Читать книгу Trevellian oder der Terror hat einen Namen: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10
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ОглавлениеMrs. Landers trug dunkle Trauerkleidung. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie sah krank aus. Es war eine Frau von ungefähr vierzig Jahren, deren Haare blond gefärbt waren. Ich stellte uns vor und sie bat uns in die Wohnung. Nachdem wir saßen, drückte ich der Frau gegenüber mein Mitgefühl hinsichtlich des Todes ihres Mannes aus, dann fragte ich: »Fühlen Sie sich in der Lage, uns ein paar Fragen zu beantworten, Mrs. Landers?«
Sie nickte. »Fragen Sie. Mir selbst liegt sehr viel daran, dass Sie den oder die Mörder meines Mannes überführen.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und ihre Stimme klang gepresst und verbittert, als sie sagte: »Burt hätte diese ominöse Drohung nicht ignorieren dürfen. Er hat nur darüber gelacht.«
Ich war ganz Ohr. »Welche Drohung?«
»Im Betrieb war der Job des Abteilungsleiters Controlling zu besetzen. Burt wurde telefonisch aufgefordert, einen bestimmten Bewerber einzustellen.«
Milo und ich wechselten einen viel sagenden Blick. »Nannte Ihr Mann einen Namen?«, fragte Milo.
Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Grundsätzlich sprach er zuhause nicht über seine Arbeit. Lediglich einmal meinte er lachend, dass ihn ein Verrückter angerufen und mit dem Tod bedroht habe, falls er sich nicht für einen bestimmten Bewerber entscheidet.«
»Wie haben Sie reagiert, Mrs. Landers?«, erkundigte ich mich.
»Ich bin natürlich zutiefst erschrocken. Aber Burt hat nur abgewinkt und meinte, dass der Anruf wohl von dem Bewerber selbst kam, der damit seine Einstellung vorantreiben wollte. Er beruhigte mich. Ich dachte bald gar nicht mehr daran, Burt und ich sprachen auch nicht mehr darüber. Doch jetzt erscheint alles in einem ganz anderen Licht.«
Sie begann zu weinen. Ihre Schultern zuckten. »Entschuldigen Sie«, murmelte die Frau, »aber es ist alles noch so frisch, und der Gedanke an Burts gewaltsamen Tod überwältigt mich einfach.«
Ich spürte Betretenheit. »Wann war das?«, fragte ich, nachdem Mrs. Landers ihre Gefühle wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
»Vor etwa sechs Wochen.«
»Denken Sie nach«, forderte ich. »Hat Ihr Mann wirklich keinen Namen erwähnt?«
»Das kann ich ganz sicher ausschließen«, erwiderte Mrs. Landers mit fester Stimme.
Wir kehrten in den Betrieb zurück und meldeten uns noch einmal bei John Hazen an. Er schaute fragend.
»In Ihrem Betrieb war der Job des Abteilungsleiters Controlling zu besetzen«, begann ich.
Er nickte. »Die Stelle wurde besetzt. Wilson Whiteman hat das Rennen gemacht. Er hat am vergangenen Ersten den Job angetreten. Hat die Stellenbesetzung etwas mit den schrecklichen Ereignissen zu tun?«
»Wer hat entschieden, dass Whiteman den Job bekommt?«, fragte Milo.
»Es gab fünf Bewerbungen. Landers hat Whiteman als den geeignetsten Bewerber dargestellt, und auf seinen Vorschlag hin bekam er den Zuschlag.«
»Die Auswahl hat im Endeffekt also Landers getroffen.«
»Ich sagte es doch: Er hatte ziemlich freie Hand. Auf ihn war hundertprozentig Verlass. Whiteman verfügte über erstklassige Referenzen, Landers hat mit ihm ein ausführliches Gespräch geführt, von dem er sehr angetan war. Whiteman stellte sich als der Mann mit den besten Qualifikationen dar. Also haben wir ihn genommen.«
»Ist er im Betrieb?«
»Natürlich.«
»Werden Sie die Stelle des Personalchefs ausschreiben, oder besetzen Sie sie betriebsintern?«
»Wir schreiben die Stelle aus. Es ist nicht irgendeine Stelle in unserem Unternehmen. Derjenige, der sie bekommt, ist nach den Gesellschaftern der mächtigste Mann im Betrieb. Wir stellen also sehr hohe Anforderungen an Landers‘ Nachfolger. Und Landers hat die Messlatte ziemlich hoch gelegt.«
»Wer außer Whiteman hat sich noch beworben?«, brachte ich das Gespräch wieder auf den Punkt.
Hazen rief Cindy, seine Sekretärin, an. Zehn Minuten später brachte sie einige Mappen, die sie ihrem Chef reichte. Der gab sie an mich weiter. Die Namen der Männer waren Earl Steward, Wyatt McGrady, Gordon Hendrik und Rice Fitzgerald.
