Читать книгу Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane - Pete Hackett - Страница 31

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Jim Finlay hatte seinen Lagerplatz bei einer Baumgruppe gewählt. Die Umgegend bestand zum Großteil aus flachem Weideland, das von hier aus weithin zu übersehen war. Es war gutes Land, wie geschaffen, um große Rinderherden zu ernähren.

Die Nacht war alles andere als warm gewesen. Die Morgenkühle hatte Finlay geweckt. Er hatte Holz gesammelt und das erloschene Lagerfeuer wieder entfacht, so dass er sich Kaffee kochen konnte.

Es waren seine letzten Kaffeebohnen, die jetzt einen angenehmen Geruch verbreiteten – und auch sonst musste er feststellen, dass seine Vorräte ziemlich erschöpft waren.

Wird Zeit, dass ich irgendwo einen Job bekomme!, dachte er, denn auch sein Bargeld hatte sich fast vollständig verflüchtigt.

Finlay war vielseitig. Er hatte schon eine ganze Reihe unterschiedlichster Arbeiten verrichtet, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Er war Hilfssheriff gewesen, Postreiter, Cowboy und Schienenleger bei der Eisenbahn. Für kurze Zeit hatte er auch in einem Detektivbüro gearbeitet, drüben im Osten.

Aber dort gefiel es ihm nicht. Es war ihm zu eng. Er mochte die großen Städte nicht, die schwarz vom Ruß der Maschinenwaren und in denen jeder sich unterzuordnen hatte. Als eine Ameise in einem riesigen Ameisenhaufen zu leben, das lag Finlay nicht. er wollte sein eigener Herr sein.

Immer weiter hatte es ihn hinaus in den Westen gezogen, aber die Zivilisation folgte ihm. Die Eisenbahn, an der er selbst mitgebaut hatte, würde sie in den hintersten Winkel des Kontinents tragen und irgendwann, das wusste er, würde es überall so aussehen wie in den großen Städten des Ostens.

Finlay war nach Westen gegangen, um sein Glück zu machen, so wie es viele andere auch taten. Manche kamen mit den Taschen voller Gold zurück, von anderen hörte man nie wieder etwas, weil ihre Leichen irgendwo verscharrt lagen.

Finlay führte die Kaffeetasse zum Mund, schlürfte die heiße Flüssigkeit in sich hinein und bemerkte zufrieden, wie sich die Wärme auf seinen Körper übertrug und in ihm ausbreitete.

Das große Glück, der große Erfolg waren ihm bis jetzt nicht beschieden gewesen, und manchmal fragte er sich, ob es das überhaupt war, was er suchte. Vielleicht war es auch nur ein Vorwand, um nirgendwo zu starke Wurzeln zu schlagen. Er war eine Art Glücksritter, der von Gelegenheitsjobs lebte; ein Tramp, der es bislang nirgendwo lange ausgehalten hatte und dem es nach einer Weile überall zu eng wurde. Er wusste nicht, ob er je einen Ort finden würde, an dem er bleiben wollte.

Finlay hörte nun in der Ferne ein Geräusch, wie es galoppierende Pferde verursachen, und horchte auf. Er sah hinaus auf die Ebene und sah drei Reiter herannahen.

Cowboys wahrscheinlich, so überlegte er.

Das fruchtbare Weideland reichte, so weit das Auge sehen konnte. Es gab also vermutlich Rancher, die sich in dieser Gegend niedergelassen hatten.

Finlay wusste nicht mehr genau, wo er sich befand. Er hatte etwas die Orientierung verloren, und daher kamen ihm die drei Reiter, die mittlerweile so nahe heran waren, dass man ihre Gesichter erkennen konnte, gerade recht.

Er würde sie nach dem Weg fragen.

Als die Reiter ihn erreichten, zügelten sie ihre Pferde und musterten Finlay, der ungerührt seinen Kaffee weitertrank. Allerdings hielt er die Tasse jetzt mit der Linken, während die Rechte stets in der Nähe des Revolvers blieb, den er im Holster trug. Finlay wusste aus eigener Erfahrung, dass man nicht vorsichtig genug sein konnte. wer konnte einem Mann schon an der Nasenspitze ansehen, ob es sich um einen Gentleman oder einen Strauchdieb handelte? In jeden Fall war es besser, auf eine Begegnung mit gesetzlosem Gesindel stets vorbereitet zu sein.

Die Reiter wirkten auf Finlay nicht gerade sympathisch. In ihren Blicken lag unterschwellige Feindschaft, teilweise aber auch offen zur Schau getragene Verachtung.

