Читать книгу Trevellian und die Stunden der Angst: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеMilo und ich ermittelten gegen eine Bande von Kunstdieben, die amerikaweit tätig war. Es war die Rumänen-Mafia, die sich auf Museen im ganzen Land spezialisiert hatte. Die Fäden liefen hier in New York zusammen.
Wir waren einem Burschen namens Dimitri Istrati auf der Spur. Ihn hielten wir für den Kopf der Mafia. Sein engster Vertrauter war Vasile Alexandrescu. Das hatten wir schon herausgefunden. Die Bilder, die überall im Lande gestohlen worden waren, wurden von New York aus an private Sammler auf der ganzen Welt verhökert.
Das wussten wir von einem Mann namens Grigore Rebreanu, der bei einem Einbruch ins Whitney Museum of American Art in der Madison Avenue auf frischer Tat ertappt wurde. Etwas Genaues, zum Beispiel welche Rolle Istrati und Alexandrescu spielten, konnte er uns nicht sagen. Die gestohlenen Bilder gingen an einen Hehler namens Panait Sadoveanus, der aber war untergetaucht. Irgendwie hatte er wohl Wind von der Verhaftung Rebreanus bekommen und der Boden war ihm zu heiß geworden unter den Füßen.
Unsere Vermutung und die Aussage Rebreanus reichten nicht aus aus, um Istrati und Alexandrescu einen Strick zu drehen. Also waren wir an den beiden dran und hofften darauf, dass sie einen Fehler machten.
Milo und ich saßen an unseren Schreibtischen und erledigten Schreibkram. Auch das musste getan werden. Ich allerdings war lieber im Fronteinsatz tätig. Gleiches galt für Milo. Schreibtischarbeit war für uns beide ein Horror.
Jetzt dudelte mein Telefon. Ich nahm ab und meldete mich mit Namen und Dienstrang. Es war Mr. McKee. Er sagte: »Soeben erhielt ich einen seltsamen Anruf, Jesse. Es war ein Mann. Er versprach, sich an mir zu rächen. Dann legte er auf.«
»Rache?«, knurrte ich. »Wofür?«
»Das sagte er nicht. Er meinte lediglich, dass er sich an mir rächen werde und dass ich noch durch die Hölle gehen würde. Ich habe keine Ahnung, um wen es sich handeln könnte.«
»Was sollen wir tun?«
»Wir können gar nichts tun«, versetzte der Special Agent in Charge. »Wir können nur abwarten. Ich wollte Sie nur informieren, Jesse.«
»Wir können doch nicht einfach abwarten und zusehen, wie Sie …«
»Uns bleibt keine andere Wahl. Vielleicht war es auch nur eine leere Drohung.«
»Darauf würde ich mich nicht verlassen.«
»Es ist gut, Jesse. Sie wissen Bescheid. Ich werde selbst die Augen offen halten und die Dienststelle nicht mehr ohne meine Pistole verlassen.«
Der Chef unterbrach die Verbindung. In der Leitung herrschte Stille. Ich drapierte den Hörer auf den Apparat. Milo schaute mich fragend an. Ich erzählte ihm von der telefonischen Drohung, die Mr. McKee erhalten hatte.
Milo schob die Unterlippe vor. Er wirkte nachdenklich. Schließlich sagte er: »Wir sollten ein wenig auf den Chef aufpassen, Jesse. Gut und schön, wenn er ohne Pistole nicht mehr die Dienststelle verlässt. Weiß er denn, ob ihm der Bedroher die Chance lässt, die Pistole zu ziehen?«
»Es wird dem Chef nicht gefallen, wenn wir ihn gegen seinen Willen überwachen.«
»Wir erzählen es ihm nicht«, erklärte Milo. »Er wird es gar nicht merken.«
Da dudelte mein Telefon erneut. Ich hob den Hörer vor mein Gesicht. »Trevellian, FBI New York.«
»Hi, Jesse, hier ist Jay. Soeben ist ein Taurus in den Hof des Anwesens gefahren, in dem Vasile Alexandrescu wohnt. Am Steuer saß ein osteuropäischer Typ, vielleicht ein Rumäne oder Türke. Es könnte nach der Beschreibung, die wir haben, Sadoveanus sein. Schwarze Haare, schwarzer Schnurrbart, breitflächiges Gesicht …«
Ich schaute auf die Uhr. Es war 14 Uhr 25. »Beobachtet das Gebäude weiterhin. Sollte der Typ wieder wegfahren, bis wir hinkommen, dann folgt ihm. Wir fahren sofort los. Bleib auf Verbindung, Jay.«
Jay Kronburg und Leslie Morell befanden sich in Chelsea, 22. Straße. In der Observation des Hauses, in dem Alexandrescu wohnte, wechselten sie sich mit Milo und mir ab. Jetzt schien endlich Bewegung in die Sache zu kommen. Es war aber auch nicht auszuschließen, dass es sich um einen völlig harmlosen Zeitgenossen handelte, der in den Hof des Gebäudes gefahren war.
»Auf geht‘s«, sagte ich zu Milo. »Soeben ist ein Taurus in der zweiundzwanzigsten Straße vorgefahren, in dem Sadoveanus sitzen könnte. Wir fahren hin. Gebe Gott, dass wir endlich Erfolg haben. Über Sadoveanus und Alexandrescu kommen wir vielleicht an Istrati heran.«
Ich meldete mich telefonisch bei Mandy, der Vorzimmerdame Mr. McKees ab, dann verließen wir unser gemeinsames Büro und fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage des Federal Building, wo der Wagen wartete.
