dem Abend zusammen mit Jeanette und einigen Freunden in dem Pilspub in Kips Bay war. Wir hatten Glück. Liz hatte sich eine Erkältung zugezogen und war von der Schule zu Hause geblieben.
Sie erklärte uns, eine gute Freundin von Jeanette zu sein und beteuerte, wie sehr sie sich um ihre Freundin sorgte.
»Erzählen Sie«, forderte ich Liz auf. »Wie war das an jenem Abend in dem Pub?«
Die Mutter des Mädchens war zugegeben. »Es ist so tragisch«, murmelte sie. »Man müsste sich vielleicht weniger Sorgen machen, wenn es nicht schon der dritte Fall innerhalb eines Monats wäre, in dem ein Mädchen spurlos verschwindet.«
Liz schniefte. Fahrig strich sie sich über das Gesicht. Ihre Hand zitterte leicht. »Wir waren zu fünft«, begann sie. »Ich, Sylvia Anderson, Mike Brown, Johnny Witheman und Jeanette. Wir tranken etwas, und jeder aß ein Sandwich. Wir waren aus dem Kino gekommen. Gegen einundzwanzig Uhr ging Jeanette auf die Toilette. Danach sahen wir sie nicht mehr.«
»Wann fiel euch auf, dass sie nicht wiederkam?«, fragte Milo. »Habt ihr nach ihr gesucht?«
»Nachdem sie etwa zwanzig Minuten weg war, meinte Sylvia, man sollte vielleicht mal nachsehen, ob Jeanette eventuell schlecht geworden ist. Ich ging auf die Toilette. Da war sie nicht. Ich schaute auch in den Hof. Fehlanzeige. Zunächst sagten wir uns, dass sie möglicherweise alleine den Heimweg angetreten hatte. Aber das hätte Jeanette nicht gemacht, ohne sich vorher zu verabschieden. Es gab auch keinen Grund für sie, ohne uns den Nachhauseweg anzutreten. Mike hatte das Auto seines Dad …«
»Habt ihr die Umgebung nach ihr abgesucht?«
»Wir haben bis zweiundzwanzig Uhr dreißig gewartet. Dann sind wir nach Hause gefahren. Gegen zweiundzwanzig Uhr hat Mike bei Mr. Stone angerufen und sich erkundigt, ob Jeanette nach Hause gekommen sei. Die Antwort war nein. Natürlich sorgte sich Mr. Stone sehr.«
»Habt ihr noch einmal Kontakt mit den Eltern von Jeanette aufgenommen?«, fragte Milo.
»Ja. Am Morgen rief ich an und erkundigte mich, ob Jeanette nach Hause gekommen sei. Mrs. Stone erklärte mir, dass kurz vor mir Sylvia angerufen habe. Jeanette war nicht nach Hause gekommen.« Liz Callagher schluchzte trocken. Das Verschwinden ihrer Freundin ging ihr wohl ziemlich an die Nieren.
»Hat Sylvia irgendwann einmal angedeutet, dass sie mit ihren Eltern Probleme habe?«
»Nein. Mrs. und Mr. Stone waren sehr aufgeschlossen und modern eingestellt. Es war schon fast ein kameradschaftliches Verhältnis zwischen Jeanette und ihren Eltern.« Liz schüttete den Kopf. »Sie ist nicht von zu Hause ausgerissen, wenn Sie das meinen. Dazu hatte Liz keinen Grund.«
»Probleme in der Schule?«, fragte ich.
»Nein. Liz war allseits beliebt. Sie war ein guter Kumpel.«
Wie es schien, hatte Jeanette Stone wirklich keinen Grund, dem Elternhaus freiwillig den Rücken zu kehren. Wir vernahmen an diesem Tag noch die anderen Freunde, die mit Liz am Abend des 30. April zusammen waren. Die Aussagen waren fast identisch mit der Aussage Liz Callaghers.
Zurück im Field Office studierten wir die Akten Lucy Milton und Loretta Young betreffend. Ebenso wenig wie Jeanette Stone hatte eines dieser beiden Mädchen einen Grund, von zu Hause durchzubrennen. Auch sie verstanden sich gut mit ihren Eltern, waren in der Schule überdurchschnittlich, sportlich – und auch sie hatten von einer Karriere als Model geträumt.
Wir hatten die Anschriften von sieben Agenturen, bei denen sich Jeanette beworben hatte.
Agentur Julia, Manhattan. Die national tätige Agentur vermittelte Frauen, Männer und Kinder. So hieß es zumindest im Logo.
Clean Fine Art Agency, ebenfalls Manhattan. Es handelte sich um eine Fotomodellagentur.
Cover Models, Queens. Eine Model- und Werbeagentur.
Face Mode Promotion, Queens. Vermittlung von Fotomodellen und Mannequins für Laufsteg, Shootings und Drehs.
Jamaica Model Management, Manhattan. Die Agentur warb mit kostenlosen Setcards für Models sowie eine Mister- und Misswahl im Web.
Most Wanted Models, Brooklyn. Hier handelte es sich um eine Agentur für die Vermittlung von weiblichen und männlichen Fotomodellen sowie von Styling-, Hair & Make-up-Künstlern; mit Online-Foto-Setcards.
Agency Model Inc., Westchester County. Hier konnten sich Modelle, Photographen, Visagisten, Stylisten und Modelagenturen vertreten lassen, beziehungsweise Kunden Informationen über Buchungen beziehen.
Drei Bewerbungen waren noch offen. Die Bewerbung bei der Clean Fine Art Agency, die bei Most Wanted Models und jene bei Jamaica Model Management, das heißt, die Agenturen hatten auf Jeanettes Bewerbungen noch nicht geantwortet, es gab zumindest keine Ablehnungsschreiben oder Vorstellungstermine.
