Читать книгу Trevellian und der Kronzeuge der Mafia: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Als wir im Sportwagen saßen, stieß Sarah hervor: »Der Kerl ist ein richtiges Brechmittel.«

»Er ist arrogant und fühlt sich sehr sicher«, bemerkte ich. »Und er ist sicher ausgesprochen vorsichtig. Castilo hält nur die Fäden in der Hand. Die Schmutzarbeit erledigen andere für ihn. Es wird nicht einfach werden, ihm einen Strick zu drehen.«

Wir fuhren zur Baxter Street und wandten uns auf dieser nach Süden, passierten das Criminal Courts Building und erreichten die Hogan Plaza. Um zum Federal Building zu gelangen, musste ich rechts abbiegen. Die Ampel an der Centre Street stand auf Rot. Vor mir befanden sich drei Fahrzeuge. Die Ampel schaltete auf Gelb, dann auf Grün. Die Autos vor uns rollten an. In diesem Moment fuhr links an dem Sportwagen ein dunkelblauer Fiat vorbei, schnitt uns und wurde abrupt abgebremst. Ich stieg in die Eisen. Der Sportwagen stand. Aus dem Fiat sprang ein Mann und richtete eine Pistole auf die Windschutzscheibe meines Wagens.

Ich riss die Tür auf und ließ mich aus dem Sportwagen fallen. Als ich auf dem Asphalt landete, hatte ich die SIG in der Faust.

Schüsse waren nicht zu hören. Die Detonationen schluckte zum größten Teil ein Schalldämpfer, der Rest ging in dem Lärm unter, der auf der Straße herrschte. Ich kam im Schutz der offenen Tür hoch. Der Kerl jedoch schwang sich bereits in den Fiat und der Wagen brauste davon, wurde in der Centre Street nach rechts herumgerissen und verschwand aus meinem Blickfeld.

Das alles hatte sich innerhalb einer Zeitspanne von wenigen Sekunden abgespielt. Ich war gar nicht richtig zum Denken gekommen, sondern hatte mehr instinktiv, von keinem bewussten Willen geleitet, gehandelt.

Sorge um Sarah überschwemmte mein Bewusstsein wie eine Sturmflut. Aber da sah ich die Kollegin auf der anderen Seite des Sportwagens hochkommen. Ihr Kopf und ihre Schultern wuchsen über den Sportwagen hinaus, in ihren Mundwinkeln zuckte es.

»Bist du in Ordnung?«, fragte ich.

Sie nickte. »Ja.«

Der Fahrer des Wagens hinter uns hatte abgebremst und war aus seinem Fahrzeug gesprungen. Jetzt tauchte er neben mir auf. »Was ist denn geschehen? Sie fielen plötzlich aus dem Auto. Sind Sie vielleicht…«

Jetzt sah er die SIG in meiner Hand und verstummte erschreckt.

»Ich bin nicht betrunken«, knurrte ich. »Jemand hat versucht, mir und meiner Kollegin das Licht auszublasen.« Ich zückte meinen Ausweis und hielt ihm den Mann vor die Nase. »Aber vielen Dank für Ihre Fürsorge. Setzen Sie sich jetzt wieder in Ihr Auto. Wir wollen hier nicht unnötig alles blockieren.«

Sarah und ich stiegen in den Sportwagen. Die Windschutzscheibe wies vier Löcher auf. Zwei auf meiner Seite, die beiden anderen auf der Beifahrerseite. Kleine Sprünge verliefen von den Einschüssen aus nach allen Seiten. Die Kugeln hätten uns getroffen, wenn wir nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätten. Den weiteren Schaden, den die Geschosse angerichtet hatten, würde ich erst noch feststellen müssen. Jetzt galt es zunächst zu versuchen, den Fiat einzuholen.

Ich schaltete die Sirene ein und forderte Sarah auf, das Blinklicht aufs Autodach zu setzen. Die Ampel stand in der Zwischenzeit wieder auf Rot und ich tastete mich in die Kreuzung hinein. Schließlich fuhr ich auf der Centre Street nach Norden.

Der Fiat war verschwunden. Wahrscheinlich war er in die Bayard Street abgebogen und im Verkehrsgewühl in China Town untergetaucht.

Mir blutete das Herz. Mein nagelneuer Wagen hatte üble Blessuren davongetragen.

»Castilo hat nicht lange gezögert«, sagte Sarah. »Er muss sofort, nachdem wir seine Wohnung verlassen haben, die Killer auf uns angesetzt haben.«

»Nein«, versetzte ich. »Er hat sie verständigt, während wir vor der Wohnungstür standen und darauf warteten, eingelassen zu werden.«

»Was für ein hinterhältiger Teufel!«, entfuhr es Sarah.

