Читать книгу Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane - Pete Hackett - Страница 11

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„Nein.“ Es war zwar kein besonders gutes Benehmen, bewaffnet an einem Tisch zu erscheinen, an dem man als Gast gebeten wurde, aber Tom sah keine Veranlassung, auf die Waffen zu verzichten. Die Nachbarn behielten ja auch ihre Revolver.

„Aus einem fluchenden Hammel, der zornig Rinder aussortiert, kann in dreißig Jahren ein gerissener Fuchs werden“, zischelte von hinten Old Joe.

Möglich, dass Lockman es hörte. Er verriet sich nicht. Mit einer unglaublich kalten Gelassenheit wandte er sich um und ließ die vierzehn Ranchersfrauen ins Haus treten.

Tom fiel auf, dass keine unter vierzig war.

„Einem alten Fuchs fallen leicht die Zähne aus. Er merkt es aber erst, wenn er zu beißen will“, raunte er, stieg ab und warf Thunders Zügel locker über das Verandageländer.

Old Joe ließ sein Maultier neben den Wagen stehen. Rosinante vertrug sich grundsätzlich nicht mit fremden Pferden. Die Stimmung war schon seltsam genug, da wollte er sie nicht noch mit einem Zwischenfall bei den Reittieren verschärfen.

Lockman, sein Schwiegersohn und vier alte Männer warteten unter dem Dach. Die anderen waren vorgegangen.

„Lass keinen hinter dich kommen“, sagte Tom leise. Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Es hatte nichts mit dem Empfinden von unmittelbarer Gefahr zu tun, sondern entsprang der grotesken Situation. Jeder nachbarlich denkende Rancher hätte dafür gesorgt, dass zwei im nächsten Tal getötete Leute anständig unter die Erde kamen, und zwar ohne Aufschub. Lockman lud dagegen die Nachbarn in sein Haus, und wie es aussah, würde viel und lange geredet werden.

Dahinter spürte Tom Absicht

Welche Ziele verfolgte Lockman?

Old Joe kaute schmatzend auf einem Stück Kautabak herum, spuckte einen braunen Strahl Saft in den Hof und hängte sich seine schwere Büchse in den Arm.

„Die Nacht war lausig kalt. Ein Becher Kaffee wird meine morschen Knochen wärmen“, brabbelte er und stelzte auf die Veranda.

Ausdruckslose Blicke richteten sich auf sein steifes Bein.

Tom grinste, als er hinter sich die derben Schritte der hereinkommenden Männer hörte und dann Old Joe sagte: „Nach Ihnen, Lockman! Ich werde dem Besitzer dieser schönen Ranch doch nicht den Vortritt nehmen.“

Die Tür fiel zu. Ein fast beiläufiger Blick zur Seite zeigte Tom, dass sein alter Freund mit dem Rücken gegen die Tür lehnte. Lockman kam zur Mitte des Raumes.

Jetzt waren sechzehn Frauen anwesend. Sie beschäftigten sich damit, für die Männer und sich ein Frühstück zusammenzustellen. Zwei Lampen brannten. Das offene Herdfeuer sorgte für weitere Helligkeit.

Ein Mann in mittlerem Alter betrachtete Old Joe an der Tür und musterte die Waffe in seiner Armbeuge. „Eine Hawken“, meinte er sachkundig, und dann bösartig spöttisch: „Können Sie damit überhaupt schießen, alter Mann?“

„Der Händler, von dem ich sie kaufte, empfahl mir, nur in die richtige Richtung zu zielen, dann hätte ich eine gute Chance, auch zu treffen, ich müsste sie nur ruhig halten“, erzählte Oid Joe.

Der Mann fluchte ungeniert, weil der Alte sich ganz klar über ihn lustig machte.

„Wir wollen nicht streiten, sondern frühstücken“, ließ sich Lockman vernehmen. Es war sein Haus, er hatte das Sagen.

Tom bekam einen Becher Kaffee und ein Stück Brot, dick mit Sirup bestrichen.

