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Die Entdeckung auf der Ranch im Sweetwater-Tal hatte Betroffenheit ausgelöst. Jedenfalls bei Tom.

Die Vorgänge um Lockman und danach fand er seltsam.

Und das Benehmen der Bürger kam ihm unnatürlich vor.

Eigentlich benahmen sie sich überhaupt nicht. Sie ließen sich nämlich nicht blicken.

„Muss wohl gerade ein örtlicher Feiertag ausgebrochen sein!“, kommentierte Old Joe giftig. Er betrachtete die menschenleere Straße. Irgendwo klappte eine Tür. Ein Pferd wieherte.

Hinter einem Fenster im übernächsten Haus fiel eine Gardine herunter.

Old Joe hielt die Büchse an der Hüfte und schnupperte. Er schwor darauf, Verdruss riechen zu können.

Tom ließ die Stadt auf andere Art auf sich wirken. Solche Siedlungen hatte er schon zur Genüge aufgesucht.

Wenn man das Gespür dafür hatte, merkte man, wie eine Stadt gesonnen war, freundlich, oder feindlich.

Er fragte sich, was die Bürger erwartet hatten. Zwei reitende Tiger etwa, die unverzüglich damit begannen, das Nest an allen vier Ecken abzureißen?

Ein Windstoß drückte Holzrauch auf die Straße. Dort, wo der Qualm aus einer Häuserlücke trieb, entdeckte Tom das Schild einer Sattlerei. Die Farbe blätterte bereits ab.

Er drückte dem Hengst leicht die Hacken an und lenkte ihn in die Straße hinein. Der Timber schnürte neben ihm her.

An dem Wolf allein lag es bestimmt nicht, dass sich die Leute derart zurückhielten.

Vor der Sattlerei hielt Tom an, stieg ab und und machte den Sattel los. Er hörte Unruhe hinter der Tür und nahm eine verschwommene Bewegung hinter einem Fenster wahr.

Die Tür war verschlossen. Oder jemand stemmte sich drinnen mit der Schulter dagegen.

Tom legte den Sattel vor die Tür.

„Das Horn ist beschädigt“, sagte er laut. „Es wäre nett von Ihnen, wenn ich den Sattel morgen früh wiederhaben könnte. Eine Anzahlung lasse ich hier.“ Er rollte eine Fünf-Dollar-Note zusammen und klemmte sie in das zerspellte Horn.

Als er der Tür den Rücken kehrte, hörte er im Haus tuscheln.

Schräg gegenüber pries ein schäbiges Hotel seine Dienste an. Bett, warmes Essen und Bad.

Das Gebäude daneben überraschte Tom. Es enthielt eine Bank. Die Fenster waren vergittert, als seien die größten Kostbarkeiten des Landes im Haus untergebracht.

Weiter in Richtung Kreuzung gab es verschiedene Geschäfte, die den anspruchslosen Bedürfnissen einer Ranchgegend genügten.

Jenseits der Kreuzung beherrschte ein Saloon die Ecke, das einzige Gebäude mit einem oberen Stockwerk, wie es aussah. Ein Balkon lief jedenfalls unter der oberen Fensterreihe entlang.

Jede Menge Pferdeäpfel lagen vor dem Zügelbalken, aber Gäule waren keine angebunden. Eine mitleidige Seele hatte sie vorsorglich von der Straße geholt.

Die tiefstehende Spätnachmittagssonne reichte nicht bis unter das Vorbaudach des Saloons. Dort herrschte Schatten. Dennoch gewahrte Tom die hellen Flecken von drei Gesichtern über der halbhohen Schwingtür.

Immerhin verkrochen sich nicht alle Einwohner, und es sah auch nicht danach aus, als würde der Saloon innerhalb der nächsten Minuten schließen.

Tom lud sich Satteltaschen, Deckenrolle und Gewehr auf, ergriff mit der freien Hand Thunders Zügel und schritt in die Baulücke hinein, aus der der Rauch gekommen war.