»Würden Sie uns die Bewerbungsunterlagen für einige Zeit überlassen?«, fragte ich.
»Gerne.«
»Sprach Landers mit Ihnen darüber, dass man ihn nötigen wollte, einen bestimmten Bewerber einzustellen?«
Hazen schaute mich verblüfft an. »Man wollte ihn nötigen …?«
»Ja. Wir wissen es von Mrs. Landers. Mit ihr sprach ihr Mann darüber. Leider nannte er ihr nicht den Namen des Bewerbers.«
»Ich habe keine Ahnung«, erklärte John Hazen. Seine Stirn lag in Falten. »Hat man Landers gedroht?«
»Man drohte ihm mit dem Tod.«
Hazen zog den Kopf zwischen die Schultern. »Kann es mit der Forderung zusammenhängen, die Gesellschaftsanteile zu verkaufen?«
»Wir nehmen es an. Jemand will nicht nur den Betrieb übernehmen, er will auch die exponierten Stellen mit seinen Leuten besetzen. Weder Sie und die anderen Gesellschafter, noch Burt Landers haben mitgespielt. Also setzte der Unbekannte seine Drohung in die Tat um.«
John Hazen schluckte krampfhaft. In seinen Mundwinkeln zuckte es. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen.
»Wir würden gerne Mister Whiteman sprechen«, sagte ich.
Hazen persönlich führte uns ins Büro des Abteilungsleiters. Ich schätzte Whiteman auf Ende vierzig. Er war mittelgroß und untersetzt, hatte dunkle, allerdings ziemlich lichte Haare, braune Augen und verfügte über ein kräftiges Kinn, was Energie und Durchsetzungsvermögen verriet. Er begrüßte uns mit Handschlag, John Hazen stellte uns vor. Whiteman schaute ernst drein.
»Ihr Einstand in das Unternehmen steht unter keinem besonders glücklichen Stern«, sagte ich.
»Das kann mal wohl sagen«, antwortete Whiteman grollend. »Haben Sie schon irgendwelche Spuren, die zu den Tätern führen?«
»Nein. Sie haben mit Burt Landers vor ihrer Einstellung ein persönliches Gespräch geführt.«
»Gewiss. Das ist so üblich.«
»Sicher. Machte Landers irgendwelche Andeutungen, dass er wegen der Stellenbesetzung erpresst werde?«
Whiteman schaute betroffen. »Er erwähnt nichts in dieser Richtung. Wie ist das zu verstehen?«
»Jemand drohte ihm mit dem Tod, wenn er sich nicht für einen bestimmten Bewerber entscheidet.«
Sekundenlang herrschte betroffenes Schweigen. Plötzlich sagte John Hazen: »Mister Whiteman kann jener Bewerber nicht gewesen sein. Nachdem er eingestellt wurde, hätte es keinen Grund gegeben, Landers umzubringen.«
Diesem Argument konnte ich mich nicht verschließen. »Haben Sie Ihre Mitbewerber persönlich kennengelernt?«, fragte ich an Whiteman gewandt.
»Nein.«
»Wo waren Sie vorher beschäftigt?«
»Bei Global-Tronic. Ich habe dort über zehn Jahre gearbeitet.«
»Auch als Personalchef?«
»Ja. Aber das Angebot von HaNoWe-Electronics war viel zu lukrativ, als dass ich es auslassen wollte. Ich verdiene hier ein Drittel mehr als bei Global-Tronic.«
»Das ist sicherlich ein guter Grund, den Arbeitgeber zu wechseln«, bemerkte Milo und dachte wohl an sein eigenes, an und für sich doch recht bescheidenes Salär.
Wir verabschiedeten uns.
Während der Fahrt zurück zur Federal Plaza sagte Milo: »Ich gehe mit Hazen einig: Whiteman kann nicht der Bewerber sein, dessen Einstellung erzwungen werden sollte.«
»Das ist auch meine Meinung. Wir werden uns die anderen Bewerber zur Brust nehmen. Hinter einem von ihnen steckt jemand, der gesteigertes Interesse daran hatte, dass sein Mann eine Führungsposition bei HaNoWe-Electronics innehat.«
»Jemand, der sich den Betrieb unter den Nagel reißen möchte«, ergänzte Milo, »und der vor nichts zurückschreckt, um seinen Willen durchzusetzen. Irgendein kleiner Gangster kommt nicht in Frage. Es muss jemand sein, der über die entsprechenden finanziellen Mittel und die personelle Ausstattung verfügt, um ein derartiges Unterfangen ernsthaft in Angriff zu nehmen.«
Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen.