Читать книгу Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane - Pete Hackett - Страница 21

Оглавление

11


Cannon hatte zwei kleine Bier ausgeschenkt und schob sie über die Theke. „Nach der Unterhaltung gestern Abend und nachdem ich Ihren Partner mit Shamrock reden sah, wusste ich, dass Sie zu mir kommen, Ranger. Fragen Sie.“

Tom studierte die Augen des Mannes. Cannons Blick war frei und offen, er hatte ein reines Gewissen.

„Es geht um jenen besagten Tag, Cannon. Fairlie trank bei Ihnen, er war allein, suchte Streit und wurde von Ihren Gästen zusammengeschlagen und vor die Tür gesetzt. Immerhin wäre es möglich, dass im Handgemenge jemand ...“

„Ihm den Revolver abgeknöpft hat? Schon denkbar, ich bin mir aber nicht sicher, ob er ihn noch gehabt hat, als er wieder hereinkam.“

Tom wechselte mit Old Joe einen Blick, dann fragte er: „Er kam zurück?“

Cannon schaute irritiert und hob langsam die Hand. „Moment mal! Da liegt ein Missverständnis vor. Natürlich kam er nicht zurück, nachdem ihn die Burschen hinausbefördert hatten.“

„Eben sagten Sie doch, dass er wieder hereinkam!“

„Er war doch schon am frühen Morgen dagewesen. Geschniegelt und gekämmt, und er hat bei Gott nach Seife gerochen und trug blankgeputzte Stiefel. So war er mir noch nie unter die Augen gekommen. Er war überdies allein und wirkte verlegen und unruhig. Ich sagte ihm auf den Kopf zu, dass eine Frau dahintersteckt. Da nahm er Tuss natürlich nicht mit. Na, er wurde ziemlich garstig, das ginge mich einen Dreck an. Jedenfalls ritt er fort, nachdem er zwei Brandy genommen hatte. Und zu diesem Zeitpunkt war er noch in ordentlicher Verfassung.“

„Haben Sie eine Ahnung, wohin er ritt?“

„Nicht zu einem Flittchen, in diesem Falle hätte er sich weder die Haare eingeölt noch die Stiefel geputzt. Ich sah ihn zum südlichen Stadtausgang reiten. Dann kamen die ersten Rancher in die Stadt, und ich hatte alle Hände voll zu tun. Den ganzen Tag. Als ich ihn wieder entdeckte, war es Abend. Er kam durch die Tür, als hätte er eine Schlägerei hinter sich. Sein Hemd war zerrissen, das Kinn geschwollen. Vielleicht war die Dame verheiratet. Fragen wollte ich ihn nicht, er war mir am Morgen schon über den Mund gefahren. Er kaufte eine Flasche Brandy und versorgte sich selber. Ein Mann hat das Recht, sich friedlich besaufen zu können. Es deutete auch nichts auf einen Krach hin. Ich hatte fast hundert Gäste hier und musste die meisten Zechen anschreiben. Wie es anfing, habe ich nicht gesehen. Ich hörte ihn nur brüllen und sah ihn mit dem Revolver auf Teach losgehen. Soviel ich weiß, kannten die beiden sich nur vom Sehen. Fairlie hatte die Flasche fast geleert, er brauchte einen Blitzableiter. Betrunkene reagieren unkalkulierbar. Da drüben am Ecktisch hat mal ein Fahrer von Wheeler einen Cowboy nur erschossen, weil ihm sein Gesicht nicht gefiel. Zehn, oder zwölf Leute warfen sich auf Fairlie, boxten ihn zusammen und schmissen ihn hinaus. Als ich ihn danach wieder sah, war er schon tot.“

„Wer ist dieser Teach?“

„Der Vormann von Kevin Lindsay, fast so schweigsam wie sein Boss. Er kommt nur fünf, oder sechsmal im Jahr in die Stadt. Hat keine Freunde hier und sucht auch keine. Bedeutet Ihre Frage, dass Sie einen Zusammenhang suchen? Teach hatte keinen Anteil an der Prügelei. Ich sah sein verblüfftes Gesicht, als Fairlie den Revolver in seine Richtung schwenkte. Im nächsten Augenblick balgten sich Männer am Boden und hatten Hutchs Jungen unter sich. Teach stand seitlich der Tür.“