Ich fuhr zurück zur Hester Street und parkte in der Nähe der Wohnung von Luigi Castilo.

»Denkst du, dass der Fiat hier auftaucht?«, fragte Sarah.

»Ich will es nicht ausschließen.«

»Ich glaube nicht daran. Der Kerl ist über alle Berge. Konntest du die Zulassungsnummer erkennen?«

»Ich habe sie zwar kurz gesehen, aber die Zeit reichte nicht aus, um sie mir einzuprägen.«

»Mir ging es ebenso«, sagte Sarah.

Sie behielt Recht. Der dunkelblaue Fiat tauchte nicht mehr auf. Kurze Zeit war ich versucht, den Gangsterboss noch einmal aufzusuchen und ihm ins Gesicht zu sagen, dass sein Killer Pech gehabt hatte, dass er einen Dilettanten mit dem Überfall beauftragt hatte. Aber warum sollte ich ihn unnötig herausfordern?

Eines war mir jedoch unmissverständlich klar gemacht worden. Mit Luigi Castilo war nicht gut Kirschen essen. Jetzt – so schien es -, standen auch Sarah und ich auf seiner Abschussliste.

Wir brachen die Aktion vor der Wohnung von Castilo ab und fuhren zurück ins Bundesgebäude. Nachdem wir Mr McKee Bericht erstattet hatten, meinte er:

»Das zeigt uns, dass Castilo ein Mann ist, der mit brachialer Gewalt alles zur Seite fegt, das sich ihm in den Weg zu stellen droht. Es wird Zeit, dass wir ihm das Handwerk legen. Setzen Sie alle Hebel in Bewegung, Jesse, Sarah. Dieser Bursche ist ein Furunkel im Angesicht der Erde.«

Ein guter Vergleich, fand ich.

Als Sarah und ich in meinem und Milos Büro waren, sagte ich: »Wir müssen alles zusammentragen, was an Verbrechen welcher Art auch immer Luigi Castilo zugerechnet wird. Und dann müssen wir anfangen, den Spuren nachzugehen. Vielleicht gelingt es uns, ihm die eine oder andere Sache nachzuweisen und ihn in die Enge zu treiben.«

Wir telefonierten die Drähte heiß. Den Rest des Tages und den nächsten Tag verbrachten wir damit, Fakten zu sammeln, Akten zu studieren und Rücksprachen mit verschiedenen Leuten wie Ermittlungsbeamten oder Vertretern der Staatsanwaltschaft zu führen. Unter anderem stießen wir auf einen Italoamerikaner namens Adam Stellani, der wegen Förderung der illegalen Prostitution auf Rikers Island einsaß und der Geschäftsführer eines Clubs war, der Luigi Castilo gehörte. Stellani hatte vor zwei Jahren, nachdem der Club ausgehoben worden war, alle Schuld auf sich genommen, so dass er verurteilt wurde, Castilo aber leer ausging. Die jungen Frauen aus Mexiko und Südamerika, die sich illegal in den USA aufhielten, waren mit Drogen gefügig gemacht und regelrecht versklavt worden. Da sich Stellani nicht kooperativ erwies, traf ihn die volle Härte des Gesetzes.

Wir stießen auf weitere Namen von Männern, die man Luigi Castilo und seinem Bruder zuordnete, die sich wegen Schutzgelderpressung, Drogenhandels und sogar Mordes zu verantworten hatten, die zum Teil noch hinter Gefängnismauern, zum Teil aber schon wieder in Freiheit waren. Sie alle hatten bestritten, im Auftrag der Castilo-Brüder gehandelt zu haben. Lieber hatten sie hohe Strafen auf sich genommen, als die Brüder oder einen von ihnen ans Messer zu liefern. Die Angst der Gangster vor der Rache der Castilos saß tief.

Es war eine beachtliche Liste, die wir zusammengetragen hatten.

»Man sollte meinen, dass wenigstens einer von denen bereit ist, den Mund aufzumachen«, meinte Sarah.

»Diese Burschen fürchten, dass die Beziehungen der Castilo-Brüder auch hinter die Mauern von Rikers Island oder Sing Sing reichen. Du weißt ja, was in solchen Kreisen mit Verrätern oftmals geschieht. Sie werden kurzerhand liquidiert. Lieber nehmen die Kerle hohe Gefängnisstrafen in Kauf, als Gefahr zu laufen, umgebracht zu werden. Irgendwie verständlich, findest du nicht?«

»Sprechen wir mit Stellani«, schlug Sarah vor.

Ich war einverstanden.

Trevellian und der Kronzeuge der Mafia: Action Krimi

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