Читать книгу Apachenjäger und Revolvergesetz: Super Western Sammelband 8 Romane - Pete Hackett - Страница 19

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Old Joe schaute verständnislos, und Tom fand, dass der Fall eine dramatische Wendung nahm. Zugleich erfüllte ihn eine unheilvolle Ahnung.

„Und hatte er das Geld?“

„Gibbs ritt mit den zwei Aufpassern hinaus, die er stets mitbringt. Am Abend brachten sie Fairlie und Tuss über die Pferde geworfen in die Stadt. Es muss ein mörderischer Kampf gewesen sein. Gibbs war das linke Knie zerschmettert, einer der Männer trug drei Kugeln im Leib und starb anderntags. Tuss lebte noch. Eine Menge Leute hörten ihn sagen, dass er von dem Geld nichts wisse. Er verwünschte uns alle in die Hölle, bevor er die Augen schloss. In der Nacht kam Hutch mit dem Wagen und holte seine toten Jungens heim.“

Vor Toms Augen entstand das Bild auf der Ranch, der zerstörte Fußboden, die auseinandergerissenen Veranden, der umgewühlte Garten und die frischen Erdlöcher ums Haus.

Lockmans scheinheiliger Nachbarnverein hatte das Geld gesucht, die Beute aus dem Bankraub!

Cannon war ein kluger Mann. „Denken Sie jetzt nur nichts Falsches!“, sagte er mahnend. „Hutch war gut gelitten, und ich denke, auch jetzt hat ihm keiner was vorzuwerfen. Ich sah ihn auf den Wagen steigen, und ich habe nie einen gebrocheneren Mann erlebt. Er wurde nicht damit fertig, dass Fairlie ein Bankräuber war. Vielleicht auch Tuss. Es müssen zwei gewesen sein. Ein Pferd allein konnte nicht fünfzigtausend Dollar in Gold und den Reiter forttragen.“

„Die Summe war in Gold vorhanden?“

„Das ist beim Viehkauf üblich. Im ganzen Pecos-Gebiet bestehen die Rancher auf Bezahlung in ehrlichem Gold. Sie misstrauen dem windigen Papiergeld. Tja, Mister, das ist die traurige Geschichte von den Bends und vom Ruin unserer Gegend. Gibbs wird nie mehr reiten können. Wahrscheinlich kauft seine Gesellschaft das Vieh in einer weniger gewalttätigen Gegend.“ Tom hörte voller Aufmerksamkeit zu. „Wann passierte das?“

„Vor acht Wochen.“

„Eine schlimme Sache für einen aufrechten Mann, plötzlich seinen guten Namen in den Dreck gezogen zu sehen“, sagte Tom nachdenklich.

„Er kam danach nicht mehr in die Stadt. Er hatte mit der Sache nichts zu schaffen, daran glaube ich ganz fest, aber Fairlie und Tuss waren seine Söhne. Darüber kam er nicht hinweg.“

„Sie irren!“, widersprach Tom. „Nicht das hat ihn umgebracht, sondern vier Hundesöhne. Und sie haben auch seine Frau getötet. Wir landen die beiden und entdeckten Spuren.“

Cannon warf einen schnellen Blick in die Runde. „Ja, wir hörten, dass Sie und Ihr Partner noch in der Nacht zu Lockman ritten.“

„Hat man Ihnen auch erzählt, dass Lockmans Nachbarn die Ranch umgegraben haben? Dass die Jungens aus den Gräbern geholt wurden?“

Cannons Gesicht drückte tiefe Betroffenheit aus, so dass Tom sicher war, dass von dieser letzten Sache nichts in der Stadt erzählt worden war. Ein Blick auf die Gäste zeigte ihm das große Unbehagen, das die Leute empfanden.

„Das Gold, begreifen Sie!“, sagte Cannon, als wollte er sich für das schäbige Benehmen der Rancher entschuldigen.

„Das Gold, das die Bends nicht genommen haben. Keiner!“, grollte Old Joe unheildrohend. „Ich kam nicht oft hin, aber in gewissem Sinn habe ich Fairlie und Tuss doch aufwachsen sehen. Hutch hat sie gottesfürchtig erzogen und gelehrt, fremdes Eigentum zu achten. Vielleicht sind sie ein wenig wild geraten, aber sie waren keine gemeinen Räuber und Diebe.“ Er legte die Hand auf die Hawken-Büchse.

„Keine Schießerei!“, rief Cannon.