„Hm!“ Tom nahm einen vorsichtigen Schluck aus dem Glas. „Ich frage deshalb, weil in dieser traurigen Geschichte jeder Hinweis eine Hilfe sein kann. Sie sagten, Sie waren sich nicht sicher, ob Fairlie seinen Revolver hatte, als er dort zur Tür hereinkam. Er bedrohte mit ihm aber Teach. Was ist nun richtig?“

Cannon nickte. „An so einem Abend achtet man nicht auf Kleinigkeiten. Nicht bewusst jedenfalls. Als Sie gestern Abend gegangen waren, habe ich mir die Szene noch einmal vergegenwärtigt. Fairlie stand da, wo Sie jetzt sind. Er hatte die Flasche für sich gekauft und wollte den Affen auch alleine haben. Neben ihm stand Baker. Der hatte mehrmals versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Fairlie war in schlechter Verfassung und hatte eine Stinklaune. Baker ließ ihn in Ruhe. Er ist nicht gerade das, was man mutig nennt. Der Schwiegervater und die Frau halten ihm den Daumen auf den Kopf...“

„Ich fürchte, Sie kommen vom Thema ab“, erinnerte Tom.

Cannon schüttelte mit einer bemerkenswerten Sturheit den Kopf. „Sie werden gleich sehen, worauf ich hinaus will. Also. Baker überließ Fairlie seiner Flasche und schwatzte mit zwei Leuten, die hier in der Straße wohnen. Das war ungefährlich. Als ich das Gebrüll hörte und Fairlie mit dem Revolver hantieren sah, guckte Baker verdutzt an sich runter und dann auf Fairlie. Erst danach wich er ans Thekenende zurück. Das Merkwürdigste kommt jetzt aber. Kaum war Fairlie vor die Tür geschafft, da sah ich Baker mitten im Lokal, dort, wo sich die Männer auf Hutchs Jungen geworfen hatten. Er steckte seinen Revolver ein.“

„An der Prügelei hatte er nicht teilgenommen?“

„Wo denken Sie hin? Er hätte was abkriegen und mit einem blauen Auge nach Hause kommen können. Da wäre es ihm dreckig ergangen, was man so hört.“

„Ein Pantoffelheld also.“

„Nicht zu knapp. Lockmans Tochter hat ihn eingebrochen und handzahm gemacht. Und was ..“

„Wer? Lockman?“

„Er ist sein Schwiegersohn. Davon rede ich doch die ganze Zeit. Haben Sie ihn nicht gesehen, als Sie mitten in der Nacht auf der Ranch aufkreuzten?“

„Doch, doch. Dave; Dave Baker also.“

„Da wusste ja noch kein Mensch, dass Sie zu den Rangern gehören. Es war ja eine ungewöhnliche Zeit für einen Besuch. Die Leute haben sich den Mund fusselig geredet.“

„Jedenfalls sprechen sich Neuigkeiten hier mächtig schnell herum. Lassen Sie uns wieder von den Vorgängen jener Nacht reden. Baker hatte sich nicht an der Prügelei beteiligt, aber Sie sahen, dass er danach im Lokal stand, einen Revolver aufhob und einsteckte. Ist das richtig?“

„Vollkommen korrekt, Ranger.“

„Dann erhebt sich die Frage, wie der Revolver dorthin kam, wenn es Bakers Waffe war.“

Cannon machte ein kummervolles Gesicht. „Fairlie kann darauf keine Antwort mehr geben.“ Bedauern klang in seiner Stimme mit.

„Aber Baker. Der ist nicht tot!“, sagte Old Joe mit schneidender Schärfe.

Cannon wischte am Bierhahn herum.

Tom schaute seinen alten Partner zwingend an. Baker war nicht der Mann, den sie suchten. Baker war eine Maus und hatte Angst vor zwei Habichten daheim auf der Ranch.

Die Schilderung der Vorgänge, wie Cannon sie beobachtet hatte, ergaben eine ganz andere Schlussfolgerung. Fairlie war ohne Waffe in den Saloon gekommen! Nachdem er irgendwo schon Verdruss gehabt hatte!

Und als ihm dann die Galle überlief und er blau genug war, griff er zur nächsterreichbaren Waffe. Bakers Revolver. Der Mann stand ja neben ihm.

Darum hatte sich Baker die Waffe zurückgeholt, nachdem der Krawall vorüber war.

