Читать книгу Trevellian und der Kronzeuge der Mafia: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеMr McKee sagte: »Auf Webster wurde ein Anschlag verübt. Er hat schwer verletzt überlebt und liegt im Krankenhaus. Sein Frau und ein Polizist namens Stan Wright wurden getötet. Der andere Polizist wurde ebenfalls schwer verletzt.«
Es dauerte ein wenig, bis ich die Nachricht verarbeitet hatte. Ich verspürte Betroffenheit. Die Mafia hatte also ihre Drohung wahrgemacht. Ich wechselte den Telefonhörer in die andere Hand und nachdem ich einmal tief durchgeatmet hatte, sagte ich: »Der Anschlag galt dem Leben Websters. Insofern war er also nicht von Erfolg gekrönt. Ich denke, Castilo wird noch einmal einen Killer schicken.«
»Man hat geheim gehalten, in welchem Krankenhaus Webster liegt. Außerdem wird er bewacht.«
»Er wurde auch bewacht, als der Anschlag verübt wurde«, wandte ich ein. »Einem Mann wie Castilo wird es im Übrigen nicht schwer fallen herauszufinden, in welches Hospital Webster eingeliefert wurde.«
»Sie haben Recht, Jesse«, räumte der AD ein. »Aber mehr können wir im Moment nicht tun. Ich möchte, dass Sie zusammen mit Sarah Anderson die Ermittlungen wegen des Anschlags betreiben. Milo wird weiterhin den Zeugen bewachen. Ich werde ihm Josy O'Leary zur Seite stellen.«
»Ich komme ins Field Office, sobald Josy eintrifft«, erklärte ich.
Es ging auf Mittag zu, als ich das Büro des Chefs betrat. Er rief Sarah an und bat sie, zu ihm zu kommen. Zwei Minuten später erschien meine attraktive Kollegin, mit der ich schon so manches Abenteuer zu bestehen hatte. Wir nahmen an dem Konferenztisch Platz und Mr McKee begann: »Ich habe Sarah bereits instruiert, Jesse. Wenden Sie sich an Sergeant Higgins vom Police Department. Er war mit einem Team vor Ort in der 52nd Street, wo das Attentat geschah.«
Von meinem Büro aus nahm ich telefonisch Verbindung mit dem Sergeant auf. »Es handelte sich um einen beigefarbenen Mercury«, klärte er mich auf. »Allerdings waren die Augenzeugen viel zu perplex, als dass sich jemand die Nummer des Wagens aufgeschrieben hätte. Es gibt nichts Konkretes, Trevellian. Das einzige, was wir haben, ist der Verdacht, dass Luigi Castilo hinter der Bluttat steckt.«
»Veranlassen Sie bitte«, sagte ich, »dass mir die Aussageprotokolle und Untersuchungsergebnisse zugeleitet werden.«
»Das ist doch selbstverständlich«, erklärte der Sergeant.
Ich legte auf und schaute Sarah an, die auf dem Stuhl von Milo Platz genommen hatte. »Ich habe es fast befürchtet. Wir müssen bei null anfangen.«
»Wir haben die Vermutung, dass Luigi Castilo dahintersteckt«, gab Sarah zu verstehen.
»Das ist nicht viel – das ist gar nichts.«
»Immerhin wissen wir, wo wir den Hebel ansetzen müssen.«
»Ich frage mich, was Luigi Castilo mit dieser Bluttat bezweckt? Denkt er denn, er kann, wenn er Webster ermordet, das Verfahren gegen seinen Bruder verhindern?«
»Er will abschrecken«, versetzte Sarah. »Und einschüchtern. Sizilianische Verhältnisse. In Sizilien leben Staatsanwälte, die sich dem Kampf gegen die Mafia verschrieben haben, gefährlich.« Sarahs Stimme gewann an Intensität. »Webster hat sich dem Kampf gegen die Mafia der Castilos verschrieben. Grund genug für die Gangster, ihm nach dem Leben zu trachten. Wir sollten uns mal mit Luigi Castilo unterhalten. Was hältst du davon?«
»Was willst du damit erreichen?«, fragte ich.
»Er soll sehen, dass wir uns nicht auf der Nase herumtanzen lassen und merken, mit wem er es zu tun hat. Wenn plötzlich das FBI mitmischt, mahnt ihn das vielleicht zu Zurückhaltung.«
»Oder wir locken ihn aus der Reserve«, murmelte ich. »Und das verleitet ihn vielleicht dazu, einen Fehler zu machen. Fahren wir nach Little Italy.«
Natürlich hatten die Castilo-Brüder längst die Aufmerksamkeit des FBI erregt. Und so wussten wir, wo Luigi Castilo wohnte. Er besaß in der Hester Street ein Haus. Seine Wohnung befand sich in der zweiten Etage. Das Hausmädchen öffnete uns die Tür. Ich stellte mich und Sarah vor und äußerte den Wunsch, Mr Castilo zu sprechen.