Drei Frauen gingen herum. Eine mit einem flachen Weidenkorb, aus dem sie die Brote nahm, die andere mit einer großen Kanne Kaffee, und die dritte trug die Becher und hielt sie zum Füllen hin.

Die Helligkeit draußen nahm zu und drang durch die Fenster. Dave, der Schwiegersohn, löschte die zwei rußenden Petroleumlampen.

Unterhaltungen kamen auf, leise und raunend geführt. So genau Tom auch hinhörte, er vernahm kein Wort über die Bends, oder ihr tragisches Ende.

Man mied dieses Thema, so kam es ihm vor.

Da und dort fing er einen scharfen Blick auf, der ihn an die Habgier eines Kartenspielers angesichts eines großen Geldhaufens auf dem Tisch denken ließ.

Dann wurden die Gesichter abgewandt, und Tom konnte darüber grübeln, worauf diese Leute so gierig waren.

Sie machten nicht nur einen harten und herzlosen Eindruck, sie waren es wirklich.

„Mister Lockman. könnten wir nun über die anstehenden Dinge sprechen?“

Die Blicke, die Tom zugeworfen wurden, hätten einen Toten verlegen machen können.

Die eintretende Stille hatte etwas Bedrohliches.

„Mister Cadburn, wenn ich diese Nacht den Namen richtig behalten habe, nicht wahr? Wir haben uns an diesem Arbeitstag nicht zu unserem Vergnügen versammelt! Wir sprechen über die Sache, aber alles muss seine Ordnung haben.“ Herausfordernd klemmte Lockman die Daumen unter die Hosenträger und verlagerte das Körpergewicht nach vorn.

Der Mann wollte ihn reizen. Aber warum?

„Sie haben den Namen richtig behalten! Ihr Schwiegersohn hat den Leuten erzählt, was geschehen ist, das ist auch einleuchtend. Was halten die Leute davon? Was wissen sie? Es muss doch früher schon etwas passiert sein, denken Sie an die zwei Gräber! Und es ist noch nicht lange her!“

„Wenn das Ihre Meinung ist!“

„Das ist sie. Mein Partner war vor ein paar Jahren hier.“ Tom wies mit dem Daumen auf Old Joe. „Und da erfreuten sich Fairlie und Tuss ausgezeichneter Gesundheit. Außerdem fiel mir auf, dass die Gräber nicht eingesunken sind. Also sind sie neu. Soweit folgen Sie wohl meiner Ansicht! War es eine Weidefehde?“

Das Sweetwater-Tal war ein schönes Stück Land, um das zu kämpfen sich lohnte. Es waren schon blutigere Kriege um weniger wertvolle Landstreifen geführt worden.

Lockman hob die Achseln. „Hutch kam mit allen gut aus.“

„Darum hat man ihn und seine Frau erschossen! Erzählen Sie mir eine bessere Geschichte! Fürchten Sie jemand?“

Der wild entschlossene Ausdruck in Lockmans Gesicht sagte schon genug, die trotzigen Worte unterstrichen aber noch, dass der Mann nie einen Fuß breit vor irgendwelchen Schwierigkeiten zurückgewichen war: „Ich habe mich noch nie geduckt!“

„Glaube ich Ihnen ja, aber Sie könnten Schwierigkeiten bekommen, wenn Sie mir etwas über die Bends erzählen, und Sie wollen diesen Schwierigkeiten ausweichen, stimmt’s?“

„Nein.“

Tom biss auf Granit. Lockman wusste etwas, die Leute ebenso, aber niemand kam mit der Wahrheit heraus. „Und ich denke, es stimmt doch! Im Sweetwater-Tal waren vier Killer. Diese Halunken reiten frei herum. Ihr Schwiegersohn und Sie sind die beiden einzigen ernsthaften Gegner auf dieser Ranch, und Sie sind in der Minderzahl. Ist es das, was Sie fürchten?“

Lockman gab keine Antwort mehr. Er blickte nur aufgebracht, zog die Daumen unter den Hosenträgern heraus und wandte sich ab, um mit einem Nachbarn ein Gespräch zu beginnen.

Damit gab er zu verstehen, dass noch nicht Zeit war, über die Dinge zu sprechen.