Auch ein Betrunkener greift erst mal zur eigenen Waffe, wenn er sie noch besitzt.

Das war der Punkt, um den sich alles drehte.

Fairlie hatte sich Bakers Revolver geschnappt.

Das bedeutete, er hatte den eigenen dort verloren, wo er sich das zerrissene Hemd und das geschwollene Kinn geholt hatte. Oder er war ihm abgenommen worden.

Jemand war dann auf die verfluchte Idee gekommen, die Waffe aufzuheben, in der Nacht das Gold aus der Bank zu holen und den Revolver hinter dem Haus hinzulegen, damit jeder Verdacht auf Fairlie fiel.

Der Mann, der diese Hinterlist ersonnen hatte, musste verdammt kaltblütig sein. Er hatte Fairlie nicht bloß einen Denkzettel verpassen, sondern ihn vernichten wollen. Denn es musste ihm klar gewesen sein, dass die Leute verrückt werden würden, wenn sie hörten, dass das Geld, mit dem Gibbs die Herden bezahlen wollte, aus der Bank geraubt war.

Ebenso einkalkuliert hatte er die Handlungsweise von Gibbs. denn der musste seiner Gesellschaft die Rinder, oder das Gold bringen. Gibbs hatte zur Jagd geblasen, was völlig logisch war.

Nur war dieser Jagd auch Tuss zum Opfer gefallen.

Und der Rachedurst des Mannes war auch damit noch nicht gestillt. Das Leben der restlichen Bends war gewaltsam ausgelöscht worden. Killer hatten einen unbewaffneten alten Mann und seine grauhaarige Frau ermordet.

„In einem Saloon schnappt man so allerhand auf, besonders, wenn es sich um den einzigen geselligen Platz in der ganzen Stadt handelt“, sagte Tom. „Die Bends sind ausgetilgt, und zwar mit Absicht. Gab es da eine Familienfehde?“

„Wie oft, glauben Sie, habe ich mich das schon gefragt? Hutch war ein verträglicher Mann. Der wäre sogar mit dem Teufel ausgekommen. Nein, ich habe nie etwas in dieser Richtung gehört.“

„Schade, es hätte mir geholfen.“

Unvorstellbarer Hass auf die Bends war die Triebfeder zu dem Verbrechen gewesen. Eine uralte Sache etwa, die Hutch auf seine alten Tage doch noch eingeholt hatte?

Sehr glaubhaft war das nicht, denn unmöglich konnte Mary etwas damit zu schaffen haben. Die Jungens schon gar nicht.

Mehr und mehr verdichteten sich Toms Vermutungen zu einem Verdacht, dass die Ausrottung der Familie mit dem sonderbaren Besuch zusammenhing, den Fairlie an jenem Tag gemacht hatte.

Bloß wo?

Und bei wem?

„Was liegt in südlicher Richtung?“

Cannon legte den Spüllappen zusammen und betrachtete Tom Cadburn bald eine Minute lang. „Zwei Ranches, der Handelsposten von Wheeler und San Benito. Worauf zielen Sie?“

„Könnte er dort ein Mädchen, oder eine Frau besucht haben?“

Energisch schüttelte Cannon den Kopf. „Wenn Sie die fünf alten Weiber kennen würden, die es auf beiden Ranches gibt, würden Sie nicht fragen. Wheeler ist unverheiratet, den Haushalt und das Lager besorgen Mexikaner. Und nach San Benito und zurück konnte er in der Zeit und mit nur einem Pferd nicht kommen.“

„War er mal verreist?“ Eine neue Idee nahm in Toms Vorstellung Gestalt an. Fairlie war nobel herausgeputzt gewesen, also hatte ein Besuch dahintergesteckt. Es konnte sich um eine Kutschenbekanntschaft handeln, die er auf der Station von Wheeler wiedergetroffen hatte.

„Davon ist mir nichts bekannt.“ Cannon zerstörte Toms hoffnungsvolle Idee, aus der sich noch annähernd glaubhaft das Motiv für die Ermordung der Bends herleiten ließ, wenn die Dame in festen Händen war.

„Trink aus, wir reiten“, sagte Tom zu Old Joe. Cannon blickte fragend.

„Wer auch dahintersteckt, ich finde ihn, und das Gold“, fügte Tom hinzu.

Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane

Подняться наверх