Im Hintergrund einer ziemlich großen Hoffläche war die Schmiede erbaut. Ein aufgebockter Wagen ohne Räder stand in der Sonne, Gerümpel lag herum, aber sehr wenig reparaturbedürftiges Gerät. Unter Überlastung hatte der Inhaber gewiss nicht zu stöhnen.

Noch stieg Rauch aus dem Schornstein, und auch das große Tor war offen. Aber gerade, als Tom anlangte, erschien aus dem Halbdunkel ein untersetzter muskulöser Mann mit rußgeschwärztem Gesicht, wischte sich die Hände an der umgebundenen Lederschürze ab und wollte ihm das Tor vor der Nase schließen.

Tom ließ Thunder noch drei Schritte machen und verhinderte die Absicht des Mannes.

Langsam wanderten die Brauen des Schmiedes in die Höhe. „Feierabend!“, verkündete er grollend und in einer Art, die keine Diskussion zuließ.

Tom blickte mild wie ein Topf Buttermilch, zog die Uhr heraus und ließ den Deckel aufspringen. Es war wenige Minuten nach fünf.

„Anderswo schließen die Schmiede zwei Stunden später, und ich kenne nicht wenige“, sagte er und steckte die Sprungdeckeluhr zurück.

Der Mann musterte ihn wütend. Die Stränge an seinem Hals schwollen. Aus reiner Gewohnheit betrachtete er das Pferd und knurrte: „Der Beschlag ist in Ordnung. Also gehen Sie!“

„Ich möchte das Pferd unterstellen. Freund. Mein Sattel ist etwas ramponiert und wird nicht vor morgen früh fertig. Und dieses liebenswürdige Maultier meines Partners dort vorn möchte auch einen Platz haben.“

„Ich nehme keine Tiere an!“

Tom hob sanft lächelnd die rechte Hand mit den Zügeln und deutete nach oben. „Über Ihrem Tor steht, dass Sie Unterstellplätze vermieten. Nebenbei gesagt, das Schild könnte einen neuen Anstrich vertragen. Oder wirft das Geschäft nichts mehr ab?“

Fast sah es aus, als wollte der Schmied auf ihn losgehen. Der erste Blick ging zum Gewehr, der zweite zum Revolver, und der dritte traf den Timber, der ins Blickfeld trottete und sich mit heraushängender Zunge vor dem Tor in die Nachmittagssonne setzte.

Da überlegte es sich der Schmied anders, denn was er sah, gefiel ihm nicht und riet zu Zurückhaltung und Vorsicht.

„Beißt er?“

„Nur böse Menschen, die keine Unterstellplätze vermieten wollen“, erklärte Tom todernst „Dem Maultier sollten Sie eine Einzelbox geben.“

Der Mann stellte keine dummen Fragen. Maultiere galten als schwierig. Sie waren genügsam und ausdauernd, was sie so manchem Pferd überlegen machte, aber es war bekannt, dass sie ihre Mucken hatten.

„Zwei Dollar mit Futter!“ Der Schmied hielt die schmutzige Schwielenhand hin.

Tom wusste genug, als der Mann das Geld blitzschnell einsteckte. Das Geschäft ging schlecht.

„Ist das Hotel drüben zu empfehlen?“

„Ein anderes haben wir nicht“, gab der Schmied zurück. Wie es aussah, hörte er ausgezeichnet. Aber Tom wunderte es keineswegs, dass der Mann nicht auf die Schießerei vor der Stadt zu sprechen kam. Das war wohl eine Geschichte, aus der sich die Einwohner heraushielten. Dieser hier jedenfalls.

Nach zehn Minuten waren die Tiere untergebracht und versorgt. Den Timber konnte Tom nicht im Stall lassen. Zwar waren keine weiteren Pferde da, die vom Raubtiergeruch verrückt geworden wären, aber der Bursche hätte sich unter der Bretterwand durchgegraben und die Stadt auf eigene Faust erkundet.

Das war vor einem Jahr unten in Brackettville passiert. Drei Nächte danach hatten die verschreckten Bürger immer noch auf alle Vierbeiner geschossen, die größer als eine Katze und kleiner als ein Pferd waren.