Es war möglich, dass einer der Nachbarn unterwegs war, um einen Prediger zu holen, und ein anderer, um aus Mason zwei Särge zu beschaffen. Gemessen an der Zahl der Frauen fehlten einige Männer.

Tom schaute zu Old Joe. Dem gefiel die Entwicklung ebenfalls nicht; grimmig bearbeitete er den Kautabak im Mund.

Die versammelten Männer nahmen keine feindselige Haltung ein, niemand hielt die Hand verstohlen, oder offen in der Nähe einer Waffe.

Dennoch war Tom sicher, nicht an einer Versammlung von Heiligen teilzunehmen. Die Blicke sagten ihm das.

Und vor allem waren es die Frauen, die immer wieder hart und irgendwie begehrlich schauten.

„Wie viele Stunden reitet man nach Mason?“, wandte sich Tom nach einiger Zeit an Lockman.

„Warum?“ Der Rancher fragte es, und in der Runde traten erwartungsvolle Stille und ein gewisses neugieriges Lauern ein.

„Weil in dieser Runde etliche Männer fehlen, wie ich mir ausrechne. Sind sie nach Mason hineingeritten?“

Tom spürte die kalte Abneigung fast körperlich. Er und Old Joe waren den Leuten ein Ärgernis, seine Frage hatte an etwas gerührt, das ihnen unangenehm war.

„Sie werden schon noch kommen“, brummte Lockman. Und da wusste Tom, dass er Ausflüchte machte.

Old Joe stellte seine Kaubewegung ein. „Ist ’n bisschen schwül hier.“ Er ließ offen, ob er die verbrauchte Luft, oder das seltsame Gehabe der Leute meinte.

Es wurde noch einmal Kaffee ausgeschenkt.

Darüber verging Zeit.

Tom kam zu einem Ergebnis. Er fasste Lockman ins Auge; „Offensichtlich haben wir hier keine Hilfe zur Aufklärung der Untat zu erwarten. Sie hatten genug Zeit, sich zu entscheiden. Hören wir uns eben in Mason um. Und sollte ich dort irgendwelche sonderbaren Dinge vernehmen, die in diese Richtung weisen, komme ich noch einmal her.“

Die Versammlung erstarrte zuerst mal. Dann kam Unruhe auf. Lockman drängte sich zu Tom durch. „Warten Sie, wir wollen über die Sache ja reden!“

„Gut, reden Sie jetzt!“

Lockman schaute sich hilfesuchend um. Er erwartete Beistand. „Gedulden Sie sich noch“, meinte er.

Das sah nach Hinhaltetaktik aus. Ein Blick in die gespannten Gesichter ringsum bestätigte Tom in dieser Meinung. Diese ganze ehrbare Versammlung hatte es darauf abgesehen, ihn hier festzunageln.

Ein halbes Dutzend Möglichkeiten für die Beweggründe ging ihm durch den Kopf, übrig blieb eine vage Idee: alle diese Rancher waren am Sweetwater-Tal interessiert, aber nicht daran, dass jemand auf der Spur der vier Killer ritt, die die bisherigen Besitzverhältnisse beendet hatten!

Die. Frage war nur, hatten diese Leute die Killer beauftragt, oder duldeten sie stillschweigend deren Wirken und warteten erst einmal die weitere Entwicklung ab?

„Sie können Ihren Schwiegersohn nach Mason schicken, falls Sie mir was zu sagen haben, das ich dort nicht in Erfahrung bringen könnte“, sagte Tom eisig. Er wandte den Kopf zu Old Joe: „Wir reiten!“

„Seit zwei Stunden das erste vernünftige Wort.“ Der Alte glitt neben die Tür, schob den Riegel zurück und zog die Tür auf.

Mit einer erstaunlichen Geschmeidigkeit bewegte er sich hinaus. Die Büchse hielt er im Anschlag.

Rückwärtsgehend folgte Tom.

Joe war schon aufgesessen, warf aber den Kopf herum, als er stolpernde Schritte hörte.

Tom glitt von der Veranda herunter und trat zwischen die Pferde.

Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane

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