Einer von ihnen, mit schwarzem Bart und knorrigem Gesicht, den Hut tief hinuntergezogen, wirkte mit seiner fahlen, bleichen Haut und den blutleeren, fest aufeinander gepressten Lippen wie ein leibhaftiger Todesengel. Seine zusammengekniffenen Augen waren blass und kalt. Dieser Mann schien die Luft um sich herum förmlich mit Spannung aufzuladen.

Finlay warf einen flüchtigen Blick auf den Colt, den er an der Seite hängen hatte, und fragte sich, wie schnell der Schwarzbart wohl ziehen konnte.

An der Seite dieser finsteren Gestalt befand sich ein Blondschopf, über dessen Lippen ein unverschämtes Grinsen ging, während er sich den braunen Hut in den Nacken schob. An seinem Gürtel befanden sich zwei Revolver, was Finlay ein unwillkürliches Stirnrunzeln entlockte. Unten, in Mexiko, waren solche Doppelholster ziemlich beliebt, aber hier im Norden waren sie immer ein Kuriosum geblieben.

Der Dritte war ein rothaariger, sommersprossiger Mann, dessen Vorfahren vielleicht irischer Abstammung gewesen sein mochten. Seine Augen blitzten gefährlich, und Finlay wusste, dass er die erste beste Gelegenheit zu einer Provokation nutzen würde.

An den Unterarmen des Rothaarigen befanden sich Tätowierungen, was darauf hindeutete, dass er früher einmal zur See gefahren war. Finlay erwiderte einen Moment lang den Blick des Rothaarigen und dachte: Einen guten Bootsmann hätte er abgegeben! Allein schon seine massige, kräftige Gestalt war dazu geeignet, eine Mannschaft einzuschüchtern!

„Guten Morgen, Mister!“, murmelte der Schwarzbart so leise, dass Finlay Mühe hatte, ihn überhaupt zu verstehen. Ein gefährlicher Unterton schwang in seiner Stimme mit, so dass selbst diese an sich harmlose Begrüßung schon den Charakter einer versteckten Drohung besaß.

„Guten Morgen, Gentlemen“, erwiderte Finlay, nachdem er einen weiteren Schluck von seinem Kaffee genommen hatte. „Ich würde Ihnen ja gerne einen Becher anbieten, aber leider waren dies meine letzten Bohnen.“

Die Reiter reagierten darauf nicht.

Ihre Blicke hingen an Finlay, als wäre er ein exotisches Tier, das es zu erlegen galt.

„Wissen Sie, dass Sie sich auf Don Turners Land befinden?“, fragte der Schwarzbart.

Finlay zuckte mit den Schultern.

„Ich habe diesen Namen nie gehört“, erklärte er.

„Sie sind nicht von hier, was?“

„Nein, ich komme nicht aus dieser Gegend. Aber das Land hier sieht fruchtbar aus. Es wäre verwunderlich gewesen, wenn es niemandem gehört hätte.“

Die blutleeren Lippen des Schwarzbartes verzogen sich etwas. Finlay hatte versucht, einen versöhnlichen Ton in seine Stimme zu legen, denn er war nicht auf Streit aus. Der Schwarzbart hingegen schien genau das im Sinn zu haben.

„Don Turner hat es nicht besonders gerne, wenn Landstreicher auf seinem Grund und Boden herumstreunen!“, murmelte der Schwarzbart dann.

„Ich bin kein Landstreicher“, erwiderte Finlay sachlich. Es war sicher besser, sich nicht provozieren zu lassen, denn das Zahlenverhältnis sprach für seine Gegenüber.

Der Blondschopf mit den zwei Revolvern verzog höhnisch den Mund.

„Als was würden Sie sich denn bezeichnen?“

„Vielleicht ist er ein Viehdieb!“, warf der Rothaarige mit einer wegwerfenden Geste ein.

Der Schwarzbart spuckte aus.

„Also, Mister, was suchen Sie hier auf fremdem Boden?“

„Ich bin auf der Durchreise“, erklärte Finlay so ruhig, wie es ihm in dieser Lage möglich war. „Und ich suche einen Job. Irgendwie habe ich wohl etwas die Orientierung verloren. Vielleicht sind Sie so freundlich und sagen mir, wo hier die nächste Stadt liegt!“

Der Schwarzbart grinste und wandte sich an seine beiden Begleiter.

„So, die Orientierung hat er verloren, unser Freund. So etwas kann gefährlich sein! Schon so manch einen, der nicht wusste, über wessen Land er reitet, hat man später mit einer Kugel im Kopf im Gras gefunden! Es gibt nämlich jede Menge räuberisches Gesindel ...“ Sein Gesicht verzog sich zu einer seltsamen Fratze. Er deutete mit der Hand nach Norden. „Wenn Sie in diese Richtung reiten, kommen Sie in etwa eineinhalb Stunden nach Madison City.“

Finlay nickte.