„Hotel und Saloon“, sagte Tom draußen, und damit war die Reihenfolge festgelegt.

Der Sattel war vor der Tür verschwunden, wie Tom mit einem Seitenblick feststellte.

Im Hotel war nicht ein Zimmer an fremde Gäste vermietet. Der Hotelmann kassierte vorab. In Mason schien das üblich zu sein.

Und ebenso üblich war, keine Fragen zu stellen.

Der Hotelmann wandte sich wieder einem Topf und einem zerbrochenen Stuhl zu, den er zusammenzuleimen versuchte.

„Bleib brav bei der Tür sitzen und mache keinen Ärger!“, ermahnte Tom den Timber und brachte sein Gepäck ins Zimmer hinten hinaus.

Das Wasser in der Kanne war schal und warm, aber gut genug, um damit den Reitstaub runterzuwaschen.

Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft strebten Tom und der Alte dem Saloon an der Straßenkreuzung zu.

Über der halbhohen Schwingtür zeigten sich jetzt vier Gesichter, die allerdings blitzschnell verschwanden, als klar wurde, wohin die zwei Ankömmlinge ihre Schritte lenkten.

Tom dachte an vier Männer, die im Sweetwater-Tal gewesen waren. Und die Hutch Bend gekannt haben musste.

Als der Timber mit in den Saloon schlüpfte, wurde es totenstill. Bis eine gereizte Stimme von rechts fragte: „Darf das Vieh überhaupt Alkohol trinken?“

Tom wandte sich dem Sprecher zu. Es war ein vierschrötiger Mann mit ziegelrotem Borstenhaar und einem Hals wie ein Eichenbalken. Er blickte höllisch wütend.

Außer ihm hatte sich wohl die Hälfte der männlichen Einwohnerschaft hier versammelt.

Der Wolf regte die Leute gar nicht besonders auf. Gerade, als hätten sie bereits von ihm gehört.

Tom nickte dem Mann zu. „Das Vieh sieht zahm aus und ist überaus anhänglich. Ich sage das für den Fall, dass jemand auf seltsame Gedanken kommt. Besser, es werden keine Scherze gemacht.“

Der Timber trottete derweil zur Theke, stupste eine fette Fliege von der Stirnwand und legte sich der Länge nach auf den staubigen Dielenboden, als sei er hier zu Hause.

Old Joe setzte seine Büchse mit der Kolbenplatte auf und betrachtete die Gäste reihum. An das eine oder andere Gesicht glaubte er sich vage erinnern zu können, aber sicher war er sich nicht.

Tom studierte mit flinken Blicken die Szene. Mindestens dreißig Männer waren anwesend. Die Mehrzahl gehörte in die Stadt, sieben waren Weidereiter, erkennbar an der derben Kleidung.

Nur sechs Gäste hatten ein Glas vor sich stehen.

Der Stadt schien es insgesamt nicht prächtig zu gehen.

Auch hier im Saloon musste das Krachen der Schüsse vernommen worden sein. Einen Teil der forschenden Blicke deutete Tom so, dass die Leute sehen wollten, ob er oder Old Joe angekratzt waren.

Ohne Freundlichkeit und mit unbewegtem Gesicht sagte er: „Auf einen unbewaffneten alten Mann und seine Frau schießt es sich leichter als auf einen Mann zu Pferd.“

Ein paar Männern sprang die Schamröte ins Gesicht.

Der Rothaarige erstickte fast an seinem Ärger. „Wir haben es gehört. Damit hat niemand hier was zu tun. Denken Sie, was Sie wollen.“

„Diese Freiheit nehme ich mir!“ Mit diesen Worten wandte sich Tom der Theke zu, wo um den Timber eine große Lücke entstanden war.

Old Joe stelzte ans Ende des Schanktisches und legte die Büchse auf die Platte. Von dort aus hatte er die Tür und die Fenster im Auge und konnte jede Bewegung auf der Straße ausmachen. Und er hatte den Schankraum unter Kontrolle.