Und gleich darauf waren wir auf dem Weg in die 22. Straße. Wir fuhren den Broadway hinauf. Sowohl nach Süden wie auch nach Norden bewegten sich Fahrzeugkolonnen. Bremslichter gingen auf und an. Alle hundert Yard etwa mündete eine andere Seitenstraße in die Hauptverkehrsstraße. Verworrener Lärm erfüllte die Stadt; Motorengeräusch, lautes Gehupe, irgendwo in der Ferne war eine Sirene zu hören …
Als der Madison Square Park vor uns auftauchte, bog ich nach links ab in die 23. Straße. Die 22. war eine Einbahnstraße und durfte nur von Westen her in Richtung Broadway befahren werden. Also mussten wir den kleinen Umweg über die 23. Straße und der 8. Avenue in Kauf nehmen, über die wir in die 22. gelangten.
Nicht weit von dem Gebäude entfernt, das Jay und Leslie observierten, fand ich einen Parkplatz auf der rechten Seite. Ich quetschte den Sportwagen zwischen einen klapprigen Ford und einen Chevy, dann stiegen wir aus.
Jay kam auf uns zu und langte schließlich bei uns an. »Der Typ hat das Haus noch nicht wieder verlassen. Ich hoffe nur, dass es kein blinder Alarm war.«
»Wo ist Leslie?«
»Er sitzt im Auto.«
»Okay. Wir beide, Jay, gehen zur Vordertür. Du, Milo, gehst mit Leslie zum hinteren Eingang. Ich sichert das Treppenhaus. Jay und ich begeben uns in den zweiten Stock, in dem Alexandrescu wohnt. Alles klar?«
»Da seht!«, stieß Jay plötzlich hervor. »Er kommt. O verdammt!«
Ich hatte mich halb herumgedreht. Und da sah ich den weißen Taurus aus der Hofeinfahrt fahren. Er rollte in Richtung 7. Avenue, nach Osten also. Der Fahrer sah uns am Straßenrand stehen. Er schaute zu uns her, und plötzlich gab er Gas.
Ich hatte den Burschen gesehen. Der Beschreibung nach hätte es in der Tat Panait Sadoveanus sein können, der Bursche, der gestohlenen Gemälde aufkaufte und an Istrati und Alexandrescu weitergab, der allerdings spurlos verschwunden war.
»Geht ihr in die Wohnung, Jay!«, stieß ich hervor. »Stellt sie auf den Kopf. Komm, Milo!«
Ich öffnete per Fernbedienung die Wagentüren, wir warfen uns hinein, ich rammte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn herum. Der Motor heulte auf, der Wagen bäumte sich regelrecht auf, als ich Gas gab und die Kupplung kommen ließ. Ich schoss aus der Parklücke und nahm die Verfolgung des Taurus auf. Dieser überfuhr die 7. Avenue, weil die Ampel gerade auf grün stand. Milo pflanzte das magnetische Blinklicht auf das Autodach. Ich schaltete die Sirene ein.
Der Taurus raste auf der linken Seite dahin. Er überholte alles, was sich auf der Straße bewegte. Bei der 6. Avenue sah ich seine Bremslichter aufleuchten. Der Fahrer riss den Wagen nach rechts herum und verschwand aus meinem Blickfeld. Auch ich fuhr auf der linken Seite. Bei der Einmündung in die 6. Avenue bremste ich stark ab. Ich musste drei Autos vorbei lassen, die das Blinklicht auf dem Dach des Wagen und die heulende Sirene nicht zu interessieren schien. Dann hielt endlich einer an und ich konnte in die 6. Avenue einbiegen.
Der Taurus hatte etwas an Vorsprung gewonnen. Aber auf der 6. Avenue waren beide Fahrspuren nach Süden ziemlich verstopft. Der Taurus hing an einem Lastwagen dran, der einfach nicht nach rechts ausweichen wollte.
Als sich auf der rechten Fahrspur eine Lücke ergab, fuhr der Taurus hinein. Er überholte den Laster rechts. Vor dem Transporter wechselte er wieder auf die linke Seite.
Er fuhr halsbrecherisch. Der Kerl, der den Taurus lenkte, musste uns, als er uns in der 22. Straße am Fahrbahnrand sah, sofort als Polizisten eingestuft haben. Sah man uns unseren Job an der Nasenspitze an? Manchmal glaubte ich sogar, wir hätten einen besonderen Geruch an uns. Den Geruch einer besonderen Spezies.
Ich war fast überzeugt davon, dass es sich um Sadoveanus handelte. Jetzt raste er die 6. Avenue hinunter. Aber dann musste er anhalten, weil eine Ampel auf rot stand. Auch ich musste stehen bleiben. Milo sprang aus dem Wagen und rannte los. Er hetzte am Rand der Kolonne entlang. Der Taurus befand sich etwa zehn Fahrzeuge vor uns.
Jetzt sah ich den Fahrer das Auto verlassen. Er riss den rechten Arm hoch. In seiner Hand lag eine Pistole. Sie bäumte sich auf. Milo ging hinter einem Wagen in Deckung. Der Gangster rannte los. Er lief zwischen den stehenden Fahrzeugen hindurch, überquerte den Mittelstreifen, und rannte über die Fahrbahn, auf der sich die Autokolonne nach Norden staute. Dann verschwand er in der 14. Straße, bei der es sich ebenfalls um eine sogenannte Main Auto Route, eine Hauptverkehrsstraße also, handelte.
Auch Milo verschwand.
Jetzt schaltete die Ampel auf grün. Die Kolonne setzte sich wieder in Bewegung. Ich bog ebenfalls in die 14. Straße ab und befuhr sie in Richtung Osten.