Er hatte diesen Namen noch nie auf irgendeiner Landkarte gesehen, aber das bedeutete nichts. In wenigen Jahren konnten hier im Westen Städte aus dem Nichts wachsen und ebenso schnell wieder von der Landkarte verschwinden und zu Geisterstädten verkommen, in denen nur noch Ratten und herrenlose Hunde hausten. Für die Kartografen war es ein schwieriges Geschäft, da Schritt zu halten.

„Sie sagten, Sie suchen einen Job, Mister ...“ Der Schwarzbart erwartete offensichtlich, dass Finlay ihm seinen Namen sagte, aber dieser verzichtete demonstrativ darauf. Er mochte die drei Männer nicht und wollte so wenig wie möglich mit ihnen zu tun haben.

Er sagte daher: „Ja, das ist richtig. Ich suche einen Job.“

„Haben Sie schon einmal auf einer Ranch gearbeitet?“

Finlay bestätigte.

„Ja, schon auf mehreren.“

„Vielleicht sollte ich Sie meinem Boss vorstellen. Don Turner kann immer gute Leute gebrauchen.“

Aber Finlay winkte ab. Bevor er antwortete, nahm er noch einen Schluck Kaffee.

„Nein, danke.“

Die Augenbrauen des Schwarzbartes zogen sich zusammen, und für Finlay hatte er in diesem Augenblick entfernte Ähnlichkeit mit einem Raubtier.

„Was soll das heißen?“

„Das soll heißen, dass ich keine Lust habe, für Ihren Boss zu arbeiten, diesen, wie heißt er noch gleich? – Don Turner, nicht wahr?“

„So ein Angebot schlägt man nicht einfach aus!“, erklärte der Schwarzbart. „Was ist los? Sind Sie sich zu fein dazu, hart zuzupacken? Sie würden gut entlohnt ...“

Finlay zuckte mit den Schultern.

Er hatte Bargeld wirklich dringend nötig, aber er war der tiefen Überzeugung, dass es Dinge gab, die noch weitaus wichtiger waren. Man konnte ihn nicht kaufen – und darauf war er stolz.

„Das mag schon sein“, antwortete er also dem Schwarzbart. „Aber ich müsste dann mit Ihnen zusammenarbeiten!“

„Und das würde Sie stören?“

„Ich mag Sie nicht besonders, und es geht mir nicht so schlecht, dass ich Ihr Angebot annehmen müsste!“

Finlay spürte, dass die Luft um sie herum sich in einem Maß mit Spannung aufgeladen hatte, das kritisch war. Er sah es in den Gesichtern der drei Cowboys, und er fühlte es in seiner Magengegend.

Ein winziger Funke nur, dachte er, und es kommt zur Explosion!

Finlay blieb ganz ruhig – zumindest äußerlich.

Man sah ihm die Anspannung nicht an, die jeden Muskel, jede Sehne seines Körpers erfasst hatte. Er war bereit, blitzschnell seinen Colt aus dem Holster zu reißen und zu feuern, wenn es sein musste.

Die Fähigkeiten seiner Gegner waren für ihn schwer einzuschätzen. Sein Blick fiel auf die zwei Revolver des Blondschopfs. Vielleicht war er ein Angeber und konnte gar nicht wirklich mit beiden Händen schießen. Wenn jemand zwei Colts trug, wollte er sich aller Wahrscheinlichkeit nach nur wichtig machen, aber hin und wieder traf man auch auf wirkliche Könner, die mit der Linken so gut wie mit der Rechten schießen konnten.

Das Dumme war nur, dass man es den meisten nicht ansehen konnte, zu welcher Sorte sie gehörten ...

Finlay trank den Kaffee aus und stellte die Blechtasse neben das Feuer auf den Boden.

„Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, Gentlemen!“, erklärte er dann schließlich dreist. „Schätze, Sie werden noch ´ne Menge zu tun haben für Ihren Boss, diesen Turner. Auf einer Ranch gibt’s immer jede Menge Arbeit ...“

Der bleiche Schwarzbart schob sich jetzt den Hut in den Nacken, so dass die Sonne auf seine helle, unreine Haut schien.

„Wie ich bereits zu Anfang unserer Unterhaltung erwähnte, durchqueren Sie Don Turners Land. Ich denke, es wäre nicht zu viel verlangt, dafür eine kleine Abgabe zu verlangen, oder?“ Er wandte sich an seine beiden Begleiter, die zustimmendes Gemurmel vernehmen ließen.

„Klar doch!“, rief der Blondschopf angriffslustig. „Eine Art Wegezoll, verstehen Sie?“

Finlay verstand sehr gut, aber er war nicht gewillt, den dreien auch nur das Schwarze unter seinen Nägeln zu geben.