„Er wird nichts anfangen“, beruhigte Tom den Mann. „Hat die Stadt davor Angst?“

Cannon nickte aufgeregt. „Die Leute kennen ihn. Er kam alle paar Jahre zu den Bends.“

„Sie waren seine Freunde. Es hat ihn hart getroffen. Aber deswegen lässt er nicht die Hölle los. Es sei denn, unter den Gästen befinden sich die vier Mörder von Hutch und Mary Bend. Die werden wir jagen.“

Cannon wurde ganz steif vor Schreck. „Sie meinen ...?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Ausgeschlossen! Es waren Banditen, die von dem Goldraub hörten. Drüben in den Bergen haust allerlei Gesindel.“

Tom fasste den Barmann fest ins Auge und betonte jedes Wort: „Es waren keine Fremden. Hutch kannte sie, denn er kam unbewaffnet aus dem Haus!“

Wenn er den Revolver gezogen und um sich geschossen, oder den Timber auf die Leute gehetzt hätte, wäre die Wirkung kaum anders gewesen.

Mit schaufelnden Armbewegungen bahnte sich der Rothaarige eine Gasse. Weit genug von Sam entfernt blieb er stehen und musterte Tom feindselig. „Das ist eine Beleidigung aller Männer dieses Landes!“

„Jeder zieht sich den Stiefel an, der ihm passt. Ich respektiere die rechtschaffenen Männer, was mich aber nicht hindern wird, vier Mörder zu suchen. Draußen und in der Stadt.“

Ein boshaftes Funkeln erschien in den Augen des Rothaarigen, während er lauernd fragte: „Sind Sie selber hinter dem Gold her?“

„Das ist Sache der Kansas Livestock Company. Aber wenn sich handfeste Hinweise auf die Beute ergeben, folge ich auch ihnen.“ Tom sprach sehr freundlich und griff dabei in die Tasche. Als er die Hand zum Vorschein brachte, hantierte er an seinem verschwitzten Hemd. Und als er dort die Hand wegzog, konnte jeder das Ranger-Abzeichen erkennen.

Der Rothaarige riss Mund und Augen auf. Nach zehn Sekunden hatte er die neue Sachlage erfasst.

„Mann, konnten Sie nicht acht Wochen eher kommen?“ Es klang ehrlich und überzeugt. „Dann wäre Fairlie nicht auf die blöde Idee verfallen, nachts die Bank zu besuchen.“

Der Anblick des Abzeichens war für die Leute ein ungewohntes Bild.

Aber mehr noch als die Tatsache, dass ein Angehöriger der glorreichen Rangertruppe nach Mason gekommen war, beschäftigten sie die übrigen Neuigkeiten.

Sie hatten es allesamt sehr eilig, den Saloon zu verlassen. Cannon bewies Geschäftssinn und Geistesgegenwart und kassierte die sechs Drinks ab, bevor ihm die Leute entwischten.

„Wer ist der rothaarige Mensch?“, fragte Tom.

„Shamrock. Betreibt gegenüber den Landhandel und das Eisenwarengeschäft. Bei ihm stehen die Rancher am meisten in der Kreide. Er muss schließen, wenn nicht noch ein Wunder geschieht.“

„Hilft die Bank nicht?“

„Der gehört von jedem Geschäft schon die Hypothek, und mehr ist nicht zu holen. Der alte Bentsen ist hier die Bank. Er sitzt auf Häusern, deren Bewohner schon die Stadt verlassen haben. Er ist über kurz oder lang ebenfalls fertig.“

„Dann scheint es Ihnen noch verhältnismäßig gut zu gehen“, meinte Tom mit einem beziehungsreichen Blick auf das fast gefüllte Flaschenregal.

Cannon lachte bitterbös auf. „Mein Lieferant wartet immer noch hoffnungsvoll darauf, dass ich ihm die Brandyrechnung vom März bezahle. Eher gibt's keinen Nachschub. Das Bier bringt Wheeler mit. Der kommt einmal im Monat mit seinem Frachtwagen hier durch. Das letzte Fass hat er schon vorgestreckt.“

Rosige Zeiten herrschten derzeit nicht in Mason. Nun verstand Tom auch viel besser die Schnelligkeit, mit der der Schmied nach den zwei Dollar gegrapscht hatte und warum der Sattel mit der eingeklemmten Fünf-Dollar-Note so flott vor der Tür der Sattlerei verschwunden war.

Und er sah das Treiben von Lockmans Nachbarn auf der Ranch im Sweetwater-Tal in einem anderen Licht.

Alle diese Leute hatten fest auf den Verkauf der Herden gebaut. Und plötzlich waren alle Hoffnungen zerstoben.

Eine wirklich schlimme Geschichte die das Land wohl in den Abgrund riss.

Der Anfang dazu war gemacht.

Tom bezahlte einen halben Dollar für das Bier und ging mit Old Joe zu dem schäbigen Etablissement, in dem sie sich eingemietet hatten.

In der Bude herrschte qualvolle Hitze. Als wahrer Segen erwies sich nun, dass das Haus eingeschossig gebaut war. Die Fenster ließen sich mit einiger Mühe hochschieben, so dass man hinausklettern konnte und schon im Hof stand.

Auf diese Art ließ sich der Umweg an dem neugierig blickenden Hotelmann in der Halle vorbei vermeiden.

Tom und der Alte setzten sich draußen auf die Hofbank, während sie hofften, dass die Abendkühle durch die offenen Fenster in die Räume zog.

Old Joe hatte seine Büchse mitgebracht. Wie es aussah, war er nicht bereit, die Waffe außer Reichweite der Arme zu lassen.

„Eine schlimme Sache!“ Tom rollte sich eine Zigarette.

Der Alte brummte unwirsch. „Sie waren keine Bankräuber. Wenn man eine Familie so lange kennt wie ich die Bends, dann weiß man, wen man vor sich hat.“

„Du sagtest, Fairlie und Tuss seien etwas wild gewesen. Wie wild?“

„Sie zettelten manchmal Raufereien an, wenn sie in die Stadt ritten. Sie hoben auch einen, wenn sich die Gelegenheit ergab. Hutch nannte sie einmal bissig eine Zierde aller Junggesellen dieses Landes. Aber er hätte sie mit der blanken Faust erschlagen, wenn sie mit fremdem Gold nach Hause gekommen wären.“

„Zum Trinken braucht man Geld. Hatten sie welches?“

„Du hast die fetten Rinder gesehen. Hutch hielt die Burschen knapp, aber sie hatten immer genug für ihre Bedürfnisse.“

„Männer in diesem Alter haben ja auch Wünsche, oder Leidenschaften. Sie könnten gespielt haben. Oder sie hatten Freundinnen.“

„Karten rührten sie nie an. Und irgendeine Weibergeschichte wäre nicht lange verborgen geblieben und hätte ein mächtiges Donnerwetter durch Hutch zur Folge gehabt.“ Der Alte strich mit den Fingern durch seinen knisternden Bart.

„Wenn ich die traurige Geschichte gründlich überdenke, dann meine ich, dass wir es mit zwei grundverschiedenen Gruppen zu tun haben. Lockman und die Nachbarn sind lediglich hinter dem verschwundenen Gold her.“

„Und die andere?“, fragte der Alte aufhorchend, als Tom nicht weitersprach.

Eine lange Pause folgte, bis der Ranger endlich sagte: „Die andere hat das alte Ehepaar ermordet. Und sie suchte bestimmt nicht das Gold, denn das versteckt man nicht in Schubladen, wenn man's tatsächlich hat. Also haben die Burschen etwas ganz anderes gesucht. Ich teile auch nicht Cannons Ansicht, es müsste sich um Banditen handeln, die von dem Gerücht angelockt wurden. Welchen Grund hätten die Lumpen haben sollen, sich noch fast zwei Tage nach dem Blutbad in der Gegend aufzuhalten? Überlege mal scharf! Gestern früh waren sie auf der Ranch, und heute nahm uns jemand draußen bei den Malapais unter Feuer.“

„Sie haben uns beobachtet!“

„Das ist sicher. Unsere Anwesenheit behagt jemand nicht und macht ihn im höchsten Grad nervös. Banditen wären nach dem Mord eilig davongeritten, nachdem sie mindestens ebenso gründlich wie Lockmans Freunde die Ranch durchsucht hätten. Sie haben sich aber nur damit begnügt, die Möbel zu durchwühlen. Und sie sind im Land geblieben. Wir müssen sie hier suchen.“

„Die Stadt hat mir noch nie gefallen!“, knurrte Old Joe. Wie er das sagte, hielt er jeden Bürger der Tat für dringend verdächtig.

„Ich werde morgen noch einmal mit Cannon reden“, sprach Tom Cadburn mehr zu sich selbst. „Irgendwo scheint etwas übersehen worden zu sein.“

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