Wir fanden die Anschriften heraus. Die Clean Fine Art Agency hatte ihren Sitz in Manhattan, Dutch Street. Es war 16 Uhr, als wir bei der Agentur vorsprachen. Ja, eine Bewerbung Jeanette Stones lag vor. Ich schaute mir das Bild an, das das Mädchen von sich eingesandt hatte. Eine Ganzkörperaufnahme. Es war in der Tat ein ausgesprochen hübsches Mädchen.
Der Manager der Modelagentur erklärte uns, dass jede Woche zig Bewerbungen eingingen. Fast jedes der Mädchen, das sich bewarb, war attraktiv und entsprach von den körperlichen Erfordernissen her den Anforderungen an ein Model. Aber um ein Model zu werden bedurfte es mehr …
Lange Rede kurzer Sinn – die Bewerbung Jeanettes war schon ausgesondert. Sie sollte eine Ablehnung erhalten.
Wir suchten die nächste Agentur auf. Jamaica Model Management, 22. Straße West. Hier hatte man sich noch gar nicht mit der Bewerbung befasst.
Most Wanted Models, Brooklyn, hoben wir uns für den kommenden Tag auf. Es war 17 Uhr 30 und zu befürchten, dass die Agentur bereits geschlossen hatte. Sicher, wir hätten anrufen und uns einen Termin geben lassen können, aber wir hatten an diesem Abend noch etwas anderes vor.
Wir setzten uns an den Computer und fütterten ihn mit den Übereinstimmungen der Opfer; Aussehen, Alter, Hobbys, soziales Umfeld …
Der Computer spuckte drei Namen aus. James Olson, Jared McGregor, Hugh Swanton.
Olson und McGregor waren Mädchenmörder. Ihre Vorliebe waren Mädchen mit langen, dunklen Haaren, nicht älter als zwanzig Jahre und sportlich.
James Olson befand sich in Sing-Sing, Jared McGregor im Manhattan Psychiatric Center auf Ward‘s Island. Hugh Swanton war ein vorbestrafter Sexualtäter, der zwei minderjährige Girls vergewaltigt hatte, Mädchen mit langen, dunklen Haaren und blauen Augen.
Wir hatten ein Täterprofil und wir hatten drei Namen.
Zuerst fuhren wir zu Hugh Swanton. Es war nach 20 Uhr, als wir an seiner Apartmenttür läuteten. Swanton war zu Hause. Es war ein Mann von ungefähr fünfundvierzig Jahren mit beginnender Stirnglatze, mittelgroß, der zu Übergewicht neigte.
»Kommen Sie mir bloß nicht damit«, knurrte er, als wir ihn mit der Geschichte der drei Mädchen konfrontiert hatten. Er hatte uns in die Wohnung gebeten und uns aufgefordert, Platz zu nehmen. »Ja, ich habe zwei minderjährige Girls vergewaltigt, und ich habe die Quittung dafür bekommen. Von meinem fünfundzwanzigsten Lebensjahr bis zu meinem zweiundvierzigsten saß ich in Rikers Island. Fünfzehn Jahre am Stück, und jetzt bin ich nur auf Bewährung draußen. Sie sind bei mir an der falschen Adresse, G-men. Ich gehe einer geregelten Arbeit bei einer Spedition nach …« Er brach ab.
»Wo waren Sie am dreißigsten April zwischen einundzwanzig und zweiundzwanzig Uhr?«, fragte Milo.
»Zu Hause. Ich bin abends immer zu Hause und glotze in die Röhre.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Ich lebe allein. Meine Frau hat sich damals scheiden lassen und ist nach Philadelphia verzogen. Sie hat die beiden Kinder mitgenommen. Ich hatte seit über fünfzehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihnen.«
»Was schauten sie sich im Fernsehen an?«, fragte ich.
Swanton zuckte mit den Achseln. »Ich bin abends immer hundemüde, wenn ich von der Arbeit nach Hause kommen. Ich sitze sechs Tage in der Woche täglich zehn Stunden hinter dem Steuer. Wenn ich mich auf die Couch setze und den Apparat anmache, dauert es meistens keine Viertelstunde, dann bin ich weggetreten. Wach werde ich dann irgendwann um Mitternacht. Dann ziehe ich mich aus und lege mich ins Bett.«
Wir mussten uns mit dieser Aussage zufrieden geben.
»Was hältst du von ihm?«, fragte mich Milo, als wir im Wagen saßen.
»Ich denke, er sagt die Wahrheit.«
»Ich bin völlig deiner Meinung«, murmelte Milo. »Unsere beiden anderen Kandidaten haben das beste Alibi der Welt. Sie saßen zur fraglichen Zeit hinter Gittern oder in der geschlossenen Abteilung der Psychiatrie.«
»Wir sollten uns dennoch einmal mit ihnen unterhalten. Vielleicht erhalten wir einige Aufschlüsse auf die Persönlichkeit des Täters.«
»Ich befürchte, dass die Girls nicht mehr leben«, murmelte Milo. »Eines ist klar: Dem Täter geht es nicht um Lösegeld. Was er bezweckt, ist fraglich. Wahrscheinlich missbraucht er die Mädchen und tötet sie dann. O Gott, wenn ich mir das vorstelle …«
Es war wirklich unvorstellbar. Drei unschuldige Mädchen, missbraucht und ermordet, und es war nicht abzusehen, wann der Täter erneut zuschlug. Wenn er den zweiwöchentlichen Turnus einhielt, am 14. Mai.