„Was meint ihr?“, fragte der Schwarzbart. „Sind hundert Dollar für eine Durchquerung von Don Turners Land angemessen?“

„Aber das ist nur für eine Tour!“, meinte der Rothaarige zynisch. „Der Rückweg muss extra bezahlt werden!“

Der Schwarzbart wandte sich an Finlay.

„Sie haben es gehört, Mister. Es sind hundert Dollar fällig. Zahlbar jetzt und in guten amerikanischen Banknoten! Wir nehmen aber auch Goldnuggets und silberne Taschenuhren!“

„Scheren Sie sich zum Teufel!“, erwiderte Finlay ärgerlich.

„Habt ihr das gehört?“, rief der Schwarzbart. „Er ist nicht gerade höflich, dieser Fremde hier!“

„Vielleicht will er uns damit sagen, dass er nicht zahlen kann“, meinte der Rothaarige. „Hundert Dollar sind schließlich ´ne Menge Geld für einen Landstreicher!“

„Ja, richtig!“, fiel der Blondschopf ein. „Besonders, wenn man sich zu schade ist Arbeit anzunehmen.“

Finlay spürte, dass es jetzt gefährlich wurde. Diese Männer waren einzig darauf aus, ihn zu schikanieren. Sie schienen es nicht gewöhnt zu sein, in ihre Schranken verwiesen zu werden.

„Also gut“, erklärte der Schwarzbart ironisch, wobei sich seine dünnen, blutleeren Lippen nicht mehr als unbedingt notwendig bewegten. „So werden wir Gnade vor Recht ergehen lassen, wenn Sie nicht zahlen können! Wir geben uns auch mit Ihrem Pferd, dem Sattel und Ihrer Winchester zufrieden, wenn Sie nichts dagegen haben!“

Aber Finlay hatte durchaus etwas dagegen. Dennoch gelang es ihm, verhältnismäßig ruhig zu bleiben.

„Ich gebe Ihnen einen guten Rat“, murmelte er. „Ziehen Sie Ihrer Wege und lassen Sie mich in Frieden!“

„Nimm dir sein Pferd, Bill!“, befahl der Schwarzbart, an den Blondschopf gewandt.

Bill zögerte einen Moment lang, dann veranlasste er sein Pferd dazu, ein paar Schritt in Finlays Richtung zu gehen. Dieser fackelte nicht lange.

Blitzschnell riss er den Revolver aus dem Holster, spannte den Hahn und richtete die Waffe auf den Blondschopf.

„Keine falsche Bewegung, Mister!“ Einige Augenblicke lang hing alles in der Schwebe.

Bill war sich offensichtlich nicht schlüssig darüber, wie er zu reagieren hatte. Er schaute etwas ratlos zu dem Schwarzbart hin.

Er braucht jemanden, der für ihn denkt!, wurde es Finlay klar.

Die Gesichter seiner Gegenüber wirkten wie die von ausgehungerten Wölfen, die ihre Beute gestellt hatten und nun darauf warteten, sich auf sie zu stürzen und sie zu zerfleischen.

Dann zog unvermittelt der Rothaarige, aber Finlay war schneller. Er hatte sich blitzschnell gedreht und seine Waffe abgefeuert. Der Colt des Rothaarigen fiel zu Boden. Er stieß einen Laut aus, der halb Verwünschung, halb Schmerzensschrei war, und hielt sich mit verzerrtem Gesicht den Arm.

„Verdammt ...!“, stieß er gepresst hervor. Sein Gesicht hatte sich vor Zorn und Wut der Farbe seiner Haare angepasst. „Verdammt, Bill und Joe, warum tut ihr nichts? Blast diese Ratte doch um!“

„Sie tun nichts, weil sie vernünftig sind“, erklärte Finlay kalt.

Das fahle Gesicht des Schwarzbartes war noch bleicher geworden, als es ohnehin schon war. Sein dünnlippiger Mund war wieder fest zusammengepresst, die Mundwinkel deuteten nach unten.

Auch der blonde Bill wagte es nicht, sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

„Sie wissen, dass Sie es nicht mit mir aufnehmen können und dass ich dem nächsten, der eine falsche Bewegung macht, nicht nur in den Arm schießen werde!“, fuhr Finlay fort. „Besser, unsere Wege trennen sich jetzt, Gentlemen. Wir scheinen uns nicht besonders miteinander zu verstehen ...“

Bills Blick hing noch immer an Joe, dem Schwarzbart, aber der zeigte keine Reaktion. Joe wartete einige Augenblicke, denn es fiel ihm schwer, die Niederlage einzugestehen. Schließlich nickte er seinen Männern zu.

„Okay, Leute. Schätze, es ist besser, wenn wir uns auf die Socken machen!“

Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane

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