»Einen Augenblick«, sagte das Hausmädchen, eine hübsche, junge Frau mit langen schwarzen Haaren, schloss die Tür und ließ uns davor stehen. Sarah schaute mich an und ihre Brauen hoben sich. Es dauerte fast fünf Minuten und ich war nahe daran, die Geduld zu verlieren, als die Tür wieder aufging. Das Hausmädchen machte eine einladende Handbewegung: »Mr Castilo lässt bitten.«
Wir traten ein und befanden uns in einer geräumigen Diele. Die Haushälterin schloss die Tür und ging voraus in die Wohnstube. Castilo stand hinter einem schweren Sessel und hatte die Hände auf der Lehne liegen. Er blickte uns prüfend entgegen. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel. »Es ist in Ordnung, Sylvia«, sagte er. »Vielen Dank.«
Das Hausmädchen verschwand in einen Nebenraum und zog die Tür hinter sich zu.
»Mein Name ist Trevellian«, erklärte ich. »Meine Kollegin Anderson. Wir sind vom…«
»FBI«, unterbrach mich Castilo. »Ich weiß. Was führt Sie zu mir?« Er wies auf die Polstermöbel. »Nehmen Sie doch Platz, Special Agents.« Wir ließen uns nieder und Castilo setzte sich ebenfalls. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
»Machen Sie sich keine Mühe«, antwortete ich. Seine katzenhafte Freundlichkeit berührte mich unangenehm. Er war ein Wolf im Schafspelz. Mir entging nicht der lauernde Ausdruck in seinen dunklen Augen. »Auf Morgan Webster wurde ein Anschlag verübt.«
Ich fiel sozusagen mit der Tür ins Haus. Es gab für mich keinen Grund, um den heißen Brei herumzureden.
Castilo zeigte keinerlei Reaktion. Den Blick fest auf mich gerichtet erwiderte er: »Sie sprechen von dem Staatsanwalt, nicht wahr?«
»Sehr richtig.«
»Ich habe die Pressekonferenz am Fernseher verfolgt«, erzählte der Gangsterboss, der sich bisher erfolgreich dem Zugriff der Polizei entzogen hatte. »Ich kann mir denken, weshalb Sie zu mir kommen.«
»Websters Frau und ein Polizist wurden getötet«, sagte Sarah.
Castilo nickte. »Ich habe es heute Morgen in den Nachrichten gehört. Was für eine Tragödie. Sicher sind Sie der Meinung, dass ich dahinterstecke.«
»Immerhin ist es Ihr Bruder, den Webster anklagt. Webster erhielt einige Morddrohungen.«
»Er sprach davon. Ich muss Sie allerdings enttäuschen, Special Agents. Ich habe mit dem Anschlag auf Webster nicht das Geringste zu tun. Was er meinem Bruder vorwirft, ist lächerlich.«
»Es gibt einen Zeugen.«
Castilo zuckte mit den Schultern. »Mein Bruder hat Feinde, ebenso wie ich. Wir sind ziemlich erfolgreiche Geschäftsleute und es gibt eine Reihe von Neidern. Der Anwalt meines Bruders wird den Zeugen auseinandernehmen, er wird ihn in der Luft zerreißen. Von seiner Glaubwürdigkeit wird nichts übrig bleiben.«
»Freuen Sie sich nicht zu früh, Castilo«, knurrte ich.
Der Gangster grinste. Es erinnerte mich an das Zähnefletschen eines Wolfes. »Sie werden es sehen. Mein Bruder wird vom besten Anwalt der Stadt vertreten. Die Anklage wird in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus.«
»Haben Sie eine Ahnung, mit welchem Zeugen der Staatsanwalt aufwartet?«
»Das interessiert mich gar nicht«, versetzte Castilo.
»Wir sind davon überzeugt, dass Sie den Anschlag auf Webster inszeniert haben, Castilo«, sagte ich geradeheraus.
In den Augen von Luigi Castilo blitzte es auf. Sein Mienenspiel zeigte einen verärgerten Ausdruck. Er schürzte die Lippen. »Glauben Sie, was Sie wollen, Trevellian. Solange Sie keinen Beweis für ihre Vermutung haben…«
»Das FBI hat die Ermittlungen übernommen.«
Die Mundwinkel des Gangsters sanken verächtlich nach unten. »Dann machen Sie Ihren Job, Special Agents«, blaffte er. »Doch ich warne Sie. Kommen Sie mir nicht zu nahe. Ich habe einflussreiche Freunde. Und ich lasse mir von Ihnen nichts am Zeug flicken. Ein Mann wie ich muss auf seinen makellosen Ruf bedacht sein.«
Es klang wie Hohn in meinen Ohren und ich erhob mich. Ich hatte mir ein Bild von dem Gangsterboss machen können und es gab für mich keinen Grund, seine Zeit länger in Anspruch zu nehmen.
Auch Sarah stand auf.
»Wir werden die Wahrheit herausfinden«, versprach ich.
»Das ist Ihr Job«, antwortete Castilo höhnisch.
Wir verabschiedeten uns von ihm.