Der Mann hinter der Theke besaß Erfahrung. „Ihr Partner hat den besten Platz gefunden“, sagte er zu Tom. „Aber er braucht auf niemand loszugehen. Die Sache mit Hutch und seiner Frau hat uns alle tief betroffen. Bier?“

„Zwei. Mir scheint, niemand hier kann richtig zählen. Da draußen sind vier Tote. Was hat es zu bedeuten?“

Der Mann zapfte zwei Bier. „Eine verteufelte Sache. Kannten Sie die Bends?“

„Mein Partner dort. Verlässliche Leute, sagt er.“

Die Biergläser kamen auf die Platte. Den Blick auf Old Joe gerichtet, sagte der Mann: „Ich denke, ich sah ihn mit Hutch mal in der Stadt.“ Er nickte.

„Was meinen Sie mit verteufelter Sache?“

Der Mann machte eine Handbewegung, die viel ausdrücken sollte. „Das draußen, und das hier. Sehen Sie sich um. Es geht uns dreckig. Nicht die Hälfte der Rancher kommt über den Sommer.“

„Die Weiden stehen gut.“

„Weiden, Weiden!“, machte der Mann ungeduldig. „Die Leute wollen auch Vieh verkaufen und nicht nur züchten. Das Land lebt vom Geld, das mit den Rindern ins Land kommt!“

„Und warum verkaufen sie nicht?“

Der Mann starrte Tom an, als hätte ihm der gar nicht zugehört. Im Hintergrund sagte der Rothaarige hitzig: „Verbrenn dir's Maul nicht. Cannon! Sie sind geradewegs hingeritten, ohne Umweg. Marsh hat sie gesehen. Die glauben dir kein Wort und geben dir was auf den Kopf!“

Tom wandte sich langsam um. „Sie halten sich raus!“, sagte er. „Mein Partner war mit ihnen befreundet. Wenn er sagt, sie waren gute Leute, glaube ich ihm. Wenn ich die allgemeine Stimmung richtig deute, waren sie nicht sonderlich beliebt. Das ist ein Widerspruch.“

„So kann man es nennen.“ Der Barmann seufzte. „Dass kein Geld da ist, liegt an den Bends!“

Er blickte dabei auf Old Joe und wie ein Mann, der sich weder vor der Wahrheit, noch vor dem Teufel fürchtet.

„Erklären Sie es mir!“, bat Tom und nahm einen vorsichtigen Schluck.

Im Saloon scharrten etliche unruhige Füße. Aber endlich trat Stille ein, und Cannon sagte mit Bitterkeit in der Stimme: „In den Tälern waren alle verkaufsfähigen Rinder zusammengetrieben, wir Geschäftsleute der Stadt hatten den Winter über angeschrieben, nun sollte endlich das große Geld kommen. Jedes Jahr schickt die Kansas Livestock Company ihren Aufkäufer herunter...“

„Und diesmal kam er nicht?“, forschte Tom.

„Doch“, erklärte Cannon und wischte einen Bierfleck von der Platte. „Mit fünfzigtausend Dollar im Gepäck. Wie immer wurde das Geld in der Bank eingeschlossen. Gibbs sah sich immer erst die kleinen Herden an, bevor er sie kaufte. Am Morgen war das Geld weg. Die Stadt war ein Tollhaus, kann ich Ihnen sagen.“

„Die Bends?“, fragte Tom beklommen, während Old Joe so hart das Glas auf die Theke zurücksetzte, dass der Schaum bis zur Lampe hinaufspritzte.

„Wägen Sie ihre Worte, Cannon!“, warnte der Alte. „Eine Kugel hieraus überleben Sie nicht!“ Er gab seiner Büchse einen leichten Schwung, dass die mörderische Mündung auf den Barmann zeigte.

Cannon bewahrte unerschütterlichen Gleichmut, lediglich um seine Augenwinkel zuckte es kurz.

„Die Bank war aufgebrochen, das Geld weg. Hinterm Haus lag Fairlies Revolver. Der muss ihm herausgerutscht sein.“

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